Vor Eintritt in die Tagesordnung begrüßte Kreistagsvorsitzender Pauluschke alle Anwesenden. Nach vielen Jahren sei der Kreistag zu Gast auf Wangerooge und habe vormittags in drei Exkursionsgruppen Stationen zu den Bereichen „Umwelt-/Küstenschutz“, „Schule/Bildung/Jugend“ und „Bauen/Städtebau/Tourismus“ besucht. Man wolle auch die Gelegenheit nutzen, insbesondere mit Herrn Bürgermeister Lindner ins Gespräch zu kommen und sich die Anliegen und Probleme der Gemeinde schildern zu lassen.


Der Vorsitzende des Vereins „Oldenburgisches Jugenderholungswerk e.V.“, Herr Boll, sei heute ebenfalls mit der Geschäftsführerin Frau Abbas nach Wangerooge gekommen, um den Kreistag über den am OJE vorgesehenen nächsten Sanierungsschritt zu informieren; beide begrüße man recht herzlich. Die Gruppe „Schule/Bildung/Jugend“ habe heute bereits unter Leitung von Herrn Boll eine Führung durch das Haus unternommen.


Ein besonderer Dank gelte dem Leiter des OJE, Herrn Märkisch, sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Küchenteams, das für eine hervorragende Bewirtung bei Mittagessen und Sitzung in der Mensa verantwortlich zeichne.


Sodann hieß Bürgermeister Lindner den Kreistag willkommen. Er begrüße den Besuch sehr, denn die besonderen Probleme und Nöte einer Insel seien vor Ort am besten darstellbar. Die wegen einer Schiffsreparatur verzögerte heutige Überfahrt der Kreistagsmitglieder zur Insel habe bereits einen ersten Eindruck vermittelt. Die drei Exkursionsgruppen hätten in kurzer Zeit viele Stationen besichtigt und sich auch ein Bild davon verschaffen können, wo Gemeinde und Kurverwaltung an ihre Grenzen stießen, denn in den Bereichen Bahnverbindung, Küstenschutz, Bauen, Schule, OJE, Strandabbrüche usw. gebe es eine Vielzahl von Problemlagen bzw. anstehenden Sachentscheidungen, mit denen sich der Wangerooger Gemeinderat in den nächsten Jahren zu befassen habe. - Bürgermeister Lindner sprach sich dafür aus, der Kreistag Friesland möge künftig in deutlich kürzeren zeitlichen Abständen die Insel besuchen.


Vereinsvorsitzender Dieter Boll hieß den Kreistag namens Geschäftsführerin Abbas und Heimleiter Märkisch in den Räumen des OJE willkommen. Im Verlaufe der heutigen Besichtigung durch die Exkursionsgruppe B „Bildung/Schule/Jugend“ habe er vor Ort die bisher vollzogenen Sanierungsarbeiten sowie die Planungen für die Sanierung des Hauses 3 demonstrieren können. Der Termin der Kreistagssitzung auf Wangerooge sei angesichts der anstehenden Entscheidungen über die Mittelbewilligungen der Vereinsmitglieder gut gewählt.


Im weiteren Verlauf schilderte Herr Boll Vereinszweck und Entwicklung des Oldenburgischen Jugenderholungswerks e. V. seit der Vereinsgründung in 1949. Nachdem die Einrichtung in Nachkriegs-Notzeiten vor allem der Erholung unterernährter Kinder gewidmet gewesen sei, habe man sich 1958 dafür entschieden, sie auch nach deutlicher Besserung der Versorgungslage fortzuführen. Denn der Inselaufenthalt biete Kindern und Jugendlichen ein großes Potenzial für Informationen und Erfahrungen (Gezeiten, Meeresleuchten, Flora, Fauna, Stärkung des Gemeinschaftsgefühls usw.); dies gelte auch heute noch. Seit Bestehen habe das OJE rd. 300.000 Gäste beherbergt.


Herr Boll erläuterte die in den vergangenen Jahren vollzogenen Sanierungsschritte für die Häuser 1 und 2 mit rd. 1,9 Mio. Euro, die man heute Mittag mit Gruppe B besichtigt habe. OJE und Nutzer/innen seien mit dem Ergebnis der Modernisierung sehr zufrieden.


Nunmehr falle aber der bauliche Zustand des Hauses 3 im Vergleich ab, so dass sich Gruppen bzw. Klassen – selbst bei deutlichem Kostennachlass – nicht mehr bereit zeigten, die Zimmer zu belegen. Haus 3 mit derzeit 78 Betten werde demnächst ein Leerstand werden; damit würden sich die Einnahmen des OJE nahezu halbieren. Daher müsse die Sanierung und Modernisierung des Gebäudes zeitnah in Angriff genommen werden; es sei mit Kosten von rd. 1,3 – 1,5 Mio. Euro zu rechnen. Das OJE könne diese allein nicht aufbringen.


