Sitzung: 20.11.2017 Ausschuss für Schule, Sport und Kultur
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 11, Enthaltungen: 1
Vorlage: 0294/2017
Beschluss:
Die Verwaltung wird beauftragt, die Veranstaltung „Jazzakademie an der Nordsee 2018“ mit Beteiligung der Musikschule Friesland-Wittmund und der Stadt Jever wie in der Begründung dargestellt durchzuführen und dazu entsprechende Verträge mit den Dozenten und Teilnehmern abzuschließen.
Begründung:
Bei der hier
vorgestellten Projektidee „Jazzakademie an der Nordsee 2018“ handelt es sich um
ein Vorhaben, das bei erfolgreicher Durchführung einen sehr positiven Einfluss
auf die Regional- und Kreisentwicklung haben kann und in der Außendarstellung
der Kreisstadt und der Region neue Zielgruppen ansprechen wird. Die
ökonomischen Effekte von ähnlichen Projekten wurden in der Fachliteratur vielfach
untersucht und übersteigen auf Grund der Multiplikatoreneffekte der
angesprochenen Zielgruppen den erforderlichen Aufwand bei Weitem.
Projektidee und künstlerische Leitung:
Nach der aktuellen
Planung soll in der letzten Sommerferienwoche 2018 (und ggf. auch regelmäßig in
den folgenden Jahren) in Jever eine Akademie für ambitionierte Jazz-Amateure
stattfinden. Mit einem hochqualifizierten Team aus fünf Dozenten für Klavier,
Bass, Schlagzeug, Gesang und Bläser können etwa 30 Teilnehmer eine Woche lang
intensiv proben, Ensembles bilden und Unterricht nehmen.
Für die
Öffentlichkeit wird es Teilnehmerkonzerte, ein Dozentenkonzert und bei
Interesse auch sog. Jam-Sessions (improvisierte Konzerte mit wechselnden
Teilnehmern) in der Gastronomie geben.
Die erfolgreiche
Durchführung einer solchen Veranstaltung hängt ganz entscheidend von einer
prominenten künstlerischen Leitung ab. Nur wenn diese Voraussetzung erfüllt
ist, können entsprechend qualifizierte (und in der Szene bekannte)
Dozent(inn)en gewonnen werden, was wiederum Voraussetzung für die überregionale
Akquisition des Teilnehmerkreises ist.
Mit Klaus Ignatzek
unterstützt einer der international bekanntesten deutschen Jazzpianisten dieses
Projekt und ist bereit, die künstlerische Leitung zu übernehmen. Die Rolle des
Veranstalters liegt dann federführend
beim Landkreis Friesland. Weiterhin wirken die Musikschule Friesland-Wittmund
und die Stadt Jever mit der Bereitstellung von Ressourcen und Infrastruktur
mit. Weitere Formen der Beteiligung (z. B. Unterstützung bei Werbung und
Teilnehmerakquisition) werden derzeit abgestimmt.
Regionale Auswirkungen:
Die Musikkultur im
Landkreis Friesland ist u. a. geprägt durch mehrere sehr engagierte
Blasorchester, die eine große Bandbreite von Stilrichtungen abbilden, in diesem
Bereich werden auch Workshops für klassisch ausgebildete (Blech-)bläser
veranstaltet.
Für die Jazzmusiker
und die Instrumente des Jazzquintetts hingegen hätte unsere Region mit dieser
Akademie in ganz Norddeutschland ein Alleinstellungsmerkmal. Die „nördlichste“
Veranstaltung dieser Art ist nach den Recherchen der Verwaltung (und nach
Auskunft externer Fachleute) in Bad Hersfeld (bei Kassel).
Wir würden also
eine neue Zielgruppe für die Region interessieren, die (anders als bei einen
Konzert) die Stücke, die sie hier aufführt, auch vor Ort erarbeitet und die
Region im besten Fall auch in späteren Jahren regelmäßig zur Jazzakademie
besuchen wird.
Mit der
Durchführung der Veranstaltung und durch die Werbung in Fachzeitschriften,
Internetforen und anderen zielgruppenorientierten Medien wird unsere Region im
Zusammenhang mit dem Thema Jazz einem Kreis von professionellen und
semiprofessionellen Künstlern und entsprechend ambitionierten Amateuren
bekanntgemacht.
Das ökonomische
Potential dieser Zielgruppe ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Daher werden
z. B. für Studierende auch Ermäßigungen angeboten und günstige
Übernachtungsmöglichkeiten in der Jugendherberge reserviert.
Der eigentliche
ökonomische Effekt einer solchen Initiative liegt nach den Erfahrungen anderer
Kommunen (z. B. Neuburg an der Donau, Donaueschingen) in der
Multiplikatorenwirkung des angesprochenen Personenkreises, der die Region für
weitere kulturell interessierte und wirtschaftlich überdurchschnittlich starke
Personengruppen attraktiv macht.
Die durch
einschlägige Untersuchungen (Stichwort „Schwarmstädte“) belegte Besonderheit
dieses Effektes ist, dass er sich langfristig ohne weiteres Zutun von selbst
verstärkt und der Region bei regelmäßiger erfolgreicher Durchführung eines
solchen Projektes (ggf. auch mit erweitertem Spektrum) einen weitreichenden
Wettbewerbsvorteil verschaffen kann.
Veranstaltungsorte:
Das historische
Zentrum von Jever ist wegen der vorhandenen Orte für Unterricht, Proben und
Konzerte in besonderer Weise für eine solche Veranstaltung geeignet. Für die
eigentliche Vorbereitungsarbeit (Ensembles, Proben, Unterricht) ist das
Musikhaus vorgesehen. Mit der Musikschule und dem Mariengymnasium ist
abgestimmt, dass beide Etagen genutzt werden können.
Für die Konzerte
kommen das Schloss (Innenhof), der Graf-Anton-Günther-Saal und evtl. der
Lokschuppen in Betracht. Eine Ortsbesichtigung mit den Beteiligten hat bereits
stattgefunden.
Finanzierung:
Der regelmäßige
Zuschussbedarf einer solchen Veranstaltung ist gemessen an den zu erwartenden
Effekten sehr gering und kann bei erfolgreicher Werbung und entsprechender
Teilnehmerzahl auch gegen Null gehen.
Gerade bei der
ersten Durchführung sind jedoch erhöhte Investitionen in die Website, das Logo
und die Werbung zu berücksichtigen. Der eingestellte Betrag von 10.000 € ist
daher für das erste Jahr knapp kalkuliert. Ggf. müssen weitere Mittel aus
Stiftungen akquiriert werden. Evtl. wird sich auch die Stadt Jever entsprechend
beteiligen.
Herr Dr. Dehrendorf erläutert das Regionalentwicklungskonzept, welches
hinter der Jazzakademie an der Nordsee steht und nun entscheidungsreif ist.
Als Vorbild fungiert die Stadt Neuburg aus Südbayern. Dort findet solch
eine Veranstaltung statt, zu der aus ganz Deutschland, z.B. auch aus Oldenburg,
die Teilnehmer pilgern.
In Norddeutschland gibt es diese Art von Veranstaltung bisher nicht, so
dass es sich um ein Alleinstellungsmerkmal im Norden handeln würde, mit einem
hohen Bekanntheitsgrad und einem großen Einzugsbereich.
Es gibt zwar bereits Musik-Workshop, aber nicht in dieser Form und für
Jazz.
Dabei ist auch eine Zusammenarbeit mit der Gastronomie denkbar, aber vor
allem würden Regionalisierungseffekte erzielt. Zudem macht diese Personengruppe
jede Region auch für andere attraktiv.
Hinzu kommt, dass in Klaus Ignatzek bereits ein künstlerischer Leiter zur
Verfügung steht, der allein aufgrund seines Renommees die Veranstaltung für die
Teilnehmer attraktiv macht.
Auch haben die Stadt Jever und die Musikschule ihre Bereitschaft zur Teilnahme
bekundet.
Eine Webseite sowie ein Corporate Identity sind geplant.
Frau Sudholz findet dies eine schöne Idee, hinterfragt aber, wieso die
Veranstaltung erst oder nur in Jever stattfindet. Zudem möchte sie wissen, ob
die Veranstaltung auch auf die anderen Gemeinden und Städte ausgeweitet werden
kann, wenn sie wächst.
Herr Dr. Dehrendorf hofft auf ein Wachstum der Veranstaltung, so dass
natürlich auch eine Ausweitung auf andere Kommunen denkbar wäre.
Frau Wittke möchte wissen, ob sich die Veranstaltung nur an langjährige
Jazzmusiker wendet.
Herr Dr. Dehrendorf erläutert, dass auch andere Musiker teilnehmen
können, es aber wichtig ist, dass sie ihr Musikinstrument beherrschen.
Herr Eilers hält die Veranstaltung für ambitioniert, die schon ein „Hingucker“
in Jazzkreisen wäre.
Er glaubt aber nicht, dass sich daraus etwas ganz Großes ergibt. Dies mag
vielleicht sein, er sieht es aber nicht.
Daher müsste für dieses Event ein Co-Finanzierer gefunden werden, damit
sich nicht nur der Landkreis Friesland engagiert, sondern auch andere.
Zudem erinnert er daran, dass es in Varel auch hochklassige
Veranstaltungen gab, für die kein Geld mehr vorhanden ist, so dass er eine
Gleichbehandlung anmahnt.
Herr Ambrosy betont, dass heute erst einmal der politische Wille dafür
eingeholt werden soll, um anschließend bei Stiftungen, etc. Spenden
einzuwerben.
Zudem würde sich die Stadt Jever als Standort für den Start einfach
eignen. Die ganze Veranstaltung kann und soll natürlich wachsen, so dass eine
Ausweitung auf andere Gemeinden und Städte möglich ist.
Dabei handelt es sich strategisch um eine Premiumveranstaltung, um
Kulturschaffende zu erreichen, die das Ganze wiederrum puschen.
Herr Dr. Dehrendorf versichert, dass es sich bei seiner Idee nicht um
eine emotionale Verbundenheit zum Jazz handelt, sondern es sich wirklich lohnt.
Frau Sudholz fällt es dennoch schwer, wenn die Veranstaltung nur in Jever
ist. Dann muss sich die Stadt Jever zumindest auch finanziell einbringen.
Herr Ambrosy erklärt, dass es rein praktische und geographische Gründe
hat, warum es in Jever stattfinden soll. Hier wäre zu allererst das Musikhaus
zu nennen, welches dafür genutzt werden soll und mehr oder weniger frisch und
perfekt saniert ist. Auf die Finanzierung wird Herr Dr. Dehrendorf im
nichtöffentlichen Teil nochmals ausführlicher eingehen.
Abstimmungsergebnis:
Einstimmig bei 1 Enthaltung
Ja: |
11 |
Nein: |
|
Enthaltung: |
1 |