Betreff
HAnd in HaND im Landkreis Friesland - Agieren statt Reagieren! - Zusammenspiel Prävention und Jugendhilfe im Fachbereich 22
Vorlage
504/2009
Art
Beschlussvorlage

Begründung:


HA nd in HaND im Landkreis Friesland“ ist ein kommunaler Präventionsansatz, der eine systematische Veränderung der Kinder- und Jugendhilfe vor Ort – weg von der grundsätzlichen Reaktion auf Defizite hin zur Prävention als aktive Steuerung und Gestaltung – zum Ergebnis hat. Das Kind und seine Entwicklung steht im Mittelpunkt aller Bemühungen.


Im Rahmen dieses Gesamtkonzeptes wird eine Präventionskette von der Geburt bis zur Verselbstständigung angestrebt. Angepasst an erschwerte gesellschaftliche Bedingungen werden Familien über institutionelle Übergänge hinweg fachlich begleitet, um Eltern zu unterstützen und Kinder frühest möglich zu stärken.


Dazu gehört, die Bedeutung und Funktion der Prävention in der Jugendhilfe eindeutig zu definieren. Die Prävention in der Jugendhilfe basiert hier auf § 14 SGB VIII mit der sorgfältigen Beachtung was „gefährdete Einflüsse“ im Einzelnen sind und der Umwandlung in „präventive Maßnahmen“ in Form von sozialpädagogischen Unterstützungsangeboten zur Mithilfe von Kritik- und Entscheidungsfähigkeit als wesentliche Bedingung von Eigenverantwortlichkeit.



Allgemeines:

Im Rahmen der Bildungs-, Betreuungs- und Präventionsoffensive „HAnd in HaND im Landkreis Friesland“ hat sich der Landkreis Friesland zum Ziel gesetzt,

  • möglichst vielen Kindern erfolgreiche Entwicklungs- und Bildungsvoraussetzungen zu eröffnen und diese abzusichern

  • den wissenschaftlich erwiesenen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg zu beseitigen

  • insbesondere den Kindern eine bessere Chance auf Bildung, Erziehung und Förderung und somit auf ein selbst bestimmtes Leben zu eröffnen

  • Kindeswohlgefährdungen zu verhindern oder frühest möglich wahrzunehmen sowie den Einsatz von zeitnahen Unterstützungen und Hilfen zu gewährleisten

  • vorhandene Ressourcen von Diensten, Einrichtungen der freien sowie öffentlichen Jugendhilfe zu bündeln, um einen besseren Synergieeffekt zu erzielen.


Was heißt das konkret:


  • Ausbau von bedarfsgerechten Kinderbetreuungsangeboten

  • Angebot von Familien- und Kinderservicebüros als Knotenpunkte für die Bürger und Bürgerinnen flächendeckend im Landkreis

  • Beratung, Qualifizierung, Vermittlung und Begleitung von Tagespflegepersonen

  • Förderung gemeinsamer Aktivitäten von Eltern und Tagespflegepersonen

  • Koordination des Netzwerkes „Schnelle Hilfe bei Betreuungsengpässen“

  • Einsatz von zeitnahen Unterstützungsangeboten und Hilfen

  • Kooperation mit anderen Institutionen – Familienfreundliche Infrastruktur -

  • Nie mehr ratlos - Begrüßung und Beratung von Familien, die in den Landkreis Friesland ziehen


  • Angebote und Projektarbeit im Rahmen der präventiven Kinder- und Jugendhilfe zur nachhaltigen Unterstützung und Festigung von Familiensystemen

  • Implementierung der Regiestelle als organisatorisches Rückgrat der Bildungs-, Betreuungs- und Präventionsoffensive des Landkreises Friesland als Auskunftsstelle für Städte, Gemeinden, öffentliche sowie freie Träger und sonstige Organisationen


