Sitzung: 23.10.2017 Ausschuss für Bauen, Feuerschutz u. Mobilität
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 0, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 0268/2017
Beschluss:
Dem Abbruch und dem Neubau als Erweiterung des B-Traktes am Mariengymnasium wird zugestimmt.
In den letzten Jahren haben sich die
gesellschaftspolitischen Anforderungen an die Schulformen im Land grundlegend
geändert.
Das Mariengymnasium Jever nimmt sich der neuen
Herausforderungen an:
- das Mariengymnasium ist bereits seit
01.08.2005 durch das Nds. Kultusministerium genehmigte Ganztagsschule und
bietet seit dem verlässliche Ganztagsbetreuung für die Jahrgangsstufe 5 an,
- Schülerinnen und Schüler mit
Beeinträchtigungen werden inklusiv unterrichtet,
- der Anteil eines Geburtsjahrgangs mit
Studienberechtigung soll nach landespolitischen Vorgaben deutlich erhöht
werden,
- die allgemeine Hochschulreife nach 9
Jahren (G9) ist wieder eingeführt worden.
- die Außenstelle in Schortens ist gänzlich
aufgegeben worden.
Um diesen schulischen Herausforderungen gerecht
zu werden, hat der Landkreis Friesland 2014 beschlossen, über einen
mehrjährigen Zeitraum verteilt, weitere Investitionen im Rahmen der
Generalsanierung in diesen Schulstandort zu tätigen.
So wurden 2015, um den gestiegenen Bedarf im
Bereich Sport zu decken, die Gymnastikhalle generalsaniert und den aktuellen
Anforderungen im Rahmen der baulichen Möglichkeiten angepasst. Die
Gymnastikhalle wird seit der Sanierung als ein weiteres Drittel zur vorhandenen
3-Feld-Sporthalle genutzt und hat somit erheblich zur räumlichen Entspannung im
Sportbereich beigetragen.
Um einen weiteren Engpass zu beheben, wurde
ebenfalls in 2015 das Musikhaus saniert. Die Räumlichkeiten entsprachen weder
im Hinblick auf die Raumaufteilung noch auf die Raumakustik den Anforderungen
für Musikunterricht. Auch im Hinblick auf die Inklusion musste das Gebäude den
heutigen Ansprüchen gerecht werden. Die Sanierung wird in diesem Jahr durch die
energetische Sanierung der Dachflächen sowie durch den Einbau eines Aufzuges
abgeschlossen.
Das Umbau- und Sanierungskonzept wird in diesem
Jahr mit der Fortführung der Baumaßnahmen der Sporthallenumkleiden und den WC-Anlagen
im Kellergeschoss des A-Traktes fortgesetzt.
Der sogenannte „B-Trakt“ (Verbindungsbau
zwischen Altbau/C-Trakt und Mensa/Sporthalle) steht als nächstes zur Sanierung
an.
Allerdings haben sich mittlerweile wesentliche
Rahmenbedingungen geändert. Als Grundlage für die Erstellung des
Generalsanierungskonzeptes im Jahr 2014 diente die damals aktuelle
Schulentwicklungsplanung. Es prognostizierte eine grundsätzliche Vierzügigkeit
des Mariengymnasiums.
Mittlerweile haben sich vor allem die
schulpolitischen Rahmenbedingungen geändert. Die Schullaufbahnempfehlung wurde
abgeschafft und der Zulauf zu den Gymnasien ist deshalb gestiegen. In der im
August dieses Jahres erfolgten Auftaktveranstaltung zur Neuaufstellung einer
neuen Schulentwicklungsplanung wurden die aktuellen Anmeldezahlen an den
Schulen des Landkreises präsentiert. Für das Mariengymnasium Jever wird jetzt
grundsätzlich eine Fünfzügigkeit prognostiziert.
Unter Berücksichtigung dieser Tatsache hat die
Verwaltung untersucht, inwieweit eine 5-Zügigkeit evtl. durch eine Außenstelle
in Jever zu realisieren ist, da am Hauptstandort dafür keine ausreichenden
Raumkapazitäten mehr zur Verfügung stehen.
Zur Elisa- Kauffeld-Oberschule als mögliche
Außenstelle:
Die Auslastung der vorhandenen Klassenräume lässt
eine zusätzliche Integration eines kompletten Jahrgangs nicht zu. Ferner hat
sich die Elisa-Kauffeld-Oberschule ebenfalls den neuen Herausforderungen zu
stellen, z.B. der Herrichtung von Differenzierungsräumen oder die
Bereitstellung von Ganztagsangeboten.
