Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 9, Enthaltungen: 1

Beschluss:

Dem vorläufigen, zusammenfassenden Entwurf des Integrations- und Arbeitsmarktprogramms 2012 mit seinen geschäftspolitischen Schwerpunkten wird zugestimmt. Die endgültige Beschlussfassung erfolgt mit der Vorlage des abschließenden Arbeitsmarktprogramms im Januar 2012.


Den Ausschussmitgliedern war im Vorfeld der Sitzung die Vorlage Nr. 0010/2011 folgenden Inhalts übersandt worden:


Das Integrations- und Arbeitsmarktprogramm beschreibt im Rahmen des gesetzlichen Auftrags und dem hierzu entwickelten Kennzahlensystem die geschäftspolitischen Ziele des Jobcenters Friesland für das Jahr 2012 und legt gleichzeitig fest, mit welchen Aktivitäten die Ziele nach dem SGB II umgesetzt werden sollen. Es bildet den Rahmen für die Entwicklung von Maßnahmen, es ist jedoch keine Maßnahmeplanung. Das Integrations- und Arbeitsmarktprogramm dient gleichfalls der Information und Orientierung der Mitarbeiter/innen des Jobcenters sowie der Gremien und der Öffentlichkeit.

 

Mit diesem Programm soll die Positionierung des Jobcenters Friesland auf dem regionalen Arbeitsmarkt für alle Arbeitsmarktakteure transparent gemacht werden. Ein kooperatives Miteinander und der Ausbau und die Weiterentwicklung funktionierender ineinander greifender Netzwerke soll mit der Umsetzung gemeinsamer Projekte zur Erreichung der Ziele des Jobcenters Friesland beitragen.“


Im Verlaufe der Fachausschuss-Sitzung wurden die vorstehenden Ausführungen wie folgt vertieft und erörtert:


Das Integrations- und Arbeitsmarktprogramm wird bereits seit 2005 jährlich durch das Jobcenter Friesland erarbeitet. Die Schwerpunkte des Programms für 2012 sind:


Struktur der Bewerberseite/Kundenpotenzial, Entwicklung Wirtschaft und Arbeitsmarkt 2012, Beschäftigungsmöglichkeiten, Integrationsstrategien, Zielgruppen, Instrumentenmix, Wirkung und Wirtschaftlichkeit, Bildungszielplanung.


Bezüglich der Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region ist zu erwähnen, dass auch im Landkreis Friesland und in den angrenzenden Städten und Landkreisen ein großer Bedarf an Fachkräften besteht, der mit dem vorhandenen Bewerberpotenzial aus dem SGB II schwer zu decken sein wird. Es gilt Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden, die unter Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen der SGB II-Kundenstruktur auch besetzt werden können.


Die Integrationsstrategie definiert auch die Handlungsansätze, die jede Integrationsfachkraft zusammen mit dem arbeitsuchenden Kunden erarbeitet. Diese Strategien sollen im Dialog unter Beachtung des gesetzlichen Rahmens entstehen und sind durch Individualität geprägt.


Einschneidende Veränderungen zum Integrations- und Arbeitsmarktprogramm 2011 wird es nicht geben, es sind im Wesentlichen Feinheiten, die sich an den Anforderungen des Jahres 2012 orientieren. Ein Ziel wird eine noch engere Vernetzung in der Region mit verschiedenen Partnern am Arbeitsmarkt sein. Dass das Jobcenter in der Vergangenheit stets gute Ergebnisse im Vergleich zu anderen Jobcentern im Vergleichstyp erbrachte, zeugt von der bereits bestehenden Qualität hinsichtlich der Wirksamkeit, der strategischen Ausrichtung und operativen Umsetzung. Eine zwingende Notwendigkeit zu wesentlichen Veränderungen oder Umsteuerung wird daher seitens der Geschäftsführerin nicht gesehen. Sie stellt dennoch dar, dass stetig an weiterer Qualitätsverbesserung und Optimierung im Rahmen des Tagesgeschäfts gearbeitet wird.


