Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Vorstellung des Forschungsprojektes „Perzeption und Lokalisation binauraler Information bei Kindern (PLOBI2go)“ wohlwollend zur Kenntnis.

 


Frau Sudholz begrüßt Herrn Prof. Dr. med. Plotz und Frau Schmidt von der Jade Hochschule, Institut für Hörtechnik und Audiologie. Das Forschungsprojekt „Perzeption und Lokalisation binauraler Information bei Kindern (PLOBI2go)“, mit dem das beidohrige Hörvermögen von Kindern untersucht werden soll, wird anhand einer PowerPoint-Präsentation (Anlage 1: Ausgewählte Folien) vorgestellt. Hintergrund des Projektes ist ein vermuteter Zusammenhang zwischen (sprachlichen) Auffälligkeiten von Kindern und Hörverlust. Für das Forschungsprojekt werden zur Erhebung erster Grunddaten teilnehmende Tageseinrichtungen für Kinder gesucht, in denen ein von der Jade Hochschule entwickeltes System zur Überprüfung des binauralen Hörens eingesetzt werden kann. Eine Mitarbeiterin wird dafür ab September 2019 die teilnehmenden Tageseinrichtungen für Kinder aufsuchen und die Messungen bei den Kindern durchführen.

 

Es haben bereits zwei Tageseinrichtungen für Kinder im Landkreis Friesland eine Teilnahme signalisiert, weitere vier Einrichtungen seien interessiert. Das Forschungsprojekt wird noch einmal ausführlich im LeiterInnnen-Treffen vorgestellt und es seien auch Informationsveranstaltungen für die Eltern geplant, die eine Zustimmung zur Untersuchung ihrer Kinder erteilen müssen. Herr Prof. Dr. med. Plotz betont, dass es sich um reine Forschung handelt und die Teilnahme eines Kindes daher keine medizinische Untersuchung ersetzen könne und dürfe. Die Eltern der teilnehmenden Kinder erhalten allerdings nach Abschluss der Messungen eine Einschätzung über die Hörfähigkeit des Kindes; ggf. wird empfohlen, einen Facharzt aufzusuchen.

 

Herr Ambrosy bittet, das Gesundheitsamt zur nächsten LeiterInnen-Runde einzuladen und wünscht sich eine Verknüpfung. Frau Renken teilt mit, dass dies bereits veranlasst sei.

 

Auf Nachfragen von Herrn Ambrosy berichtet Herr Prof. Dr. med. Plotz, dass es keine Kooperation mit den HNO-Ärzten vor Ort bzw. der Fachabteilung im Krankenhaus Wilhelmshaven gebe. Der Berufsverband ist informiert, aber das Interesse sei vor dem Hintergrund einer Nicht-Vergütung dieser ärztlichen Leistungen nicht besonders hoch. Fachärzte für Pädaudiologie seien nur sehr selten vertreten und Kinderärzte dürften nur ein bestimmtes Verfahren zur Messung der Hörfähigkeit anwenden, während laut Studien nur eine Kombination von zwei Messverfahren relativ genaue Ergebnisse liefere. Hier müsse die Politik eine andere Regelung vorgeben. Problematisch sei, dass der deutsche Standard zur Beurteilung der Hörfähigkeit nach Einschätzung von Herrn Prof. Dr. med. Plotz zu großzügig sei. Dies sei damit zu erklären, dass die Einteilung in den 60er-Jahren unter Berücksichtigung zahlreicher Kriegsgeschädigter erfolgt sei und bislang keine Korrektur vorgenommen wurde. Der WHO-Standard sei leider ebenfalls nicht besser; Vorreiter sei die amerikanische Einteilung, da bereits bei niedrigen Abweichungen der Hörfähigkeit vom definierten Normbereich von einer Schwerhörigkeit ausgegangen werde.

 

Herr Wilhelm führt aus, dass eine Teilnahme von vier Tageseinrichtungen für Kinder zu gering sei und weitere Einrichtungen gewonnen werden sollten. Frau Renken erklärt, dass es sich nicht um mangelnde Wertschätzung für das Forschungsprojekt handele, sondern die Tageseinrichtungen regelmäßig eine Vielzahl weiterer Aufgaben übernehmen müssen und ggf. das Thema nicht so präsent sei. Daher sei auch eine Vorstellung im nächsten LeiterInnen-Treffen geplant. Herr Prof. Dr. med. Plotz ist sich bewusst, dass die Teilnahme an dem Forschungsprojekt zunächst weitere Mehrarbeit bedeute, aber sich im Anschluss ein Mehrwert einstellen sollte.