Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 0, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0

Beschluss:

Dem Abbruch und dem Neubau als Erweiterung des B-Traktes am Mariengymnasium wird zugestimmt.

 


In den letzten Jahren haben sich die gesellschaftspolitischen Anforderungen an die Schulformen im Land grundlegend geändert.

Das Mariengymnasium Jever nimmt sich der neuen Herausforderungen an:

  • das Mariengymnasium ist bereits seit 01.08.2005 durch das Nds. Kultusministerium genehmigte Ganztagsschule und bietet seit dem verlässliche Ganztagsbetreuung für die Jahrgangsstufe 5 an,
  • Schülerinnen und Schüler mit Beeinträchtigungen werden inklusiv unterrichtet,
  • der Anteil eines Geburtsjahrgangs mit Studienberechtigung soll nach landespolitischen Vorgaben deutlich erhöht werden,
  • die allgemeine Hochschulreife nach 9 Jahren (G9) ist wieder eingeführt worden.
  • die Außenstelle in Schortens ist gänzlich aufgegeben worden.

Um diesen schulischen Herausforderungen gerecht zu werden, hat der Landkreis Friesland 2014 beschlossen, über einen mehrjährigen Zeitraum verteilt, weitere Investitionen im Rahmen der Generalsanierung in diesen Schulstandort zu tätigen.

So wurden 2015, um den gestiegenen Bedarf im Bereich Sport zu decken, die Gymnastikhalle generalsaniert und den aktuellen Anforderungen im Rahmen der baulichen Möglichkeiten angepasst. Die Gymnastikhalle wird seit der Sanierung als ein weiteres Drittel zur vorhandenen 3-Feld-Sporthalle genutzt und hat somit erheblich zur räumlichen Entspannung im Sportbereich beigetragen.

Um einen weiteren Engpass zu beheben, wurde ebenfalls in 2015 das Musikhaus saniert. Die Räumlichkeiten entsprachen weder im Hinblick auf die Raumaufteilung noch auf die Raumakustik den Anforderungen für Musikunterricht. Auch im Hinblick auf die Inklusion musste das Gebäude den heutigen Ansprüchen gerecht werden. Die Sanierung wird in diesem Jahr durch die energetische Sanierung der Dachflächen sowie durch den Einbau eines Aufzuges abgeschlossen.

Das Umbau- und Sanierungskonzept wird in diesem Jahr mit der Fortführung der Baumaßnahmen der Sporthallenumkleiden und den WC-Anlagen im Kellergeschoss des A-Traktes fortgesetzt.

Der sogenannte „B-Trakt“ (Verbindungsbau zwischen Altbau/C-Trakt und Mensa/Sporthalle) steht als nächstes zur Sanierung an.

Allerdings haben sich mittlerweile wesentliche Rahmenbedingungen geändert. Als Grundlage für die Erstellung des Generalsanierungskonzeptes im Jahr 2014 diente die damals aktuelle Schulentwicklungsplanung. Es prognostizierte eine grundsätzliche Vierzügigkeit des Mariengymnasiums.

Mittlerweile haben sich vor allem die schulpolitischen Rahmenbedingungen geändert. Die Schullaufbahnempfehlung wurde abgeschafft und der Zulauf zu den Gymnasien ist deshalb gestiegen. In der im August dieses Jahres erfolgten Auftaktveranstaltung zur Neuaufstellung einer neuen Schulentwicklungsplanung wurden die aktuellen Anmeldezahlen an den Schulen des Landkreises präsentiert. Für das Mariengymnasium Jever wird jetzt grundsätzlich eine Fünfzügigkeit prognostiziert.

Unter Berücksichtigung dieser Tatsache hat die Verwaltung untersucht, inwieweit eine 5-Zügigkeit evtl. durch eine Außenstelle in Jever zu realisieren ist, da am Hauptstandort dafür keine ausreichenden Raumkapazitäten mehr zur Verfügung stehen.

 

Zur Elisa- Kauffeld-Oberschule als mögliche Außenstelle:

Die Auslastung der vorhandenen Klassenräume lässt eine zusätzliche Integration eines kompletten Jahrgangs nicht zu. Ferner hat sich die Elisa-Kauffeld-Oberschule ebenfalls den neuen Herausforderungen zu stellen, z.B. der Herrichtung von Differenzierungsräumen oder die Bereitstellung von Ganztagsangeboten.