Frage aus dem Ausschuss: Gibt es „Bewerbungsbegleiter“, die eine/n Bewerber/in von der Bewerbung bis zur Einstellung begleiten?


Es gibt Maßnahmeangebote, die so etwas in ähnlicher Form beinhalten. Die Wichtigkeit einer umfassenden Unterstützung ist dem Jobcenter bewusst und Maßnahmen werden dementsprechend gezielt eingekauft. Eine 1:1-Betreuung ist allerdings sehr kostenintensiv und vor dem Hintergrund der Mittelkürzung nicht zu realisieren. Reine Bewerbungscoachings werden in der Regel nicht mehr angeboten, da dies für sich genommen in der Vergangenheit nicht die erwarteten Integrationserfolge erzielte. Die Sichtung und Korrektur der Bewerbungsunterlagen der Kunden erfolgt vor Ort durch die Integrationsfachkräfte. In dem neuen Konzept zur Ausrichtung des neuen Arbeitgeberservices ist zum Beispiel eine persönliche Begleitung zum potenziellen Arbeitgeber zur Vorstellung enthalten. Weiterhin werden dem Jobcenter durch die Beteiligung an dem Beschäftigungspakt für Ältere (Perspektive 50+) zusätzliche Bundesmittel zur Verfügung gestellt, die für die Umsetzung von innovativen Integrationsstrategien eingesetzt werden können. In diesem Bereich gibt es bereits einen geringeren Betreuungsschlüssel, für 2012 ist daneben der Einsatz eines Integrationscoaches vorgesehen.


Frage aus dem Ausschuss: Könnte ein solcher „Bewerbungsbegleiter“ durch eine ehrenamtliche Tätigkeit realisiert werden? Gibt es dafür nicht genug Interessenten?


Solche Paten-Programme werden mancherorts durchgeführt. Von dem Paten wird eine hohe Frustrationstoleranz erwartet, die nicht immer erfüllt werden konnte. Zudem handelt es sich meist nicht um Experten sondern um Bürger/innen, die anderen Menschen helfen möchten. Die Vermittlung von Bewerbern – insbesondere aus dem SGB II-Bereich – erfordert allerdings eine hohe Fachkompetenz. Frau Giss weist darauf hin, dass darüber hinaus zu viele Akteure auf dem Arbeitsmarkt dem Erreichen des Integrationsziels entgegenstehen können. Sie spricht auch die Problematik an, dass potenzielle Arbeitgeber im Regelfall kein Interesse an Beratung und Kommunikation mit vielen Ansprechpartnern in einer Angelegenheit haben, sondern vielmehr umfassende Dienstleistung aus einer Hand und durch einen als kompetent wahrgenommenen Ansprechpartner wünschen.


Frage aus dem Ausschuss: Sie sprechen davon, dass Ihre Zahlen für 2011 so gut sind. Hängt dies damit zusammen, dass die Zahlen für 2010 so schlecht waren?


Frau Giss erläutert, dass sich die Ergebnisse des Jobcenters Friesland bereits seit mehreren Jahren im Vergleich zu anderen Jobcentern im Vergleichstyp konstant gut darstellen.


Frage/Anmerkung aus dem Ausschuss: Herr Just verweist auf die vorliegende Präsentation zum Integrations- und Arbeitsmarktprogramm. Beschäftigungsmöglichkeiten für Fachkräfte sind insbesondere in den Bereichen Metall, Elektro, Ingenieure allgemein, Gesundheits-wesen/Pflege, Kindererziehung, HoGa/Saison und Hafen genannt. Dem stimmt Herr Just zu. Er verweist auf die im Integrations- und Arbeitsmarktprogramm genannten Zielgruppen 2012. Diese sind insbesondere Jungendliche unter 25 Jahren, Frauen/Alleinerziehende, Ältere über 50 Jahre, Langzeitarbeitslose und Ungelernte. Zudem verweist er auf das Erfordernis des effizienten Mitteleinsatzes. Herr Just kritisiert, dass aus der Präsentation nicht hervorgeht, für welche Bereiche die SGB II-Kunden geeignet sind und stellt die Frage, bei welchen Kunden bei geringstem Mitteleinsatz das größte Vermittlungspotenzial steckt. Dies sei mit den oben genannten Zielgruppen, die schwerer zu vermitteln sind, nicht konform.