Zur Friedrich-Schlosser-Schule als mögliche
Außenstelle:
Mit Beginn des Schuljahres 2017/2018 sind zwei
weitere Klassen im Schulzweig „Geistige Entwicklung“ gebildet worden, so dass
keine frei werdenden Kapazitäten durch das Auslaufen des Schulzweigs „Lernen“
entstehen. Auch hier ist die Unterbringung eines kompletten Jahrgangs nicht
möglich, zumal die Räume entsprechend den Erfordernissen einer Förderschule
ausgestattet sind.
Zur BBS Jever als mögliche Außenstelle:
Theoretisch wäre es denkbar, verschiedene
Klassen der BBS zu verlagern oder zusammen zu legen. In der Praxis stellt sich
dies schwer da, da es zwar viele Klassen mit einer kleinen Schülerzahl gibt,
diese aber jeweils unterschiedlichen Fachrichtungen/ Ausbildungsgängen
zugeordnet sind, so dass die Klassen nicht zusammen gelegt werden können und
auch die kleineren Klassen einen eigenen Raum benötigen.
Zudem gibt es Probleme die beiden sehr
unterschiedlichen Schulformen BBS und Mariengymnasium aneinander anzupassen.
Beispielhaft sei hier aufgezählt;
·
dass eine
komplette Anpassung des Stundenrasters beider Schulen nicht möglich ist, da die
Stundenplanung durch die pendelnden Lehrer sich zumindest erschwert,
·
die
(gemeinsame) Nutzung der Fachräume schwer zu planen ist bzw. die Schüler für
den Fachunterricht ständig zwischen Außenstelle und Hauptstandort pendeln
müssten,
·
die
Aufsichtspflicht an der Außenstelle und auf den Wegen zwischen Haupt- und Außenstelle
schwer zu erfüllen wäre.
Aufgrund der Tatsache, dass das Mariengymnasium
durch die Lage im städtischen Kerngebiet keine weiteren Möglichkeiten eines
separaten Neubaus auf dem Schulgelände hat, untersuchte die Verwaltung, inwieweit eine Erweiterung durch Anbau,
Aufstockung oder Abriss und Neubau der Bestandsgebäude möglich ist.
Anbau:
Es stellte sich heraus, dass ein Anbau aufgrund
der beengten Flächenverhältnisse auf dem Schulgelände, ohne den Pausenhof im
großen Umfang einzuengen, nicht möglich ist.
Aufstockung des bestehenden B-Traktes:
Das Konzept geht von einem Abbruch des Daches
und einer zweigeschossigen Aufstockung auf vorhandenem Grundriss aus. Die
vorhandene Bausubstanz wird saniert. Aufgrund der Aufstockung sind aus
statischen Gründen erhebliche Aufwendungen für die Tragkonstruktion notwendig.
Eine zukunftsorientierte Entwicklung der Schule wird nicht erreicht, weil das
überholte Organisationsprinzip (Flure, Klassen) einfach fortgesetzt wird. Durch
den Einbau eines Fahrstuhls werden zwar alle Ebenen oberhalb des Erdgeschosses
barrierefrei erschlossen, allerdings bleibt die Problematik im Erdgeschoss
bestehen. Hier können nicht alle angeschlossen Gebäudeteile barrierefrei
erreicht werden. Die Baukosten für diese Lösung wurden auf ca. 2.773.000,-€
geschätzt.
Abbruch und Neubau:
Das Konzept geht von
einem vollständigen Abbruch des B-Traktes aus. Zwei gegenseitig verschobene
Baukörper, der verglaste Sockel (der die unterschiedlichen Höhen aufnimmt) und
ein darüber schwebender Kubus bestimmen das architektonische Konzept. Eine
offene und barrierefreie Organisation der Schule wird möglich.
Bei dem Neubau können
die Ebenen so organisiert werden, dass es einen barrierefreien Zugang zur
Schule gibt und auch (bis auf den historischen Altbau) alle Ebenen barrierefrei
erschlossen werden können. Die Kunsträume (diese befanden sich im Dachgeschoss)
werden in das Erdgeschoss verlegt und erhalten durch ihre Raumhöhe von ca. 4,00m
und großzügige Verglasung einen Ateliercharakter. Ein „Kunsthof“ ergänzt die
pädagogischen Optionen. In den oberen Geschossen entwickeln sich auf zwei
Ebenen mit jeweils fünf Klassenräumen und einem Gruppenraum Flächen für einen
Jahrgang. Mit der Möglichkeit auch offene Bereiche (Flure) zu nutzen, wird
zeitgemäßes Lernen unterstützt. Städtebaulich und gestalterisch fügt sich der
Neubau als eigenständige Ergänzung in das vorhandene Ensemble ein. Die Kosten
werden auf ca. knapp 2.993.000,- € geschätzt.