 

Zur Friedrich-Schlosser-Schule als mögliche Außenstelle:

Mit Beginn des Schuljahres 2017/2018 sind zwei weitere Klassen im Schulzweig „Geistige Entwicklung“ gebildet worden, so dass keine frei werdenden Kapazitäten durch das Auslaufen des Schulzweigs „Lernen“ entstehen. Auch hier ist die Unterbringung eines kompletten Jahrgangs nicht möglich, zumal die Räume entsprechend den Erfordernissen einer Förderschule ausgestattet sind.

 

Zur BBS Jever als mögliche Außenstelle:

Theoretisch wäre es denkbar, verschiedene Klassen der BBS zu verlagern oder zusammen zu legen. In der Praxis stellt sich dies schwer da, da es zwar viele Klassen mit einer kleinen Schülerzahl gibt, diese aber jeweils unterschiedlichen Fachrichtungen/ Ausbildungsgängen zugeordnet sind, so dass die Klassen nicht zusammen gelegt werden können und auch die kleineren Klassen einen eigenen Raum benötigen.

Zudem gibt es Probleme die beiden sehr unterschiedlichen Schulformen BBS und Mariengymnasium aneinander anzupassen. Beispielhaft sei hier aufgezählt;

·           dass eine komplette Anpassung des Stundenrasters beider Schulen nicht möglich ist, da die Stundenplanung durch die pendelnden Lehrer sich zumindest erschwert,

·           die (gemeinsame) Nutzung der Fachräume schwer zu planen ist bzw. die Schüler für den Fachunterricht ständig zwischen Außenstelle und Hauptstandort pendeln müssten,

·           die Aufsichtspflicht an der Außenstelle und auf den Wegen zwischen Haupt- und Außenstelle schwer zu erfüllen wäre.

 

Aufgrund der Tatsache, dass das Mariengymnasium durch die Lage im städtischen Kerngebiet keine weiteren Möglichkeiten eines separaten Neubaus auf dem Schulgelände hat, untersuchte die Verwaltung,  inwieweit eine Erweiterung durch Anbau, Aufstockung oder Abriss und Neubau der Bestandsgebäude möglich ist.

 

Anbau:

Es stellte sich heraus, dass ein Anbau aufgrund der beengten Flächenverhältnisse auf dem Schulgelände, ohne den Pausenhof im großen Umfang einzuengen, nicht möglich ist.

 

Aufstockung des bestehenden B-Traktes:

Das Konzept geht von einem Abbruch des Daches und einer zweigeschossigen Aufstockung auf vorhandenem Grundriss aus. Die vorhandene Bausubstanz wird saniert. Aufgrund der Aufstockung sind aus statischen Gründen erhebliche Aufwendungen für die Tragkonstruktion notwendig. Eine zukunftsorientierte Entwicklung der Schule wird nicht erreicht, weil das überholte Organisationsprinzip (Flure, Klassen) einfach fortgesetzt wird. Durch den Einbau eines Fahrstuhls werden zwar alle Ebenen oberhalb des Erdgeschosses barrierefrei erschlossen, allerdings bleibt die Problematik im Erdgeschoss bestehen. Hier können nicht alle angeschlossen Gebäudeteile barrierefrei erreicht werden. Die Baukosten für diese Lösung wurden auf ca. 2.773.000,-€ geschätzt.

 

Abbruch und Neubau:

Das Konzept geht von einem vollständigen Abbruch des B-Traktes aus. Zwei gegenseitig verschobene Baukörper, der verglaste Sockel (der die unterschiedlichen Höhen aufnimmt) und ein darüber schwebender Kubus bestimmen das architektonische Konzept. Eine offene und barrierefreie Organisation der Schule wird möglich.

Bei dem Neubau können die Ebenen so organisiert werden, dass es einen barrierefreien Zugang zur Schule gibt und auch (bis auf den historischen Altbau) alle Ebenen barrierefrei erschlossen werden können. Die Kunsträume (diese befanden sich im Dachgeschoss) werden in das Erdgeschoss verlegt und erhalten durch ihre Raumhöhe von ca. 4,00m und großzügige Verglasung einen Ateliercharakter. Ein „Kunsthof“ ergänzt die pädagogischen Optionen. In den oberen Geschossen entwickeln sich auf zwei Ebenen mit jeweils fünf Klassenräumen und einem Gruppenraum Flächen für einen Jahrgang. Mit der Möglichkeit auch offene Bereiche (Flure) zu nutzen, wird zeitgemäßes Lernen unterstützt. Städtebaulich und gestalterisch fügt sich der Neubau als eigenständige Ergänzung in das vorhandene Ensemble ein. Die Kosten werden auf ca. knapp 2.993.000,- € geschätzt.

