Der
Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zur Situation der unbegleiteten
minderjährigen Ausländer (umA) im Landkreis Friesland zur Kenntnis.
Von 2015 bis einschließlich Januar 2018 sind
95 unbegleitete minderjährige Ausländer, kurz umA, im Rahmen von stationären
Inobhutnahmen im Landkreis Friesland aufgenommen worden. Der überwiegende Teil
der Jugendlichen (68) wurde in anderen Bundesländern bzw. anderen Städten und
Landkreisen in Niedersachsen vorläufig in Obhut genommen und durch die
Landesverteilstelle dem Landkreis Friesland zugewiesen. Darüber hinaus wurden
26 Jugendliche und ein Kind direkt im Landkreis Friesland vorläufig in Obhut
genommen. Ein Bericht mit statistischen Daten hierzu ist in der Anlage
beigefügt (Anlage 1).
Unbegleitete minderjährige Ausländer (umA)
werden dem Jugendamt des Landkreises zumeist in kleinen Gruppen von zwei, drei
Jugendlichen, zugeteilt. Häufig stammen sie aus gleichen Herkunftsländern,
kennen sich teilweise schon durch die gemeinsame Flucht. In den Jahren 2015 und
2016 kamen vor allem Jugendliche aus Afghanistan und Syrien in den Landkreis
Friesland. In 2017 kam die größte Anzahl aus Guinea und Somalia. Insgesamt sind
6 weibliche umA und 89 männliche umA aufgenommen worden.
Für die gesetzliche Vertretung der umA wird
durch das Familiengericht ein Vormund bestellt. In fast allen Fällen wurde die
Vormundschaft dem Jugendamt (Amtsvormund) übertragen, in seltenen Fällen auch
einem Familienmitglied.
Die Unterbringung der umA erfolgt zunächst
in stationären Einrichtungen im Landkreis Friesland. Der Landkreis Friesland
hat zur stationären Unterbringung von umA vorrangig mit den beiden größten
freien Jugendhilfeträgern im Kreisgebiet zusammengearbeitet. Einige umA konnten
in Gastfamilien aufgenommen werden.
Der überwiegende Teil der jungen Menschen
bleibt während ihres Asylverfahrens im Landkreis. In wenigen Ausnahmefällen
musste aus Gründen des Kindeswohls ein anderer Wohnort gesucht werden; die
Fallbearbeitung bleibt beim Landkreis Friesland, solange Jugendhilfe gewährt
wird.
In 12 Fällen konnte eine
Familienzusammenführung realisiert und damit die Jugendhilfemaßnahme beendet
werden.
Verschiedene freie Jugendhilfeträger
übernehmen bei Bedarf die Betreuung der dann zumeist volljährigen jungen
Menschen in der Mobilen Betreuung, einer Kombination von engmaschiger Betreuung
in eigener Wohnung oder Wohngemeinschaft. Sobald die jungen Volljährigen
verselbständigt sind und Transferleistungen in Anspruch genommen werden können,
werden sie im Rahmen der Jugendhilfe bei Bedarf ambulant weiter betreut.
Ziel der Unterbringung durch das Jugendamt
ist die Verselbständigung mit Möglichkeiten zum Spracherwerb, dem Schulbesuch,
den berufsvorbereitenden Maßnahmen und der sozialen Integration im neuen
Lebensumfeld.
Die Jugendlichen kommen mit völlig divergierendem
Bildungshintergrund und Vorstellungen von einem Leben in Deutschland an und
gleichzeitig zeigen sie völlig unterschiedliche Leistungsbereitschaft und
-fähigkeit, sich auf das Hier und Jetzt in Friesland und für ihre Zukunft zu
engagieren. Die monate- bzw. jahrelange Unsicherheit bezüglich ihrer
Bleibeperspektive und die jeweilige Biographie, teils von Traumata begleitet,
prägen den Alltag der jungen Menschen. Fast alle der zurzeit betreuten umA
möchten dauerhaft in Deutschland bleiben. Sie sind motiviert und fühlen sich in
ihrem Lebensumfeld wohl. Ziel aller, vor allem der jungen Volljährigen, ist die
Verselbständigung in einer eigenen kleinen Wohnung oder in Wohngemeinschaften.
Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden zeigen sich bei der Suche nach
Wohnraum sehr unterstützend.
Sehr viel Zeit benötigen die jungen Menschen
dafür, Verständnis für unser System (Behörden, Anträge, Leistungen,
Schulpflicht etc.) zu entwickeln. So ist es z.B. schwierig für viele der
Jugendlichen, dass sie gerne Geld verdienen möchten, aber zunächst die
Schulpflicht zu erfüllen haben.
Der überwiegende Teil der jungen Menschen
besucht allgemeinbildende bzw. weiterführende Schulen bzw. nimmt an
Qualifizierungsmaßnahmen der Agentur für Arbeit teil. Einige junge Menschen konnten eine Ausbildung
beginnen. Die geringe Anzahl an umA in Ausbildungsverhältnissen ist vor allem
dem Nachholbedarf an Sprachkenntnissen, fehlenden schulischen Voraussetzungen
und Abschlüssen geschuldet. Zu erwarten ist, dass in Zukunft mehr umA einen
Ausbildungsplatz finden werden, vor allem dank verschiedener
berufsvorbereitenden Maßnahmen.
Auf
Nachfrage führt Frau Renken aus, das es bisher keine Zahlen gibt, ob und wie
viele umA unter einer psychischen Erkrankung leiden. Grundsätzlich ist die Feststellung
sehr schwierig, da zum einen eine Sprachbarriere bestehen kann und zum anderen die Symptome einer Erkrankung
sehr unterschiedlich sind.
Desweitern
führt Frau Renken aus, dass bislang keine Altersüberprüfung bei umA im
Landkreis Friesland durchgeführt werden mussten.