Die Familien- und Kinderservicebüros sind eingebunden in unterschiedliche Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe (sh. Anlage 1). Sie sind Knotenpunkte in einem neuen Netzwerk für Familien und werden als wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einem familienfreundlichen Landkreis wahrgenommen. Ein Netz für Familien braucht starke Partner. Daher gibt es enge Kooperationen mit den Städten und Gemeinden, Organisationen der Jugendhilfe, Tageseinrichtungen für Kinder, Schulen, dem Jugendamt, dem Gesundheitsamt und weiteren Fachakteuren. Die Familien- und Kinderservicebüros haben auch den Auftrag, Eltern bei der Suche nach einem bedarfsgerechten Betreuungsangebot für ihre Kinder zu unterstützen. In jedem Familien- und Kinderservicebüro stehen fachliche AnsprechpartnerInnen bereit, die Informationen rund um das Thema „Familie“ geben.


Die pädagogischen Fachkräfte im Familien- und Kinderservicebüro sind einerseits für die Vermittlung von Tagespflegepersonen und deren Qualifizierung verantwortlich, andererseits setzen die pädagogischen Fachkräfte die präventiven Unterstützungsangebote um.


Die Regiestelle als Verwaltungsrückgrat des Projektes ist ebenfalls Teil des Familien- und Kinderservicebüros, um die Wahrnehmung von Aufgaben zur Vermeidung von Kindeswohlgefährdung und die damit verbundene Sicherstellung der Vernetzung mit Polizei, Schulen, Tageseinrichtungen für Kinder, Tagespflege, Beratungsstellen, Einrichtungen der öffentlichen und freien Jugendhilfe sowie dem Sozialministerium des Landes Niedersachsen sicherzustellen und konzeptionelle Übergänge zu dokumentieren.


Ein Baustein des Projektes „HAnd in HaND im Landkreis Friesland“ ist die Frühdiagnostik von Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten bei Kindern mit Hilfe des KiTa- Vorsorgebogens. Ziel des Landkreises Friesland ist es, den KiTa- Vorsorgebogen als flächendeckenden, routinemäßigen Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen U8 und U9 zu etablieren. Begleitet wird dieser Prozess durch den „Arbeitskreis zur Förderung der seelischen Gesundheit von Kindern im Landkreis Friesland“, bestehend aus Vertretern der Tageseinrichtungen für Kinder, der kreisangehörigen Städte und Gemeinden, der Haus- und Kinderärzte, des Gesundheitsamtes und des Jugendamtes.


Wir wollen:

  • mehr Prävention

  • bessere Früherkennung von Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten

  • rechtzeitige Unterstützung vor umfangreicher Therapie

  • lückenlose Inanspruchnahme der kinderärztlichen Früherkennungs-untersuchungen (bes. U8 und U9)


Da der Landkreis Friesland mit der Implementierung des Verfahrens in Niedersachsen eine Vorreiterrolle einnimmt, hat die Niedersächsische Sozialministerin Frau Mechthild Ross-Luttman die Schirmherrschft übernommen.

Das Projekt präventive Unterstützungsangebote ist der zweite Baustein von „HAnd in HaND im Landkreis Friesland“ und bietet Familien Unterstützung durch ein familienförderndes Betreuungssystem für Kinder; angepasst an die individuellen Lebenssituationen der Familien.

Eltern können durch aktuelle schwierige Lebenssituationen in die Lage versetzt werden, nicht angemessen auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen zu können. Ursachen für diese Einschränkungen bestehen häufig in strukturellen sozialen Benachteiligungen der Familien, belasteten familiären Lebenssituationen und persönlichen Problemen. Bevor möglicherweise durch diese Situationen ein Bedarf auf Hilfe zur Erziehung gemäß §§ 27 ff. SGB VIII entsteht, können präventive Maßnahmen eingesetzt werden, um im Familiensystem die Eltern in der Erziehungsarbeit zu unterstützen und Kinder durch qualifizierte Kinderbetreuung adäquat zu fördern. Ein besonderes Anliegen ist dabei eine nachhaltige Festigung des Familiensystems.


