Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 10, Nein: 0, Enthaltungen: 1

Beschlussvorschlag:

Die Verwaltung wird beauftragt die Standortvorschläge 5 und 6 im Rahmen einer Variantenanalyse für die Erweiterung des Verwaltungsstandortes Jever durchzuführen.


In der Bauausschusssitzung vom 26.11.2020 wurde die Verwaltung beauftragt Planungen für eine Erweiterung des Verwaltungsstandortes Jever zu veranlassen und den Gremien eine Variantenanalyse vorzulegen, in der eine fachbereichsbezogene Aufteilung der Raumbedarfe auf den Hauptstandort „Lindenallee“ sowie auf den Standort „Am Bullhamm“ vorgeschlagen werden soll.

 

Bei der Festlegung der Standortfrage sind folgende Faktoren näher zu betrachten:

 

-       Lage in der Stadt

·         Lage zum Zentrum

·         Bedeutung im Stadtgefüge

·         Künftige Entwicklungsmöglichkeiten

 

-       Erreichbarkeit

·         Fußläufig, Fahrrad

·         Motorisierter Individualverkehr (MIV)

·         Öffentlicher Personen Nahverkehr (ÖPNV)

 

-       Städtebau

·         Nutzungsstruktur im Umfeld

·         Synergiepotential mit Angeboten im Umfeld

·         Bebauungsstruktur

·         Bautypologie

·         Geschossigkeit

·         Anforderungen an Städtebau / Architektur

 

-       Planungsrecht

·         Flächennutzungsplan (FNP)

·         Bebauungsplan (B-Plan)

·         Denkmalschutz von Einzelgebäuden und der Umgebung

 

-       Grundstück

·         Größe in qm und Zuschnitt

·         Bebaubare Fläche

·         Vorhandene Bausubstanz

·         Bebaute Fläche

·         Erweiterungspotential

 

-       Ruhender Verkehr

·         Stellplätze realisierbar auf dem Grundstück

·         Stellplätze realisierbar im Umfeld

 

-       Kosten

·         Restbuchwert der Bestandsgebäude

·         Baukosten von Neubauteilen und Anpassung des Bestands

·         Baukosten Außenanlagen einschließlich PKW-Stellplätze

·         Baukosten gesonderte Stellplatzanlagen

 

-       Funktionalität (Workflow)

·         Synergiebetrachtung der Fachbereiche und Dezernate

 

Im Folgenden werden mögliche in Frage kommende Standorte kurz erläutert. Hierbei werden die wesentlichen Vor- und Nachteile dargestellt und im Anschluss, die für die weitere und tiefere Analyse zu betrachtenden Varianten bestimmt. Somit werden zunächst alle denkbaren Varianten erfasst, um dann die als relevant zu betrachtenden Varianten auszuscheiden.

 

Standort 1: Neubau am Kreisdienstleistungszentrum Varel als Erweiterung des Standortes

Geeignet wäre theoretisch eine benachbarte Fläche von 5400 qm im Eigentum der Stadt Varel, falls diese noch nicht für eine andere Nutzung vorgesehen ist. Zudem entstehen weitere Kosten für den Grunderwerb und ggf. die Schaffung von Planungsrecht. Zudem wäre die Auswahl der dort zu verortenden Fachbereiche eingeschränkt. Denn eine um weitere dysfunktionale Trennungen von Fachbereichen zu vermeiden, könnte lediglich die bereits dort ansässigen Fachbereiche untergebracht werden.

 

Da bei gleichem Bauvolumen die Neubaukosten vergleichbar sein werden, spricht der höhere Kostenanteil für den Grunderwerb sowie die weitere dysfunktionale Trennung der Kreisverwaltung grundsätzlich gegen diesen Standort.

 

Standort 2: Ehemalige Schule in Roffhausen

Aufgrund der vorhandenen Gebäudestruktur ist die Nutzung der ehemaligen Schule nur sehr bedingt möglich. Des Weiteren würden die Folgekosten der Schwächung des Behördenstandortes Jever und der dysfunktionalen Trennung der Kreis-verwaltung auf Dauer jede zu erwartende Einsparung übersteigen. Die Ansiedlung der Verwaltung an diesem Standort würde dem Ziel der Zentralisierung der Verwaltung widersprechen. Ferner ist der Standort verkehrlich nur schwer zu erreichen bzw. die verbesserte Erschließung, analog zum Impfzentrum, würde weitere erhebliche Kosten auslösen. Auch ist das Baufeld insgesamt recht begrenzt.

