Betreff
Förderung der Biodiversität: Strategie zum Schutz von Hautflüglern
Vorlage
0351/2018
Art
Beschlussvorlage

Begründung:

 

Fachlicher Hintergrund:

In den letzten 25 Jahren ist die Insektenzahl in Deutschland um ca. 75 % zurückgegangen.

Dieser Verlust ist nicht spezifisch für bestimmte Biotoptypen, er betrifft vielmehr das ganze Offenland. Die Biomasseverluste betragen für die Sommerperiode 81,6 Prozent (79,7 bis 83,4 Prozent) und für die Vegetationsperiode von April bis Oktober 76,7 Prozent (74,8 bis 78,5). Die Verluste in der Sommerperiode sind höher, da die Insektenbiomasse in diesen Monaten am höchsten ist. Es zeigt sich auch, dass die bekannten Rückgänge von Artengruppen wie Schmetterlingen, Wildbienen und Nachtfaltern einhergehen mit den drastischen Biomasseverlusten bei Fluginsekten. Dies betrifft nicht nur seltene und gefährdete Arten, sondern die gesamte Welt der Insekten.

Insekten sind jedoch die Nahrungsgrundlage vieler Tierarten, wie z. B. der Fledermäuse und der Vögel. Aufgrund fehlender Insekten ist gerade für die Vogelarten der Offenlandschaft die Jungenaufzucht massiv erschwert. In Deutschland ist, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt, in den letzten zwölf Jahren die Anzahl der Brutvogelpaare um 15 Prozent zurückgegangen. Mit Sicherheit sind diese Einbußen auf den Rückgang der Insektenfauna zurückzuführen; fast alle betroffenen Arten füttern ihre Jungen mit Insekten

Zudem bestäuben Insekten 80 %  unserer Kulturpflanzen. Wenn diese Nützlinge weiter reduziert werden, drohen große Schäden für die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion.

Zum Erhalt der Insekten ist es wichtig, dass ausreichend Nahrungsquellen und Lebensräume für sie zur Verfügung stehen. Um dies zu gewährleisten, sind in der freien Landschaft und im besiedelten Bereich insektenfreundliche Vegetationsinseln und Linienstrukturen wie etwa Randstreifen an Äckern, Gewässern und Wegen  zu schaffen.

 

Motivation:

Durch Anträge der Mehrheitsgruppe sind in den diesjährigen Kreishaushalt 50.000 € für die Förderung der Biodiversität eingestellt worden. Der so an die Kreisverwaltung erteilte Auftrag bedarf einer schnellen und effektiven Handlungsstrategie. Insbesondere Maßnahmen zum Schutz von Hautflüglern erfordern zeitnahe Maßnahmen. So sind bspw. Saatmischungen für artenrelevante Pflanzen bis spätestens Ende April/Anfang Mai auszubringen um ein ansprechendes Habitat herzurichten.  

 

Ausrichtung:

-        ein landkreiseigenes Förderprogramm (kostenlose Bereitstellung des Saatgutes),

-        Anerkennung der Blühflächen als Kompensationsflächen und -pool für Gemeinden, Städte und andere Baulastträger (Straßenbau, Landwirtschaft usw.),

-        das bereits ausgearbeitete Projekt „Kompensation an Gewässern“ ist mit einzubeziehen,

-        Hauptaugenmerk sollte auf dem Biotopverbund liegen. Neben Einzelflächen sind primär linienhafte Strukturen als Verbindungselemente zwischen bereits vorhandenen Biotopen und Schutzgebieten anzustreben. Hierfür bieten sich Fließgewässer, Wege-, Straßen- und Ackerränder an,

-        Zur Finanzierung des Projektes sollen Mittel aus vorhandenen Förderprogrammen und von Dritten (Partnern) eingeworben werden. Insgesamt soll eine Förderquote von  mindestens 66 % erreicht werden.

 

Rahmenbedingungen:

-        die Naturschutzverbände im Landkreis sind im Runden Tisch unter der Leitung von Herrn Henning von Schele zusammen gefasst – dieses Gremium ist einzubeziehen,

-        als Fachbüro wäre ein Umwelt- und Medienbüro in Oldenburg geeignet. Das Büro hat bereits für den Runden Tisch einen Vortrag zu diesem Thema gehalten. Das Büro wäre gegen Kostenerstattung bereit mitzuwirken. 

-        Nach Auskunft von Frau Birgit Luiken, die bis vor kurzem noch den Arbeitskreis „Blühende Landschaften“ im Landkreis Friesland geleitet hat, sind für die Arbeiten (Flächenbesichtigung, Saatgutbeschaffung, Förderprogramme, Abrechnung, Öffentlichkeitsarbeit usw.) die ein solches Projekt erfordert, mindestens 20 Stunden in der Woche anzusetzen. Die vorhandenen Ressourcen in der Naturschutzbehörde sind bereits erschöpft, deshalb ist für die Realisierung eine Personalergänzung erforderlich.

-        Um dauerhaft verbesserte Lebensgrundlagen für bedrohte Insektenarten zu schaffen, ist das Projekt langfristig anzulegen.  

 

 


Beschlussvorschlag:

Die Verwaltung wird beauftragt, zusammen mit den Akteuren des Naturschutzes und einem Fachbüro eine Strategie zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen von Insekten und hier insbesondere der Hautflügler (Fluginsekten)  im Landkreis Friesland zu erarbeiten.

Für die  fachgerechte  und kontinuierliche Umsetzung der Strategie im Landkreis Friesland ist eine zusätzliche Fachstelle (50 %) einzurichten. Zur Folgefinanzierung der Maßnahme sind vorrangig Fördergelder einzuwerben.

 


Finanzielle Auswirkungen:       Ja       Nein

Gesamtkosten der Maßnahmen (ohne Folgekosten)

Direkte jährliche

Folgekosten

 Finanzierung:

  Eigenanteil                objektbezogene Einnahmen

Sonstige einmalige oder jährliche laufende Haushaltsauswirkungen

€ 50000

€ 50000

€13000

€ 37000

€ XXXX

Erfolgte Veranschlagung:      Ja, mit            Nein

im   Ergebnishaushalt    Finanzhaushalt    Produkt- bzw. Investitionsobjekt: P1.05.55.554000.030

Vorlage betrifft die demografische Entwicklung:            ja             nein

Falls ja, in welcher Art: XXXX

Vorlage bezieht sich auf

XXXX

MEZ     Nr. 4

Titel: ERHALT UND VERBESSERUNG DER NATÜRLICHEN LEBENSGRUNDLAGEN

HSP     Nr  4.2

Titel: Entwicklung und Verbesserung von Lebensräumen; Entwicklung und Pflege

von Schutzgebieten

 

 

 

 

Sachbearbeiter/in                Fachbereichsleiter/in

Sichtvermerke:

 

 

  Abteilungsleiter/in               Kämmerei                              Landrat

Abstimmungsergebnis:

Fachausschuss

einstimmig 

Ja:

Nein:

Enth.:

Kts. gen.:  

abw.  Beschl.   

Kreisausschuss

einstimmig 

Ja:

Nein:

Enth.:

Kts. gen.:  

abw.  Beschl.   

Kreistag

einstimmig 

Ja:

Nein:

Enth.:

Kts. gen.:  

abw.  Beschl.   

 


Anlage_1_2016-11-07_Resolution-zum-Schutz-der-mitteleuropaeischen-Insektenfauna_reduziert