Das Projekt „Betreuung und Prävention“ ist eins von vier präventiven Unterstützungsangeboten (sh. Anlage 2) und wird in kindgerechten Räumlichkeiten angesiedelt und häufig in Tageseinrichtungen für Kinder oder Schulen eingerichtet, da der Kindergarten als Jugendhilfeeinrichtung den primären Kontakt zur Familie und demnach zum Kind hat. Um eine nachhaltige präventive Wirkung für das Familiensystem zu erzielen, ist es wichtig, dass Kinder und deren Familien über das klassische Angebot der Kinderbetreuung hinaus eine weitere Unterstützung und Betreuung erhalten, um niederschwellig eine nachhaltige Festigung des Familiensystems anzustreben. Eine Begleitung der Eltern ist unumgänglich. Methodisch wird dieses in Form einer kontinuierlichen Elternarbeit und eines niederschwelligen Elternkompetenztrainings durchgeführt. Ziel ist dabei, die Erweiterung der persönlichen Erziehungsressourcen und die Reflexion des eigenen Erziehungsverhaltens, um die Eltern in Fragen der Erziehung zu sensibilisieren. Dies geschieht in enger Kooperation mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst. Die pädagogischen Fachkräfte des Familien- und Kinderservicebüros werden von den Eltern nicht als Mitarbeiter des Jugendamtes wahrgenommen und bedingen dadurch eine schnellere Bereitschaft der Zusammenarbeit. Dadurch besteht die Möglichkeit, viel schneller unterstützend tätig sein zu können bevor Jugendhilfemaßnahmen greifen müssen.


Seit Oktober 2008 werden in dem Projekt „Betreuung und Prävention“ 59 Kinder und Familien betreut.


Zielgruppe

An dem Projekt „Betreuung und Prävention“ können Kinder im Alter von 0 – 14 Jahren teilnehmen. Es werden vorwiegend Kinder betreut, deren Eltern aufgrund von sozialen Benachteiligungen oder mangelnder elterlicher Erziehungskompetenz einen besonderen Betreuungsbedarf haben. Auch werden Kinder von Eltern, die aus Gründen einer aktuellen, schwierigen Lebenssituation nicht angemessen auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen können, berücksichtigt. Mögliche Beeinträchtigungen in der Sozialisation der Kinder können durch strukturelle soziale Benachteiligungen der Familien wie z.B. Armut, ungünstige Wohnverhältnisse oder Migrationshintergrund verursacht werden. Auch belastete familiäre Lebenssituationen wie Konflikte, Trennung oder Scheidung können sich negativ auf die Entwicklung eines Kindes auswirken. Persönliche Probleme der Eltern wie Überforderung, chronische Erkrankungen und psychosoziale Probleme führen ebenfalls häufig zu Fehlentwicklungen und auffälligem Verhalten bei Kindern. Es werden aber auch in Einzelfällen Kinder ohne einen der vorgenannten Problemhintergründe in das Projekt „Betreuung und Prävention“ aufgenommen, um so ein günstigeres Sozialgefüge herzustellen und einer möglichen Stigmatisierung der Kinder entgegenzuwirken.


Der dritte Baustein von „HAnd in HaND im Landkreis Friesland“ ist der Aufbau eines funktionierenden Sozialen Frühwarnsystemes, um Notlagen von Kindern und Familien frühzeitig erkennen und wirksam entgegensteuern zu können.


Das Hilfe- und Unterstützungssystem für Familien weist im Gesundheitswesen und im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ein breites Spektrum adäquater Angebote und Leistungen für Familien auf – aber die Früherkennung riskanter Lebenslagen gelingt häufig nur unzureichend. An vielen Stellen fehlen systematische, abgestimmte institutionelle Verfahren und Handlungsschritte für die Einleitung einer frühen Hilfe. Ein soziales Frühwarnsystem kann diese Lücke schließen.