 

Standort 3: Abriss des ehemaligen Gesundheitsamtes in Jever und Neubau

Die Liegenschaft ist nicht mehr im Eigentum des Landkreises sondern bereits auf die Wohnungsbau Friesland übergegangen. Die Wohnungsbaugesellschaft Friesland plant auf dem Grundstück die Errichtung von sozialem Wohnungsbau. Dies war und ist auch ein wesentlicher Teil der Absprache mit der Stadt Jever zur Schaffung von Baurecht im Philosophenweg.

 

Standort 4: Neubau am Philosophenweg in Jever

Die an das Verwaltungsgebäude am Schlosserplatz südlich angrenzende Fläche ist in städtebaulicher und ökonomischer Hinsicht außerordentlich wertvoll und bietet sich für eine Wohnnutzung an. Daher ist seinerzeit im Rahmen des Wettbewerbs für den Verwaltungsbau auch ein Ideenwettbewerb ausgelobt und politisch beschlossen worden, um das Potential dieser Flächen für die Vermarktung, die Stärkung der Altstadt und als Modellvorhaben für das städtische Wohnen in Friesland optimal zu nutzen. Die Entwicklung der Wohnnutzung wird auch von der Stadt Jever, die dort Planungsrecht einräumen müsste, auch befürwortet und war auch deshalb wesentlicher Teil des Wettbewerbs für den Neubau am Schlosserplatz. Planungsrechtlich ist der Standort für einen Verwaltungsneubau insofern ausgeschlossen.

 

Standort 5: Neubau bzw. Erweiterung am Verwaltungsstandort „Lindenallee“ in Jever

In der Variante 5 wird von einem Rückbau des sogenannten Zwischenbaus ausgegangen. Die Lücke, die durch den Abriss des Verbindungsbaus zwischen Altbau und dem Isoliergebäude entsteht sowie in der orthogonalen Verlängerung zu den Gebäudebeständen, würde eine entsprechende Bebauung zulassen. Der Verwaltungsstandort Jever würde durch die Erweiterung an diesem Standort gestärkt und Grunderwerbskosten vermieden. Auch würde die möglichst vollständige Unterbringung aller Bedarfe aus den Fachbereichen, mit Ausnahme des Straßenverkehrsamtes, eine größtmögliche Flexibilität bei der Zuordnung von Dezernaten und Fachbereichen zueinander ermöglichen. Funktional sind so zudem viele Dienste (Reinigung, Außenanlagen, Empfang usw.) zentral zu organisieren und zu bewirtschaften.

In dieser Variante ist jedoch die Stellplatzfrage über die Errichtung einer Parkpalette auf der Fläche „Blaue Straße/Schulstr.“ einzubeziehen.

 

Standort 6: Neubau an der Außenstelle „Bullhamm“ in Jever

Im hinteren Bereich des Straßenverkehrsamtes hat der Landkreis Friesland im Jahr 2019 ein Baugrundstück von der Stadt Jever mit ca. 3.200 qm erworben. Bei diesem Kauf wurde noch davon ausgegangen, dass vorrangig der Raumbedarf des Straßenverkehrsamtes gedeckt werden sollte, so dass die Planungen für eine mögliche bauliche Erweiterung des benachbarten THW weder gestört noch verhindert werden. Entsprechend erfolgte die Beschlusslage, dass der Landkreis die für die Umstrukturierung des THW erforderliche Fläche nach Absprache durch Weiterverkauf bzw. Verpachtung zur Verfügung stellen werde. Entsprechend wurde der THW auch schon kontaktiert.

 

Gleichwohl bietet der Standort grundsätzlich ausreichende Möglichkeiten, das erforderliche Neubauvolumen ganz oder teilweise abzubilden und so eine vergleichsweise große Nutzungseinheit zu bilden. Insbesondere wird kein weiterer Außenstandort gegründet, was der Zentralisierungsvorgabe entspricht. Ebenso ist die Nähe zur Kernverwaltung noch vergleichsweise gut gegeben. Verkehrlich ist die Anbindung Pkw-bezogen gut. Es bedarf jedoch noch Nachbesserungen beim ÖPNV. Städtebaulich handelt es sich um eine dezentrale Lage, die kaum Vorteile für die (Innenstadt-) Entwicklung Jevers bietet.