Frau Giss erwidert, dass eine ausschließliche Konzentration auf Kunden, die leicht zu vermitteln sind, nicht zulässig ist und auch nicht der Arbeitsweise im Jobcenter Friesland entspricht. Auch die schwerer zu vermittelnden Kunden haben den Anspruch auf eine passgenaue Förderung. Zudem kommen marktnahe Kunden nicht notwendigerweise für die Teilnahme an einer Fördermaßnahme in Betracht, weil eine Integration in vielen Fällen auch ohne eine gesonderte Förderung erzielbar ist. Sofern kein Vermittlungshemmnis vorhanden ist, werden diese Kunden vorrangig mit Stellenangeboten versorgt. Dies ist bereits jetzt Teil der Integrationsstrategie. Frau Giss weist außerdem darauf hin, dass auch die schwerer zu vermittelnden Kunden in der Vergangenheit erfolgreich integriert werden konnten und in diesen Zielgruppen ein großes Potenzial steckt. Hierbei ist der Einkauf von Maßnahmen hinsichtlich der Wirksamkeit ein entscheidender Faktor.


Herr Ambrosy erinnert daran, dass die vorliegende Präsentation lediglich als Arbeitsgrundlage dient. Anregungen und Kritik werden in die abschließende Planung einfließen.


Frage/Anmerkung aus dem Ausschuss: Herr Just betont, er habe nicht gesagt, dass die oben genannten Zielgruppen gar nicht vermittelt werden können, er fordert aber eine Schwerpunktsetzung in abgestufter Form auf die leicht zu vermittelnden Kunden. Zudem fordert er eine Ausrichtung der Maßnahmenplanung nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit und eine Konzentration auf die entsprechenden Bereiche, in denen SGBII-Kunden einsetzbar sind.


Die Ausschussvorsitzende, Frau Ralle verweist für eine tiefergehende Diskussion auf die nächsten Sitzungen.


Frage aus dem Ausschuss: Was tut das Jobcenter für Alleinerziehende?


Alleinerziehende Mütter oder Väter werden vom Jobcenter und dem Landkreis Friesland auch heute schon als Zielgruppe mit besonderen Anforderungen betrachtet. Es besteht eine enge Vernetzung mit dem Jugendamt und dem dort vorhandenen Familien- und Kinderservicebüro. Die Mitarbeiter des Jobcenters weisen die Kunden mit entsprechendem Bedarf auf das Familien- und Kinderservicebüro hin. Dort können sie sich über die Möglichkeiten der Kinderbetreuung im Landkreis Friesland informieren. Weiterhin bietet das Jobcenter in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Wilhelmshaven eine spezielle Fördermaßnahme „GAfA – Gute Arbeit für Alleinerziehende“ an.



Herr Bruns erläutert, dass das Integrations- und Arbeitsmarktprogramm erklärt, wie das Jobcenter seine Ziele erreichen möchte. Frau Giss ergänzt, dass die Zielgruppen der Alleinerziehenden und der Älteren über 50 Jahre bilden ein großes Potenzial für die Zielerreichung. Durch die Beteiligung an dem Beschäftigungspakt für Ältere werden durch den Bund für den Personenkreis der Älteren eigene Ziele vorgegeben. Die erwarteten Integrationen für 2011 für diese Zielgruppe wurden bereits Mitte dieses Jahres erreicht.


Frage aus dem Ausschuss: Was versteht man unter „Integrationshilfeträger“?


Träger von Bildungs- bzw. Fördermaßnahmen sind z.B Volkshochschule und Musikschule, Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft und Wohlfahrtsverbände.


