Beschluss: zur Kenntnis genommen

Sortieranalyse zur Zusammensetzung des Restabfalls im Landkreis Friesland 2016
In zwei Untersuchungskampagnen, durchgeführt im März und im August/September 2016, wurde der Restabfall in Friesland hinsichtlich der Menge und Zusammensetzung untersucht.

 

Ursächlich für die Beauftragung eines externen Ingenieurdienstleister sind die Ergebnisse des aktuellen Abfallwirtschaftskonzeptes des Landkreises Friesland. Dies kam im Ergebnis dazu, dass die im Landkreis gesammelten Restabfallmengen aus Gewerbe und Privathaushalten vergleichsweise hoch sind. Gleiches gilt für die Gesamtmenge an eingesammelten kompostieren Abfällen.

 

Um die Ursachen hierfür  zu ermitteln und Erkenntnisse über die Zusammensetzung des Restabfalls zu gewinnen, wurden in diesem Jahr zwei Restabfallsortieranalysen auf Basis von Stichproben durchgeführt. Bestimmt wurden die Abfallmengen, die Zusammensetzung des Restabfalls sowie die Bereitstellungsgrade, Füllgrade, Raum- und Schüttdichten der Restabfallbehälter.

 

Ergebnisse

 

Die Untersuchungen des zur Restabfallerfassung genutzten Behältersystems ergaben u. a. folgendes:

 

·         Die festgestellte Bereitstellungsquote lag zwischen 94 % und 100 %

 

·         Der Füllgrad (gibt an, wie stark die zur Abfuhr bereit gestellte Tonne befüllt ist) betrug in der Regel 80 % - 96 %.

 

Die Auslastung der Behälter steht auch im Zusammenhang mit der Restabfallmenge. Im Jahr 2016 wurde durch Privathaushalte im Landkreis Friesland eine durchschnittliche einwohnerspezifische Restabfallmenge in Höhe von 178 kg/EW, Jahr entsorgt.

 

Dieser Wert ergibt sich aus den Einzelergebnissen der Sortieranalyse und der Hochrechnung auf das Jahr 2016. Das Restabfallaufkommen im Landkreis Friesland liegt damit über dem niedersächsischen Landesdurchschnitt von 156 kg/EW, Jahr (Niedersächsische Abfallbilanz 2014).

 

 

 

Ein Blick auf die Restabfallzusammensetzung zeigt jedoch, dass darin noch viele Wertstoffe enthalten sind, die ursprünglich in andere Sammelsysteme gehören.   Laut Untersuchung beträgt das gesamte nutzbare Wertstoffpotenzial im Restabfall 77 kg/EW, Jahr. Das bedeutet, dass ausgehend von einer optimierten Erfassung der Wertstoffe, die Restabfallmengen um  ca. 43 %, also auf ein spezifisches Restaufkommen von 101 kg/EW, Jahr, reduziert werden könnten.

 

Anwendbarkeit auf den Landkreis Friesland

Prinzipiell muss man berücksichtigen, dass bei einer besseren Sortierung die Mengen der Wertstoffe nur verlagert werden. So würde sich beispielsweise der Organik Anteil im Restabfall durch bewusstere Trennung nur in die Biotonne verlagern. Dies gilt es bei entsprechenden Maßnahmen zur Mengenreduzierung von Restabfällen zu beachten (Verschiebung der Wertstoffmengen). Der Sammel- und Behandlungsaufwand bleibt auch nach wie vor bestehen. 

Die Abfallwirtschaft in Friesland hat sich aufgrund diverser Entscheidungen in der Vergangenheit anders entwickelt, als der Großteil der anderen öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger. Während in vielen Regionen die Abfälle komplett in einer Müllverbrennungsanlage (MVA) verbrannt werden, wird der Restabfall in Friesland mechanisch-biologisch vorbehandelt in einer MBA (mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage). Die MBA ist ein eigenständiges Verwertungsverfahren. Sie teilt die Restabfälle in unterschiedliche Fraktionen auf und bereitet sie für die weitere Verwertung auf. Nach der weitgehenden Abtrennung stofflich und thermisch verwertbarer Stoffe bleibt ein Gemisch aus mineralischen und organischen Stoffen über. Dieses wird dann in der Vergärung weiterbehandelt. Während des Prozesses werden nahezu 100% der gesammelten organischen Stoffe in Biogas umgewandelt und zur Energieerzeugung verbrannt. Hierbei werden auch die nur über den Restabfall erfassbaren und nicht kompostierfähigen Anteile der Organik (Windeln, Hygieneartikel, Kot usw.) zu Biogas umgewandelt. Durch die mechanisch-biologische Abfallbehandlung lässt sich das ursprünglich eingesammelte Restabfallvolumen bereits um 55 % reduzieren. Nur dieser Rest wird auch tatsächlich deponiert.

 

Die Sortieranalyse hat gezeigt, dass noch viele Wertstoffe im Restabfall enthalten sind. Um diese Potenziale zu nutzen und somit auch gleichzeitig die Restabfallmengen zu reduzieren, muss jedoch an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Es sollte unter anderem ein Schwerpunkt auf die für die privaten Haushalte kostenfreien Vermeidungsweg von Verpackungen, Papier/Pappe/Kartonagen, Behälterglas, Alttextilien und Elektrogeräte gelegt und dort die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert werden. Die für die mechanische Aufbereitung aufgewendeten Arbeitsschritte könnten reduziert werden. Die außerhalb der Restabfalltonne  erfassten Materialien sind im Regelfalle auch nicht so verschmutzt und können daher eher stofflich verwertet werden.