Begründung:
Die Stadt Wilhelmshaven hat sich – leider
vergeblich – bereits zwei Mal als Smart-City-Modellkommune beworben. Durch die
Einbeziehung des Landkreises Friesland könnte eine erneute Bewerbung größere
Aussicht auf Erfolg haben.
Mit den Modellprojekten Smart Cities fördert
das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) gemeinsam mit der
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen strategischen Umgang mit den
Möglichkeiten und Herausforderungen für die Stadt- und Kreisentwicklung durch
Digitalisierung. Smart Cities Modellprojekte zeichnen sich dabei durch
vielfältige Lernbeispiele aus, deren Erkenntnisse in die Breite getragen und
allen Kommunen zunutze gemacht werden. Dazu tragen die geförderten Kommunen
unter anderem durch die gemeinschaftliche Bereitstellung von
Open-Source-Lösungen für Zukunftsaufgaben bei.
Die Bundesregierung
fördert in der 3. Staffel wieder Smart-City-Modellprojekte:
Bewerbungsschluss
war der 14. März 2021. Die Verwaltung hat form- und fristgemäß eine gemeinsame
Bewerbung mit der Stadt Wilhelmshaven unter dem Motto
WILHELMSHAVEN-FRIESLAND
im Wandel GEMEINSAM SMART
eingereicht (sh.
Anlagen). Ein Kreistagsbeschluss kann noch bis zum 14.04.2021 nachgereicht
werden.
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Nicht erst seit der Covid-19-Pandemie
zeichnen sich fundamentale Umbrüche unseres gemeinschaftlichen Lebens ab. Der
Klimawandel, der demografische Wandel, ein Wertewandel und der technologische
Fortschritt erfordern smarte Antworten auf eine veränderte Wirtschaft und Gesellschaft.
Diese Zukunftsfähigkeit setzt einen umfangreichen Kulturwandel voraus, welcher
einer Anonymisierung und Singularisierung entgegenwirkt.
Der Raum Friesland-Wilhelmshaven soll sich
durch eine stärkere (digitale) Vernetzung und durch innovative Lösungen zu
einer smarten Heimat mit smarten Lebensstilen entwickeln, welche die
Transformation hin zu einem innovativen und starken Wirtschaftsstandort, einer
wirtschaftlichen (Energie-) Drehscheibe in einer globalisierten Welt und zu
einer robusten klimaangepassten Region flankieren. Heute gilt die Region als
strukturschwach und ist zurzeit noch von einem fossilen Energiesystem geprägt.
Stadt, Landkreis und viele weitere Akteure streben an und arbeiten schon jetzt
an der Transformation hin zu einer treibhausgasneutralen Wirtschaft und
Gesellschaft. Die Region will sich (weiter) zu einer Wirtschafts- und
Energiedrehscheibe entwickeln und entsprechend die bestehenden
Energieinfrastrukturen umwidmen und weiterentwickeln. Insofern eignen sich die
Stadt Wilhelmshaven und der Landkreis Friesland mit ihrem Strukturwandel als
Leuchtturmmodell für andere Städte und Regionen. Hier entwickelte Projekte
können entsprechend auf andere Städte übertragbar sein und gleichzeitig kann
die Region als Vorreiterin in Sachen nachhaltiger Strukturwandel
Handlungsoptionen entwickeln.
Digitale Lösungen als auch globale
Vernetzung führen dazu, dass der physische Standort an Bedeutung verliert. Der
– ländlich geprägte – Nordwesten als Lebensmittelpunkt ist unschlagbar als
„Raum für Zukunft“. Die Region denkt überregional und im Verbund. Es wurden
vier Handlungsfelder identifiziert:
(1) SMARTE
HEIMAT
Das Handlungsfeld
hat den demografischen Wandel im Fokus. Es sollen smarte Rahmenbedingungen für
ein Leben aller Generationen und jeder Herkunft im Nordwesten und an der Küste
geschaffen werden. Ideen für ein lebenslanges Wohnen von Jung bis Alt im
Nordwesten sollen unterstützt werden.
(2) SMARTER
LEBENSSTIL
Der Werte- und
Mentalitätswandel steht hier im Mittelpunkt. Die Lebensqualität, die
Standortattraktivität, egal ob Stadt, Land, Dorf oder Insel soll herausgestellt
und geeignet unterstützt werden. Tourismus, Regionalität und Service werden das
Handlungsfeld abrunden.
(3) SMARTE
MOBILITÄTS-/ENERGIEEFFIZIENZ
Im Zentrum dieses
Handlungsfeldes stehen die Mobilität der Zukunft sowie die Transformation der
fossilen Energiedrehscheibe zu einer grünen Wirtschafts- und
Energiedrehscheibe. Die nachhaltige Stärkung des Industrie- und
Energiestandortes soll übergeordnetes Ziel werden.
