Sitzung: 15.02.2022 Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 11
Vorlage: 0110/2022
Beschluss:
Die Kreisverwaltung wird beauftragt, für die
weitergehende politische Beratung einen Entwurf für ein Grobkonzept zur
Oberflächenwasserbewirtschaftung vorzubereiten.
Begründung:
Wegen der bereits in
den vergangenen Jahren bedingt durch die Klimaveränderungen sichtbar gewordenen
Auswirkungen in der Wasserwirtschaft, hat sich die Untere Wasserbehörde (UWB)
in Anlehnung an den Handlungsschwerpunkt 4.6 mit der Klimafolgenanpassung ein
Schwerpunktthema gesetzt. Auf Grundlage der in den letzten Monaten geführten
internen und externen Fachdialoge ist es zielführend, ein regional abgestimmtes
Oberflächenwasserbewirtschaftungskonzept für den Landkreis Friesland zu entwickeln.
Damit soll auch der Landkreis Friesland dem aktuellen Trend in der
Wasserwirtschaft folgen und seinen Teil zur Identifizierung und Lösung von
diesbezüglichen Problemstellungen beitragen. Aktuell gibt es bereits
strategische Überlegungen des Landes und begrenzt auch konkrete Maßnahmenideen
auf kommunaler Ebene (Ortsentwässerung). In diesem Prozess sieht sich die UWB
als Bindeglied zwischen strategischer und operativer (kleinteiliger)
Ausrichtung und damit in der Zuständigkeit für die Erarbeitung von
gebietsspezifischen Lösungen. Für das Thema Wasserversorgung (insbesondere
Grundwasser) liegt mit dem Wasserversorgungskonzept des OOWV bereits ein
einschlägiges Konzept vor.
- Herausforderungen:
- Rudimentäre
Datenlage:
Der Kreisverwaltung liegen nur sehr begrenzte
Informationen zu den wasserwirtschaftlichen Fragestellungen vor. Zudem sind
diese Informationen sehr ungleich verteilt. Die Datenverfügbarkeit stellt sich
aktuell wie folgt dar:
a.
Grundwasserdaten (sowohl qualitativ
als auch quantitativ) liegen für die Wassereinzugsgebiete der
Wassergewinnungsanlagen ausreichend vor. Daneben gibt es Informationen im
Bereich der Sandabbauten. Insgesamt liegen gute Grundwasserdaten für den
friesischen Geestrücken vor. Dagegen sind die Grundwasserdaten in den Marschregionen
kaum erkundet. Derzeit entwickelt der OOWV für sein Verbandsgebiet ein
Wasserversorgungskonzept, dass auch den Landkreis Friesland umfasst.
b.
Oberflächenwasserdaten in Form von
Gewässerstrukturdaten liegen insgesamt nur in sehr geringem Umfang vor. So gibt
es Informationen zu den etwa 1.000 km Gewässern in Verbandsunterhaltung aber so
gut wie keine Daten zu den übrigen etwa 3.500 km. Generalentwässerungspläne für
die Ortslagen liegen (derzeit) nur teilweise vor. Die vorliegenden Pläne sind
veraltet und nicht mehr aussagekräftig. Wasserhaltungssysteme (z.B.
Sohlgleiten, Absturzbauwerke, Rückhaltesysteme oder Schöpfwerke) sind
ausreichend dokumentiert. Abflussdaten fehlen nahezu vollständig. Qualitative
Informationen liegen nur für die größeren Gewässer (NLWKN – Umsetzung WRRL)
vor.
c.
Informationen über Diffuse Einträge wie z.B. Grüppen, Drainagen, Niederschlagswasser
oder Privatbrunnen liegen nicht oder bestenfalls teilweise
d.
(Privatbrunnen
nur wenn angezeigt – etwa 10 – 15 %) vor. Die aktuelle Rechtslage fordert
außerdem keine Anzeige von Grüppen- und Drainagebaumaßnahmen.
e.
Daten zu Wechselwirkungen
(z.B. Grund- und Oberflächenwasser, Klima) liegen entsprechend kaum oder
gar nicht vor. Lediglich kleinteilig im Bereich Moorhausen (Projekt:
Klimaschutz durch Moorentwicklung) sind die Grundlagen belastbar.
