Beschluss: mehrheitlich beschlossen

Abstimmung: Ja: 7, Nein: 4

Beschluss:

Die Verwaltung wird beauftragt, ein Konzept für eine Anlaufstelle für „queere“ Menschen in Friesland zu erarbeiten.

 


Auf Initiative des Jugendparlaments des Landkreises Friesland hat die Mehrheitsgruppe im Kreistag einen Antrag auf Erstellung eines Konzeptes für die Errichtung einer Anlaufstelle für „queere“ Menschen im Landkreis Friesland gestellt.

 

Insbesondere durch die LGBTQAI+-Bewegung ist die Gesellschaft für die geschlechterspezifische Heterogenität und die damit einhergehenden Probleme sensibilisiert worden. Betroffene Personen sind einer Orientierungslosigkeit ausgesetzt, die zu psychischen Leiden, bis hin zu einer erhöhten Suizidgefahr führen kann. Insbesondere im ländlichen Raum haben Betroffene nicht die Möglichkeit, sich hinsichtlich ihrer sexuellen Identität in Anlaufstellen beraten zu lassen bzw. sich mit Betroffenen auszutauschen. 

 

Der Landkreis Friesland setzt sich zum Ziel diesem Personenkreis ein Angebot für einen „sicheren Raum“ zu geben. In diesem Zusammenhang wird unter Mithilfe der AIDS-Hilfe Wilhelmshaven und deren Projekt „Queerströmung“ ein Konzept entwickelt. Möglich wäre eine Art Beratungskaffee anzubieten. Durch das Projekt „Queerströmung“ wurden bereits Best-Practice-Beispiele oder mögliche Fördermöglichkeiten aufgetan.

 

Es gilt nun im Detail zu klären, wie das Angebot aussieht, welcher Veranstaltungsrhythmus vorgesehen ist und ob Personal- oder Sachressourcen zur Verfügung zu stellen sind, ggf. unter Berücksichtigung von Förderungen. Darüber hinaus sollte geprüft werden, ob eine regionale Zusammenarbeit mit den Nachbarlandkreisen anzustreben ist. Schlussendlich wird ferner ausgelotet, ob im Rahmen der Subsidiarität ein freier Träger die Bereitstellung übernehmen kann. Das Ergebnis wird im kommenden Ausschuss zur Abstimmung gestellt.

 

Der Ausschussvorsitzende Herr Janßen stellt die Vorlage vor.

 

KTA Esser führt die Vorlage aus. Sie stellt voran, dass der Antrag der Mehrheitsgruppe nicht auf Initiative des Jugendparlamentes, wie in der Vorlage genannt, sondern durch die Mehrheitsgruppe eingebracht wurde. Nach Erläuterung der Vorlage bittet KTA Esser um Zustimmung des Antrages.

 

KTA Kühne erläutert, dass die CDU/ZV/UWG/WPW-Gruppe den Antrag aus verschiedenen Gründen ablehnen werde. Er erklärt, man sei der Ansicht, dass die Verwaltung zunehmend durch Einbringung vieler Anträge überlastet werde.  Des Weiteren sei man der Auffassung, dass es mit den derzeit zur Verfügung stehenden Einrichtungen und Beratungsangeboten ausreichend Anlaufstellen im Landkreis Friesland für Ratsuchende gäbe.  Er weist ausdrücklich darauf hin, dass die Ablehnung keinesfalls auf das Thema des Antrages zurückzuführen sei.

 

KTA Sudholz erklärt, dass man grundsätzlich dafür sei, Beratungssuchende zu unterstützen, allerdings müsse überlegt werden, welche Form der Beratung angeboten werde. Man wolle keine weiteren Mittel zur Verfügung stellen, es sei denn, man bewege sich im Rahmen einer Aufwandspauschale.  Man könne sich hier auch ein ehrenamtliches Engagement vorstellen.

 

KTA Esser teilt mit, dass man ein Konzept erarbeiten möchte, welches sich nicht nur an junge Menschen richte, sondern auch an ältere Personen. Hier könne es sein, dass die älteren Beratungssuchenden einem Beratungsangebot durch nur Ehrenamtliche zurückhaltend gegenüberstünden. Allerdings könne man sich ein ehrenamtliches Engagement gut als Ergänzung zur Beratungsstelle vorstellen. 

 

KTA Ratzel weist in diesem Zusammenhang noch einmal auf die zum Teil schwierigen Situationen dieser Personengruppe hin und unterstreicht noch einmal, wie wichtig damit eine Anlaufstelle für Ratsuchende sei.  Möglicherweise könne auch von bereits bestehenden sozialen Diensten Beratungen vorgenommen werden.  Es gehe bei dem Antrag zunächst einmal nur um die Erarbeitung eines Konzeptes. 

 

KTA Kück teilt mit, dass sie angesichts der Belastungen, beispielsweise durch die Corona-Situation, das Ehrenamt stark belastet sehe, und daher die Beratung der queeren Menschen eher nicht im ehrenamtlichen Engagement sehe.