(4) SMARTE
KLIMAANPASSUNG
Maßgebend in
diesem Handlungsfeld ist das Ziel einer resilienten Region sowie der Meeres-
und Küstenschutz. Unter Einfluss der „Sustainable Development Goals“ (SDG) soll
die Transformation unter den Aspekten der Energiewende, des Ressourcen-,
Umwelt- und Klimaschutzes sowie der Klimaanpassung erfolgen.
Das verbindende Element aller
Handlungsfelder soll ein „digitaler Zwilling“ sein. Die „analoge Region“
Wilhelmshaven/Friesland soll hier gespiegelt werden.
Durch einen partizipativen Prozess,
aufbauend auf bestehenden Prozessen und Strukturen, erfolgt gemeinschaftlicher
Lernprozess, der innovative und zukunftsfähige Maßnahmen entstehen lässt.
Alle teilnehmenden Kommunen tragen mit einer
Beteiligung am Förderprogramm zum Wissens- und Kompetenzaufbau zur nachhaltigen
Gestaltung der Digitalisierung in Kommunen im Sinne der Charta bei. Durch den
vorgesehenen Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen werden die erarbeiteten
Ansätze und Lösungen untereinander geteilt und somit einem größeren
Empfängerkreis zugänglich gemacht. So können beispielsweise über die
Veröffentlichung von erarbeiteten Softwarelösungen als Open Source
Synergieeffekte entstehen.
Das Förderprogramm besteht aus zwei Phasen:
In Phase A stehen max. 2,5 Mio. EUR sowie
davon max. 1 Mio. EUR für erste Umsetzungsmaßnahmen über eine Dauer von max. 24
Monaten bereit. In Phase B stehen max. 15 Mio. EUR über eine Dauer von max. 5
Jahren bereit. Für beide Bausteine gilt für Wilhelmshaven (Kommunen in
Haushaltsnotlage) eine Förderquote von 90 %, für den Landkreis Friesland 65 %
bei einem Eigenanteil von 10 % bzw. 35 %. Der Eigenanteil kann durch die
Einbeziehung von Finanzmitteln Dritter (kommunale oder regionale Unternehmen
oder Stiftungen, Länder, EU) um bis zu 50 % reduziert werden, sodass ein
Eigenanteil von 5 % bzw. 17,5 % verbliebe.
Aufgrund der Ausrichtung ist das
Förderprogramm sehr gut geeignet, zunächst eine Umsetzungs- Gesamtstrategie
unter Einbezug der bereits vorhandenen Teilstrategien, Konzepte und Projekte zu
entwickeln (Phase A), die durch die breite Beteiligung von Akteuren eine hohe
Akzeptanz und Identifikation bietet und sektorenübergreifend wirken kann und
soll:
PHASE A
-
2021-2022
-
Erarbeitung
(regionaler) Ziele, Strategien und Maßnahmen
-
Zusammenführung
in der Smart-City-Strategie
-
Kreistagsbeschlüsse
PHASE B
-
2022-2026
-
Umsetzung
der Ziele, Strategien und Maßnahmen aus Phase A
Beschlussvorschlag:
1.
Der Kreistag
beschließt die gemeinsame Teilnahme mit der Stadt Wilhelmshaven am Förderaufruf
des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat „Modellprojekte Smart
Cities“ mit dem Leitthema der dritten Auflage „Gemeinsam aus der Krise: Raum
für Zukunft“.
2.
Der
Landkreis Friesland bekennt sich zu den Leitlinien der Smart City Charta
(Anlage 2). Die digitale Transformation der Region wird als partizipativer und
fachübergreifender Prozess verstanden. Der Kreistag beschließt die gemeinsamen
Leitsätze der Digitalen Transformation (Anlage 3).
3.
Der Kreistag
beschließt, die erforderlichen Eigenmittel von 35 % der zuwendungsfähigen Kosten bei Bewilligung der Förderung
bereitzustellen. Dies entspricht bei
einer max. Ausschöpfung der Fördersumme von 17,5 Mio. Euro (Phase A und
B) 6,13 Mio. Euro über einen Zeitraum von 2021 bis
2026 – bezogen auf das gesamte
Fördergebiet Wilhelmshaven-Friesland. Die genaue Höhe und Verteilung
erfolgt im Rahmen der Beschlüsse über die Haushalte und nur bezogen auf konkret zu benennende Maßnahmen.
Anlage(n):
(1) Summary Bewerbung: WILHELMSHAVEN-FRIESLAND
im Wandel GEMEINSAM SMART (Nachreichung vom
16.03.)
(2) Smart-City-Charta
(3) Leitsätze der Digitalen Transformation
(4) KfW Merkblatt Modellprojekte Smart
Cities
(5) Bewerbungsformular (Nachreichung vom 16..03.)
(6) Letter of Intent - Übersicht Stakeholder
(7) Finanzierungsplan (Nachreichung vom 16.03.)