Sitzung: 28.11.2016 Ausschuss für Umwelt, Abfall und Landwirtschaft
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Sortieranalyse zur Zusammensetzung des
Restabfalls im Landkreis Friesland 2016
In zwei
Untersuchungskampagnen, durchgeführt im März und im August/September 2016,
wurde der Restabfall in Friesland hinsichtlich der Menge und Zusammensetzung
untersucht.
Ursächlich für die Beauftragung eines externen Ingenieurdienstleister
sind die Ergebnisse des aktuellen Abfallwirtschaftskonzeptes des Landkreises
Friesland. Dies kam im Ergebnis dazu, dass die im Landkreis gesammelten Restabfallmengen aus
Gewerbe und Privathaushalten vergleichsweise hoch sind. Gleiches gilt für die
Gesamtmenge an eingesammelten kompostieren Abfällen.
Um die
Ursachen hierfür zu ermitteln und
Erkenntnisse über die Zusammensetzung des Restabfalls zu gewinnen, wurden in
diesem Jahr zwei Restabfallsortieranalysen auf Basis von Stichproben
durchgeführt. Bestimmt wurden die Abfallmengen, die Zusammensetzung des
Restabfalls sowie die Bereitstellungsgrade, Füllgrade, Raum- und Schüttdichten
der Restabfallbehälter.
Ergebnisse
Die
Untersuchungen des zur Restabfallerfassung genutzten Behältersystems ergaben u.
a. folgendes:
·
Die festgestellte
Bereitstellungsquote lag zwischen 94 % und 100 %
·
Der Füllgrad (gibt an,
wie stark die zur Abfuhr bereit gestellte Tonne befüllt ist) betrug in der
Regel 80 % - 96 %.
Die Auslastung der
Behälter steht auch im Zusammenhang mit der Restabfallmenge. Im Jahr 2016 wurde
durch Privathaushalte im Landkreis Friesland eine durchschnittliche
einwohnerspezifische Restabfallmenge in Höhe von 178 kg/EW, Jahr entsorgt.
Dieser Wert ergibt
sich aus den Einzelergebnissen der Sortieranalyse und der Hochrechnung auf das
Jahr 2016. Das
Restabfallaufkommen im Landkreis Friesland liegt damit über dem
niedersächsischen Landesdurchschnitt von 156 kg/EW, Jahr (Niedersächsische
Abfallbilanz 2014).
Ein Blick auf die Restabfallzusammensetzung
zeigt jedoch, dass darin noch viele Wertstoffe enthalten sind, die ursprünglich
in andere Sammelsysteme gehören. Laut
Untersuchung beträgt das gesamte nutzbare Wertstoffpotenzial im Restabfall 77 kg/EW, Jahr. Das
bedeutet, dass ausgehend von einer optimierten Erfassung der Wertstoffe, die
Restabfallmengen um ca. 43 %, also auf
ein spezifisches Restaufkommen von 101 kg/EW, Jahr, reduziert werden könnten.
Anwendbarkeit
auf den Landkreis Friesland
Prinzipiell muss man berücksichtigen, dass bei
einer besseren Sortierung die Mengen der Wertstoffe nur verlagert werden. So
würde sich beispielsweise der Organik Anteil im Restabfall durch bewusstere
Trennung nur in die Biotonne verlagern. Dies gilt es bei entsprechenden
Maßnahmen zur Mengenreduzierung von Restabfällen zu beachten (Verschiebung der
Wertstoffmengen). Der Sammel- und Behandlungsaufwand bleibt auch nach wie vor
bestehen.
Die Abfallwirtschaft
in Friesland hat sich aufgrund diverser Entscheidungen in der Vergangenheit
anders entwickelt, als der Großteil der anderen öffentlich-rechtlichen
Entsorgungsträger. Während in vielen Regionen die Abfälle komplett in einer
Müllverbrennungsanlage (MVA) verbrannt werden, wird der Restabfall in Friesland
mechanisch-biologisch vorbehandelt in einer MBA (mechanisch-biologischen
Abfallbehandlungsanlage). Die MBA ist ein eigenständiges Verwertungsverfahren.
Sie teilt die Restabfälle in unterschiedliche Fraktionen auf und bereitet sie
für die weitere Verwertung auf. Nach der weitgehenden Abtrennung stofflich und
thermisch verwertbarer Stoffe bleibt ein Gemisch aus mineralischen und
organischen Stoffen über. Dieses wird dann in der Vergärung weiterbehandelt.
Während des Prozesses werden nahezu 100% der gesammelten organischen Stoffe in
Biogas umgewandelt und zur Energieerzeugung verbrannt. Hierbei werden auch die
nur über den Restabfall erfassbaren und nicht kompostierfähigen Anteile der
Organik (Windeln, Hygieneartikel, Kot usw.) zu Biogas umgewandelt. Durch die
mechanisch-biologische Abfallbehandlung lässt sich das ursprünglich
eingesammelte Restabfallvolumen bereits um 55 % reduzieren. Nur dieser Rest
wird auch tatsächlich deponiert.
Die Sortieranalyse hat gezeigt, dass noch viele Wertstoffe im Restabfall enthalten sind. Um diese Potenziale zu nutzen und somit auch gleichzeitig die Restabfallmengen zu reduzieren, muss jedoch an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Es sollte unter anderem ein Schwerpunkt auf die für die privaten Haushalte kostenfreien Vermeidungsweg von Verpackungen, Papier/Pappe/Kartonagen, Behälterglas, Alttextilien und Elektrogeräte gelegt und dort die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert werden. Die für die mechanische Aufbereitung aufgewendeten Arbeitsschritte könnten reduziert werden. Die außerhalb der Restabfalltonne erfassten Materialien sind im Regelfalle auch nicht so verschmutzt und können daher eher stofflich verwertet werden.