 

KTA Sudholz fügt hinzu, dass sie hier anderer Ansicht sei. Die Beratung müsse von Personen vorgenommen werden, welche mit der Thematik vertraut seien und durch mögliche persönliche Erfahrungen zielgerichtet auf die Sorgen der Ratsuchenden eingehen können. Dieses sei ihrer Meinung nach besser durch Ehrenamtliche gewährleistet. KTA Sudholz schlägt vor, den Antrag noch einmal in die Fraktionen zur weiteren Aufbereitung zu geben.

 

Der Ausschussvorsitzende Herr Janßen teilt mit, dass es in dem Antrag zunächst einmal nur darum ginge, durch die Verwaltung ein Konzept erarbeiten zu lassen.  Nach Vorlage eines Konzeptes solle dann entschieden werden, in welcher Form eine Beratung queerer Menschen stattfinden könne.

 

KTA Esser bittet noch einmal um Zustimmung des Antrages.

 

Erste Kreisrätin Vogelbusch teilt mit, die Verwaltung habe zum Verein „Queerströmung e. V., dieser sei als eine Art Untergruppierung der Aidshilfe zu sehen, Kontakt aufgenommen. Hier habe man eine sehr positive Rückmeldung erhalten. Man verstehe sich dort auch als Beratungsorganisation für Arbeitgeber und Kommunen.

 

Ferner berichtet Erste Kreisrätin Vogelbusch von der Teilnahme an einer Veranstaltung der Aidshilfe, in welcher zum Ausdruck gebracht wurde, dass man einer Mitarbeit sehr positiv gegenüberstünde.

 

Herr Tetz berichtet ergänzend, dass man Kontakt zur Aidshilfe aufgenommen habe. Es solle im Kern um Räume gehen, welche nicht unbedingt als fest umbaute Räume zu verstehen seien, sondern auch digitale Angebote darstelle. Man sei dort sehr breit und sehr offen aufgestellt.  Es werden Einzelgespräche oder Gruppengespräche zur Auswahl gestellt, ebenso wie Vorträge und viele weitere Angebote.

 

Um 17:27 Uhr verlässt Bruder Franziskus die Ausschusssitzung.

 

KTA Sudholz stellt die Frage, wenn die Verwaltung bereits angefangen habe zu arbeiten und es klar sei, dass es Institutionen gäbe, welche dieses Thema gerne aufgreifen wollen, wieso man noch über eine Beratungsstelle beschließen müsse.

 

Herr Tetz antwortet, dass hier noch keine explizierten Organisationen ausgesucht worden seien, sondern es seien nur Informationen eingeholt worden. Ebenso seien keine wegweisenden Entscheidungen oder Zusagen getroffen worden.

 

KTA Sudholz erkundigt sich, welchen Kern ein mögliches Konzept beinhalte.

 

Herr Tetz antwortet, dass es noch kein Konzept gäbe. Man würde mit der Erarbeitung eines Konzeptes dann beginnen, wenn man den Auftrag des Ausschusses erhalte. 

 

KTA Esser trägt den Antrag der Mehrheitsgruppe vor.

 

KTA Sudholz teilt mit, man könne dem Antrag folgen, wenn die Aufnahme des Ehrenamtes in das Konzept Eingang finde.

 

KTA Wilken stellt fest, dass in verschiedenen Trägern sowohl Ehrenamtliche als auch Hauptamtliche tätig seien. Daher solle man nicht zwingend zwischen Ehrenamt und Hauptamt unterscheiden.

 

Landrat Ambrosy fügt ergänzend hinzu, dass man der Verwaltung die Möglichkeit geben solle, ein Konzept zu erarbeiten, um dann auf Grundlage des Konzeptes weiter zu beraten.

 

Weiter weist Landrat Ambrosy in diesem Zusammenhang auf das sogenannte Subsidiaritätsprinzip hin. Eine Verwaltung solle zunächst prüfen, ob sie eine Aufgabe wahrnehme, oder ob eine andere Institution diese Aufgabe übernehmen könne.  In der Regel seien dies freie Träger bzw. Wohlfahrtsträger, welche sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich aufgestellt seien. Insofern sei dies eine gute Ausgangslage für die Erstellung eines Konzeptes einer Beratungsstelle. 

 

KTA Sudholz teilt mit, dass sie anderer Ansicht sei und man unter diesen Voraussetzungen den Antrag ablehnen werde.

 

KTA Wilken vertritt die Ansicht, dass sich die Inhalte der am heutigen Tage geführten Diskussion in dem Antrag wiederfänden und man daher diesen Antrag zur Abstimmung stellen werde.

 

Der Ausschussvorsitzende Herr Janßen lässt über den Beschlussvorschlag abstimmen.

 

 

 

 

 


Abstimmungsergebnis:

Dem Antrag wird mehrheitlich zugestimmt.

 

Ja:

7

Nein:

4

Enthaltung: