Betreff
Rahmenbedingungen des Pro Aktiv Centers Friesland
Vorlage
115/2007
Art
Beschlussvorlage

Begründung:












Friesland





Rahmenbedingungen des Pro Aktiv Centers Friesland


Der Landkreis Friesland, im Nordwesten Niedersachsens, gliedert sich in acht Städte und Gemeinden einschließlich der Inselgemeinde Wangerooge, in denen ca. 100.000 Menschen leben.


Der Schwerpunkt der gewerblichen Wirtschaft liegt in den die Städten Jever (Sitz der Kreisverwaltung) und Varel sowie den Gemeinden Schortens und Sande. In einem von sonst zumeist ländlichen Strukturen geprägten Gebiet bildet der Tourismus einen entscheidenden wirtschaftlichen Faktor.


Träger des Pro Aktiv Centers ist der Landkreis Friesland. Nach Beschluss des Kreistages vom 17.12.2001, sich am Förderprogramm „Modellprojekt Jugendbüros“ des Landes Niedersachsen zu beteiligen, und Genehmigung durch die entsprechenden Behörden, wurde am 01.07.2002 das Jugendbüro beim bereits bestehenden Projekt „Wege aus der Sozialhilfe“ (WaS) installiert.

Auf Grund weiterer Beschlüsse der politischen Gremien wurde in der Nachfolge zum Jugendbüro ab 01.03.2004 das Pro Aktiv Center Friesland eingerichtet.


Das Pro Aktiv Center befindet sich im Kreisamt des Landkreises Friesland, also im Gebäude des Trägers, in der Kreisstadt Jever. Bei der Zuordnung der Teilnehmer auf die Mitarbeiter des Pro Aktiv Centers wurde die „historisch“ gegebene Unterteilung des Landkreises in Nord- und Südkreis übernommen.


Aufgrund der geographischen Lage der Kreisstadt Jever im nordwestlichen Kreisgebiet und der guten Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, finden die Beratungsgespräche für Teilnehmer aus dem Nordkreis direkt im Pro Aktiv Center statt.


Anders stellt sich die Situation im Südkreis dar. Hier erfolgt die Kontaktaufnahme zum Pro Aktiv Center zwar auch sofort nach Antragstellung oder Feststellung des Bedarfs, der Kontakt selbst erfolgt jedoch über eine schriftliche oder telefonische Einladung zu den regelmäßig in Varel stattfindenden Sprechzeiten. Der Zeitraum zwischen Antragstellung und Erstgespräch beträgt in der Regel jedoch kaum mehr als eine Woche. Varel ist von den umliegenden kreisangehörigen Gemeinden Zetel und Bockhorn gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.


Anders als früher werden dem Pro Aktiv Center auch durch den Fachbereich „Jugend und Familie“ (Jugendamt) des Landkreises junge Menschen zugeführt, welche nicht unbedingt zu den ALG II-Empfängern gehören. Gleichfalls nutzen die Berufsbildenden Schulen in Jever und Varel die Strukturen des Pro Aktiv Centers.


Die soziale Situation der vom Pro Aktiv Center betreuten jungen Menschen ist von unterschiedlichsten und – immer häufiger – von multiplen Problemlagen gekennzeichnet. Führt das Fehlen schulischer- oder beruflicher Ausbildung sowie von Arbeit oft schon zur gesellschaftlichen Ausgrenzung und Stigmatisierung, so wird diese Situation bei gleichzeitigem Auftreten anderer Problemlagen wie Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, Verschuldung, Straffälligkeit und Obdachlosigkeit in einer Weise verschärft, die eine primäre Bearbeitung des Problemfeldes Arbeit und Ausbildung erschwert oder häufig sogar ausschließt.


Im Rahmen der Vernetzung und Kooperation wurde eine Zusammenarbeit mit nachfolgend aufgeführten Behörden und Institutionen initiiert und laufend ausgebaut und vertieft. Hilfreich waren in diesem Zusammenhang schon bestehende Kontakte zum bisherigen Projekt „Wege aus der Sozialhilfe“ des Landkreises Friesland und des dortigen Jugendbüros.



  • Sozialämter der Städte und Gemeinden im LK Friesland

  • Agentur für Arbeit Wilhelmshaven mit den Geschäftsstellen Jever und Varel

  • Jugendwerkstätten Schortens und Jever

  • Ausbildungswerkstatt der Kreishandwerkerschaft Friesland

  • Möbeldienste des Diakonischen Werkes in Schortens und Varel

  • Deutsches Rotes Kreuz in Jever und Varel (Kleiderkammern und soziale Dienste)

  • BBS Jever und Varel

  • Regionales Qualifizierungsnetzwerk Varel

  • Bildungsträger

  • KVHS-Friesland-Wittmund

  • BNW in Jever und Varel

  • BFW in Wilhelmshaven

  • VHS Wilhelmshaven

  • SOS-Hilfeverbund

  • Fachdienste

  • Jugendamt (ASD)

  • Jugendgerichtshilfe

  • Sucht- und Drogenberatung

  • Schuldnerberatungen

  • SOS Kinderdorf Jugend- und Familienhilfe

  • Pro Familia Beratungsstelle Wilhelmshaven

  • Betriebe und Firmen der Region



Die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Wilhelmshaven, insbesondere mit den für den Landkreis Friesland zuständigen Job-Centren in Jever und Varel basiert auf ein im Jahre 2004 gemeinsam erstelltes Arbeitspapier zur Zusammenarbeit.

Die praktische Zusammenarbeit auf der Ebene Fallmanager des Pro Aktiv Centers – Berufsberater/Arbeitsvermittler sowie mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) Landkreis Friesland ist von ständigem Informationsaustausch geprägt und orientiert sich an den Bedürfnissen des Einzelfalls.


Die Zusammenarbeit mit Bildungsträgern in der Region ist von der Nutzung bereits bestehender Maßnahmen durch Teilnehmer geprägt.


Den spezifischen Bedürfnissen der Klienten des Pro Aktiv Centers wird mit der Einrichtung von Maßnahmen mit Assessment-Charakter bei der KVHS Friesland, die über einen Zeitraum von acht Wochen ca. 15 Teilnehmern ein „Kompetenztraining und Eingliederungstraining“ bietet, Rechnung getragen. Diese Maßnahmen finden jeweils drei bis viermal jährlich statt.



Angebot



Das Pro Aktiv Center soll individuell beeinträchtigten und sozial benachteiligten jungen Menschen zur dauerhaften Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt die notwendigen Hilfen zur Integration in Schule Ausbildung und Beruf geben. Das Prinzip „Fördern und Fordern“ wird dabei im Interesse des Klientels konsequent umgesetzt.


Das Pro Aktiv Center ist, wie bereits beschrieben, eine Einrichtung, welche direkt beim Träger, dem Landkreis Friesland, angesiedelt ist. Das Pro Aktiv Center ist in die Strukturen des Fachbereiches 22 des Landkreises eingebunden.


Das Personal des Pro Aktiv Centers setzt sich zusammen aus einem Dipl.-Sozialarbeiter/-pädagoge- und einem Handwerksmeister mit langjähriger Erfahrung in der Jugendarbeit.


Durch die Fallmanager des Pro Aktiv Centers wird in einem Erstberatungsgespräch die persönliche Situation und der bisherige Werdegang des Jugendlichen ermittelt sowie erste Wege zur Hilfe aufgezeigt (siehe auch Seite 1).

