Sitzung: 14.11.2017 Ausschuss für Umwelt, Abfall und Landwirtschaft
Beschluss: zustimmend zur Kenntnis genommen
Vorlage: 0280/2017
Die Ausführungen zum Sachstand der Fortschreibung werden zur Kenntnis
genommen.
Erhaltung, Regeneration und
Entwicklung des Moorgebietes von Moorhausen im Gebiet des Entwässerungsverbands
Varel
Der Landkreis Friesland betreibt derzeit ein Vorhaben auf ca. 660 ha,
welches die Erhaltung, Regeneration und Entwicklung des Moorgebietes von
Moorhausen nördlich von Varel umfasst. Das langfristige Projektziel ist eine
verminderte Emission von Treibhausgasen (THG) aus dem Torfkörper unter
Beibehaltung und Ausgestaltung einer möglichst nachhaltigen, zukunftsfähigen
(landwirtschaftlichen) Nutzung des Gebiets. Hierzu wurden von der NBank
Fördermittel bewilligt, welche sich aus Landes- und EU-Mitteln zusammensetzen.
Das Budget, das auch Eigenmittel des Landkreises enthält, beträgt ca. 223.000
Euro. Der Projektstart war im Februar 2017. Der Abschluss des ersten
Projektabschnittes ist im März 2018 vorgesehen.
Erster Projektabschnitt:
Naturräumliche Erkundung des Moorgebietes
Von Anfang April bis Ende Juni wurde der Untergrund des Projektgebiets
durch 164 Bohrungen erkundet und eine
flächendeckende Datengrundlage über die aktuelle Torfverbreitung im Gebiet
geschaffen. Durch den Vergleich mit vor ca. 50 Jahren aufgenommenen
Bohrprofilen des LBEG wurde im Projektgebiet ein durchschnittlicher Torfschwund
von ca. 1,2 cm pro Jahr, also von ca. 0,60 m insgesamt, ermittelt.
Abbildung 1: Torfmächtigkeiten im Projektgebiet - Stand
August 2017
Außerdem wurde und wird erkundet, ob naturräumliche Voraussetzungen für
ein optimiertes Wassermanagement vorliegen. Um das bestehende Messsystem im
Projektgebiet zu ergänzen, wurden zusätzliche Grundwassermessstellen sowie
Wasserstandsmessstellen in ausgewählten Vorflutern eingerichtet. Auf Basis der
Untersuchungen kann davon ausgegangen werden, dass bereichsweise Grundwasser
kontinuierlich aufdringt, welches potentiell zu einer nachhaltigen Anhebung des
Bodenwasserspiegels im Sinne der genannten Zielsetzung eingesetzt werden kann.
Insbesondere in Bereichen, in denen ein großer Abstand zwischen
Boden/Grundwasserstand und der Oberkante des Torfkörpers (mit entsprechend
zielführender Mächtigkeit) ermittelt werden konnte, besteht somit Potential zu
einer Optimierung des Wassermanagements ohne die landwirtschaftliche Nutzung zu
beeinträchtigen. Wie in Abbildung 2 ersichtlich wird, besitzt ein Großteil der
Flächen im Projektkerngebiet das Potential zu einer Optimierung des
Wassermanagements.
Abbildung 2 Potentialgebiete für ein optimiertes Wassermanagement
Erfahrungen aus dem
Kommunikationsprozess
Schon zu Beginn der Projektbearbeitung zeigte sich, dass bei einigen
landwirtschaftlichen (Einzel-)Akteuren Vorbehalte gegenüber dem Projekt
bestanden. Dies führte dazu, dass anfangs nur im eingeschränkten Maß ein Zugang
zu den Untersuchungsflächen für die geplante naturräumliche Erkundung möglich
schien. Durch eine kontinuierliche und vertrauensbildende Kommunikationsarbeit
konnten diese Vorbehalte jedoch teilweise verringert werden, so dass eine angemessene
Erkundung erfolgen konnte. Zugleich gab es aber auch schon zu Beginn positive
Rückmeldungen hinsichtlich der geplanten Projektziele, da vielen Akteuren
durchaus die langfristigen (negativen) Auswirkungen, welche aus der bisherigen
Nutzung und Bewirtschaftung des Gebiets resultieren, zumindest in Teilen
bewusst sind.
Wenngleich die Vorbehalte einiger kritischer Akteure gegenüber dem
Projekt verringert werden konnten, bestehen noch immer Bedenken, dass
langfristig eine ungewollte „Wiedervernässung“ von Flächen ohne die Möglichkeit
einer landwirtschaftlichen Nutzung erfolgen könnte. Auch auf Basis der neuen
Ergebnisse aus der naturräumlichen Erkundung lässt sich jedoch ableiten, dass
ein optimiertes Wassermanagement unter Beibehaltung der landwirtschaftlichen
Nutzung möglich ist und diesbezügliche Ängste und Bedenken unbegründet sind.
In diesem Sinne ist zu betonen, dass das Projekt auch für die vor Ort
lebenden und wirtschaftenden Menschen eine zukunftsfähige und positive
Entwicklung des Moorgebiets von Moorhausen sicherstellen möchte.
Zweiter Projektabschnitt
Wie dargelegt wurde, besitzt ein Großteil der Flächen im Projektgebiet
auf Basis der naturräumlichen Gegebenheiten das Potential, Maßnahmen zur
Verminderung der THG-Emissionen aus dem Torfkörper umzusetzen. Eine
grundlegende Voraussetzung für solch eine großflächige Entwicklung des
Projektgebiets ist jedoch neben den Potentialen der naturräumlichen
Gegebenheiten auch die Bereitschaft der vor Ort handelnden Akteure,
entsprechende Maßnahmen mitzutragen und zu unterstützen. Im Rahmen der
Fortsetzung des Projekts und einer entsprechend konkretisierten Planung und
späteren Umsetzung von Maßnahmen muss die Kommunikation mit den Akteuren und
deren aktive Beteiligung in intensiver Form aufrechterhalten werden. Die
Situation wird derzeit so eingeschätzt, dass für eine gewünschte und
angestrebte, großflächige Nutzung der Potentiale in Moorhausen nicht bei
genügend Akteuren eine ausreichende Bereitschaft besteht, entsprechende
Maßnahmen auch zu unterstützen.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der ersten Projektphase
(Bestandsaufnahme der naturräumlichen Verhältnisse) erscheint demnach wegen den
derzeit zu erwartenden Widerständen einiger Akteure die großflächigere Nutzung
der bisher ermittelten Potentiale nur bedingt möglich.
Aus diesem Grund wurde im Rahmen eines zum 30.09.2017 gestellten
Projektfolgeantrags ein ‚Zwischenschritt‘ geplant. In diese Zwischenschritt
sollen aus dem bestehenden Pool an potentiellen Flächen zwei
Demonstrationsflächen etabliert werden, anhand derer die Durchführbarkeit einer
angepassten Wasserstandsanhebung unter Beibehaltung der landwirtschaftlichen
Nutzung ersichtlich wird.
Derartig mögliche Demonstrationsflächen befinden sich im Besitz von
Personen, welche sich im Rahmen der bisherigen Untersuchungen dem Projekt
gegenüber aufgeschlossen zeigten, und schon in persönlichen Gesprächen
signalisiert haben, dass sie einer Umsetzung der angedachten Projektziele offen
gegenüberstehen. Für die Bereitstellung der Flächen wird durch einen
gesonderten Fond des Landkreises Friesland ein finanzieller Ausgleich
ermöglicht.
Die Schaffung dieser Demonstrationsflächen vor Ort soll den
Kommunikationsprozess aktiv positiv beeinflussen und die Vorbehalte und Skepsis
verschiedener Akteure weiter verringern. Es soll verdeutlicht werden, dass die
angestrebten Maßnahmen keine negative Entwicklung nach sich ziehen, sondern
vielmehr einen sinnvollen Weg für ein nachhaltiges Wirtschaften in Moorhausen
und eine Chance für die zukünftige Entwicklung des Gebiets darstellen.
Des Weiteren wird ein Monitoringsystem für diese Demonstrationsflächen
etabliert. Anhand dieses Monitorings wird es möglich, die durch
Wasserstandsanhebung bedingten Veränderungen in den Demonstrations- und
Versuchsflächen zu erfassen und die dabei gewonnenen Erkenntnisse auf eine
Konzeption zu übertragen, welche das komplette Projektgebiet umfasst.
Nach der theoretischen Vorstellung des Projektfortschritts sollen die Gegebenheiten vor Ort in einer der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Umwelt, Abfall und Landwirtschaft besichtigt werden.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig
Ja: |
11 |
Nein: |
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Enthaltung: |
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