 

 

 

 

Um weitere Kosten bei der Generalsanierung des Mariengymnasiums zu sparen, wird vorgeschlagen, auf eine technisch aufwendige und kostspielige Sanierung im Bereich der Hausmeister – und Schulassistentenbüros sowie der Druckerei im Kellergeschoss des A-Traktes zu verzichten. Die aufwendige Sanierung ist notwendig, weil durch die Nutzung als Aufenthaltsraum erhebliche Auflagen für den baulichen und technischen Brandschutz zu erfüllen sind.

Stattdessen wird  vorgeschlagen die Räumlichkeiten für das technische Personal der Schule in einem möglichen Kellergeschoss des Neubaus zu realisieren. Aufgrund der bestehenden Geländetopographie und der dadurch resultierenden Anpassung des Neubaus an die vorhandenen Gebäude, besteht im Bereich der geplanten Verwaltung die Möglichkeit mit verhältnismäßig wenig Aufwand eine Teilunterkellerung zu realisieren. Ein weiterer Vorteil liegt auch hier in der barrierefreien Erschließung des Kellerraums, womit Lieferungen (z.B. große Mengen Papier) ohne großen Aufwand ins Kellergeschoss befördert werden können.

 

In der Konsequenz der o.g. Erläuterungen schlägt die Verwaltung vor, den B-Trakt abzubrechen und an selber Stelle einen Neubautrakt mit dem notwendigen Raumbedarf zu errichten. Die Vorteile für einen Neubau sind:

  • Barrierefreie Erschließung aller Ebenen
  • Ganzheitliche energetische bauliche Umsetzung
  • Einfachere Lösung von Brandschutzanforderungen
  • Offene und bessere Organisation der Schule
  • Integration des technischen Personals an der Verwaltung

 

Herr Alpaslan erläutert die Gründe für den Vorschlag anstatt einer Sanierung des B-Traktes, diesen abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Er stellt in groben Zügen das Gesamtsanierungskonzept aus dem Jahr 2014 dar und erläutert, dass aufgrund der geänderten schulpolitischen Rahmenbedingungen das Mariengymnasium dauerhaft Jahrgänge mit je fünf Klassen haben wird. Im Gesamtsanierungskonzept von 2014 ging die Verwaltung noch von einer 4-Zügigkeit aus. Der fehlende Raumbedarf konnte nach einer Untersuchung nicht im Gebäudebestand nachgewiesen werden. Auch andere Schulstandorte in Jever kamen als Außenstellen nicht in Betracht. Die Möglichkeiten der Erweiterung in Form eines zusätzlichen Neubaus, Aufstockung sowie Abriss und Neubau mit den Vor- und Nachteilen wurden ebenfalls untersucht und erläutert.           

Anschließend stellt der Herr Prof. Enno Schneider den Entwurf zum Neubau des Verwaltungsbaus am jetzigen B-Trakt-Standort  vor.

 

KTAe Bödecker fragt nach dem Lärmpegel, der Ausstattung mit sanitären Anlagen und der Erreichbarkeit des Fahrstuhles für Rollstuhlfahrer.

 

Herr Schneider erläutert, dass in den einzelnen Unterrichtsräumen an den Decken schallabsorbierenden Plattenelementen, sogenannten Schallsegeln bzw. Akustikplatten, angebracht werden sollen. Nach der bisherigen Planung befinden sich die Toiletten nur im Kellergeschoss. Der Fahrstuhl hat Türen auf beiden Seiten, so dass Rollstuhlfahrer alle Ebenen barrierefrei erreichen können.

 

KTAe Bödecker äußert daraufhin Bedenken, dass die Schallsegel als Staubfänger wirken könnten.

 

KTA Herr Loers sieht das Gesamtbild der Schule im Hinblick auf den anliegenden denkmalgeschützten Altbaus in Gefahr.

 

Herr Schneider erwidert hierzu, dass er als Professor auch  Denkmalpflege  lehrte und nach seiner Einschätzung das Denkmal für sich allein schützenswert zu betrachten sei. Zudem habe man sich mit der Verwaltung für einen rötlichen Farbton bei der Fassade entschieden, der sich gut in das Ensemble integriert.

