Beschluss: zustimmend zur Kenntnis genommen

Die Ausführungen zum Sachstand der Fortschreibung werden zur Kenntnis genommen.

 


 

Erhaltung, Regeneration und Entwicklung des Moorgebietes von Moorhausen im Gebiet des Entwässerungsverbands Varel

 

Der Landkreis Friesland betreibt derzeit ein Vorhaben auf ca. 660 ha, welches die Erhaltung, Regeneration und Entwicklung des Moorgebietes von Moorhausen nördlich von Varel umfasst. Das langfristige Projektziel ist eine verminderte Emission von Treibhausgasen (THG) aus dem Torfkörper unter Beibehaltung und Ausgestaltung einer möglichst nachhaltigen, zukunftsfähigen (landwirtschaftlichen) Nutzung des Gebiets. Hierzu wurden von der NBank Fördermittel bewilligt, welche sich aus Landes- und EU-Mitteln zusammensetzen. Das Budget, das auch Eigenmittel des Landkreises enthält, beträgt ca. 223.000 Euro. Der Projektstart war im Februar 2017. Der Abschluss des ersten Projektabschnittes ist im März 2018 vorgesehen.

 

Erster Projektabschnitt: Naturräumliche Erkundung des Moorgebietes

Von Anfang April bis Ende Juni wurde der Untergrund des Projektgebiets durch 164 Bohrungen erkundet und  eine flächendeckende Datengrundlage über die aktuelle Torfverbreitung im Gebiet geschaffen. Durch den Vergleich mit vor ca. 50 Jahren aufgenommenen Bohrprofilen des LBEG wurde im Projektgebiet ein durchschnittlicher Torfschwund von ca. 1,2 cm pro Jahr, also von ca. 0,60 m insgesamt, ermittelt.

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Abbildung 1: Torfmächtigkeiten im Projektgebiet - Stand August 2017

Außerdem wurde und wird erkundet, ob naturräumliche Voraussetzungen für ein optimiertes Wassermanagement vorliegen. Um das bestehende Messsystem im Projektgebiet zu ergänzen, wurden zusätzliche Grundwassermessstellen sowie Wasserstandsmessstellen in ausgewählten Vorflutern eingerichtet. Auf Basis der Untersuchungen kann davon ausgegangen werden, dass bereichsweise Grundwasser kontinuierlich aufdringt, welches potentiell zu einer nachhaltigen Anhebung des Bodenwasserspiegels im Sinne der genannten Zielsetzung eingesetzt werden kann. Insbesondere in Bereichen, in denen ein großer Abstand zwischen Boden/Grundwasserstand und der Oberkante des Torfkörpers (mit entsprechend zielführender Mächtigkeit) ermittelt werden konnte, besteht somit Potential zu einer Optimierung des Wassermanagements ohne die landwirtschaftliche Nutzung zu beeinträchtigen. Wie in Abbildung 2 ersichtlich wird, besitzt ein Großteil der Flächen im Projektkerngebiet das Potential zu einer Optimierung des Wassermanagements.

Anlage_6_Potentiale

Abbildung 2 Potentialgebiete für ein optimiertes Wassermanagement

 

Erfahrungen aus dem Kommunikationsprozess

Schon zu Beginn der Projektbearbeitung zeigte sich, dass bei einigen landwirtschaftlichen (Einzel-)Akteuren Vorbehalte gegenüber dem Projekt bestanden. Dies führte dazu, dass anfangs nur im eingeschränkten Maß ein Zugang zu den Untersuchungsflächen für die geplante naturräumliche Erkundung möglich schien. Durch eine kontinuierliche und vertrauensbildende Kommunikationsarbeit konnten diese Vorbehalte jedoch teilweise verringert werden, so dass eine angemessene Erkundung erfolgen konnte. Zugleich gab es aber auch schon zu Beginn positive Rückmeldungen hinsichtlich der geplanten Projektziele, da vielen Akteuren durchaus die langfristigen (negativen) Auswirkungen, welche aus der bisherigen Nutzung und Bewirtschaftung des Gebiets resultieren, zumindest in Teilen bewusst sind.

 

Wenngleich die Vorbehalte einiger kritischer Akteure gegenüber dem Projekt verringert werden konnten, bestehen noch immer Bedenken, dass langfristig eine ungewollte „Wiedervernässung“ von Flächen ohne die Möglichkeit einer landwirtschaftlichen Nutzung erfolgen könnte. Auch auf Basis der neuen Ergebnisse aus der naturräumlichen Erkundung lässt sich jedoch ableiten, dass ein optimiertes Wassermanagement unter Beibehaltung der landwirtschaftlichen Nutzung möglich ist und diesbezügliche Ängste und Bedenken unbegründet sind.

In diesem Sinne ist zu betonen, dass das Projekt auch für die vor Ort lebenden und wirtschaftenden Menschen eine zukunftsfähige und positive Entwicklung des Moorgebiets von Moorhausen sicherstellen möchte.

 

Zweiter Projektabschnitt

Wie dargelegt wurde, besitzt ein Großteil der Flächen im Projektgebiet auf Basis der naturräumlichen Gegebenheiten das Potential, Maßnahmen zur Verminderung der THG-Emissionen aus dem Torfkörper umzusetzen. Eine grundlegende Voraussetzung für solch eine großflächige Entwicklung des Projektgebiets ist jedoch neben den Potentialen der naturräumlichen Gegebenheiten auch die Bereitschaft der vor Ort handelnden Akteure, entsprechende Maßnahmen mitzutragen und zu unterstützen. Im Rahmen der Fortsetzung des Projekts und einer entsprechend konkretisierten Planung und späteren Umsetzung von Maßnahmen muss die Kommunikation mit den Akteuren und deren aktive Beteiligung in intensiver Form aufrechterhalten werden. Die Situation wird derzeit so eingeschätzt, dass für eine gewünschte und angestrebte, großflächige Nutzung der Potentiale in Moorhausen nicht bei genügend Akteuren eine ausreichende Bereitschaft besteht, entsprechende Maßnahmen auch zu unterstützen.

 

Nach dem erfolgreichen Abschluss der ersten Projektphase (Bestandsaufnahme der naturräumlichen Verhältnisse) erscheint demnach wegen den derzeit zu erwartenden Widerständen einiger Akteure die großflächigere Nutzung der bisher ermittelten Potentiale nur bedingt möglich.

 

Aus diesem Grund wurde im Rahmen eines zum 30.09.2017 gestellten Projektfolgeantrags ein ‚Zwischenschritt‘ geplant. In diese Zwischenschritt sollen aus dem bestehenden Pool an potentiellen Flächen zwei Demonstrationsflächen etabliert werden, anhand derer die Durchführbarkeit einer angepassten Wasserstandsanhebung unter Beibehaltung der landwirtschaftlichen Nutzung ersichtlich wird.

 

Derartig mögliche Demonstrationsflächen befinden sich im Besitz von Personen, welche sich im Rahmen der bisherigen Untersuchungen dem Projekt gegenüber aufgeschlossen zeigten, und schon in persönlichen Gesprächen signalisiert haben, dass sie einer Umsetzung der angedachten Projektziele offen gegenüberstehen. Für die Bereitstellung der Flächen wird durch einen gesonderten Fond des Landkreises Friesland ein finanzieller Ausgleich ermöglicht.

 

Die Schaffung dieser Demonstrationsflächen vor Ort soll den Kommunikationsprozess aktiv positiv beeinflussen und die Vorbehalte und Skepsis verschiedener Akteure weiter verringern. Es soll verdeutlicht werden, dass die angestrebten Maßnahmen keine negative Entwicklung nach sich ziehen, sondern vielmehr einen sinnvollen Weg für ein nachhaltiges Wirtschaften in Moorhausen und eine Chance für die zukünftige Entwicklung des Gebiets darstellen.

 

Des Weiteren wird ein Monitoringsystem für diese Demonstrationsflächen etabliert. Anhand dieses Monitorings wird es möglich, die durch Wasserstandsanhebung bedingten Veränderungen in den Demonstrations- und Versuchsflächen zu erfassen und die dabei gewonnenen Erkenntnisse auf eine Konzeption zu übertragen, welche das komplette Projektgebiet umfasst.

 

Nach der theoretischen Vorstellung des Projektfortschritts sollen die Gegebenheiten vor Ort in einer der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Umwelt, Abfall und Landwirtschaft besichtigt werden.

 


Abstimmungsergebnis:

einstimmig

Ja:

11

Nein:

 

Enthaltung: