Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 11

Beschluss:

Die Kreisverwaltung wird beauftragt, für die weitergehende politische Beratung einen Entwurf für ein Grobkonzept zur Oberflächenwasserbewirtschaftung vorzubereiten.

 


Begründung:

Wegen der bereits in den vergangenen Jahren bedingt durch die Klimaveränderungen sichtbar gewordenen Auswirkungen in der Wasserwirtschaft, hat sich die Untere Wasserbehörde (UWB) in Anlehnung an den Handlungsschwerpunkt 4.6 mit der Klimafolgenanpassung ein Schwerpunktthema gesetzt. Auf Grundlage der in den letzten Monaten geführten internen und externen Fachdialoge ist es zielführend, ein regional abgestimmtes Oberflächenwasserbewirtschaftungskonzept für den Landkreis Friesland zu entwickeln. Damit soll auch der Landkreis Friesland dem aktuellen Trend in der Wasserwirtschaft folgen und seinen Teil zur Identifizierung und Lösung von diesbezüglichen Problemstellungen beitragen. Aktuell gibt es bereits strategische Überlegungen des Landes und begrenzt auch konkrete Maßnahmenideen auf kommunaler Ebene (Ortsentwässerung). In diesem Prozess sieht sich die UWB als Bindeglied zwischen strategischer und operativer (kleinteiliger) Ausrichtung und damit in der Zuständigkeit für die Erarbeitung von gebietsspezifischen Lösungen. Für das Thema Wasserversorgung (insbesondere Grundwasser) liegt mit dem Wasserversorgungskonzept des OOWV bereits ein einschlägiges Konzept vor.

 

  1. Herausforderungen:

 

  1. Rudimentäre Datenlage:

Der Kreisverwaltung liegen nur sehr begrenzte Informationen zu den wasserwirtschaftlichen Fragestellungen vor. Zudem sind diese Informationen sehr ungleich verteilt. Die Datenverfügbarkeit stellt sich aktuell wie folgt dar:

a.       Grundwasserdaten (sowohl qualitativ als auch quantitativ) liegen für die Wassereinzugsgebiete der Wassergewinnungsanlagen ausreichend vor. Daneben gibt es Informationen im Bereich der Sandabbauten. Insgesamt liegen gute Grundwasserdaten für den friesischen Geestrücken vor. Dagegen sind die Grundwasserdaten in den Marschregionen kaum erkundet. Derzeit entwickelt der OOWV für sein Verbandsgebiet ein Wasserversorgungskonzept, dass auch den Landkreis Friesland umfasst.

b.      Oberflächenwasserdaten in Form von Gewässerstrukturdaten liegen insgesamt nur in sehr geringem Umfang vor. So gibt es Informationen zu den etwa 1.000 km Gewässern in Verbandsunterhaltung aber so gut wie keine Daten zu den übrigen etwa 3.500 km. Generalentwässerungspläne für die Ortslagen liegen (derzeit) nur teilweise vor. Die vorliegenden Pläne sind veraltet und nicht mehr aussagekräftig. Wasserhaltungssysteme (z.B. Sohlgleiten, Absturzbauwerke, Rückhaltesysteme oder Schöpfwerke) sind ausreichend dokumentiert. Abflussdaten fehlen nahezu vollständig. Qualitative Informationen liegen nur für die größeren Gewässer (NLWKN – Umsetzung WRRL) vor.

c.       Informationen über Diffuse Einträge wie z.B. Grüppen, Drainagen, Niederschlagswasser oder Privatbrunnen liegen nicht oder bestenfalls teilweise

d.       (Privatbrunnen nur wenn angezeigt – etwa 10 – 15 %) vor. Die aktuelle Rechtslage fordert außerdem keine Anzeige von Grüppen- und Drainagebaumaßnahmen.

e.      Daten zu Wechselwirkungen (z.B. Grund- und Oberflächenwasser, Klima) liegen entsprechend kaum oder gar nicht vor. Lediglich kleinteilig im Bereich Moorhausen (Projekt: Klimaschutz durch Moorentwicklung) sind die Grundlagen belastbar.