 

KTAe Bödeker bemängelt die geringe Breite der Treppen von 160 cm und fragt, ob diese für ca.  300 Schüler ausreichen, wenn diese gleichzeitig die Klassen verließen und ob der Weg zu den sanitären Anlagen im Untergeschoss nicht zu weit sei. Sie würde es begrüßen, wenn hier auf den Etagen WC-Anlagen vorhanden wären und würde es dann auch mittragen, wenn hierdurch der Kostenrahmen von ca. 3.000.000,- € überschritten werden müsste.

 

Herr Schneider fügt zu der Breite der Treppen an, dass diese die baurechtlich notwendige Breite aufwiesen. Herr Alpaslan fügt hinzu, dass für die Treppenbreite der bauliche Brandschutz maßgeblich ist und dieses eingehalten wird.

 

KTA Eilers möchte eine Aussage zu den Folgekosten (Reinigung) der großzügigen Glasfenster und den außenliegenden starren Sonnenschutzelementen haben.

 

Herr Schneider erläutert, dass durch den hohen Glasanteil in den Klassenräumen eine viel bessere Raumqualität durch Tageslicht erreicht wird. Er verweist darauf, dass für die Reinigung keine aufwendigen Reinigungsmaschinen (z.B. Hubsteiger) notwendig sind, sondern die Reinigung der Außenfenster ganz einfach von innen zu erledigen sei. Auch die Pflege und Wartung des starren Sonnenschutzes ist im Vergleich zu den konventionellen Außenraffstoreanlagen viel günstiger, weil diese Anlage viel robuster und dadurch bei (starkem) Wind weniger anfällig sei.

 

Der Vorsitzende Ulfers erlaubt Herrn Ploeger-Lobeck, derzeit kommissarischer Schulleiter des Mariengymnasiums, ausnahmsweise sich zu dem Tagesordnungspunkt zu äußern.

Herr Ploeger-Lobeck  spricht sich sehr positiv über die geplante Maßnahme aus und stellt fest, dass der Entwurf von Herrn Schneider die Möglichkeit einer zukunftsorientierten Schule böteund betont nochmals die positive und gute Zusammenarbeit zwischen Bauverwaltung des Landkreises und dem Mariengymnasium.

 

KTA Ratzel stellt dem Schulleiter die Frage, wie die Schule zur Aufstockungsvariante stünde.

Die Schulleitung merkt an, dass eine Aufstockung die akuten Probleme der Schule nur bedingt lösen könne, gerade im Hinblick auf Barrierefreiheit. Als Schulleiter plädiere er für die Schule auf jeden Fall für die Neubauvariante.

 

KTA Harms erkundigt sich noch nach der Beschaffenheit der Fenster hinsichtlich der Verglasung (2-fach oder 3-fach) und der Akustik aufgrund der großen Glaswand. KTA Harms stimmt der Ansicht von KTAe Bödecker hinsichtlich der Problematik der sanitären Anlagen im Kellergeschoss zu und schlägt vor, weitere sanitäre Anlagen vereinzelt in die Planung zu integrieren.

 

Herr Schneider erläutert ferner, dass die großzügige Verglasung der Außenwand wenig Auswirkungen auf die Akustik hat, da die dreiseitigen massiven Wände sich positiv auf die Raumakustik auswirken. Zusätzlich erhalten die Klassenräume an der Decke Akustikplatten. Die Fenster haben 3-fach Verglasung und entsprechen somit dem Stand der Technik.

 

KTAe Bödecker dankt der Verwaltung zur Bereitschaft zum Neubau und geht auch davon aus, dass bei der Aufstockung des Bestandgebäudes unvorhersehbare Mängel zum Vorschein gekommen wären, was wiederum zu hohen Kosten geführt hätte. Auch wenn der Neubau die veranschlagten Mehrkosten in Höhe von 200.000,00 € überschreiten wird, sind diese zusätzlichen Kosten zur Erreichung einer langfristigen Lösung angebracht.

 

KTA Michaelis fragt, ob Herr Schneider ähnliche Bauten geplant hat und wie er während der Bauphase vor Ort präsent sein werde.

 

Herr Schneider erwähnt, dass er  eine berufsbildende Schule und ein Gymnasium geplant und gebaut hat. Herr Alpaslan ergänzt, dass für die Bauleitung ein Planungsbüro aus der Region beauftragt wird.

 


Abstimmungsergebnis:

Einstimmig beschlossen