Kooperationen zwischen Fachkräften öffentlicher und freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe, des Gesundheitssystems und anderer familienbezogenen Fachdienstleister können einen wichtigen und sinnvollen Beitrag dazu leisten, riskante Lebenssituationen bei Kindern und Familien in einem Sozialraum frühzeitiger wahrzunehmen und zu beurteilen.


Wenn riskante Entwicklungen im Prozess des Aufwachsens zu einem frühen Zeitpunkt positiv beeinflusst werden sollen, müssen bereits schwache Signale erkannt und systematisch auf ihr Gefahrenpotenzial hin überprüft werden. Erst wenn Handlungsschwellen bekannt sind, die eine riskante Entwicklung erwarten lassen, kann tatsächlich frühzeitig gehandelt werden. Dabei wirken meist viele und komplexe Einflussfaktoren auf das Aufwachsen von Kindern ein und beeinflussen damit mögliche Risikoentwicklungen. Verschiedene Sachverhalte und Wahrnehmungen müssen daher als Indikatoren herangezogen und beobachtet werden.


Im Landkreis Friesland wird dem wie folgt Rechnung getragen:

Es wurden zielgerichtet Arbeitsgemeinschaften gebildet, um die Formen der Zusammenarbeit zu standardisieren und funktional zu machen. Die großen Netzwerktreffen aller beteiligten Fachakteure dienen dazu, dass alle teilnehmenden Arbeitskreise und Projektgruppen ihre Arbeitsschwerpunkte und Ziele in einem kurzen Vortrag vorstellen. Zusätzlich wird ein allgemeiner Austausch der teilnehmenden Arbeitskreise und Projektgruppen gepflegt sowie die Formulierung gemeinsamer Ziele des Trägernetzwerkes festgelegt und regelmäßig auf Wirksamkeit überprüft. Dieser sensible Prozess muss gepflegt und gesteuert werden. Diese Aufgabe wird von der Regiestelle als „Verwaltungsrückgrat“ übernommen.



Projektverlauf: Wie verlief die Planung, Umsetzung, Erfahrungen positiv/negativ


Der Projektverlauf bezieht sich auf die Planung und Umsetzung des Bausteines „Präventive Unterstützungsangebote“ und wird hier anhand des Projektes „Betreuung und Prävention“ dargestellt.


Das Konzept wurde zunächst intern mit den Mitarbeitern des Familien- und Kinderservicebüros entwickelt und konzeptionell verschriftlicht. In Absprache mit dem Jugendamtsleiter und dem für den Allgemeinen Dienst zuständigen Sachgebietsleiter wurden die Übergänge der Zusammenarbeit zwischen dem Familien- und Kinderservicebüro als Knotenpunkt der präventiven Unterstützung und dem Allgemeinen sozialen Dienst als „Krisenzentrum“ innerhalb der Jugendhilfe schriftlich dokumentiert. Ein Beispiel der mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst entwickelten Qualitätsstandards ist im Folgenden ersichtlich:


Die pädagogischen Mitarbeiter des Familien – und Kinderservicebüro (Famki) sprechen nach Prüfung von Hinweisen anderer Akteure (Schule, Tageseinrichtungen für Kinder) die entsprechenden Mitarbeiter des ASD an, wenn ein besonderer Bedarf eines präventiven Unterstützungsangebotes vorliegt.

Der ASD spricht das Famki an, wenn ein besonderer Bedarf einer Prävention innerhalb eines Familiensystems vorliegt.

Der ASD stellt den Bedarf für die präventive Unterstützung des Kindes und deren Familie per Vermerk oder im Rahmen der Hilfeplanung fest und informiert

die wirtschaftliche Jugendhilfe

• den pädagogischen Leiter

das pädagogische Team des Familien- und Kinderservicebüros

In Kooperation mit den beteiligten Akteuren (ASD, Eltern), wird das geeignete Unterstützungsangebot passgenau durch die pädagogischen Mitarbeiter des Familien- und Kinderservicebüros vermittelt.