Frage aus dem Ausschuss: Mit wem erfolgt die angesprochene Vernetzung?


Die Möglichkeiten der besseren Vernetzung waren ein Grund für die Bewerbung des Landkreises Friesland als zkT. In Bezug auf Kinderbetreuung findet eine enge Vernetzung mit dem Jugendamt statt. Eine weitere Vernetzung wird außerdem zwischen dem Arbeitgeberservice und der Wirtschaftsförderung angestrebt, um u.a. Stellen zu akquirieren und passgenau zu besetzen. Des Weiteren sind bei dem Thema der Vernetzung auch die Schwerpunkte in der Ausbildungslandschaft – Stichwort Kompetenzzentrum – zu berücksichtigen. Natürlich erfolgt auch weiterhin eine enge Vernetzung mit der Drogenberatung, dem Gesundheitsamt, usw. (sog. flankierende kommunale Leistungen).


Frage aus dem Ausschuss: Wird die Vernetzung koordiniert?


Herr Ambrosy bestätigt dies. Er erläutert beispielhaft ein Szenario, in dem ein Arbeitgeber eine einzelbetriebliche Maßnahme anbieten möchte und der Arbeitgeberservice hierzu einen passgenauen Bewerber vermitteln kann. Es sollte weiterhin eine Kooperation zwischen der Agentur für Arbeit und dem Landkreis stattfinden.


Herr Ambrosy erläutert weiterhin, dass die etwa 2-jährige Bauphase des neuen Logistikzentrums von Nordfrost intensiv für Qualifizierungen genutzt werden sollte. Frau Giss zieht die Parallele zu den Qualifizierungen für den Jade-Weser-Port. Hier wurden in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit positive Erfahrungen gemacht und Integrationserfolge erzielt.


Konkrete Abstimmungen zu den neuen Kooperationen und Kooperationspartnern sind noch nicht erfolgt. Es sind aber bereits Gespräche geführt worden. Der Umstellungsprozess zum zkT nimmt derzeit allerdings so viel Zeit in Anspruch, dass es hierzu noch keine konkreten Ergebnisse gibt. Es bestehen aber auch aktuell bereits viele Kooperationen, die natürlich im nächsten Jahr weiter aufrecht erhalten und intensiviert werden.


Frage aus dem Ausschuss: Die Internetseite des Jobcenters gibt aktuell nicht besonders viele Informationen her. Soll dies noch verbessert werden?


Die Internetseiten des Landkreises und des Jobcenters werden derzeit überarbeitet, so dass ab 01.01.2012 sowohl für Bewerber/-innen als auch für Arbeitgeber eine übersichtliche und mit vielen Informationen versehene Seite bereitgestellt wird.


Frage aus dem Ausschuss: Was sind denn nun wirklich die neuen Integrationsstrategien, wo liegen die Veränderungen?


Es wird keine gravierenden Veränderungen geben. Es ist aber zum Beispiel für das nächste Jahr eine noch engere Einbeziehung der flankierenden Leistungen vorgesehen, die stärker nachgehalten werden soll.


Frage aus dem Ausschuss: Wie sieht der Personalbedarf im Jobcenter aus? Ist es schwierig qualifizierte Mitarbeiter zu finden?


Es gab in letzter Zeit einige Ausschreibungen und dementsprechend viele Neueinstellungen. Es ist aber tatsächlich schwierig qualifiziertes Personal mit einschlägiger Vorerfahrung zu finden. Es konnten nicht alle Stellen durch eine externe Ausschreibung besetzt werden. Diese Stellen wurden dann durch interne Mitarbeiter besetzt, wodurch allerdings an anderer Stelle wieder eine neue Lücke entstanden ist.


Die Mitglieder haben keine weiteren Fragen zum Integrations- und Arbeitsmarktprogramm und fassen folgenden ...



Abstimmungsergebnis:

einstimmig bei 1 Enthaltung