Sitzung: 03.11.2020 Jugendhilfeausschuss
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 8, Enthaltung: 2
Vorlage: 1044/2020
Beschlussvorschlag:
Die
Verwaltung wird beauftragt, das bisherige Gütesiegel für Kindertagesstätten in
der Praxis anzupassen und dazu ein Konzept, unter Beteiligung der KiTa-Träger
und KiTa–Leitungen, zu erarbeiten.
Begründung:
Die Bewertung der
Einrichtungsqualität von Tageseinrichtungen für Kinder (Gütesiegel) erfolgt
momentan über einen Orientierungs- und Erhebungsbogen zu folgenden Bereichen:
·
Führungsqualität,
·
Qualität
der Umsetzung des Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrags,
·
Einbindung
im Gemeinwesen.
Der Bereich “Krippe” (Kinder im Alter von 0 – 3
Jahren) ist darin nicht enthalten.
Der Orientierungs- und Erhebungsbogen wird von
den Trägern der Kindertagesstätten, aber vor allem von den Kita-Leitungen
bearbeitet. Für jeden Themenbereich kann eine maximale Anzahl von Punkten
erreicht werden. Die Verleihung des Gütesiegels erfolgt ab einer bestimmten
Punktezahl und wird alle zwei Jahre überprüft.
Während der kurzen Phase der Bearbeitung des
Orientierungs- und Erhebungsbogens finden für die Kindertageseinrichtungen
parallel keine inhaltlichen Workshops o.ä. statt. Somit erarbeiten die
Leitungen mit ihrem pädagogischen Team die Inhalte ohne Begleitung von
pädagogischen Fachleuten, so dass die Qualität der angegebenen Inhalte schwer
ersichtlich ist – es besteht keine ausreichende Transparenz der pädagogischen
Arbeit. Die Praxis hat gezeigt, dass die Kitas vorrangig die jeweils
zutreffenden Gegebenheiten – also den Ist-Zustand ihrer Kita– in dem Bogen
angeben und sich selten eine pädagogische
Weiterentwicklung einstellt. Das aktuelle Verfahren birgt deswegen die
Gefahr, dass die Kitas an diesem Entwicklungspunkt stehen bleiben und sich die
Qualität der Förderung in den Einrichtungen, im Sinne des § 22a SGB VIII, nicht
weiterentwickelt.
Aus Sicht der Verwaltung erscheint es somit
notwendig, das bisherige Gütesiegelverfahren in der Praxis anzupassen und die
Kitas in dem Verfahren zur Qualitätsentwicklung und -sicherung über einen
längeren Zeitraum inhaltlich zu begleiten und auf diese Weise zu stärken. So
kann sichergestellt werden, dass die Qualität in den Kitas entsprechend
nachhaltig entwickelt und gesichert wird. Dies soll durch die Erarbeitung eines
umfassenden Konzepts für ein neues Verfahren zur Erlangung des künftigen
Gütesiegels erfolgen, an dem auch die Kitaleitungen und Träger beteiligt
werden.
Folgende Konzeptthemen sollen
berücksichtigt werden:
- Basics
- Beobachten und
Dokumentation
- Sprache
- Krippe
- Übergang Schule
- Ethische und religiöse Fragen,
Grunderfahrungen menschlicher Existenz
Für den künftigen Prozess der
Qualitätsentwicklung und -sicherung muss jeweils ein längerer Zeitraum
eingeplant (ca. ein Jahr) und inhaltlich von pädagogischen Fachkräften
begleitet werden. Angedacht sind jährlich zu jedem Themenbereich stattfindende
Workshops, die den Kitas zur Reflektion, zum Austausch und zur Weiterbildung
dienen sollen. Um die Kita-Leitung zu entlasten soll ein Multiplikator*in aus
dem Kitateam benannt werden, die/der bestimmte Aufgaben in Zusammenarbeit mit
der Kita-Leitung und dem pädagogischen Team übernimmt und der/die auch an den
vorgenannten Workshops teilnimmt.
Um den Kindertagesstätten einen sicheren Start
für diese neue Form der Qualitätsentwicklung und -sicherung (Gütesiegel) zu
ermöglichen, soll der künftige Prozess den Kita-Leitungen sowie den Trägern
detailliert vorgestellt und mit ihnen gemeinsam abgestimmt und vertieft werden.
Es wird um Beschlussfassung im Sinne des Beschlussvorschlages gebeten.
Frau
Jestadt (Mitarbeiterin des Landkreises Friesland in der Fachberatung für
Tageseinrichtungen für Kinder) führt ergänzend zur Vorlage aus. Das bisherige
Gütesiegel für Kindertagesstätten soll praxisorientierter konzeptioniert
werden. Durch die gemeinsame Erarbeitung eines Konzepts mit Kitaleitungen und
Trägern soll die Qualität in den Kitas nachhaltig entwickelt und gesichert
werden. Für den künftigen Prozess bietet die Fachberatung des Landkreises
Friesland ihre Begleitung auch durch externe Fachleute, beispielsweise mit
Workshops zur Reflektion, zum Austausch und Weiterbildung, an.
Zur Beantwortung der Frage, ob das bestehende
Gütesiegel komplett neu konzeptioniert oder in Teilbereichen geändert werden
soll, erklärt Frau Renken die geänderte Thematik. Qualität solle als Prozess
gesehen werden. Im Laufe dessen entwickelt sich jede Kita, ihren regionalen
Einflüssen angepasst, weiter.
Frau Jestadt bietet dabei die Unterstützung durch
pädagogische Fachleute an. Gemeinsam könne ein Zeitplan festgelegt werden, in
dem abgestimmte Themenfelder bearbeitet werden.
Frau Homfeldt bestätigt den Bedarf am Prozess der Qualitätsentwicklung
zu arbeiten, sieht die Festlegung eines Zeitplanes jedoch kritisch. Besonders
in dieser herausfordernden Zeit stehen die Kitas durch aufwändige Organisation
und Personalmangel aufgrund Erkrankungen unter Druck.
Herr Ambrosy ist überzeugt von einem
partnerschaftlichen Prozess aller Beteiligten um die Einrichtungen nach vorne
zu bringen. Die Vereinbarungen sollen den Situationen in den einzelnen
Einrichtungen angepasst sein. Wichtig sei der Weg und entscheidend ist nicht
der Abschluss. Wie auch in den Schulen, so glaubt Herr Ambrosy, ist das Thema
Bildungsqualität in den Kitas ebenso präsent, aber es sei der Verwaltung
wichtig noch einmal dafür zu werben und verweist auf die Konferenz der
Kitaleitungen.
Nach weiterer Diskussion über eine mögliche
Aufschiebung, einer Verlängerung oder eines späteren Einstieges in den Prozess
verständigt man sich darauf, dass trotz Corona an der Qualitätsentwicklung und
–sicherung weitergearbeitet werden solle.
Frau Sudholz fragt, ob die Vorlage mit den Kitas
abgestimmt, oder ob dies eine neue Idee sei. Frau Jestadt berichtet von
einzelnen Gesprächen, jedoch sei dies ein neuer Impuls aus der Fachberatung für
Tageseinrichtungen für Kinder.
Frau Sudholz bittet um Evaluation des neuen
Qualitätprozesses nach einer Zeit der Praxis.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
8 |
Nein: |
0 |
Enthaltung: |
2 |