 

  1. Handlungsfelder
    1. Klimatische Veränderungen wie Trockenheit, Starkregen und Sturmfluten oder in der Kombination von starken Niederschlägen und Sturmfluten – Überdenken der bisherigen Wasserhaltungs-/Entwässerungskonzepte bei voller Leistungsfähigkeit von Wasserwirtschaft und Küstenschutz.
    2. Anpassungen in der Landwirtschaft (auch Gärtnereien) wie Wassermanagement auf den Flächen für eine nachhaltige Landwirtschaft auch in Kombination mit Förderung der Biodiversität und dem Moorschutz. Optimierung des Nährstoffmanagements.
    3. Ausbau der Infrastruktur unter Berücksichtigung einer belastbaren Flächenversiegelung und durch Optimierung der Niederschlagwassermanagements
    4. Wassernutzung durch z.B. Wasserwiederverwendung (z.B. Multi-Reuse-Anlagen), Dürremanagement
    5. Verbesserung der Gewässerökologie auch in Verbindung mit naturschutzfachlichen Fragestellungen (z.B. Stärkung Biotopverbund) Optimierung der Gewässerstrapazierfähigkeit gegenüber Gewässerstruktur- bzw. –ökologieschäden durch z.B. ein Gewässereintragsmanagement.

 

  1. Zielvorstellung:

 

Zum Aufbau einer nachhaltigen und klimaangepassten Wasserwirtschaft bedarf es eines Wasserbewirtschaftungskonzepts. Neben den strukturellen Bemühungen des Landes gibt es auch Bestrebungen der Unteren Wasserbehörden eigene Konzepte zu entwickeln. Auf Basis der Landrätetagung Weser-Ems, waren die zugehörigen Wasserbehörden gehalten, sich Gedanken zu einem angepassten Wasserwirtschaftskonzept Weser-Ems zu machen. In der Auftaktveranstaltung wurde jedoch schnell klar, dass die strukturellen Unterschiede in Weser-Ems große Hürden in der Zusammenarbeit darstellen. Die Unteren Wasserbehörden der Küstenlandkreise haben sich deshalb grundsätzlich gegen eine Zusammenarbeit in gesamten ehemaligen Regierungsbezirk Weser-Ems ausgesprochen. Stattdessen soll die Zusammenarbeit regional für den Küstensaum im Bereich der ostfriesischen Halbinsel weiter thematisiert werden. Eine derartige Kooperation wäre für die Erarbeitung eines grundsätzlichen Konzeptes vorteilhaft. Zur Beantwortung gebietsspezifischer Fragestellungen auf Landkreisebene bedarf es jedoch auch eigener Wege.

 

Für die erfolgreiche Erarbeitung eines nachhaltigen Wasserwirtschaftskonzepts sind folgende Arbeitsschritte erforderlich:

 

  1. Sondierung der Kooperationsmöglichkeiten zwischen den regionalen Partnern
  2. Erarbeitung der Datengrundlagen auf Kreisebene unter Beteiligung der Städte und Gemeinden bzw. deren Dienstleister (z.B. OOWV). Hierzu gibt es bereits einen Antrag für das Projekt „Etablierung eines nachhaltigen Klimafolgenmanagements für den Landkreis Friesland“ über den Klimaschutz.
  3. Festlegung von Handlungsschwerpunkten - basierend auf den gewonnen  Datengrundlagen
  4. Erarbeitung eine Wassermanagementkonzepts für den Landkreis Friesland
  5. Stetige Pflege und Weiterentwicklung des Konzepts in der UWB
  6. Ableiten von konkreten Zielsetzungen und Handlungsschwerpunkten auf Grundlage des Konzepts.

 

  1. Aufwand und Ressourcen:

 

Die Erarbeitung eines Wasserbewirtschaftungskonzepts mit Zielableitung, Umsetzung von Handlungsschwerpunkten und die kontinuierliche Pflege des Datenbestands sind aufwendig und fordern einen hohen Ressourceneinsatz.

