Beschluss: zur Kenntnis genommen

Beschluss:

Der Klimafahrplan wird zur Kenntnis genommen

 

 


Der Klimawandel schreitet voran und das Erreichen der Treibhausgasneutralität sowie die Anpassung an die Folgen des Klimawandels werden immer drängender. Hierzu müssen die Themenfelder „Klimaschutz“ und „Klimaanpassung“ gesondert betrachtet werden. Es wird vorgeschlagen die inhaltliche und strategische Grundlage mithilfe von drei Konzepten zu schaffen, deren Erstellung bereits beschlossen ist:

 

1 Klimaschutz  

1.1 Integriertes Vorreiterkonzept

1.2 Ladeinfrastrukturkonzept   

 

2 Klimaanpassung         
2.1 Klimaanpassungskonzept

 

Um einen Überblick über die aktuell laufenden und geplanten konzeptionellen Vorgänge im Klima-Bereich zu erhalten sowie deren Fortschritte visualisieren zu können, wurde ein „Klimafahrplan“ erstellt. Dabei orientiert sich die Übersichtstabelle an dem Sachstandbericht zur Digitalisierungsstrategie.            
Auf Wunsch wurden die Fortschritte und die nächsten Schritte für die zeitliche Einordnung und Prognose mit Quartalen (Q) versehen.

 

 

 

Herr Lang stellt die Vorlage vor.

 

Herr KTA Kühne spricht an, dass es nur ein öffentliches Schnellladesystem für Elektroautos in Friesland gibt. Dieses befindet sich über die Raiffeisen Warengenossenschaft in Varel. Er erkundigt sich, ob es Anbieter gibt, die sich für die Region interessieren.

 

Herr Lang erklärt, dass er keine Information darüber hat, ob demnächst neue öffentliche Schnellladesäulen in der Region geplant sind. Die Elektromobilitätsmanager der NLStBV hätten aber während der Standortschulung empfohlen, im Ladeinfrastrukturkonzept bei den Tankstellen Schnellladesäulen einzuplanen, da dort mittelfristig vermutlich Schnellladesäulen installiert werden würden.

 

Herr KTA Kühne fügt hinzu, dass die EWE in Varel aus wirtschaftlichen Gründen keine Schnellladesäulen geplant hat. Die meisten Ladesäulen lägen bei 22 kWh.

 

Herr Vorsitzender Homfeldt erwidert, dass EWE GO einen Joint Venture mit McDonald´s habe und die Filialen deutschlandweit mit Minimum 75 kWh Ladesäulen ausgestattet werden würden. In Jever seien es sogar 300 kWh. Außerdem habe die EWE einen Schnelllader in Sande und die EnBW einen in Schortens.

 

Frau KTAe Esser erkundigt sich nach der Strategie zur klimaneutralen Region Wilhelmshaven-Friesland, da die Ausschreibung nicht funktioniert habe. Sie wollte wissen, wie die zeitliche Perspektive sei und ob es Sinn machen würde, dass der Landkreis dies stattdessen nun eigenständig mache.

 

Herr Lang erklärt, dass laut den Informationen, die er vom Regionalmanagement Strukturwandel Kohleausstieg erhalten habe, die Ausschreibung zurückgezogen worden sei und dass zunächst unklar gewesen sei, ob die Ausschreibung erneut stattfinden solle, da es einen personellen Wechsel gegeben habe. Die Stelle sei nun wieder ausgeschrieben worden aber Herrn Lang lägen keine Informationen dazu vor, ob das Regionalmanagement bereits einen Nachfolger gefunden habe. Die Förderung sei ursprünglich bis zum Frühjahr befristet gewesen.  Herr Lang erklärt weiter, dass es ursprünglich so geplant gewesen sei, dass zunächst die Strategie zur treibhausgasneutralen Region Wilhelmshaven-Friesland erarbeitet worden wäre und diese Ergebnisse anschließend für das Vorreiterkonzept für Friesland hätten genutzt werden können. Dieser Zeitplan funktioniere nun wohl nicht mehr, weshalb es fraglich sei ob die Strategie zur treibhausgasneutralen Region Wilhelmshaven-Friesland noch die Arbeit der Stabsstelle Klimaschutz des Landkreises unterstützen könne, da die Konzepte dann parallel erstellt werden würden.

 

Frau KTAe Esser bittet darum, dass es zügig weiter geht und nicht auf die neue Stellenbesetzung im Regionalmanagement gewartet werden solle, wenn bis 2030 die Ziele erreicht werden sollen. Sie ergänzt, dass es eine Alternative gäbe und schlägt vor, dass diese aufgezeigt und dem nächsten Kreisausschuss vorgestellt werden könnte.

 

Herr Lang fragt nach, ob gemeint sei ohne Wilhelmshaven weiterzumachen.

