Begründung:
Rückblick:
Nachdem der Kreistag am 18.03.2020 beschlossen hatte, die
Heinz-Neukäter-Schule auf dem Schulgelände des Schulzentrums an der Arngaster
Str. zu errichten, wurden in einer weiteren Sitzung des Kreistages am
24.03.2021 die Auslobungsunterlagen zur Durchführung eines
Architektenwettbewerbs beschlossen.
In den Auslobungsunterlagen wurde neben den allgemeinen
Wettbewerbsbedingungen, wie z.B. Anlass und Ziel des Wettbewerbs, Anforderungen
an die Wettbewerbsteilnehmer und der Zusammensetzung des Preisgerichts, auch
die Wettbewerbsaufgabe beschrieben. Zum weiteren Inhalt der
Auslobungsunterlagen gehörten auch das pädagogische Konzept, das Raumprogramm
sowie die Anforderungen an die Außenanlagen.
Am 08.04.2021 wurde die Verkündung des Wettbewerbs an das Amt für
öffentliche Bekanntmachung der EU versandt. Die Bewerbungsfrist für die
Teilnahme am Wettbewerb endete am 09.05.2021.
In einem Losverfahren am 11.05.2021 wurden, neben den vier gesetzten
Büros, 19 weitere Planungsbüros aus den europaweiten Bewerbungen ausgelost.
Diesen 23 Planungsbüros bzw. -gemeinschaften wurden anschließend die
Auslobungsunterlagen und weitere Anlagen zur Bearbeitung der Wettbewerbsaufgabe
zugesandt.
Zur Abgabefrist am 29.07.2021 wurden 16 anonymisierte Arbeiten
eingereicht. Bis zur Tagung des Preisgerichts am 09.09.2021 hat das Büro Drees
& Huesmann die abgegebenen Arbeiten, auf die im Auslobungstext festgelegten
Beurteilungskriterien (Umsetzung des Raumprogramms, Erfüllung der funktionalen
Zusammenhänge, Wirtschaftlichkeit), vorgeprüft.
Nach mehreren Wertungsrundgängen verblieben am Ende drei
Wettbewerbsbeiträge in der engeren Wahl. In der letzten Runde wurden die
Arbeiten insbesondere aus Nutzersicht besprochen und beurteilt, abschließend
wurde über die Rangfolge der Arbeiten diskutiert und abgestimmt.
Folgende Wettbewerbsteilnehmer wurden prämiert:
1. Preis (4012)
LHVH Architekten BDA
Partnerschaft mbH, Köln
mit
Müller-Dams Landschaften,
Osnabrück
2. Preis (4010)
Brüchner-Hüttemann Pasch - bhp
Architekten + Generalplaner GmbH,
Bielefeld
mit
brandenfels landscape + environment,
Münster
3. Preis (4005)
STUDIOKUBIK Architekten -Frauenberg
Güldenberg Partnerschaft mbH, Berlin
mit
Hackenberg Landschaft, Berlin
Erläuterung zum
3. Preis (4005)
STUDIOKUBIK Architekten - Frauenberg Güldenberg Partnerschaft mbH,
Berlin
mit Hackenberg Landschaft, Berlin
Der Entwurf überzeugt durch seine Maßstäblichkeit des Gebäudes am
Stadtrand von Varel sowie durch die Gestaltung des Schulhofes und der
Außensportanlage.
Durch die Anordnung der Baukörper bilden sich auf dem Schulgelände drei
Hofsituationen: Vorplatz, Grundschul-Pausenhof und Oberstufen-Pausenhof.
Die angewinkelten Baukörper nehmen dabei Bezug auf die vorhandenen
Raumkanten der Südender Leke und der vorhandenen Gymnastikhalle auf und
schaffen unter Einbindung des Bestandes eine eindeutige Adresse mit
südorientiertem Vorplatz.
Der Vorplatz dient als Verteiler für die verschiedenen Gebäude: Schule,
Sporthalle und außerschulischer Lernort.
Durch die Anordnung der Sporthalle werden die Nutzungsströme entflochten
und die rückwärtige Sportanlage kann unabhängig von dritten Nutzern über den
Vorplatz erschlossen werden.
Über den Haupteingang erreicht man gleich das Herz der Schule. Die
offene Mitte bildet die Gemeinschaftsfläche von Aula und Mensa. Die
Schaltbarkeit einzelner Bereiche oder die Nutzung der gesamten Halle sind
flexibel und auch während des laufenden Schulbetriebs möglich.
Durch die zentrale Lage des Haupteingangs und der Pausenausgänge sind
der Verwaltungsbereich und die Fachunterrichtsräume auf kürzestem Wege zu
erreichen. Der südöstlich orientierte Verwaltungstrakt im Erdgeschoss bildet
zusammen mit dem Haupteingang die Platzkante zum Vorplatz. Links und rechts des
Verwaltungsbereiches sind die Pausenhöfe für den Grundschul- und
Oberstufenbereich angegliedert. Ergänzend zu den separaten Pausenhöfen stehen,
nördlich angrenzend, Gemeinschaftsflächen zur sportlichen Betätigung (Fußball,
Basketball, Tischtennis) den Kindern zur Verfügung.
Vom multifunktionalen Herzstück des Eingangsbereichs führen zwei
großzügige, offene Treppen jeweils direkt in die Grundschule und in die Oberstufe.
Die größere der beiden Treppen erschließt die gesamte Oberstufe im 1. und 2.
Obergeschoss. Diese Treppe dient zusätzlich als Sitztribüne für die Aula. Im 1.
Obergeschoss befinden sich der Grundschulbereich sowie die Oberstufe I. Im
darüber liegendem Geschoss die Oberstufe II.
Alle Räume in jeder Stufe sind jeweils in einem keilförmigen
Gebäudeflügel um ihre aufgeweitete Mitte gruppiert. Als offene Raumlandschaft
mit differenzierten Teilbereichen lädt dieser Bereich zum Lesen (in
Lesenischen), Spielen und Lernen sowie zu gemeinschaftlichen Aktivitäten ein.
Diese innenliegenden Bereiche werden über Oberlichter und begrünten Innenhöfen
belichtet.
Alle Zugänge und Geschossebenen sind barrierefrei erschlossen.
Der Sockelbereich des Gebäudes im Erdgeschoss besteht aus Stahlbeton. Die
darüber liegenden Geschosse werden in Holzständerbauweise errichtet.
Die Entwurfsverfasser schlagen ein nachhaltiges Energiekonzept ohne
aufwendige Gebäudetechnik vor. Die Wärme soll aus dem angrenzend verlaufenden
Fernwärmenetz genutzt werden. Zur Stromerzeugung sollen Photovoltaikelemente
auf den Dachflächen installiert werden. Raffstore-Elemente dienen als
Verschattung vor den Fenstern. Das Regenwasser soll in Zisternen gesammelt und
zur Gartenbewässerung genutzt werden.
Erläuterung zum
2. Preis (4010)
Brüchner-Hüttemann Pasch - bhp Architekten + Generalplaner GmbH,
Bielefeld
mit brandenfels landscape + environment, Münster
Das Planungsbüro schlägt einen zweigeschossigen Neubau vor, der sich
konzeptionell aus drei unterschiedlichen großen Baukörpern entwickelt. Eine
zentrale Erschließungszone verbindet die Baukörper miteinander. Mit der
baulichen Anbindung an die vorhandene Bebauung entsteht im südöstlichen Teil
des Grundstücks ein landschaftsplanerisch großzügig gestalteter Vorplatz. Über
den Vorplatz erreichen die Nutzer den Haupteingang und werden direkt in das
offen gestaltete Foyer geleitet. An das Foyer bzw. an die Aula sind drei Häuser
angeschlossen. Im Erdgeschoss dieser Häuser befinden sich die Bereiche für
Verwaltung, Grundschule und die Sporthalle sowie die Mensa mit Küche und
einigen Fachräumen.
Foyer, Aula, Musikraum mit Bühne und der Mensa können durch mobile
Trennwandelemente zu einem multifunktionalen Raum zusammengeschaltet werden, hierdurch
wird eine flexible Nutzung dieser Bereiche ermöglicht. Der Verwaltungstrakt mit
Schulleitung, Lehrerzimmer und weiteren Räumen, wie z.B. für den mobilen
Dienst, befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Eingang.
Die zentrale Spiel- und Bühnentreppe im Foyer verbindet das Erdgeschoss
mit dem Obergeschoss. Auf dieser Ebene befinden sich die Oberstufen I und II
sowie die Fachklassenbereiche.
Die Gemeinschaftszonen in jedem Stufenbereich gliedern sich durch
flexible Möblierung in unterschiedliche Bereiche mit Lerninseln, Spielangeboten
und Rückzugsnischen. Die drei „Schulhäuser“ werden zusätzlich über begrünte
Innenhöfe belichtet. Die Nischen in den Flurzonen bieten Möglichkeiten der
individuellen Nutzung wie z.B. Einzel- und Kleingruppenarbeiten sowie für
andere pädagogische Lernansätze.
Die Sporthalle wird in den Neubau integriert und über einen
transparenten Verbindungsgang mit der ehemaligen Gymnastikhalle verbunden. Die
bereits vorhandenen Umkleidekabinen bleiben bestehen.
Das Gebäude ist als zweigeschossiger Massivbau konzipiert. Als
Fassadenmaterial ist ein heller Klinker im Wechselspiel mit Holzlamellen vor
den Fensterbändern vorgesehen. Der Zugangsbereich, welcher als
Pfosten-Riegel-Konstruktion geplant ist, verbindet die einzelnen Schulhäuser
miteinander.
Als Energiekonzept für die Beheizung des Gebäudes schlagen die Planer
eine Luft/Wasser- Wärmepumpe in Kombination mit einem Spitzenlast
Gas-Brennwertkessel vor. Photovoltaikanlagen auf dem Dach sollen mitunter für
die Wärmepumpe genutzt werden. Für alle Fenster mit Ost-, Süd- und Westfassaden
ist ein außenliegender Sonnenschutz geplant.
Erläuterung zum
1. Preis (4012)
LHVH Architekten BDA Partnerschaft mbH, Köln
mit Müller-Dams Landschaften, Osnabrück
Die Entwurfsverfasser schlagen einen einfachen, dreigeschossigen aus
zwei ineinander greifende Baukörper als Schulgebäude für die
Heinz-Neukäter-Schule vor. Städtebaulich wird die Einfeld-Sporthalle mit dem
eingeschossigen Eingangsbereich dem Bestand zugeordnet. Mit genügend Abstand
vom Haupteingang zur Buswendeschleife und zum Bestandsgebäude entsteht ein
angemessener Vorplatz, über dem die Schule, die Turnhalle und der
außerschulische Lernort erschlossen werden können. Die im Nordwesten gelegene
Sportanlage kann sowohl über den Vorplatz als auch über den parallel zur
Südener Leke angelegt Weg erreicht werden.
Die Freianlagen des Schulhofes entwickeln sich um die ineinander
greifenden, verschachtelten Baukörper und der Sporthalle. Im nordwestlichen
Teil des Schulhofes entsteht somit für den Oberstufenbereich und im
nordöstlichen Teil für den Grundschulbereich jeweils ein wiedererkennbares und
einheitliches Gestaltungsprinzip. Zwischen beiden Schulhöfen entwickelt sich
somit der gemeinsame Pausenbereich mit Streuobstwiese, Schulgarten,
Basketballplatz sowie einem Bolzplatz. Der gemeinsame Schulhofbereich bildet
somit den Übergang zur dahinter im Norden gelegenen Sportanlage.
Über den Haupteingang betreten die Nutzer das Gebäude und gelangen
direkt in das Forum bestehend aus Foyer, Aula und dem Sitzbereich der Mensa.
Durch verschiebbare Trennwände lassen sich die einzelnen Bereiche zu einem
großen Veranstaltungsforum umfunktionieren.
Die Verwaltung liegt im Nordwesten ist um einen begrünten Innenhof
organisiert und bietet genügend Platz für Kommunikation für Lehrer-Schüler-
oder Lehrer-Eltern-Gespräche. Ein Teil der Fachräume (hier: Naturwissenschaften
sowie Kunst u. Textil) sind ebenfalls erdgeschossig in diesem Gebäudeteil
integriert. Um den Lichthof (im nordöstlichen Gebäudeteil) sind weitere
Fachräume für Musik, Werken und Hauswirtschaft gruppiert worden.
Über die lichtdurchflutete Haupttreppe und den angrenzenden Aufzug an
der Schnittstelle der beiden Gebäudeteile gelangt man in die oberen Geschosse.
Der offene und transparente Entwurf mit der zentralen Erschließungszone
verschafft eine sehr gute Orientierung aus der Mitte des Gebäudes.
Im 1. und 2. OG des westlichen Bauteils befindet sich, zusätzlich über
eine interne Treppe verknüpft, der Oberstufenbereich I. Der Grundschulbereich
sowie der Oberstufenbereich II befinden sich im 1. bzw. 2. OG des östlichen
Bauteils. Jeweils um einen eingestanzten Innenhof sind die Grundschule und die
Sekundarstufen über zwei Ebenen verteilt. Um die lichtdurchfluteten und gut proportionierten
Gemeinschaftsbereiche liegen die Klassen- und Differenzierungsräume sowie Räume
für Deeskalation, Snoozelen, Therapie oder sonstige notwendige Räume.
Die äußere Gestaltung ist geprägt durch eine Klinkerfassade und partiell
durch Sichtbetonelemente, liegende Fensterbänder betonen die horizontale
Gliederung des Gebäudes. Die Funktionsbereiche im Erdgeschoss sind durch
geschosshohe Fensterelemente und Sichtbetonelemente gut ablesbar.
In ihrem Energiekonzept schlagen die Planer für die Grundbelüftung der
Räume eine mechanische Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung vor. Als
Sonnenschutzelemente sind außenliegende und steuerbare „Screens“ (Markisen)
vorgesehen. Die Wärmeerzeugung soll über eine hocheffiziente Wärmepumpe mit
Anbindung an ein Geothermiesystem erfolgen, dabei sollen die Flächen/Räume über
eine Fußbodenheizung erwärmt werden. Zur Unterstützung des Strombedarfs sollen
auf dem begrünten Dach Photovoltaikanlagen installiert werden.
Beschlussvorschlag:
Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
Anlage:
keine