Der Beginn, Art und Umfang des Unterstützungsangebotes wird der wirtschaftlichen Jugendhilfe mitgeteilt.

Bei Geeignetheit und Notwendigkeit des präventiven Unterstützungsangebotes werden die Kosten von der wirtschaftlichen Jugendhilfe nach Prüfung der Sachlage auf der Grundlage der Satzung des Landkreises Friesland zur Kindertagespflege übernommen.

Im Rahmen eines Hausbesuches (zuständiger ASD-Mitarbeiter, zuständiger päd. Mitarbeiter des Famki) wird das präventive Unterstützungsangebot (auf der Grundlage der präventiven Projekte „Familien mit Zukunft“) individuell auf die Bedürfnisse der Familie angepasst.

Mit Beginn der Maßnahme erfolgt die pädagogische Begleitung in dem festgelegten Umfang durch die Mitarbeiter des Familien- und Kinderservicebüros.

Es erfolgt monatlich eine Information über die Effektivität der präventiven Unterstützung an den zuständigen ASD-Mitarbeiter.

Nach sechs Monaten findet ein Evaluationsgespräch mit allen beteiligten Akteuren (ASD, Eltern, Famki) statt, bei dem über die Weiterführung, Veränderung oder Beendigung der Maßnahme entschieden wird.

Das Ergebnis des Evaluationsgespräches wird vom pädagogischen Mitarbeiter des Famkis schriftlich festgehalten zur Dokumentation des erreichten oder nicht erreichten Zieles sowie als Grundlage zur Formulierung eines weiteren Zieles.

Die Verwaltungsmitarbeiter des Familien- und Kinderservicebüros erfassen die Effizienz der präventiven Unterstützungsangebote sowie den zeitlichen Einsatz der pädagogischen Mitarbeiter des Familien- und Kinderservicebüros im Rahmen der geleisteten Elternarbeit und dokumentieren dieses halbjährlich.

Die Dokumentationen werden der Regiestelle zwecks statistischer Auswertung zur Verfügung gestellt.


Im Anschluss sind zahlreiche Gespräche mit den Trägern der beteiligten Tageseinrichtungen für Kinder und Schulen erfolgt. Hierbei war insbesondere die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten bzw. die Ausstattung der Räumlichkeiten für den Projektbaustein „Betreuung und Prävention“ ein Thema sowie die Vernetzung zum Wohle der Familien. Das Familien- und Kinderservicebüro des Landkreises überprüft die Eignung der für das Projekt „Betreuung und Prävention“ vorgesehenen Räumlichkeiten und Außenanlagen. Der Landkreis Friesland hat entsprechende Qualitätsmerkmale festgelegt, die die Sicherheit und Bedürfnisorientierung für die betreuten Kinder voraussetzen.


Mit den Tagespflegepersonen wurden intensive Gespräche über die Besonderheit der Betreuung von Kindern im Projekt „Betreuung und Prävention“ geführt. Entsprechende Weiterbildungen wurden angeboten. Für das Projekt „Betreuung und Prävention“ werden ausschließlich qualifizierte Tagespflegepersonen eingesetzt, deren persönliche und qualitative Eignung vor Erteilung der Erlaubnis zur Kindertagespflege überprüft worden ist. Dabei ist die Teilnahme an einer Qualifizierungsmaßnahme über 160 Stunden nach dem Curriculum des DJI Voraussetzung. Die Qualifizierung erfolgte durch das pädagogische Fachpersonal des Familien- und Kinderservicebüros. Im Rahmen der Betreuung von Kindern in dem Projekt „Betreuung und Prävention“ auf der Grundlage von Maßnahmen zur Förderung von besonderen Zielgruppen wird die Teilnahme der eingesetzten Tagespflegepersonen an weiteren themenbezogenen und bedarfsorientierten Fortbildungen vorausgesetzt, die ebenfalls von den pädagogischen Fachkräften des Familien- und Kinderservicebüros, z.T. mit Unterstützung von Fachreferenten, angeboten werden. Zusätzlich wird im Rahmen von regelmäßig veranstalteten „Pädagogischen Vormittagen“ eine fachliche Beratung der Tagespflegepersonen für die in der Praxis auftretenden Problemstellungen sichergestellt. Die „Pädagogischen Vormittage“ dienen auch einem allgemeinen Erfahrungsaustausch zwischen den Tagespflegepersonen im Landkreis Friesland. Während der Projektzeit stehen die Fachkräfte des Familien- und Kinderservicebüros den Tagespflegepersonen jederzeit für Nachfragen und zur Reflexion (Fallbesprechungen) zur Verfügung.


Durch die qualifizierte Kinderbetreuung im Rahmen des Projektes „Betreuung und Prävention“ erfahren Kinder in ihrer sprachlichen und kognitiven Entwicklung Anregungen. Außerdem erzielen sie Lernerfahrungen im Bereich der Motorik, Sensomotorik und Wahrnehmung und werden in ihrer Spielentwicklung stimuliert. Im Umgang mit verschiedenen Materialien wie Alltagsgegenständen, Spielzeug, Büchern und Musik wird das Erfahrungsspektrum der Kinder erweitert. In der Interaktion mit anderen Kindern wird die soziale und emotionale Entwicklung gefördert und führt im Verhalten zu mehr Selbstbestimmung und Autonomie. Diese Aufgabe wird von den dafür qualifizierten Tagespflegepersonen übernommen. Als Begleitung zu der Kinderbetreuung findet für die Eltern der betreuten Kinder eine kontinuierliche Elternarbeit sowie ein Elternkompetenztraining statt, dass von den pädagogischen Fachkräften des Familien- und Kinderservicebüros durchgeführt wird. Durch die Teilnahme an dem Elternkompetenztraining steigert sich die Erziehungskompetenz der Eltern und erhöht ihre persönliche Kontrolle hinsichtlich ihres Erziehungsverhaltens. Zudem sensibilisiert es die Eltern für die altersspezifischen Bedürfnisse ihrer Kinder und zeigt ihnen neue Möglichkeiten zur Förderung ihrer Kinder auf. Mit Hilfe der Vermittlung von geeigneten erzieherischen Methoden werden die Eltern in die Lage versetzt, in angemessener Weise auf ihre Kinder zu reagieren und den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Im Idealfall entsteht ein Netzwerk der Eltern, in dem selbstständig untereinander Selbsthilfesysteme entwickelt werden können. Auf diese Weise wird eine nachhaltige Wirkung mit Unterstützung der pädagogischen Fachkräfte des Familien- und Kinderservicebüros bezüglich der erzieherischen Kompetenz der Eltern erzielt, die eine Vermeidung der Inanspruchnahme von Erzieherischen Hilfen nach §§ 27 ff. SGB VIII unterstützt.


Die Erfahrungen mit dem Projekt sind ausschließlich positiv. Das Projekt „Betreuung und Prävention“ wird von den Mitarbeitern des Familien- und Kinderservicebüros begleitet und im Hinblick auf die Zielvorgaben alle sechs Monate überprüft.




Fazit / Kurz auf den Punkt gebracht


Das Projekt „HAnd in HaND“ im Landkreis Friesland“ hat sich als Bildungs,- Betreuungs und Präventionsoffensive im Landkreis Friesland gut etabliert. Die einzelnen Projektbausteine wie der „KiTA-Vorsorgebogen“ und die „Präventiven Unterstützungsmaßnahmen“ werden von der Bevölkerung gut angenommen. Die Fachkräfte der Familien- und Kinderservicebüros führen derzeit weitere Unterstützungsmaßnahmen ein.