 

Frau KTAe Esser ergänzt, dass es um einen Plan B gehe, falls es nicht mit Wilhelmshaven klappen sollte. Es wäre gut, wenn es mit Wilhelmshaven klappen würde, aber es solle keine große zeitliche Verzögerung geben. Eventuell könne man auch mit Wilhelmshaven ohne den Kohleausstieg weitermachen, falls es ansonsten zu größeren Verzögerungen kommen würde.

 

Herr Vorsitzender Homfeldt regt an, sich bei der Stadt Wilhelmshaven zu erkundigen, um deren Vorgehen zu erfragen und darüber im nächsten Kreisausschuss zu berichten, bevor für die weitere Planung noch mehr Zeit investiert werde.

 

Her Lang erklärt, dass er in regelmäßigem Kontakt mit dem Klimaschutzmanager aus Wilhelmshaven sei und dort aktuell nichts in diese Richtung geplant sei, da man darauf warte wie es mit dem Regionalmanagement weiter gehe.

 

Herr Vorsitzender Homfeldt bittet darum sich nochmal mit Wilhelmshaven abzustimmen und einen kurzen Bericht für den nächsten Kreisausschuss zu erstellen.

 

Frau KTAe Esser stimmt zu.

 

Herr Vorsitzender Homfeldt sagt, dass eine Schulung der Kommunen zur Identifizierung potenzieller Ladestandorte keinen Sinn mache. Herr Vorsitzender Homfeldt erläutert, dass 22 kW Ladesäulen zu wenig Leistung für eine schnelle Ladung sind. Seiner Meinung nach braucht man 50 bis 150 kW Ladeleistung. Nach einem Gespräch mit der EWE ergeben sich die Standorte hierfür automatisch, da diese über die Angaben der lokalen Netze verfügen. Er wünscht sich einen zeitnahen Beginn der Aufstellung der Säulen. Ladesäulen machen am meisten auf Parkplätzen von Einkaufsläden und Veranstaltungen Sinn. Nachdem die Standorte festgelegt sind, stellt sich die Frage, ob die öffentliche Hand oder private Investoren die Ladesäulen finanzieren. Private Investoren haben eigene Ideen für Standorte. Daher machen Schulungen für die Kommunen für die Identifizierung potenzieller Ladestandorte keinen Sinn.

 

Herr Lang antwortet, dass das Ladeinfrastrukturkonzept im Bau- und Mobilitätsausschuss näher vorgestellt und beschlossen worden ist. Die gemeinsame Erstellung von Ladeinfrastrukturkonzepten wird von der niedersächsischen Verkehrsbehörde allen Kommunen kostenlos angeboten. Die Konzepte orientieren sich daran wie viele E-Autos voraussichtlich bis 2030 auf der Straße sein müssten, um die Pariser Klimaziele einhalten zu können. Im ersten Schritt meldeten die Kommunen ihre Einwohnerzahl je Ortsteil. Darauf aufbauend wurde die benötigte Ladekapazität bis 2030 von der niedersächsischen Verkehrsbehörde berechnet. Dazu wurde eine Tabelle erstellt. In der Standortschulung erklärte die Behörde wie man am besten Standorte identifiziert und wie die Ergebnisse in die vorbereitete Tabelle eingetragen werden müssen.

 

Herr Vorsitzender Homfeldt weist darauf hin, dass schneller gehandelt werden sollte. Er wünscht sich als Elektroautofahrer dringend mehr Ladesäulen. In den letzten Jahren sind deutlich mehr Elektroautos hinzugekommen, da die Förderung sehr lukrativ war. Auf den Autobahnen im Sommer und im ländlichen Raum wird es aufgrund des Tourismus eng mit den Ladesäulen. Er stellt die Frage, ob es beabsichtigt sei, dass der Landkreis Steuermittel für Ladesäulen verwendet. Er hält ein Gespräch mit der EWE für sehr sinnvoll.

 

Herr Dr. Dehrendorf stimmt zu und teilt mit, dass er der Sache nachgehen wird.

 

Herr Vorsitzender Homfeldt bedankt sich und befürwortet weniger Kriterien und Strukturen und dafür schnelleres Handeln.

 

Herr KTA Wiesner möchte wissen wie genau im Ladeinfrastrukturkonzept die benötigte Anzahl an E-Autos berechnet wurde und inwiefern der Faktor Tourismus dabei eine Rolle spielt, der gerade im Sommer zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen führen würde.

 

Herr Lang antwortet, dass er die Details der Berechnung der niedersächsischen Verkehrsbehörde nachschauen müsse. Als Grundlage wird von einer notwendigen Emissionsreduktion im Verkehrsbereich von 48 % Reduktion ausgegangen.
Die Tabelle sieht einen Faktor für den Tourismus vor, wodurch mehr Ladekapazität entsteht als es pro Einwohner notwendig wäre. Den Kommunen wurde aber offengelassen, wie hoch sie den Tourismusfaktor jeweils bei sich in der Kommune ansetzen.

