Frau Giss stellt den aktuellen Stand der Zielerreichung anhand der Tischvorlage "Bericht zur Arbeitsmarktstatistik und Zielerreichung Kennzahlen nach § 48 a SGB II" vor. Zur Validität der Statistikzahlen merkt Frau Giss an, dass inzwischen weitere Gespräche mit dem Softwarehersteller Prosoz Herten GmbH stattgefunden haben. Die Firma hat in ihrer Nachbesserungspflicht zumindest Umgehungslösungen geschaffen, durch die die heute vorliegenden Daten aussagekräftig sind.

Ferner wurde im Jobcenter Friesland ein internes Controlling aufgebaut um die Zielerreichung unterjährig nachzuhalten und Problemfelder zu identifizieren. Die Datenqualität ist wie auch schon in den letzten Jahren ein wichtiges Thema. An der Verbesserung wurde in der vergangenen Zeit kontinuierlich gearbeitet, so dass davon auszugehen ist, dass die abgebildeten Zahlen in der Statistik ein realistisches Bild widerspiegeln.

Allgemeine Zahlen, Daten und Fakten

Die Zahl der Arbeitslosen lag im August bei 1.948 Personen. Eingehend auf eine Frage des KTA Wilken aus der vergangenen Sitzung erklärt Frau Giss, dass ca. ein Drittel der Arbeitslosen über 50 Jahre alt ist. Als erwerbsfähige Leistungsberechtigte galten im August 4.237 Personen. Die Verteilung auf die Standorte Jever und Varel ist relativ ausgeglichen. Die Entwicklung der Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vormonat und zum Vorjahresmonat ist in Anbetracht der Arbeitsmarktsituation nicht auffällig. Die Höhe des Bestandes der Bedarfsgemeinschaften und der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten ist insgesamt ein gutes Ergebnis. Frau Giss weist daraufhin, dass sich die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften und erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in den vergangenen Jahren sukzessive verringert hat.

KTA Zielke erfragt, ob die Verringerung der Arbeitslosenzahlen mit einem vorzeitigen Eintritt in Rente zusammenhinge. Frau Giss gibt an, dass dies nicht zutrifft. Die Beendigung des Leistungsbezuges aufgrund Altersrente tritt erst beim Erreichen des 65. Lebensjahres ein.

Kennzahl 1: Verringerung der Hilfebedürftigkeit

Die Leistungen zum Lebensunterhalt haben sich seit Jahresbeginn im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 % verringert. Der Median im Vergleichstyp 7 liegt bei -3,8 %, in Niedersachsen liegt der Wert bei -2,8 %. Damit liegt das Jobcenter Friesland in den unteren Rängen. Die Leistungen haben sich zwar insgesamt verringert, es ist aber eine deutliche Abweichung zum Zielwert von -4,5 % erkennbar. Neben der sorgfältigen Prüfung des Leistungsanspruches, fachaufsichtlichen Maßnahmen und einer effektiven Zugangssteuerung beeinflussen die Maßnahmen zur Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit maßgeblich diese Kennzahl. Die Abweichung ist nicht als besonders auffällig zu bewerten. Ein Grund dafür ist, dass im Jahr 2011 bezogen auf das Ziel "Verringerung der Hilfebedürftigkeit" ein sehr gutes Ergebnis erzielt wurde. Hier lag das Jobcenter auf Platz 2 (von 55) im Vergleichstyp 7. Die Potenziale wurden damit vergangenes Jahr bereits weitestgehend ausgeschöpft. Dass nun in 2012 eine weitere Verringerung der Leistungen stattfindet, ist insgesamt ein zufriedenstellendes Ergebnis.

KTA Ratzel möchte wissen, ob es zu diesen Kennzahlen Vergleichsdaten anderer Jobcentern gibt. Frau Giss erläutert, dass die monatlichen Ergebnisse immer im Verhältnis zu anderen Trägern bewertet werden. Für die vorliegende Auswertung wurde eine Abbildung der anderen Träger des Vergleichstyps 7 in Form des Median gewählt, es ist aber möglich sich die Vergleichswerte jedes anderen beliebigen Jobcenters anzusehen.

Kennzahl 2: Integrationsquote

Frau Giss merkt an, dass sich die Integrationsquote, ähnlich wie bei vielen anderen Jobcentern, nicht wie erhofft entwickelt. Frau Giss berichtet, dass seitens des Bundes angenommen wird, dass die vereinbarten Zielwerte der Träger zu ambitioniert waren. Hervorzuheben ist dessen ungeachtet, dass trotz der schwierigen Umstände der Umstellung zur Optionskommune eine beachtliche Zahl von Personen integriert werden konnte. Zu Beginn des Jahres fiel die Zahl der Integrationen noch relativ gering aus, dies war, bedingt durch die Umstellungsarbeiten und den allgemeinen Arbeitsmarktchancen in den Wintermonaten, zu erwarten. Zum Saisonstart ist eine deutliche Steigerung der Integrationen je Berichtsmonat zu erkennen. Um einer Zielverfehlung weiter entgegenzuwirken wurden bereits verschiedenste Maßnahmen ergriffen. Die Maßnahmeplanung ist zielgerichtet und an die aktuellen Bedürfnisse angepasst. Die Werkakademie, die später genauer thematisiert wird, ist ein Beispiel dafür. Es findet weiter eine enge Kommunikation mit den Teamleitern statt, der Stand der Zielerreichung wird regelmäßig besprochen.

Integrationsquote der Alleinerziehenden

Für die Integrationsquote der Alleinerziehenden gibt es keinen Zielwert. Die Entwicklung zeigt keine Auffälligkeiten. Die Zusammenarbeit mit dem Kinderservicebüro ist positiv. Landrat Ambrosy merkt an dieser Stelle an, dass 1,1 Mio. € zum Ausbau der Kinderbetreuung zur Verfügung gestellt wurden. Diese Mittel sind vollständig verplant, die Gemeinden haben ihr Angebot deutlich ausgebaut. In den nächsten Jahren werden weitere finanzielle Mittel bereitgestellt, die aber aufgrund des demografischen Wandels etwas geringer ausfallen werden. Es ist zu erwarten, dass in einigen Gemeinden die erforderliche Betreuungsquote deutlich übertroffen wird. Angebote für eine Kinderbetreuung sind demnach vorhanden, was sich auf die Arbeit des Jobcenters positiv auswirken wird.

Kennzahl 3: Veränderung des Bestandes an Langzeitleistungsbeziehern

Die Entwicklung des Bestandes der Langzeitleistungsbezieher stellt sich äußerst positiv dar. Ein gewisser Verhärtungseffekt liegt sicher auch im Jobcenter Friesland vor, doch zeigt sich an der Entwicklung, dass durch engen Kundenkontakt auch Langzeitleistungsbezieher bewegt werden können.

KTA Wilken fragt, ab welchem Zeitpunkt man Langzeitleistungsbezieher ist. Frau Giss erläutert, dass Langzeitleistungsbezieher erwerbsfähige Leistungsberechtigte sind, die innerhalb der vergangenen 24 Monate mindestens 21 Monate hilfebedürftig waren und Leistungen vom Jobcenter erhalten haben. KTA Neugebauer möchte wissen, ob damit auch sog. Aufstocker gemeint sind. Frau Giss bejaht dies, auch Personen mit ergänzendem Leistungsbezug können Langzeitleistungsbezieher sein. KTA Osterloh erkundigt sich, ob man Langzeitleistungsbezieher nach der Dauer des Leistungsbezuges unterscheiden kann. Technisch ist dies im Moment nicht möglich, da aufgrund der Umstellung alle Fälle frühestens zum 01.01.2012 beginnen. Für die Statistik können diese Personen aufgrund einer Personenhistorie der Bundesagentur für Arbeit als Langzeitleistungsbezieher identifiziert werden. KTA Wilken bedauert, dass diese Personen intern nicht identifiziert werden können, da es interessant wäre Langzeitaufstocker im Hinblick auf deren Lohnniveau zu untersuchen. Frau Giss gibt zu Bedenken, dass der Bedarf ergänzender Sozialleistungen nicht zwingend mit einem schlechten Lohnniveau einhergeht. Ergänzender Leistungsbezug ist nach wissenschaftlichen und statistischen Erhebungen vielmehr durch Teilzeitbeschäftigungen oder durch Bedarfsgemeinschaften mit vielen Mitgliedern verursacht.

KTA Ralle äußert abschließend, dass der Ausschuss bezüglich des Lesens von Statistiken bereits viel gelernt habe. Frau Giss bietet den Anwesenden an, bei Bedarf weiteres Zahlenmaterial bzw. weitere Auswertungen zur Verfügung zu stellen und bei Einzelfragen auch im persönlichen Gespräch nähere Erläuterungen zu geben.