 

Konkrete Plandaten zur Umsetzung eines solchen Projekts liegen aktuell noch nicht vor, jedoch dürften folgende Rahmenbedingungen und Erfahrungswerte auch hier gelten

 

Wegen der sehr begrenzten Personalressourcen in der UWB (1 Stelle Wasserbauingenieur und ½ Stelle Hydrogeologie) wird diese Aufgabe nicht mit eigenen Mitteln umsetzbar sein. Auch die Begleitung von Förderprojekten wie unter II. 2 genannt, erfordert einen hohen Personalaufwand, der mit den vorhandenen Ressourcen ebenso wenig leistbar ist. Möglicherweise mag die Pflege des späteren Datenbestandes in den Regelbetrieb integrierbar sein, wegen der hohen Prognoseunsicherheit ist dies aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilbar.

 

Ob nun alle Projektteile förderfähig sind, mag genauso wenig zum jetzigen Stand beurteilbar sein, wie mögliche Synergien in Kooperation mit den regionalen Partnern oder ergänzender Ressourcenbedarf.

 

Die Verwaltung hält deshalb eine politische Weichenstellung zu diesem Thema für sinnvoll und schlägt vor, gemeinsam mit dem zuständigen Fachausschuss in einem fortlaufenden Prozess die Entwicklung eines solchen Konzepts voranzubringen.

KTA Ratzel und KTA Beckmann fragen nach dem geplanten Zeitraum für die Erstellung des Grobkonzepts.

Antwort der Verwaltung: die Vorlage eines Grobkonzepts soll innerhalb eines Jahres erfolgen.

 

KTA Osterloh erkundigt sich nach der Problematik, dass das Süßwasser ins Salzwasser abgeführt wird.

 

Die Verwaltung führt dazu aus, dass es schon das Ziel sei, das Niederschlagswasser aufzufangen und nutzbar zu halten. Der Landrat ergänzt dazu, dass es mittelfristig das Ziel sein muss, nicht Trinkwasser als Brauchwasser zu nutzen, sondern das Brauchwasser z.B. durch MULTI-ReUse im Umlauf zu halten.

 

KTA Neugebauer fragt, warum angesichts der Klimaveränderung ein Wasserbewirtschaftungskonzept nicht für den gesamten Raum Weser Ems gedacht wird?

Antwort der Verwaltung: wegen der sehr heterogenen Verhältnisse im Raum Weser-Ems wäre ein umfassendes Wasserbewirtschaftungskonzept Fachlich nicht zielführend. Die hiesige Marschenregion ist sowohl hinsichtlich seiner wasserwirtschaftlichen Eigenheiten (Kulturlandschaft mit hoher Gewässerdichte und ohne Gefälle) als auch hinsichtlich seiner Geologie und Struktur wenig vergleichbar mit dem südoldenburgischen Raum. Ein zunächst regional gedachtes Konzept kann jedoch zu einem späteren Zeitpunkt in eine Gesamtbetrachtung für den Raum Weser-Ems einfließen.

 

Landrat Ambrosy ergänzt, seitens des OOWV gebe es schon Bestrebungen und konkrete Projekte im Bereich der Grundwasserbewirtschaftung und der Siedlungsentwässerung. Auch diese Projekte werden zunächst regional gedacht, jedoch stets mit der Option die darin gewonnenen Erkenntnisse in überregionale Betrachtungen einfließen zu lassen.

 

KTA Jensen verweist darauf, dass die vergangenen Jahre ein Spiegel der wasserwirtschaftlichen Herausforderungen waren. So sei es beispielsweise im vergangenen Jahr wieder verstärkt zu Entwässerungsproblemen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen gekommen.

Die Verwaltung ergänzt: Genau diese Herausforderungen sind es, wie bereits im Vortrag dargestellt, die in einem ersten Schritt bewertet werden sollen. Schließlich zeigen die Jahre 2018 und 2019 welche Probleme durch die extreme Verteilung der Niederschläge entstehen können. So gab es 2018 neben langen heißen Dürrephasen zum Herbst lange Regenphasen mit den entsprechenden Problemen beispielsweise in der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen.

 

Herr Eilers erkundigt sich nach den Fördermöglichkeiten für die Datenaktualisierungen.

Die Verwaltung beabsichtigt Fördermittel einzuwerben aus denen die erforderlichen Fachgutachten beauftragt und bezahlt werden können.

 


Abstimmungsergebnis:
-einstimmig-

 

Ja:

11

Nein:

 

Enthaltung: