Beschluss:




Frau Giss stellt das Projekt der Werkakademie mit dem Namen "Aktiv in Arbeit - AktiviA" vor. Das Projekt verfolgt den Work-First-Ansatz, der ursprünglich von den Niederlanden aus den USA importiert wurde. Es wurde zunächst überlegt, dieses Projekt hausintern durchzuführen. Argumente der fehlenden Räumlichkeiten und des zusätzlich notwendigen Personals sprachen letztlich aber für eine Ausschreibung des Projektes. Den Zuschlag für die Werkakademie hat das Bildungsinstitut der niedersächsischen Wirtschaft (BNW) erhalten. Die Werkakademie ist zum 03.09.2012 gestartet. Frau Giss betont, dass bewusst nicht von einer "Maßnahme" sondern von einem "Projekt" gesprochen wird. Die Bewerber nehmen viermal wöchentlich drei Stunden täglich teil. Der Einstieg in die Werkakademie erfolgt direkt nach der Antragstellung, die Teilnahme dauert längstens acht Wochen. Das Motto des Projektes lautet: "Ihr Job ist es, eine Arbeit zu finden". Die Einführung des Projektes wird von dem niederländischen Arbeitsmarktberater Herrn Dick Vink begleitet. Das Land übernimmt die Kosten für drei Beratertage, die bereits umfangreich genutzt wurden um u.a. die Coaches des Projektes aber auch die Mitarbeiter des Jobcenters zu schulen. Die Rückmeldung der eigenen Mitarbeiter/-innen ist durchweg positiv. In diesem Projekt muss der Bewerber sich eigeninitiativ um eine neue Beschäftigung bemühen, die Coaches stehen lediglich beratend zur Seite. Von den Bewerbern erarbeitete Problemlösungen oder Ideen können umgehend weiter verfolgt werden. Durch die geforderte Eigeninitiative wird das Selbstbewusstsein des Bewerbers bestärkt. Das Projekt profitiert zudem von der Gruppendynamik. Die Werkakademie hat innerhalb der ersten drei Wochen bereits deutliche Erfolge erzielt. In dieser kurzen Zeit haben 13 Bewerber aus dem Projekt heraus eine Arbeit aufgenommen. Ein weiterer Effekt ist, dass es in manchen Fällen zu einem Leistungsverzicht führt, wenn unmittelbar nach der Antragstellung die Teilnahme an einem Projekt folgt.

Es wurden Rückmeldebögen für die Bewerber/-innen eingeführt. Das bisher mündliche Feedback ist durchweg positiv. Die Maßnahmebetreuer des Jobcenters stehen in einem engen Kontakt zu den Coaches des Bildungsträgers und tauschen sich täglich aus. Das Projekt "Werkakademie" unterscheidet sich von den bisherigen Maßnahmen.

KTA Neugebauer erkundigt sich, welche Qualifikationen die Bewerber mitbringen müssen. Frau Giss erklärt, dass hier keine Grenzen gezogen werden, vom Geringqualifizierten bis zum Akademiker kann jeder teilnehmen. KTA Neugebauer führt die Frage weiter aus und möchte wissen, ob sich ein Akademiker dann auch auf niederschwelligere Arbeit bewirbt. Frau Giss antwortet, dass er sich im Rahmen der Verpflichtung des SGB II auch auf andere Tätigkeiten bewerben muss, es ist aber vor allem auch die Arbeit des Coaches, dem Bewerber die Möglichkeiten ähnlicher Berufsbilder aufzuzeigen. KTA Neugebauer erkundigt sich, ob die bisherigen Arbeitsaufnahmen in der Region erfolgt sind. Frau Giss erklärt, dass aufgrund der kurzen Laufzeit des Projektes noch keine genaueren Auswertungen vorliegen. Herr Ansmann fragt, ob in der Werkakademie eigens akquirierte Stellen angeboten werden. Frau Giss erklärt, dass alle Möglichkeiten vor Ort genutzt werden, dazu gehört auch eine Zusammenarbeit mit dem eigenen Arbeitgeberstellenservice. Zukünftig sollen außerdem Arbeitgeber mit Personalbedarf die Möglichkeit erhalten, sich im Projekt zu präsentieren.

KTA Kühne drückt aus, dass ihm das Motto der Werkakademie sehr gefällt. Er stellt sich vor, dass die Motivation zur aktiven Stellensuche in einer anderen Umgebung als dem eigenen Zuhause sicher deutlich höher ist. Er fragt weiter, wie es um die Zuverlässigkeit der Bewerber gestellt ist und ob Pünktlichkeit ein Thema sei. Frau Giss erläutert, dass es immer einen gewissen Anteil Nichtantritte gibt, wobei die in der bisherigen kurzen Laufzeit sehr gering waren. Teilnehmer, die das Projekt vorzeitig abgebrochen haben, sind nicht bekannt.

KTA Wilken merkt an, dass ihm ein Unterschied zu bisherigen Maßnahmen noch nicht wirklich deutlich sei. Herr Bruns erklärt, dass der Unterschied darin besteht, dass die Bewerber selber Lösungen finden müssen, wohingegen sie in anderen Maßnahmen Lösungen vollständig präsentiert bekommen haben. Es wird ein hohes Maß an Eigeninitiative gefordert, die Coaches begleiten dies beratend. Herr Bruns führt weiter aus, dass die Bewerber die Möglichkeit haben, ihre Teilnahme flexibel zu gestalten. Die Teilnahme kann vormittags oder nachmittags für jeweils drei Stunden erfolgen. In diesem Rahmen können die Teilnehmer unter vorheriger Ankündigung ihre Projektzeit selbst gestalten. Es wird sicher gestellt, dass die Teilnahme an vier Tagen mit jeweils drei Stunden erfolgt. Dieser Ansatz wird positiv aufgenommen.