 

 

Zusammenfassung:

Die Standorte 1 bis 4 sind für weitere differenzierte Betrachtung auszuklammern, da diese Standorte der Zentralisierung des Verwaltungsstandortes widersprechen, den Verwaltungsstandort Jever schwächen oder teilweise den Beschlüssen des Kreistages widersprechen sowie aufgrund dauerhaft fehlenden Baurechts nicht umsetzbar erscheinen. Sie ferner mit grundsätzlich höheren Kosten für den laufenden Betrieb verbunden sind.

 

Für die weitere tiefergehende Analyse sollen deshalb die Standorte 5 und 6 näher untersucht werden. Dabei sollen bei der Variantenuntersuchung an den jeweiligen Standorten nicht nur die Komplettlösungen behandelt werden, sondern es werden auch ausdrücklich Mischformen der Erweiterungsmöglichkeiten an beiden Standorten analysiert, um in diesem Sinne einen bestmöglichen Ausgleich der wesentlichen Kriterien Kosten, funktionale Gliederung und zeitliche Umsetzung zu erreichen.

 

 

 

Herr Alpaslan stellt die wesentlichen Aspekte der Vorlage vor. In einer Präsentation werden die Standorte, ihre Vor- und Nachteile abgebildet. Des Weiteren führt Herr Alpaslan aus, welche Bewertungskriterien für die Variantenanalyse verwendet werden.

                                                                  

KTA Homfeldt hinterfragt das Kriterium der Zentralisierung der Verwaltung bei der Wahl der Standorte. Er stellt die Frage, ob vor dem Hintergrund der aktuellen Erfahrungen in der Pandemie, dass Distanzen leicht zu überbrücken sind und das eventuell damit verbundene tiefe Eingreifen in das denkmalgeschützte Gebäude an der Lindenallee erforderlich sei.

 

Landrat Ambrosy stellt klar, dass der Standort Lindenallee nicht die alleinig präferierte Lösung sei und empfiehlt den Vorschlag, die beiden Standorte „Lindenallee“ und „Am Bullhamm“ genauer anzuschauen. Dabei gibt es derzeit drei mögliche Varianten:

Variante 1: Alle Fachbereiche außer Fachbereich 36 (Straßenverkehrsamt) an die Lindenallee.

Variante 2: Den Raumbedarf am Standort „Am Bullhamm“ abbilden.

Variante 3: Die Standorte nach Dezernaten aufzuteilen.

Bei der Variante 3 bedeute dies, dass das Dezernat 1 auf den Standort „Lindenallee“, das Dezernat 2 auf den Standort „Schlosserplatz“ und das Dezernat 3 als sogenanntes „Technisches Kreishaus“ zum Standort „Am Bullhamm“ aufgeteilt werden würde. Diese Variante ist als Alternative zu der großen Lösung Variante 1 zu sehen, da beim Rat der Stadt Jever evtl. nicht mit einer Zustimmung zur großen Lösung zu rechnen sei. Für das kleinere Raumprogramm am Standort Lindenallee eignet sich der kleine Zwischenbau aus den 1960er Jahren. Dieser Bau befindet sich in einem desolaten energetischen und baulichen Zustand und könnte bei einem Abriss Raum für einen quer zu den vorhandenen Gebäuden liegenden Anbau schaffen. Der denkmalgeschützte und derzeit in Sanierung befindliche Teil des Kreisamtes wird baulich nicht verändert.

 

KTA Homfeldt erkundigt sich nach dem Gespräch mit der Stadt Jever hinsichtlich des Standortes für einen Neubau am Philosophenweg, das im letzten Ausschuss gewünscht wurde. Ein Ausschluss der Variante am Philosophenweg sei im Vorhinein falsch. Eine ergebnisoffene Prüfung ist gewünscht.

 

Dr. Dehrendorf teilt mit, dass die Stadt Jever nach wie vor an der Vereinbarung festhält. Der Beschlussvorschlag und die dargestellten Standortszenarien, insbesondere im Hinblick auf Fragen des Baurechts und der Planungshoheit (Art und Maß der Nutzung), wurden umfassend mit der Stadt Jever abgestimmt. Dazu hat im Vorfeld der Ausschusssitzung ein Gespräch mit dem Bürgermeister stattgefunden.

 

KTA Chmielewski möchte wissen, wie die einzelnen Kriterien bei der Wahl der möglichen Standorte gewichtet wurden.

 

Herr Alpaslan erläutert dazu, dass nur nach den in der Vorlage erläuterten Leitaspekten gewertet worden sei und alle Aspekte dieselbe Gewichtung, in dem Plus oder Minus, haben.

 

KTAe Bödecker ist der Meinung, dass die Varianten, Ausbau des Mitteltrakts „Lindenallee“ und die bauliche Erweiterung am Standort „Am Bullhamm“ im Hinblick auf die „Dezernatslösung“ überzeugen. Eine bauliche und architektonische Aufwertung des Mitteltraktes würde auch nicht auf Widerstand bei der Stadt Jever stoßen, sondern würde vom Stadtbild auch ein Gewinn für die Stadt Jever ergeben.

Zudem werde mit diesen Standortmöglichkeiten die verkehrliche Situation entzerrt und auch die Entfernungen zwischen den einzelnen Dezernaten bzw. Fachbereichen weitestgehend gering gehalten.

 

Dr. Dehrendorf fügt hinzu, dass nach ersten Volumenberechnungen der Eingriff in den Standort Lindenallee bei Konzentrierung aller Dezernate zu massiv sei, so dass es schwierig werde, das Baurecht von der Stadt Jever zu erhalten. Daher ist nach seiner Ansicht die Aufteilung der Dezernate an unterschiedlichen Standorten in Jever ein möglicher Lösungsansatz das, durch das Raumprogramm ausgelöste, Bauvolumen zu entzerren.

 

KTA Eilers erkundigt sich, wie viel von den 3.200 qm am Standort „Am Bullhamm“ für die Verwaltung des Landkreises Friesland zur Verfügung stehe, da ein Teil der Fläche dem THW vereinbarungsgemäß verkauft oder vermietet werden soll und ob dort eine optimale Umsetzung des Raumprogramms möglich sei. Auch möchte er wissen, ob beim Zustandekommen einer „Dezernatslösung“, die Maßnahmen parallel laufen sollen oder es hierzu eine Priorisierung gibt.

 

Herr Alpaslan schlägt vor, das Ergebnis der Analyse abzuwarten, um erst einmal überhaupt festzustellen, ob eine Bebauung „Am Bullhamm“ überhaupt möglich sei, indessen liegen dann auch die Informationen vom THW, über deren Vorstellungen und Planungen ihrer Erweiterung, vor.

 

LR Ambrosy weist zum Thema Parkplätze und Zentralität auf den Wandeln der Mobilität hin. Der Standort Lindenallee ist bahnhofsnah, auch wurde die Bushaltestelle reaktiviert und der Nahverkehrsplan angepasst. Daher sei hier auch auf Dauer mit einer Entzerrung der Parkplatzsituation zu rechnen.

Er ergänzt in diesem Zusammenhang den Redebeitrag von Herrn Dr. Dehrendorf in Bezug auf die Massivität des Baukörpers, bei einer Zentralisierung am Standort „Lindenallee“ und der daraus resultierenden Parkplatzproblematik, welches bei dieser Variante mit einem Bau eines Parkhauses gelöst werden müsse. Am Standort „Am Bullhamm“ seien Parkplätze weniger das Problem, die Erreichbarkeit über die B210 ist auch für Auswärtige sehr gut gewährleistet.

Bei der „Dezernatshausvariante“ wird ein Großteil der Parkplätze erhalten bleiben können.

Zum Philosophenweg sei zu sagen, dass neben der Vereinbarung zur Bebauung des Grundstückes mit der Stadt Jever, auch die Anwohnerschaft berücksichtigt werden müsse. Bei einer Bürobebauung des Grundstücks ist mit erheblich mehr Verkehr in der kleinen Stichstraße zu rechnen. LR Ambrosy betont, dass durch die Analyse die beste Variante gefunden werden soll, daher wird um Entscheidung gebeten um zügig voranzukommen.

 

LR Ambrosy erklärt den Standort Varel für eine mögliche und realistische Variante, weist jedoch darauf hin, dass dieser Standort ein kompletter Strategiewechsel bedeuten würde, dessen Planungen sehr intensiv und auch kostenintensiv seien. Die Verwaltungsstruktur vom Hauptamt würde zerteilt. Zudem ergänzt er noch, dass der Standort Roffhausen auf Grund der geringen Größe ausgeschlossen werde.

 

Der Vorsitzende Herr Ulfers liest den Beschlussvorschlag und lässt abstimmen.

 

Anlage:

keine


Abstimmungsergebnis:

einstimmig beschlossen

 

Ja:

10

Nein:

  0

Enthaltung:

  1