Feedback von TPP/Bevölkerung


Das Feedback ist durchweg positiv, es erfolgt ein enger Austausch zwischen dem Familien- und Kinderservicebüro und den Tagespflegepersonen sowie zwischen dem Familien- und Kinderservicebüro und den Eltern.


Die Bevölkerung wird regelmäßig über Neuigkeiten im Familien- und Kinderservicebüro und über die Kindertagesbetreuung in Form von Pressemitteilungen etc. informiert.



Erweiterte Maßnahmen


Desweiteren sind im Fachbereich – Jugend und Familie - folgende Handlungsinstrumente zur Sicherstellung des Kinderschutzes implementiert:


  • pädagogisches Controlling

  • Fallkonferenz (intensive Auseinandersetzung zur Fallgestaltung und Entwicklung von Hilfemustern)

  • individuelle Fallberatung unter Inanspruchnahme von entsprechenden Fachkräften

  • Pflegekinderdienst

  • Heimsachgebiet

  • Klärungsstelle Bereitschaftspflege

  • Eingliederungshilfe gem. § 35a SGB VIII

  • Beratungskraft gem. § 8a SGB VIII

  • kollegiale Beratung

  • Supervision

  • Dienstbesprechung

  • Fortbildungen

  • Ansprechpartner in den Spezialbereichen

  • Bereitschaftsdienst

  • uneingeschränkte telefonische Erreichbarkeit

  • Handlungsempfehlung zur Vermeidung von Kindeswohlgefährdung gem. § 8a SGB VIII für den Bereich der Tageseinrichtungen für Kinder

  • interne Handlungsempfehlungen mit Prüfbögen zur Einschätzung von Kindeswohlgefährdung für den FB 22

  • Runde Tische

  • Arbeitsgemeinschaften (KJP, Polizei, Schule usw.)



Fazit


Ein funktionierendes Netzwerk ist abhängig von verlässlichen Fachakteuren der Kinder- und Jugendhilfe mit einer „gemeinsamen Sprache“. Das heißt aber auch, dass verbindliche Rahmenbedingungen vorhanden sein müssen, wie

  • die zur Verfügungstellung von finanziellen und personellen Ressourcen

  • Offenheit gegenüber gesellschaftlichen Veränderungsprozessen mit Blick auf Anpassung im Rahmen der Jugendhilfestruktur


Durch die Anbindung der Familien- und Kinderservicebüros beim Jugendamt und die enge Kooperation mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst des Landkreises Friesland konnten bei den Familien Hemmschwellen abgebaut werden, präventive Angebote in Anspruch zu nehmen und sich bei Bedarf den Erzieherischen Hilfen nach §§ 27 ff. zu öffnen.


Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.


Finanzielle Auswirkungen: Nein

Gesamtkosten der Maßnahmen (ohne Folgekosten)

Direkte jährliche Folgekosten

Finanzierung:


Eigenanteil

objektbezogene Einnahmen



Sonstige einmalige oder jährliche laufende Haushaltsauswirkungen


Erfolgte Veranschlagung:Ja, mit € Nein

im Ergebnishaushalt Finanzhaushalt Produkt- bzw. Investitionsobjekt:

Papen

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Sachbearbeiter/in Fachbereichsleiter/in

Sichtvermerke:

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Abteilungsleiter Kämmerei Landrat

Beratungsergebnis:

Einstimmig

Ja-Stimmen



Nein-Stimmen



Enthaltungen



Kenntnisnahme

Lt. Beschluss­vorschlag

Abweichender Beschluss



Anlagen:


  • Anlage 1: Übersicht zur Einbindung des Familien- und Kinderservicebüros in den Fachbereich 22

  • Anlage 2: Kurzkonzeptionen zu den präventiven Unterstützungsangeboten des Familien- und Kinderservicebüros