 

 

Nachtrag im Protokoll:

Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr erläutert die Berechnungen folgendermaßen:

„Laut der Ersten Novelle des Bundes-Klimaschutzgesetzes (das sich wiederrum auf das Pariser Klimaschutzabkommen bezieht) hat sich Deutschland auf die Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor auf absolut 85 Mio. t CO2-Äquivalent im Jahr 2030 verpflichtet. Verglichen mit dem Ausstoß des Jahres 2019 von 164,3 Mio. t CO2-Äquivalent sind das 48 %. Also muss auch der Ausstoß des PKW-Verkehrs, der rund 60 % der gesamten Emissionen ausmacht, um (mindestens) diesen Faktor 0,48 reduziert werden. Das bedeutet, dass im Jahr 2030 jedes zweite Auto nicht mehr oder aber klimaneutral fahren muss. Da der Bedarf an Mobilität nicht heruntergeht, sondern die Autozahlen sogar weiter ansteigen, und gleichzeitig (leider) kein oder zu wenig Anzeichen für eine Verlagerung des Modal Split da sind, muss die Zielrichtung also lauten, die Ladeinfrastruktur so auszubauen, dass 48 % der PKW überhaupt elektrisch fahren könnten.

Als Annahmen sind also getroffen, dass

  1. die Autozahlen und die Nutzung der PKW ungefähr auf dem Stand von 2019 bleiben.
  2. der Modal Split sich bis 2030 nicht ausreichend ändert, um eine grundlegend andere Situation zu erzeugen.


2019 ist als Bezugsjahr gewählt, weil es keine Verzerrungen in den Zahlen durch Wirtschafts- und Mobilitätseinbrüche durch die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg gibt.

Die Berechnungen können bei grundlegend anderen Entwicklungen jederzeit durch die Faktoren angepasst werden und wir empfehlen auch, in geeigneten Zeitabständen das dann fertige Konzept zu überprüfen und nachzujustieren (z.B. beim Faktor 0,48 auf eine geringere Zahl, weil beispielsweise Zugstrecken ausgebaut wurden und ein Modal Split nachweisbar ist).“

 

 

Herr Vorsitzender Homfeldt greift das Thema auf und erzählt, dass für ihn ein entscheidendes Suchkriterium für ein Ferienhaus eine Wallbox ist. Dies sollte in unserer Tourismusregion beachtet werden. Er schlägt vor, dass der Landkreis die touristischen Anbieter wie Ferienhäuser und Hotels anspricht und man anschließend zusammen mit der EWE die Ausstattung mit Ladesäulen bespricht. Dies ist etwas Greifbares, das erstmal kein Geld kostet.

 

Herr Dr. Dehrendorf befürwortet diesen Vorschlag und äußert sich bei der EWE zu erkundigen.

 

Herr Vorsitzender Homfeldt erklärt, dass das Netz in jeder Kommune eine gewisse Leistungskapazität hat und daher die neuen Ladesäulen auf den Landkreis Friesland verteilt werden müssen und die Beteiligung der EWE sehr wichtig ist.

 

Herr Vorsitzender Homfeldt  spricht an, dass es wenig sinnvoll ist, dass die Städte und Gemeinden sich gegenseitig die Klimaschutzmanager und Klimaanpassungsmanager wegnehmen. Seiner Meinung nach sollte es Aufgabe des Landkreises sein die koordinierende Dach-Funktion für die Kommunen zu übernehmen. Daraufhin müssten nicht alle Kommunen Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanager einstellen und die Kommunen würden sich auch nicht gegenseitig die Arbeitskräfte wegnehmen. In den Kommunen sollte es ausschließlich nur einen Ansprechpartner geben.

 

Herr Dr. Dehrendorf versichert, dass es kein Überbieten für eine qualifizierte Arbeitskraft gibt, da dem Landkreis ein festes Limit gesetzt wurde, wodurch es manchmal schwierig sei geeignetes Personal zu bekommen. Der Landkreis ist bereits der Ansprechpartner der Kommunen.

 

Herr Vorsitzender Homfeldt erwidert, dass er dies als Mandatsträger nicht bemerkt habe. Ein Beispiel wäre, dass der Landkreis die Kommunen auffordern würde, gemeinsam ein bestimmtes Thema innerhalb von ein paar Monaten abzuarbeiten.

 

Herr Dehrendorf antwortet, dass dies stets Teil der Überlegungen bei der Zusammenarbeit sei und dass dies auch bei der Kommunikation berücksichtigt werde.

 


Abstimmungsergebnis:

Zur Kenntnis genommen