Sitzung: 18.06.2019 Ausschuss für Umwelt, Abfall und Landwirtschaft
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Vorlage: 0725/2019
Die Ausführungen werden zur Kenntnis genommen.
Im März 2019 wurde
die Niedersächsische Abfallbilanz 2017 veröffentlicht. Diese wurde in den
Medien miteinander verglichen.
Zur Klarstellung werden einige Ausführungen wie folgt beschrieben:
Zunächst wird über
65 kg Abfallmengen berichtet, die von dualen Systemen in den Gelben Säcken
eingesammelt wurden. Dies bezog sich jedoch auf die Gesamtmenge der
Verpackungen über die dualen Systeme, bestehend aus 25 kg Glas + 34 kg Gelbe
Säcke + 6 kg Kartonagen.
Des Weiteren wurde eine Bewertung unterlassen, ob hohe Bioabfallmengen als
verwertete Abfälle positiv eingeschätzt werden und nur deshalb die Gesamtmengen
steigen oder ob eben alles „nur“ Abfall ist, der mitunter nur thermisch
verwertet wird und nicht stofflich.
Hinzu kommt, dass
das statistische Landesamt versucht die Struktur der vergangenen Jahre zu
halten, um hier eine Vergleichbarkeit zu geben.
So wird Sperrmüll in der Tabelle der Bilanz zwischen den Abfällen zur
Beseitigung aufgelistet, im Landkreis Friesland (und vermutlich auch allen
anderen Kommunen) wird dieser jedoch verwertet. Warum die gewerblich
anfallenden Abfälle nicht ausgewiesen werden, wie bei den anderen Kommunen,
wurde bisher nicht beantwortet.
Frieslands Mengen
setzen lt. Bilanz[1]
sich zusammen aus:
212 kg |
Restabfall (169,6 kg Haushalte + 42,4 Gewerbe) |
+ 39 kg |
Sperrmüll |
+ 412 kg |
Abfall zur Verwertung (bestehend aus 274 kg
Bioabfall + 82 kg Altpapier + 56 kg sonstige Verwertung (Altholz,
Bauschutt, Altfenster usw.) |
+ 65 kg |
Duale Systeme (25 kg Glas + 34 kg Gelbe Säcke + 6 kg
Kartonagen) |
= 728 kg/Einwohner |
Gründe für hohe Abfallmengen:
Beim Restabfall
sind grundsätzlich 40 Liter pro Person und Abfuhr vorgeschrieben, was bei einer
4-wöchentlichen Regelabfuhr also 10 Liter pro Woche bedeutet (rechtlicher
Standard). In Friesland wird durch den Großteil der Haushalte (> 80%) jedoch
die 14-tägliche Abfuhr gewählt, also häufig 20 Liter/Woche.
Durch eine große, nicht immer voll gefüllte Abfalltonne werden mitunter auch
Abfälle in den Restabfall geworfen, die unter Umständen auch in andere
Abfallbehälter gehen würden, wo der Nutzer aber entweder unsicher ist oder z.B.
aus hygienischen Gründen den Abfall lieber in den Restabfall wirft.
Dadurch entsteht
eine höhere Menge an Restabfall, aber zugleich weniger „Fehlwürfe“ in andere
Abfallarten. Dadurch ist der Abfall in
Friesland gut sortiert und z. B. beim Bioabfall sind wenig Fremdeinwürfe (<
1%) festzustellen. Nur so kann der Abfallwirtschaftszweckverband den Bioabfall
zu nahezu 100 % stofflich zu Kompost verwerten. In der Gesamtmenge (728 kg/EW)
ist nämlich der Anteil des Bioabfalls bei relativ hohen 274 kg.
Diese hohen Mengen
sind bewusst durch Politik und Verwaltung seit Jahren gelenkt. Über die
(vergleichsweise) günstige Biotonne wird der Bioabfall in hohem Maße getrennt.
Auch in der Menge
der sonstigen heraussortierten und verwerteten Stoffe liegt der Landkreis
Friesland über bzw. um den Durchschnitt.
Hinzu kommt der
Einfluss durch Gewerbe und Tourismus.
Betrachtet man
diese Mengen, sinken durch einen Anteil von rund 20,1 % Gewerbeabfall und umgerechnet 10.433 (10,6 %)[2]
zusätzliche „Tourismuseinwohner*innen“ die Restabfallmengen durch private
Haushalte auf rund 153 kg/Einwohner*in. Dadurch würde man knapp unter dem
Landesdurchschnitt von 156 kg[3]
liegen.
Bei diesen Berechnungen sinken die realen Prokopfmengen durch die zusätzlichen Einwohnergleichwerte
(errechnet aus dem touristischen Einfluss). Durch den gewerblichen Anteil wird
der Restabfall in zwei Bereiche aufgeteilt.
Die Gesamtmenge von 20.888 Tonnen, der über die Abfallbehälter eingesammelten
Abfälle, bleibt immer gleich.
In Friesland geht
es dann noch weiter. Im AWZ werden aus
dem Restabfall auch noch Altmetall und thermisch verwertbare Kunststoffe
aussortiert und aus dem organischen Anteil im Restabfall Biogas erzeugt. Damit sinkt die tatsächlich
deponierte Abfallmenge auf 11.556 Tonnen. Da der Zweckverband aus der
Verwertung der Kunststoffe auch Schlacke zurücknimmt, kommen rund 4.700 Tonnen
Rost- und Kesselasche hinzu.
Das ergibt bei 98.646 Einwohner*innen
165 kg, abzüglich 20,1% Gewerbe = 132 kg, wovon dann noch rund 10%
Tourismusanteil sind, bleiben 119 kg deponierte Abfälle pro Einwohner und
Einwohnerin[4].
Dieser weitere Weg kann dann aber nicht mit der landesweiten Statistik verglichen werden, da hier immer nur die vom öffentlich-rechtlichen Entsorger eingesammelten Mengen, nicht aber der weitere Weg betrachtet wrd.
[1] Daten Niedersächsische Abfallbilanz 2017
[2]
Daten: Vorlage R. Graalfs für
die Sitzung des WTKF am 06.05.2019 – öffentlicher TOP:
Übernachtungsdaten
aus 2018; 3.808.103 Übernachtungen / 365 Tage entsprechen 10.433
Einwohnergleichwerten (in 2017 wurden Teile der Übernachtungszahlen aus
Wangerooge durch einen Softwarefehler nicht korrekt erfasst)
[3] Daten Niedersächsiche Abfallbilanz 2017 und eigene Berechnungen
[4] Daten Zweckverband AWZ und eigene Berechnungen