Sitzung: 01.12.2020 Ausschuss für Umwelt, Abfall und Landwirtschaft
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Vorlage: 1085/2020
Die Ausführungen werden zur Kenntnis genommen.
Papier- und Kartonfabrik Varel
(PKV) – Überwachung der Grundwasserentnahme
Hintergrund:
Am 16.07.2013 wurde der PKV die Bewilligung erteilt, statt der
bisherigen 2,8 Mio m3/a nunmehr 4,5 Mio m3/a Grundwasser
als Produktionswasser zu fördern. Gegenstand der Bewilligung ist auch ein
umfangreiches Beweissicherungskonzept zur Überwachung der mit der
Grundwasserförderung verbundenen Umweltauswirkungen.
Folgen der Grundwasserentnahme – Einschätzung der Verwaltung
Allgemein
Seit der Fördererhöhung in 2015 liegt die jährliche Entnahmemenge
zwischen knapp unter 3 Mio m3 und
ca. 3,3 Mio m3 (von 2005 –
2014 zwischen ca. 2,1 und knapp 2,6 Mio
m3/a). Anhand der langjährigen erhobenen Daten lassen sich
bisher keine entnahmebedingten negativen Auswirkungen auf den
Grundwasserhaushalt und auf die Grundwasserqualität feststellen.
Trotz der bisher unauffälligen Ergebnisse gilt es die gewonnen
Erkenntnisse zu nutzen, um Anpassungsstrategien vor dem Hintergrund der
aktuellen klimatischen Veränderungen zu entwickeln. Hierbei spielt der
regelmäßige Austausch mit dem Gewässerkundlichen Landesdienst (GLD) als Landesfachbehörde
aber auch mit anderen Akteuren eine wichtige Rolle.
Beweissicherung
Grundwasser
Mittels eines umfassenden Messnetzes von Grundwassermessstellen im
fachlich relevanten Bereich, werden die Grundwasserstände und die
Grundwasserqualität kontinuierlich dokumentiert und analysiert.
Unteranderem wird das Grundwasser auf den Salzgehalt analysiert um eine
mögliche Verschiebung der Salz- Süßwassergrenze zu erfassen. Die Intrusion von
Salzwasser ist ein weltweit auftretender Prozess, der die Grundwasserbeschaffenheit
in Küstenregionen maßgeblich beeinflusst. Im ost-, friesischen Küstengebiet
ist, wie in Küstenregionen typisch, ein versalzener Grundwasserleiter in
unterschiedlichen Ausprägungen weitverbreitet.
Eine Aufgabe der Unteren Wasserbehörde (UWB) ist die
Grundwasserbewirtschaftung und deren Überwachung. Ziel ist es, die Entnahme von
Grundwasser zur Trinkwassergewinnung oder als Brauchwasser für die industrielle
Zwecke durch ein umfangreiches Grundwasserüberwachungssystem nachhaltig zu gestalten.
Dabei steht auch im Fokus der Betrachtung, ob es zu einer maßgeblichen
landwärtigen Verschiebung der Salz-Süßwassergrenze kommt. Die UWB schaut also
auf Hinweise, die von steigenden Salzgehalten in den Grundwassermessstellen
oder Förderbrunnen zeugen. In dem Wasserrecht der PKV sind
Maßnahmenschwellenwerte festgelegt, die ein frühzeitiges Reagieren der Akteure
(z.B. PKV oder UWB) ermöglichen. Nach aktuellem Kenntnisstand ergeben sich
keine Hinweise auf eine mögliche Verschiebung der Salz- Süßwassergrenze.
Oberflächengewässer
Ergänzend zur bestehenden Beweissicherung werden seitens der UWB
regelmäßig die Leitfähigkeiten in einer Auswahl von Oberflächengewässern
gemessen. Zweck dieser Untersuchungen ist, die Veränderungen der Salzgehalte in
den Oberflächengewässern für das Gebiet Moorhausen/Varel zu überwachen.
Grundsätzlich entsprechen die gemessenen Werte den typischen jahreszeitlichen
Schwankungen in Marschengewässern im ost,- friesischen Küstengebiet.
Die jüngste Leitfähigkeitsmessung im November 2020 hat gezeigt, dass
aktuell z.B. in der Dangaster Leke beim Schöpfwerk Moorhausen verhältnismäßig
geringe Leitfähigkeiten vorliegen. Die schwankenden Leitfähigkeiten der
Oberflächengewässer entsprechen den bisherigen ortstypischen Beobachtungen und
zeichnen keinen Versalzungstrend.
Es ist festzuhalten, dass sich im Grundwasser wie auch in den
Oberflächengewässern keine Hinweise auf eine mögliche Verschiebung der Salz-
Süßwassergrenze ableiten lassen.
Ausblick
Eine kontinuierliche und umfassende Überwachung bzw. Erfassung beispielsweise der Grundwasserstände, der Grundwasserqualität oder der Entwässerungsabflüsse, ist essentiell für ein hinreichendes Systemverständnis und um mögliche Auswirkungen zu erfassen. Anhand dieser Daten lassen sich weitere Maßnahmen erarbeiten um eine ressourcenschonende Bewirtschaftung zu fördern. Dabei stehen die Umweltauswirkungen verursacht durch Grundwasserentnahme, Oberflächenwasserabfluss, Landverbesserung oder Klima im Fokus. Hier setzt beispielsweise das Projekt „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ an, in dem eine Optimierung des Wassermanagements in dem landwirtschaftlich genutzten Moorgebiet entwickelt wurde.