- Handlungsfelder
- Klimatische
Veränderungen wie Trockenheit, Starkregen und Sturmfluten oder in der
Kombination von starken Niederschlägen und Sturmfluten – Überdenken der bisherigen
Wasserhaltungs-/Entwässerungskonzepte bei voller Leistungsfähigkeit von
Wasserwirtschaft und Küstenschutz.
- Anpassungen in
der Landwirtschaft (auch Gärtnereien) wie Wassermanagement auf den
Flächen für eine nachhaltige Landwirtschaft auch in Kombination mit
Förderung der Biodiversität und dem Moorschutz. Optimierung des
Nährstoffmanagements.
- Ausbau der
Infrastruktur unter Berücksichtigung einer belastbaren
Flächenversiegelung und durch Optimierung der
Niederschlagwassermanagements
- Wassernutzung durch
z.B. Wasserwiederverwendung (z.B. Multi-Reuse-Anlagen), Dürremanagement
- Verbesserung
der Gewässerökologie auch in Verbindung mit naturschutzfachlichen
Fragestellungen (z.B. Stärkung Biotopverbund) Optimierung der
Gewässerstrapazierfähigkeit gegenüber Gewässerstruktur- bzw.
–ökologieschäden durch z.B. ein Gewässereintragsmanagement.
- Zielvorstellung:
Zum Aufbau einer
nachhaltigen und klimaangepassten Wasserwirtschaft bedarf es eines
Wasserbewirtschaftungskonzepts. Neben den strukturellen Bemühungen des Landes
gibt es auch Bestrebungen der Unteren Wasserbehörden eigene Konzepte zu
entwickeln. Auf Basis der Landrätetagung Weser-Ems, waren die zugehörigen
Wasserbehörden gehalten, sich Gedanken zu einem angepassten
Wasserwirtschaftskonzept Weser-Ems zu machen. In der Auftaktveranstaltung wurde
jedoch schnell klar, dass die strukturellen Unterschiede in Weser-Ems große
Hürden in der Zusammenarbeit darstellen. Die Unteren Wasserbehörden der
Küstenlandkreise haben sich deshalb grundsätzlich gegen eine Zusammenarbeit in
gesamten ehemaligen Regierungsbezirk Weser-Ems ausgesprochen. Stattdessen soll
die Zusammenarbeit regional für den Küstensaum im Bereich der ostfriesischen
Halbinsel weiter thematisiert werden. Eine derartige Kooperation wäre für die
Erarbeitung eines grundsätzlichen Konzeptes vorteilhaft. Zur Beantwortung
gebietsspezifischer Fragestellungen auf Landkreisebene bedarf es jedoch auch
eigener Wege.
Für die erfolgreiche
Erarbeitung eines nachhaltigen Wasserwirtschaftskonzepts sind folgende
Arbeitsschritte erforderlich:
- Sondierung der
Kooperationsmöglichkeiten zwischen den regionalen Partnern
- Erarbeitung der
Datengrundlagen auf Kreisebene unter Beteiligung der Städte und Gemeinden
bzw. deren Dienstleister (z.B. OOWV). Hierzu gibt es bereits einen Antrag
für das Projekt „Etablierung eines nachhaltigen Klimafolgenmanagements für
den Landkreis Friesland“ über den Klimaschutz.
- Festlegung von
Handlungsschwerpunkten - basierend auf den gewonnen Datengrundlagen
- Erarbeitung
eine Wassermanagementkonzepts für den Landkreis Friesland
- Stetige Pflege
und Weiterentwicklung des Konzepts in der UWB
- Ableiten von
konkreten Zielsetzungen und Handlungsschwerpunkten auf Grundlage des
Konzepts.
- Aufwand und Ressourcen:
Die Erarbeitung
eines Wasserbewirtschaftungskonzepts mit Zielableitung, Umsetzung von
Handlungsschwerpunkten und die kontinuierliche Pflege des Datenbestands sind
aufwendig und fordern einen hohen Ressourceneinsatz.
