Sitzung: 15.09.2021 Ausschuss für Schule, Sport und Kultur
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Vorlage: 1277/2021
Die Ausführungen von Frau Dr. Sander werden zur Kenntnis genommen.
Begründung:
Frau Dr. Sander berichtet auf Wunsch aus der Politik über die aktuelle
Konzeption und weitere Entwicklung der Erinnerungsorte in Friesland sowie über
den Kulturverbund Friesland.
Frau Prof. Dr. Sander bedankt sich für die
Einladung, sowie für die zwei Projekte Kulturverbund Friesland und
Erinnerungsorte in Friesland, welche vom Landkreis Friesland initiiert und
begleitet werden.
Der Grundgedanke des Kulturverbundes Friesland
war, dass das Schlossmuseum Jever, welches dem Zweckverband, bestehend aus
Landkreis Friesland, Stadt Jever und Jeverländischer Altertums- und
Heimatverein, untersteht. Der Zweckverband wird zu 2/3 aus dem Haushalt des
Landkreises und zu 1/3 von der Stadt Jever finanziert. Das Schlossmuseum ist
ein Mehrspartenhaus und verfügt über eine landkreisweite Sammlung. Hier sei
professionelles Personal für den musealen Bereich tätig und stünde den
verschiedenen Kooperationen innerhalb der musealen Einrichtungen im Landkreis
federführend und unterstützend zur Verfügung. Für die Arbeit in den Schulen
seien beispielsweise Programme von zwei Museumspädagogen entwickelt
worden. Frau Prof. Dr. Sander berichtet
über Drittmittelakquise für die ehrenamtlich geführten Häuser, die Beratung im
Bereich Restaurierung, Inventarisierung, und Digitalisierung bis hin zur
Beratung im Kulturtourismus oder der personellen
Unterstützung bei Kooperationen mit auswärtigen
Einrichtungen wie die Landesbühne und außerschulischen Lernorten.
Je nach Bedarf würden mit den einzelnen
Einrichtungen Verträge abgeschlossen, in denen die Leistungen, wie z.B.
Beratung, Förderantragstellung, Stipendiatenauswahl o.ä. beschrieben
seien.
Vertragspartner des Kulturverbundes Friesland
sind:
- Gemeinde Zetel – Schulmuseum Bohlenberger Feld
- Land Niedersachsen – Edo-Wiemken-Denkmal
- Stadt Varel – Heimatmuseum
- Gemeinde Bockhorn – Ziegeleimuseum
- Gemeinde Wangerooge – Inselmuseum Wangerooge
- Stadt Schortens – Heimatstube
Als weiteres Projekt stellt Frau Prof. Dr. Sander
die Erinnerungsorte Friesland vor. Ziel sei es gewesen, die verschieden
Initiativen zur Erinnerung an die Opfer und die Verfolgung während der NS-Zeit
in Friesland zusammenzufassen und ihnen ein Forum zu geben. Es geht darum, die
Orte, welche nunmehr die letzten authentischen Zeugen aus dieser Zeit sind zum
sprechen zu bringen. Durch die vielen Initiativen und privatem Engagement
verfüge man über eine gute Kenntnis über die Erinnerungsorte. Es sei eine
Homepage www.erinnerungsorte-friesland.de entstanden. Hier seien Kurzinformationen zu
einzelnen Gedenkorten sowie weitere Links verfügbar.
Frau Prof. Dr. Sander berichtet von drei
Hauptstandorten:
- Die Synagoge in Neustadtgödens; Schwerpunkt: Jüdisches und kulturelles Leben; Religionsausübung)
- Das Gröschlerhaus; Schwerpunkt: Geschichtsvermittlung
- Das Weinberghaus in Varel; Schwerpunkt: Jüdisches Altenheim
Zusätzlich zur digitalen Bereitstellung von
Informationen würden Stehlen in einem einheitlichen Design an den persönlichen
Gedenkorten errichtet. Frau Prof. Dr. Sander beschreibt einige Erinnerungsorte
an denen bereits Stehlen errichtet wurden:
- Zetel, Bohlenberger Feld und Jever – zur Erinnerung an die Sinti und Roma
- Sande, Friedhof – zur Erinnerung an die Kriegsgefangenen
- Fliegerhorst Upjever, sowie in Schortens – zur Erinnerung an das ….-Camp
- Neuenburg – zur Erinnerung an Zwangsarbeitet
Demnächst würde eine Stehle in Bockhorn zur
Erinnerung an Kriegsgefangene errichtet.
Die Erinnerungsorte können für Schulen und
andere Institutionen ein Anknüpfungspunkt sein und durch Gespräche vor Ort
könne die Erinnerung am Leben gehalten werden. Durch den Kulturverbund und die
Erinnerungsorte sei innerhalb Frieslands eine gute Vernetzung entstanden. Im
KulturNetz Jadebusen haben sich die Landkreise Friesland und Wesermarsch in der
Verbindungsarbeit Kultur zusammengefunden. Hier könne der Kulturverbund durch
seine Vorarbeit mit der Museumswerkstatt in der Wesermarsch zusammenarbeiten.
Eine App zur digitalen Präsentation von Kultur rund um den Jadebusen sei in
Planung. Frau Prof. Dr. Sander beschreibt dies als eine Bereicherung im Bereich
Bildung und Kulturtourismus. Zudem sei auf den Social-Media-Kanälen „Deichtour“
aktiv. „Deichtour“ sei in Kooperation
mit Studierenden an der Jade-Hochschule und KulturNetz Jadebusen entstanden.
Als Beitrag zu den Gedenktagen 1700 Jahre
Jüdisches Leben in Deutschland im November sei ein virtueller Rundgang durch
Neustadtgödens mit einer Vielzahl an Zeugnissen in
Vorbereitung. Die App dazu sei zirka in zwei
Wochen verfügbar. Es ginge dabei um zwei
verschiedene Rundgänge „Jüdisches Leben“ und „Pogromnacht am 9. November 1938“.
Frau Prof. Dr. Sander schließt die Vorstellung
der Konzepte und die weitere Entwicklung der Erinnerungsorte Friesland, sowie
des Kulturverbundes Friesland anhand einer Power-Point-Präsentation (Anlage)
mit dem ausdrücklichen Dank für die
politische Unterstützung zur Durchführung der Projekte.
Herr Gburreck bedankt sich als Vorsitzender für
den hervorragenden Vortrag und schließt die Frage der Würdigung von Franz
Fritsch aus Bockhorn mit einer Stehle an.
Frau Prof. Dr. Sander erklärt dazu, dass
jährlich zwei Stehlen errichtet würden. Zur Errichtung weiterer Stehlen gäbe es
eine Liste von Vorschlägen. Zur Errichtung einer Stehle zum Gedenken an den
Schindler von Bockhorn sei die Kooperation mit der Gemeinde Bockhorn oder einer
Initiative vor Ort wünschenswert.
Die Ausführungen von Frau Dr. Sander werden zur
Kenntnis genommen.