Beschluss: zur Kenntnis genommen

 

 


Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist am 26. März 2009 in Deutschland in Kraft getreten. Ein zentraler Ansatz des Übereinkommens ist das Prinzip der Inklusion. Sie ist erst dann verwirklicht, wenn jeder Mensch in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert wird und die Möglichkeit hat, in vollem Umfang an ihr teilzuhaben oder teilzunehmen.

 

Eine zentrale Aufgabe kommt also der Gesellschaft und somit uns allen zu. Wir müssen lernen umzudenken und Vorurteile abzubauen. Dazu ist es aber auch erforderlich, erst mal zu erkennen, dass man Vorurteile hat und vielleicht aufgrund von Äußerlichkeiten urteilt. 

 

Dies erfordert eine besondere Ansprache und Sensibilisierung eines jeden Mitmenschen. Der einzelne Mensch muss dazu aufgefordert werden, sich mit seinen Gedanken und Vorurteilen auseinanderzusetzen und selbst für sich die Erkenntnis gewinnen, sich in vielen Einschätzungen vielleicht einfach geirrt zu haben.

 

Das Fotokunst-Projekt „Schubladen“ ist dazu in besonderem Maße geeignet. Die Fotografin und Initiatorin der Ausstellung schreibt dazu folgendes:

 

„Wir fällen oft vorschnelle Urteile über andere, weil wir zunächst nur wenige Facetten wahrnehmen und unser Gehirn Eindrücke sofort in einer bestehenden Schublade ablegt. Wir möchten dazu beitragen, dass Menschen ihrem ersten Urteil misstrauen lernen.

 

Als Fotografin versuche ich das als erstes auszuhebeln, indem ich bestimmte Facetten zeige, die für mich interessant sind und von denen so viele glauben, sie seien bei bestimmten Menschen nicht oder nicht mehr vorhanden: Unversehrtheit und Stärke. Der Betrachter wird im besten Fall also keinen Unterschied machen können zwischen den Fotografien, die häufig nur über ihr Leben im Frauenhaus oder ihre Behinderung wahrgenommen werden und solchen, die umgangssprachlich als „normal“ gelten.(….)

 

Zu jedem Portrait gibt es vier kurze Beschreibungen, aber nur eine davon trifft zu. Durch das Betrachten der Portraits im Zusammenspiel mit diesem Quiz soll der Betrachter sich mit seinen „Schubladen“ im Kopf auseinandersetzen setzen können: unbeobachtet im Stillen oder im Dialog mit anderen. (…)“

 

Die Ausstellung - Konzept

 

Es werden 46 Fotos (50 cm x70 cm) gezeigt sowie 4 Großformate (2m x3m).

Von diesen 50 Portraits zeigt knapp die Hälfte Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Einschränkung und Frauen aus einem Frauenhaus. Das Konzept der Ausstellung sieht vor, dass von allen Menschen die Facetten Unversehrtheit und Stärke gezeigt werden – und zwar so, dass die Betrachter  nicht unterscheiden können, ob ein portraitierter Mensch in einem Frauenhaus lebt, in einer Behindertenwerkstatt arbeitet, bei der Post, als Notar oder Musikerin. Es geht darum, sich mit seinen eigenen Vorurteilen, seinen „Schubladen“ im Kopf auseinanderzusetzen.

 

Um diesen Prozess zu unterstützen ist die Ausstellung interaktiv. Neben jedem Portrait hängen 4 Beschreibungen, aber nur eine trifft zu. Dieses Bilderquiz wird zu keiner Zeit eins zu eins aufgelöst, denn es gilt, die Identitäten der Portraitierten zu schützen. Die Besucher können sich aber eine Trefferquote, ein Gesamtergebnis abholen: beim Quizzen im Internet oder im Rahmen ihres Ausstellungsbesuchs.

 

Im Rahmen der Ausstellung werden dazu Antwortbögen verteilt, die jeder Besucher ausfüllen kann. Die Initiatorin der Ausstellung wertet diese Fragebögen aus und teilt dem Besucher sein persönliches Gesamtergebnis mit.

 

Die Ausstellung wurde seit 2016 an verschiedenen Orten in Nordrhein Westfalen gezeigt. In Friesland würde die Ausstellung erstmals in Niedersachsen gezeigt werden, so dass  von einem großen öffentlichen Interesse auch in den Medien ausgegangen werden kann

 

Um möglichst viele Menschen zu erreichen, ist ein attraktiver Ausstellungsort wichtig.  Das Schloß Jever, Frau Dr. Antje Sander hat auf Anfrage ihre Mitarbeit an dem Projekt zugesagt und wird auch an dem Begleitprogramm, das während der Ausstellungszeit angeboten werden soll, mitarbeiten. Das Schloß Jever ist auch in der Vergangenheit durch verschiedene inklusive und integrative Aktionen positiv aufgefallen.

 

Zur Eröffnungsveranstaltung wird die Initiatorin und Fotografin Maike Hahnrath einen Vortrag halten.

 

Auf der Internetseite www.schubladen.online sind weitere Informationen und es gibt dort auch die Möglichkeit, sich selbst zu testen.

 

Finanziert wird die Ausstellung aus Geldern des ehemaligen Tuberkulosefonds, der dem Fachbereich Soziales und Senioren zur Verwendung für Soziale Projekte zur Verfügung steht.

 

Die Vorlage wird inhaltlich von Herrn Tetz vorgestellt.

 

Es gibt keine Wortmeldungen. Frau Bastrop stellt fest, dass das Projekt positiv zur Kenntnis genommen wird.

 

Herr Ambrosy schlägt vor, eine Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Soziales im Zeitraum der Ausstellung zu machen und sich diese auch gemeinsam anzugucken, wenn Interesse besteht.