An dieses „Profiling“ schließt sich im Bedarfsfalle ein bereits beschriebenes „Assessment-Verfahren“ an. Hierdurch bzw. im Anschluß daran werden im Rahmen des Fallmanagements weitere Hilfsmöglichkeiten und –strategien erarbeitet. Natürlich gehört zu den Maßnahmen des Fallmanagements auch die gemeinsame Erarbeitung realistischer Ziele im Rahmen einer Integrationsplanung und die Festlegung der wechselseitigen Verpflichtungen durch eine Eingliederungsvereinbarung. Die vereinbarten Ziele werden angepaßt bzw. fortgeschrieben, wenn sich Änderungen ergeben bzw. Teilziele erreicht wurden.


Vorrangig wird natürlich weiterhin der Versuch einer Vermittlung in den ersten oder zweiten Arbeitsmarkt das Ziel der Mitarbeiter beim Pro Aktiv Center bleiben. Da eine entsprechende direkte Vermittlung in den Arbeitsmarkt aufgrund fehlender Schlüssel- und Basisqualifikationen der Klienten häufig nicht möglich ist, werden die Möglichkeiten einer Qualifizierung über verschiedene Arten von Maßnahmen bei unterschiedlichen Trägern gesucht. Die zielgerichtete Entwicklung und Förderung von Fertigkeiten und Kenntnissen verbessert die Chancen auf eine dauerhafte Integration in den Arbeitsmarkt. Hier hat sich bereits bislang die Zusammenarbeit mit den vorher genannten Kooperationspartnern als erfolgreich erwiesen.


Das Pro Aktiv Center Friesland bietet ein vielfältiges Angebot zur konkreten beruflichen Eingliederung junger Menschen und stellt häufig für Jugendliche und junge Erwachsene die letzte Möglichkeit zur Integration ins Berufsleben dar.



Im Berichtszeitraum (01.01. - 31.12.2006) wurden 283 Jugendliche und junge Erwachsene in die Beratung und Betreuung des Pro Aktiv Centers aufgenommen. Es waren 109 Frauen und 174 Männer. Hauptursache der Bedürftigkeit nach dem SGB II war bei einem großen Teil der im Berichtszeitraum betreuten Personen das Fehlen einer abgeschlossenen schulischen Ausbildung.


Der Anteil des aufsuchenden Zugangs betrug 60 Klienten, des gesteuerten Zugangs 146 Klienten und des freien Zugangs 77 Klienten. Von 16 Klienten wurde das Fallmanagement abgebrochen, wovon sieben verzogen sind. Von 283 Klienten wurden 32 in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bzw. Berufsausbildung vermittelt, davon 16 auf den ersten Arbeitsmarkt. 127 Klienten wurden in Schule, Berufsvorbereitungsmaßnahmen, Berufsvorbereitungssonderform oder sonstige Qualifizierungsmaßnahmen vermittelt, davon wurden 16 männliche Jugendliche und junge Erwachsene in das Angebot des BVSO – Berufsvorbereitungssonderform des Pro Aktiv Centers und der Berufsbildenden Schule Jever vermittelt.




Beschlussvorschlag:


Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.


Finanzielle Auswirkungen: Ja

Gesamtkosten der Maßnahmen (ohne Folgekosten)

Direkte jährliche Folgekosten

Finanzierung: 176.150,00 €

Eigenanteil 2.880,00 €


Bundes- und Landesmittel:

ESF-Mittel 87.500,00 €

BA-Mittel 85.770,00 €


Sonstige einmalige oder jährliche laufende Haushaltsauswirkungen


176.150,00

Erfolgte Veranschlagung: Ja

im Verwaltungshaushalt





Fritz Schimmelpenning O. Mammen

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Sachbearbeiter/in Fachbereichsleiter/in

Sichtvermerke:




Wehnemann Ambrosy

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Abteilungsleiter Kämmerei Landrat

Beratungsergebnis:

Einstimmig

Ja-Stimmen



Nein-Stimmen



Enthaltungen



Kenntnisnahme

Lt. Beschluss­vorschlag

Abweichender Beschluss



Anlagen: