Beschluss: einstimmig beschlossen

Beschluss:

 

Das Gremium nimmt das Ideenpapier zu Familienzentren oder analogen Angeboten im Landkreis Friesland zur Kenntnis und befürwortet die Bereitstellung der Mittel im Haushalt 2017.

 


Das Handlungsfeld Familie gehört in jeder kreisangehörigen Stadt/ Gemeinde zu den wichtigen kommunalen Politikfeldern. In den vergangenen Jahren wurden große Anstrengungen unternommen, um in den einzelnen Bausteinen „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, „ Integration und interkulturelle Öffnung“, „Förderung und Unterstützung von Familien“ oder auch „Gesundheitsförderung“ und „generationenübergreifende Vernetzung“  Angebote zu schaffen. Die entsprechenden Angebote und Aktivitäten sind vielerorts unter einem Dach oder befinden sich in unmittelbarer Nähe zueinander. In allen kreisangehörigen Städten und Gemeinden besteht somit eine Vielfalt an Angeboten für Familien, die in ihrer Organisation und Struktur allerdings starke regionale Unterschiede aufweisen.

 

Parallel dazu hat auch der Landkreis Friesland in der Rolle des öffentlichen Jugendhilfeträgers durch den Aufbau der Familien- und Kinderservicebüros in jeder Stadt / Gemeinde den präventiven Ansatz in der Jugendhilfe verstärkt. In vielen Bereichen hat sich im Laufe der Jahre eine gute Zusammenarbeit der Akteure vor Ort entwickelt. Die Effektivität der Leistungen des Familien- und Kinderservicebüros ist grundsätzlich abhängig von dem Grad der Einbettung in die städtische bzw. gemeindliche Ebene. Je stärker der gemeinsame inhaltliche Bezug zwischen den einzelnen Angebotsanbietern ausgestaltet ist, desto wirksamer und zielgerichteter funktioniert die Auftragserfüllung.

 

Der Landkreis Friesland ist seit Anfang 2015 Modellkommune im Land Niedersachsen für das Projekt „Kinderschutz im ländlichen Raum“.  Die Gründung bzw. in vielen Städten und Gemeinden Erweiterung von Familienzentren oder analogen Angeboten (z.B. Mehrgenerationenhaus, Gemeinwesentreffpunkte) unter Einbezug der Angebote der Jugendhilfe wird dem Kinderschutz im ländlichen Raum einen deutlichen Mehrwert geben und damit weiter positiv entwickeln. Es gilt, gemeinwesenorientierte Treffpunkte für Familien und alle Generationen zu schaffen, in denen deren Bedarfe niederschwellig angenommen und gemeinsam entwickelt werden können.  Dafür ist es notwendig, bestehende Angebote zu nutzen und gemeinsam mit den dortigen Akteuren das Laien- und Selbsthilfeprinzip zu verstärken und Kontakt- und Unterstützungsnetze zu schaffen, die als (Selbsthilfe)-Initiativen vom Gemeinwesen gegründet und organisiert werden. Durch diese Institutionen können Familien mit Kindern bedarfsorientiert und vor Ort erreicht und unterstützt werden, die Erziehungsfähigkeit von Eltern gestärkt sowie die Kooperation sozialer Einrichtungen und Dienste verbessert werden. Damit werden Ressourcen effizienter genutzt. Die zahlreichen Evaluationen von Familienzentren im Bundesgebiet und die unterschiedlichen Bemühungen der Länder, Familienzentren zu fördern, belegen die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit eines solchen Angebotes.

 

Auch auf Landesebene gibt es die Überlegung, die verschiedenen Landesprogramme zur Familienförderung zu bündeln und zugleich die Einbindung aller Einrichtungen in die Handlungskonzepte der örtlichen Träger der Kinder- und Jugendhilfe verbindlich vorzuschreiben (vgl. Ergebnisse der 254. Sitzung des Jugend- und Sozialausschusses am 09.06.2016 in Hannover, TOP 6).

 

In Niedersachsen sind Familienzentren Orte der Begegnung, Bildung und Beratung für Familien. Familienzentren sind dem kulturellen und sozialen Umfeld geöffnet und stehen somit allen Familien in der Umgebung offen. Familien finden hier wohnortnah vielfältige, familienunterstützende Angebote, die an ihren jeweiligen Bedürfnissen und Bedarfen ansetzen und an deren Entwicklung sie beteiligt sind. Ein Familienzentrum ist ein Netzwerk, das Kinder individuell fördert und Familien berät, unterstützt und begleitet. So können die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern mit Beratungs- und Hilfsangeboten für Familien sinnvoll miteinander verknüpft werden (Quelle: Handreichung der nifbe Expertenrunde „Familienzentren in Niedersachsen“).

 

Die Steuergruppe des Modellprojektes „Kinderschutz im ländlichen Raum“ (Vertreter des Kinderschutz-Zentrums Oldenburg, der SOS-Beratungsstelle, des Landkreises Friesland) haben anliegendes Ideenpapier zur gemeinsamen Bündelung der kommunalen sozialen Aktivitäten und der Angebote des Jugendamtes für Familien erarbeitet. Dieses Papier ist den Städten und Gemeinden Ende Oktober 2016 mit dem Werben für die Gründung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zur Realisierbarkeit übermittelt worden.

 

Der Landkreis Friesland als örtlicher Träger der Jugendhilfe hat entsprechend der gesetzlichen Ausführungen in §§ 16, 79, 80 SGB VIII die Aufgaben der Schaffung von Angeboten der Familienbildung, der Gesamtverantwortung von Angeboten der Jugendhilfe und die der Jugendhilfeplanung als Instrument für die Planung und Strukturierung, für das optimale Ineinandergreifen unterschiedlicher Angebote und Maßnahmen öffentlicher und freier Träger der Jugendhilfe zum Wohle von Kindern und Familien vor Ort.

 

Mit anliegendem Ideenpapier soll eine zielgerichtete, partnerschaftliche die verstärkte Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene unter einem Dach gefördert werden. Gleichzeitig sind Gelingensfaktoren benannt, die aus Sicht der Jugendhilfe zu einer Qualitätssteigerung führen. Um einen Anreiz für die kommunale Arbeitsebene zu bieten, ist geplant, die Arbeit eines gemeinsamen Familienzentrums (oder analoges Angebot) mit jährlich 4.000,00 € pro kreisangehöriger Stadt / Gemeinde zu fördern. Außerdem steht ein Gesamtbetrag in Höhe von 8.000,00 € zur Verfügung, der für besondere Projekte zur Förderung der Mobilität bzw. flächendeckenden Angebotsstruktur genutzt werden kann.

 

In der bisherigen Arbeit der Familien- und Kinderservicebüros standen pro Jahr und Kommune 2.500,00 € für Projekte und Veranstaltungen zur Verfügung (8 x 2.500,00 € = 20.000,00 €). Diese Mittel sollen in 2017 in die Förderung der Familienzenten fließen und um weitere 20.000,00 € aufgestockt werden. Für den Haushalt 2017 sind somit insgesamt 40.000,00 € eingeplant.

 

 

Herr Meyer-Helfers führt ergänzend zur Vorlage aus, dass die Hauptverwaltungsbeamten der Städte und Gemeinden signalisiert haben, dem Ideenpapier positiv gegenüberzustehen. Mit den finanziellen Mitteln soll konkret die Organisation der Familienzentren gefördert werden. Folglich verwendet und verwaltet der jeweilige Betreiber der Familienzentren die Fördergelder. Die Mittel sind nicht als „Fördertopf“ angedacht, aus dem Gelder für einzelne Projekte beantragt werden können. worden.

 

Der Landkreis möchte mit den Städten und Gemeinden partnerschaftlich arbeiten und gestalten, daher sind bis auf das Ideenpapier als grobe Orientierungshilfe keine weiteren Vorgaben zur Ausgestaltung der Familienzentren vorgesehen. Es ist unerheblich, unter welchem Namen die Familienzentren auf Stadt- und Gemeindeebene arbeiten, wichtiger seien die inhaltlichen Angebote.

 

Die zusätzlichen Gelder für Mobilität sind angedacht, um die Angebote der Familienzentren in die Fläche zu tragen. Frau Renken unterstreicht, die Familien- und Kinderservicebüros bieten seit Jahren einen guten und ortsnahen Familienservice. Es gibt jedoch Familien, die die Angebote mangels entsprechender Mobilität nicht in Anspruch nehmen, so dass eine Bring-Struktur erforderlich sei. Zudem müsse man sich in die Fläche bewegen, um Bedarfe festzustellen und diesen mit entsprechenden Angeboten zu begegnen.

Frau Kaiser-Fuchs bestätigt, dass Mobilität erforderlich sei, um die Familien im Kreisgebiet zu erreichen.

 

Der Jugendhilfeausschuss wird auch zukünftig über den Sachstand zu den Familienzentren informiert. Auf Wunsch der Ausschussmitglieder liegt dem Protokoll ein Auszug aus der gültigen Jugendhilfeplanung des Landkreises Friesland aus dem Jahr 2014 an, aus dem die Anzahl der minderjährigen Einwohner der kreisangehörigen Städte und Gemeinden hervorgeht (Anlage).

 

 


Abstimmungsergebnis:

 

einstimmig