Frau Vogelbusch erläutert, dass der Fachkräftemangel in allen Bereichen bemerkbar ist, auch in der Kinder- und Jugendhilfe. Dies sei vor allem dem demografischen Wandel geschuldet. Der Landkreis hätte, um dem vorzubeugen unter anderem für Sozialpädagogen, neben dem Anerkennungsjahr, das duale Studium ermöglichen wollen. Für den Bereich der Erzieher/innen wurde in Zusammenarbeit mit der BBS Varel ebenfalls eine duale Ausbildung versucht zu ermöglichen. Hier wäre jedoch die Nachfrage, die mindestens 16 Teilnehmer umfasse, nicht erreicht worden. Frau Brumme erläutert ergänzend, dass die BBS Wilhelmshaven parallel zum Jugendhilfeausschuss eine Informationsveranstaltung zum dualen Studium für Erzieherinnen hält, der erste Eindruck sei positiv, dass man auf die Teilnehmerzahl kommen könne.

 

Frau Vogelbusch führt weiter aus, dass der Kreistag versucht, über das Ministerium ein Studienseminar für Lehrer in Friesland zu ermöglichen um mehr Personen durch berufsfördernde Möglichkeiten in den Landkreis zu holen. Zurzeit würde dies vom Ministerium abgelehnt werden, da es bereits Standorte in Aurich, Oldenburg und Leer gäbe. Herr Wilken fragt ob eine Kooperation zwischen Wilhelmshaven und Friesland erfolgen könne. Frau Vogelbusch bejaht dies, es würde eng mit Wilhelmshaven zusammengearbeitet werden, um Interessenten ein größtmögliches Entgegenkommen einzurichten.

 

Frau Renken führt weiter aus, dass eine regionale Lösung erarbeitet werden müsse. Frau Sudholz übergibt an Frau Eckermann-Beyer vom Sozialpädagogischen Zentrum in Schortens, sowie Herrn Praßel von der Jugendhilfeeinrichtung in Collstede. Frau Eckermann-Beyer berichtet, dass Ihre Einrichtung überwiegend in der ambulanten Jugendhilfe arbeiten würde, vor allem in Familien mit chronischer Kindeswohlgefährdung. Sie arbeiten engmaschig mit Kindergärten und Schulen zusammen. Durch den bereichsübergreifenden Fachkräftemangel stünden in den Kindergärten und Schulen wenige sozialpädagogische Fachkräfte zur Verfügung, die eine Corona bedingte Angststörung oder auch andere Sozialpädagogische Probleme begleiten könnten. Zudem seien die Gruppen- und Klassengrößen ausgereizt. Durch bereits erfolgte Bewerbungsverfahren berichtet Frau Eckermann-Beyer von abweichenden Erwartungen der Bewerber zur vorgegebenen Arbeitszeit und zu teurem Wohnraum.

 

Herr Praßel führt ergänzend aus, dass auch seine Einrichtung keine Bewerbungen im klassischem Sinne erhalten würde, sie geben jedoch z.B. geeigneten Praktikanten einen Arbeitsvertrag mit an die Hand um eine neue Fachkraft zu erhalten oder auszubilden. Im dualen Studium sei die Resonanz sehr gut, auf zwei freie Stellen bewerben sich ca. 30 Personen, so Herr Praßel. Es gäbe genügend Interesse, es wäre jedoch eine Überlegung, die Ausbildungsvergütung finanziell anzuheben. Eine Person, die in der Region ausgebildet wird, bleibt auch meist innerhalb der Region. Aktuell müssen noch keine Gruppen geschlossen werden, dies sei jedoch längerfristig nicht mehr gewährleistet. Die Jugendhilfe sei durch Corona und die ankommenden Flüchtlinge sehr ausgereizt, hinzu käme Inklusion, Ganztagsbetreuung, neue Kinderschutzkonzepte sowie eine stetige Weiterentwicklung von Gesetzen. Die Umsetzung könne nur durch Fachkräfte erfolgen, die jedoch derzeit am Belastungslimit arbeiten würden. Durch den Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten von Kindern müsse derzeit nicht nur regional, sondern bis zu bundesweiten Plätzen gesucht werden. Leittragende seien die Kinder. Das eingestellte Personal sei durch stetig wachsende Herausforderungen und die zunehmende hohe Arbeitsbelastung frustriert und schneller bereit, zu kündigen oder sogar den Bereich zu wechseln. Auch wenn es möglich sei Fördergelder zu beantragen, ist die Hürde für junge Menschen sehr hoch. Zudem müsse ein Erzieher erst mindestens 4 Jahre Ausbildung leisten, bevor er eine vollständige Vergütung erhalten würde.

 

Frau Sudholz bedankt sich für die Ausführungen, betont ebenfalls den notwendigen Wandel und übergibt an Frau Meßner, Frau Schilling, Frau Homfeld und Herrn Gastmann. Frau Meßner, berichtet von netzwerkübergreifender Arbeit von Kindergärten und Schulen aus der sich ein Arbeitskreis gebildet hat, der vor ca. einem Jahr das Thema des Fachkräftemangels erkannt und ausgearbeitet hat. Vor allem Schulen stehen vor einem großen Problem. Erläuternd dazu beginnt Frau Meßner mit der mitgebrachten Präsentation.

 

Frau Schilling, Frau Homfeld und Herr Gastmann ergänzen und stützen die Präsentation von ihrer Seite.

 

Herr Berger ergänzt, der Fachkräftemangel würde seit langer Zeit thematisiert aber nicht ausreichend bearbeitet werden. Seines Erachtens läge der Mangel nicht nur im Finanziellen, sondern auch in der fehlenden Wertschätzung. Er wünsche sich von der Politik mehr Engagement.

 

Frau Sudholz ergänzt, dass es trotz des bestehenden Fachkräftemangels in allen Bereichen eine hohe Qualität der Arbeit gäbe. Finanziell gibt es in allen Kommunen einen großen Mangel, aber die Politik könne bei Anpassung der Rahmenbedingungen mitwirken z.B. Erhöhung des Wohnraumangebotes, mehr Werbung für die Berufe oder mehr Angebot von Fortbildungen.

 

Frau Vogelbusch bedankt sich bei den vortragenden Gästen für die ganzen Informationen und erläutert, dass der Landkreis nicht auf alle genannte Probleme Einfluss hat. Es sei ein Gesamtproblem und teilweise resultiere eine Handlungsunfähigkeit durch Tarifverträge oder Gesetze. Man hätte dennoch eigenständig eine große Gestaltungsmöglichkeit innerhalb des Arbeitsumfeldes und des Teams und davon lebe eine Arbeitsstelle. Frau Vogelbusch wendet sich an die teilnehmende Pressevertreterin, es dürfe gerne für alle Bereiche Werbung gemacht werden, der Landkreis freue sich über jede neue Fachkraft. Frau Vogelbusch erläutert ergänzend, dass auch an einer Weiterentwicklung von Fortbildungs- und Ausbildungsangeboten, wie z.B. die duale Ausbildung für Erzieher/innen weitergearbeitet werden würde. Ebenso arbeite das Land daran, für jede Schule einen Sozialpädagogen zu ermöglichen. Durch den demografischen Wandel würde in allen Bereichen berichtet, dass es zu wenig Bewerber gäbe, auch die Hochschulen erreichen teilweise die Mindestanzahl für die Studiengänge nicht mehr.

 

Frau Renken schlägt vor, dass für eine regionale Lösung, ein Arbeitskreis über die Bildungsregion gebildet werden soll. Frau Renken geht diesbezüglich auf Herrn Merten von der Bildungsregion zu. Mit mehreren Wortmeldungen aus dem Gremium wurde der Vorschlag unterstützt. Frau Sudholz bittet diesbezüglich um Information im nächsten Jugendhilfeausschuss.