Um weitere Kosten bei
der Generalsanierung des Mariengymnasiums zu sparen, wird vorgeschlagen, auf
eine technisch aufwendige und kostspielige Sanierung im Bereich der Hausmeister
– und Schulassistentenbüros sowie der Druckerei im Kellergeschoss des A-Traktes
zu verzichten. Die aufwendige Sanierung ist notwendig, weil durch die Nutzung
als Aufenthaltsraum erhebliche Auflagen für den baulichen und technischen
Brandschutz zu erfüllen sind.
Stattdessen wird vorgeschlagen die Räumlichkeiten für das
technische Personal der Schule in einem möglichen Kellergeschoss des Neubaus zu
realisieren. Aufgrund der bestehenden Geländetopographie und der dadurch
resultierenden Anpassung des Neubaus an die vorhandenen Gebäude, besteht im Bereich
der geplanten Verwaltung die Möglichkeit mit verhältnismäßig wenig Aufwand eine
Teilunterkellerung zu realisieren. Ein weiterer Vorteil liegt auch hier in der
barrierefreien Erschließung des Kellerraums, womit Lieferungen (z.B. große
Mengen Papier) ohne großen Aufwand ins Kellergeschoss befördert werden können.
In der Konsequenz der
o.g. Erläuterungen schlägt die Verwaltung vor, den B-Trakt abzubrechen und an
selber Stelle einen Neubautrakt mit dem notwendigen Raumbedarf zu errichten.
Die Vorteile für einen Neubau sind:
- Barrierefreie Erschließung aller Ebenen
- Ganzheitliche energetische bauliche
Umsetzung
- Einfachere Lösung von
Brandschutzanforderungen
- Offene und bessere Organisation der Schule
- Integration des technischen Personals an
der Verwaltung
Herr Alpaslan
erläutert die Gründe für den Vorschlag anstatt einer Sanierung des B-Traktes,
diesen abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Er stellt in groben Zügen
das Gesamtsanierungskonzept aus dem Jahr 2014 dar und erläutert, dass aufgrund
der geänderten schulpolitischen Rahmenbedingungen das Mariengymnasium dauerhaft
Jahrgänge mit je fünf Klassen haben wird. Im Gesamtsanierungskonzept von 2014
ging die Verwaltung noch von einer 4-Zügigkeit aus. Der fehlende Raumbedarf
konnte nach einer Untersuchung nicht im Gebäudebestand nachgewiesen werden.
Auch andere Schulstandorte in Jever kamen als Außenstellen nicht in Betracht.
Die Möglichkeiten der Erweiterung in Form eines zusätzlichen Neubaus,
Aufstockung sowie Abriss und Neubau mit den Vor- und Nachteilen wurden
ebenfalls untersucht und erläutert.
Anschließend stellt
der Herr Prof. Enno Schneider den Entwurf zum Neubau des Verwaltungsbaus am
jetzigen B-Trakt-Standort vor.
KTAe Bödecker fragt
nach dem Lärmpegel, der Ausstattung mit sanitären Anlagen und der
Erreichbarkeit des Fahrstuhles für Rollstuhlfahrer.
Herr Schneider
erläutert, dass in den einzelnen Unterrichtsräumen an den Decken
schallabsorbierenden Plattenelementen, sogenannten Schallsegeln bzw.
Akustikplatten, angebracht werden sollen. Nach der bisherigen Planung befinden
sich die Toiletten nur im Kellergeschoss. Der Fahrstuhl hat Türen auf beiden
Seiten, so dass Rollstuhlfahrer alle Ebenen barrierefrei erreichen können.
KTAe Bödecker äußert
daraufhin Bedenken, dass die Schallsegel als Staubfänger wirken könnten.
KTA Herr Loers sieht
das Gesamtbild der Schule im Hinblick auf den anliegenden denkmalgeschützten
Altbaus in Gefahr.
Herr Schneider
erwidert hierzu, dass er als Professor auch
Denkmalpflege lehrte und nach
seiner Einschätzung das Denkmal für sich allein schützenswert zu betrachten
sei. Zudem habe man sich mit der Verwaltung für einen rötlichen Farbton bei der
Fassade entschieden, der sich gut in das Ensemble integriert.