KTA Loers fragt, in welche Art von Arbeitsplätzen die Teilnehmer vermittelt wurden. Er möchte wissen, ob es sich um befristete oder unbefristete Beschäftigung oder um 400 €-Jobs handelt. Herr Bruns erläutert, dass mit der Bezeichnung "Arbeitsaufnahme" immer eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gemeint ist. Eine Beschäftigung auf 400 €-Basis wäre ein guter Anfang, dadurch würde die Teilnahme am Projekt aber noch nicht beendet.

KTA Loers erkundigt sich, ob sich der Jade-Weser-Port mit einer erhöhten Anfrage an Personal bemerkbar macht. Frau Giss bejaht dies und berichtet von einer Besichtigung in der vergangenen Kalenderwoche. Das Jobcenter hat sich bereits frühzeitig mit Umschulungen an der Entwicklung beteiligt. Die Nachfrage im Bereich Logistik wird auch weiter steigen.

KTA Wilken möchte wissen, ob sich die VHS ebenfalls um dieses Projekt beworben hat. Frau Giss bejaht dies.

Herr Ansmann erkundigt sich nach der Laufzeit des Projektes. Die Laufzeit geht zunächst über ein Jahr mit einer Verlängerungsoption. Wenn sich das Projekt als ähnlich erfolgreich erweist, wie in den Niederlanden ist die Einrichtung als langfristiges Projekt geplant, welches sich nach den regionalen Bedürfnissen ausrichten kann und sich stetig weiter entwickeln soll.

KTA Neugebauer merkt an, dass die Motivation bei Neukunden wahrscheinlich höher sei und möchte wissen, ob auch Langzeitleistungsbezieher an dem Projekt teilnehmen können. Frau Giss erläutert, dass das Projekt mit Neukunden gar nicht vollständig besetzt werden könnte, es wird daher auch ein Teil mit Bestandskunden belegt. Herr Bruns ergänzt, dass maximal ein Viertel der Teilnehmer Bestandskunden sein sollten, da sich ansonsten erfahrungsgemäß der positive Effekt der Gruppendynamik in die entgegengesetzte Richtung wendet. Die Bestandskunden profitieren hingegen mehr von der positiven Dynamik bei einem Verhältnis von 1:4.

Herr Ansmann stellt die Frage, was passiert, wenn innerhalb des Projektes ein Qualifizierungsbedarf bei einem Teilnehmer entdeckt wird. Frau Giss erläutert, dass vorzeitig vor Ablauf der achtwöchigen Teilnahme Gespräche mit den Teilnehmern geführt werden. Wenn ein Bewerber innerhalb der ersten acht Wochen keine Beschäftigung gefunden hat, wird geklärt, welche Möglichkeiten im Anschluss bestehen. Es wird versucht, den Bewerber nahtlos in ein Folgeprojekt zu integrieren. Wenn bei einem Bewerber ein Qualifizierungsbedarf identifiziert wurde und die Voraussetzungen erfüllt werden, kann dies auch eine Qualifizierungsmaßnahme sein. Herr Ansmann möchte weiterhin wissen, ob die finanziellen Mittel dafür auch zur Verfügung stehen. Frau Giss antwortet, dass mit einer zielgerichteten Maßnahmeplanung diese Mittel bereit gestellt werden können.

KTA Wilken erkundigt sich, ob andere Projekte wie beispielsweise das Programm "50+" fortgesetzt werden. Frau Giss bejaht dies.

KTA Eilers fragt, ob so die Hoffnung besteht, dass bei einer Laufzeit von einem Jahr und 30 Teilnehmer je Standort mit je acht Wochen, rechnerisch 6 x 60 Personen profitieren. Herr Bruns bemerkt, dass sogar von einer höheren Teilnehmerzahl ausgegangen wird, da nicht jeder Teilnehmer acht Wochen benötigt, um eine Beschäftigung zu finden. Frei gewordene Plätze werden umgehend nachbesetzt.

Frau Gerdes-Borreck möchte wissen, wie der Altersschnitt der Teilnehmer ist und wie die Geschlechterverteilung aussieht. Herr Bruns antwortet, dass aufgrund der kurzen Laufzeit keine Auswertungen vorliegen. Es erfolgt jedoch auch keine Steuerung über Personenmerkmale wie Alter oder Geschlecht. Wenn ein Neukunde einen Antrag stellt und grundsätzlich nichts gegen eine Teilnahme spricht, dann nimmt dieser Kunde auch an der Werkakademie teil. Herr Ansmann möchte diesbezüglich wissen, wie die Auswahlkriterien für Bestandskunden sind. Herr Bruns erläutert, dass Kunden mit gravierenden Integrationshemmnissen sicher nicht für eine Teilnahme geeignet sind. Die Einschätzung der Eignung obliegt aber grundsätzlich der Integrationsfachkraft. Gleichwohl würde ein Coach der Werkakademie der Integrationsfachkraft zurückspiegeln, wenn sich ein Teilnehmer als ungeeignet herausstellt.