Konkrete Plandaten
zur Umsetzung eines solchen Projekts liegen aktuell noch nicht vor, jedoch
dürften folgende Rahmenbedingungen und Erfahrungswerte auch hier gelten
Wegen der sehr
begrenzten Personalressourcen in der UWB (1 Stelle Wasserbauingenieur und ½
Stelle Hydrogeologie) wird diese Aufgabe nicht mit eigenen Mitteln umsetzbar
sein. Auch die Begleitung von Förderprojekten wie unter II. 2 genannt,
erfordert einen hohen Personalaufwand, der mit den vorhandenen Ressourcen
ebenso wenig leistbar ist. Möglicherweise mag die Pflege des späteren
Datenbestandes in den Regelbetrieb integrierbar sein, wegen der hohen
Prognoseunsicherheit ist dies aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht
beurteilbar.
Ob nun alle
Projektteile förderfähig sind, mag genauso wenig zum jetzigen Stand beurteilbar
sein, wie mögliche Synergien in Kooperation mit den regionalen Partnern oder
ergänzender Ressourcenbedarf.
Die Verwaltung hält deshalb eine politische Weichenstellung zu diesem Thema
für sinnvoll und schlägt vor, gemeinsam mit dem zuständigen Fachausschuss in
einem fortlaufenden Prozess die Entwicklung eines solchen Konzepts
voranzubringen.
KTA Ratzel und KTA Beckmann
fragen nach dem geplanten Zeitraum für die Erstellung des Grobkonzepts.
Antwort der
Verwaltung: die Vorlage eines Grobkonzepts soll innerhalb eines Jahres
erfolgen.
KTA Osterloh
erkundigt sich nach der Problematik, dass das Süßwasser ins Salzwasser
abgeführt wird.
Die Verwaltung
führt dazu aus, dass es schon das Ziel sei, das Niederschlagswasser aufzufangen
und nutzbar zu halten. Der Landrat ergänzt dazu, dass es mittelfristig das Ziel
sein muss, nicht Trinkwasser als Brauchwasser zu nutzen, sondern das
Brauchwasser z.B. durch MULTI-ReUse im Umlauf zu halten.
KTA Neugebauer
fragt, warum angesichts der Klimaveränderung ein Wasserbewirtschaftungskonzept
nicht für den gesamten Raum Weser Ems gedacht wird?
Antwort der
Verwaltung: wegen der sehr heterogenen Verhältnisse im Raum Weser-Ems wäre ein
umfassendes Wasserbewirtschaftungskonzept Fachlich nicht zielführend. Die
hiesige Marschenregion ist sowohl hinsichtlich seiner wasserwirtschaftlichen
Eigenheiten (Kulturlandschaft mit hoher Gewässerdichte und ohne Gefälle) als
auch hinsichtlich seiner Geologie und Struktur wenig vergleichbar mit dem
südoldenburgischen Raum. Ein zunächst regional gedachtes Konzept kann jedoch zu
einem späteren Zeitpunkt in eine Gesamtbetrachtung für den Raum Weser-Ems
einfließen.
Landrat Ambrosy
ergänzt, seitens des OOWV gebe es schon Bestrebungen und konkrete Projekte im
Bereich der Grundwasserbewirtschaftung und der Siedlungsentwässerung. Auch
diese Projekte werden zunächst regional gedacht, jedoch stets mit der Option
die darin gewonnenen Erkenntnisse in überregionale Betrachtungen einfließen zu
lassen.
KTA Jensen verweist
darauf, dass die vergangenen Jahre ein Spiegel der wasserwirtschaftlichen
Herausforderungen waren. So sei es beispielsweise im vergangenen Jahr wieder
verstärkt zu Entwässerungsproblemen auf den landwirtschaftlich genutzten
Flächen gekommen.
Die Verwaltung
ergänzt: Genau diese Herausforderungen sind es, wie bereits im Vortrag
dargestellt, die in einem ersten Schritt bewertet werden sollen. Schließlich
zeigen die Jahre 2018 und 2019 welche Probleme durch die extreme Verteilung der
Niederschläge entstehen können. So gab es 2018 neben langen heißen Dürrephasen
zum Herbst lange Regenphasen mit den entsprechenden Problemen beispielsweise in
der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen.
Herr Eilers
erkundigt sich nach den Fördermöglichkeiten für die Datenaktualisierungen.
Die Verwaltung
beabsichtigt Fördermittel einzuwerben aus denen die erforderlichen
Fachgutachten beauftragt und bezahlt werden können.
Abstimmungsergebnis:
-einstimmig-
Ja: |
11 |
Nein: |
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Enthaltung: |
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