Mit der Gemeinde Wangerooge habe es Gespräche gegeben, 2.500 qm oder – wenn möglich – 3.500 qm Grundstücksfläche an sie zu verkaufen, um Miet- oder Eigentumswohnungen für Einheimische zu schaffen. Eine abschließende Antwort der Gemeinde stehe leider bis heute aus.


In einem ersten Teilschritt sei vorgesehen, drohende Einnahmeausfälle durch Nutzung des Dachausbaues in Haus 1 zu kompensieren; dort könnten Zimmer für 32 Betten mit den notwendigen Nasszellen geschaffen werden. Der für die Mitglieder des OJE zu tragende Finanzierungsanteil betrüge rd. 300.000 Euro, aufgeteilt je nach Belegungszahlen. Der auf den Landkreis Friesland entfallende Betrag belaufe sich auf 81.000 Euro. Stadt Oldenburg und Landkreis Cloppenburg hätten bereits positive Signale für eine Übernahme des auf sie entfallenden Anteils (60.000 bzw. 160.000 Euro) gegeben.


Der östliche Teil des Hauses 3 solle parallel abgerissen werden, da dieser Grundstücksteil für den Verkauf der 3.500 qm großen Fläche benötigt werde.

Für die abschließende Darstellung der Finanzierung sei eine verbindliche Aussage der Gemeinde Wangerooge unerlässlich, ob 2.500 oder 3.500 qm über den B-Plan als Fläche für Wohn- und Mietbedarf ausgewiesen und damit verkauft werden könnten.

Sobald die Kostenfrage einvernehmlich geklärt sei, könne – vss. im Herbst 2016 – mit dem Dachausbau begonnen werden.


Der Verein OJE bitte um finanzielle Unterstützung seiner baulichen Maßnahmen. Man befinde sich in einer Ausnahmesituation, die vor dem Hintergrund der drohenden finanziellen Einbrüche zügiges und entschlossenes Handeln erfordere.


Kreistagsvorsitzender Pauluschke dankte für die Ausführungen. Die heutige Besichtigung der Räumlichkeiten habe gezeigt, wie sehr die bauliche Attraktivität des OJE in den bereits sanierten Abschnitten gewonnen habe. - Das Thema sei hinsichtlich des in Rede stehenden Verkaufs von Grundstücksflächen an die Gemeinde eng verknüpft mit der Wohnraumsituation vor allem für Beschäftigte auf der Insel. Auch Landkreis Friesland und Wohnungsbaugesellschaft Friesland seien in die Überlegungen einbezogen worden. Es gelte nun vor allem, den Dissens zur veräußerbaren Grundstücksfläche mit der Gemeinde Wangerooge zu klären.


Bürgermeister Lindner verwies auf die Bedeutung des OJE für die Insel. Kinder und Jugendliche, die dort Freizeiten verbrächten, seien die Inselgäste von morgen. - Wunsch der politischen Vertreter auf Wangerooge sei es, ein auf die Insel zugeschnittenes Wohnkonzept zu finden, das dem realen Wohnbedarf für Insulaner gerecht werde. Eine der Gemeinde vorliegende Liste der Wohnungsuchenden sage aus, dass von derzeit 20 Interessenten allein 14 Alleinstehende seien. Hinsichtlich der Einschätzung der Wohnraumsituation herrschten unterschiedliche Ansichten; Rat und Verwaltung sei daran gelegen, die richtigen Weichenstellungen zur Wohnraumplanung zu treffen. Insbesondere gelte es zu vermeiden, dass Dauerwohnungen geschaffen würden, für die es später keine Abnehmer gebe. Eine abschließende Entscheidung betr. der vom OJE anzukaufenden Grundstücksfläche gebe es angesichts dieser Grundsatzproblematik noch nicht; nach wie vor aber sei die Gemeinde gesprächsbereit.


Landrat Ambrosy signalisierte, der vom OJE beantragte Zuschuss in Höhe von 81.000 Euro werde über die Haushaltsberatungen der Fraktionen eingebracht und wohl über Teilbeträge in 2016 und 2017 finanziert. Der Landkreis Friesland als Standort-Landkreis des OJE nehme die Zusagen aus Landkreis Cloppenburg und Stadt Oldenburg als positives Zeichen für die ungebrochene Unterstützung der Einrichtung, die sich großer Beliebtheit erfreue.


Sobald alle kommunalen Entscheidungen vorlägen und die Finanzierung beordnet sei, sollten im Frühjahr 2016 Gespräche zwischen OJE, Gemeinde Wangerooge und Landkreis Friesland über Refinanzierungsmaßnahmen und Durchführung der weiteren Baumaßnahmen folgen.


Vorsitzender Pauluschke dankte Herrn Boll und Bürgermeister Lindner namens des Kreistages für die umfassenden Informationen; beide verabschiedeten sich mit einem nochmaligen Dank für den Besuch.



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Sodann trat Kreistagsvorsitzender Pauluschke in die Tagesordnung ein und eröffnete die Kreistagssitzung um 15.30 Uhr.





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