KTAe Bödeker bemängelt
die geringe Breite der Treppen von 160 cm und fragt, ob diese für ca. 300 Schüler ausreichen, wenn diese
gleichzeitig die Klassen verließen und ob der Weg zu den sanitären Anlagen im
Untergeschoss nicht zu weit sei. Sie würde es begrüßen, wenn hier auf den
Etagen WC-Anlagen vorhanden wären und würde es dann auch mittragen, wenn
hierdurch der Kostenrahmen von ca. 3.000.000,- € überschritten werden müsste.
Herr Schneider fügt
zu der Breite der Treppen an, dass diese die baurechtlich notwendige Breite aufwiesen.
Herr Alpaslan fügt hinzu, dass für die Treppenbreite der bauliche Brandschutz
maßgeblich ist und dieses eingehalten wird.
KTA Eilers möchte
eine Aussage zu den Folgekosten (Reinigung) der großzügigen Glasfenster und den
außenliegenden starren Sonnenschutzelementen haben.
Herr Schneider
erläutert, dass durch den hohen Glasanteil in den Klassenräumen eine viel
bessere Raumqualität durch Tageslicht erreicht wird. Er verweist darauf, dass
für die Reinigung keine aufwendigen Reinigungsmaschinen (z.B. Hubsteiger)
notwendig sind, sondern die Reinigung der Außenfenster ganz einfach von innen
zu erledigen sei. Auch die Pflege und Wartung des starren Sonnenschutzes ist im
Vergleich zu den konventionellen Außenraffstoreanlagen viel günstiger, weil
diese Anlage viel robuster und dadurch bei (starkem) Wind weniger anfällig sei.
Der Vorsitzende
Ulfers erlaubt Herrn Ploeger-Lobeck, derzeit kommissarischer Schulleiter des
Mariengymnasiums, ausnahmsweise sich zu dem Tagesordnungspunkt zu äußern.
Herr Ploeger-Lobeck spricht sich sehr positiv über die geplante
Maßnahme aus und stellt fest, dass der Entwurf von Herrn Schneider die
Möglichkeit einer zukunftsorientierten Schule böteund betont nochmals die
positive und gute Zusammenarbeit zwischen Bauverwaltung des Landkreises und dem
Mariengymnasium.
KTA Ratzel stellt dem
Schulleiter die Frage, wie die Schule zur Aufstockungsvariante stünde.
Die Schulleitung
merkt an, dass eine Aufstockung die akuten Probleme der Schule nur bedingt
lösen könne, gerade im Hinblick auf Barrierefreiheit. Als Schulleiter plädiere
er für die Schule auf jeden Fall für die Neubauvariante.
KTA Harms erkundigt
sich noch nach der Beschaffenheit der Fenster hinsichtlich der Verglasung
(2-fach oder 3-fach) und der Akustik aufgrund der großen Glaswand. KTA Harms
stimmt der Ansicht von KTAe Bödecker hinsichtlich der Problematik der sanitären
Anlagen im Kellergeschoss zu und schlägt vor, weitere sanitäre Anlagen
vereinzelt in die Planung zu integrieren.
Herr Schneider
erläutert ferner, dass die großzügige Verglasung der Außenwand wenig
Auswirkungen auf die Akustik hat, da die dreiseitigen massiven Wände sich
positiv auf die Raumakustik auswirken. Zusätzlich erhalten die Klassenräume an
der Decke Akustikplatten. Die Fenster haben 3-fach Verglasung und entsprechen
somit dem Stand der Technik.
KTAe Bödecker dankt
der Verwaltung zur Bereitschaft zum Neubau und geht auch davon aus, dass bei
der Aufstockung des Bestandgebäudes unvorhersehbare Mängel zum Vorschein
gekommen wären, was wiederum zu hohen Kosten geführt hätte. Auch wenn der
Neubau die veranschlagten Mehrkosten in Höhe von 200.000,00 € überschreiten
wird, sind diese zusätzlichen Kosten zur Erreichung einer langfristigen Lösung
angebracht.
KTA Michaelis fragt,
ob Herr Schneider ähnliche Bauten geplant hat und wie er während der Bauphase
vor Ort präsent sein werde.
Herr Schneider erwähnt, dass er eine berufsbildende Schule und ein Gymnasium
geplant und gebaut hat. Herr Alpaslan ergänzt, dass für die Bauleitung ein
Planungsbüro aus der Region beauftragt wird.
Abstimmungsergebnis:
Einstimmig beschlossen