Sitzung: 04.05.2023 Jugendhilfeausschuss
Frau Vogelbusch erläutert, dass der Fachkräftemangel in allen Bereichen
bemerkbar ist, auch in der Kinder- und Jugendhilfe. Dies sei vor allem dem
demografischen Wandel geschuldet. Der Landkreis hätte, um dem vorzubeugen unter
anderem für Sozialpädagogen, neben dem Anerkennungsjahr, das duale Studium
ermöglichen wollen. Für den Bereich der Erzieher/innen wurde in Zusammenarbeit
mit der BBS Varel ebenfalls eine duale Ausbildung versucht zu ermöglichen. Hier
wäre jedoch die Nachfrage, die mindestens 16 Teilnehmer umfasse, nicht erreicht
worden. Frau Brumme erläutert ergänzend, dass die BBS Wilhelmshaven parallel
zum Jugendhilfeausschuss eine Informationsveranstaltung zum dualen Studium für
Erzieherinnen hält, der erste Eindruck sei positiv, dass man auf die Teilnehmerzahl
kommen könne.
Frau Vogelbusch führt weiter aus, dass der Kreistag versucht, über das
Ministerium ein Studienseminar für Lehrer in Friesland zu ermöglichen um mehr
Personen durch berufsfördernde Möglichkeiten in den Landkreis zu holen. Zurzeit
würde dies vom Ministerium abgelehnt werden, da es bereits Standorte in Aurich,
Oldenburg und Leer gäbe. Herr Wilken fragt ob eine Kooperation zwischen
Wilhelmshaven und Friesland erfolgen könne. Frau Vogelbusch bejaht dies, es
würde eng mit Wilhelmshaven zusammengearbeitet werden, um Interessenten ein
größtmögliches Entgegenkommen einzurichten.
Frau Renken führt weiter aus, dass eine regionale Lösung erarbeitet
werden müsse. Frau Sudholz übergibt an Frau Eckermann-Beyer vom
Sozialpädagogischen Zentrum in Schortens, sowie Herrn Praßel von der
Jugendhilfeeinrichtung in Collstede. Frau Eckermann-Beyer berichtet, dass Ihre
Einrichtung überwiegend in der ambulanten Jugendhilfe arbeiten würde, vor allem
in Familien mit chronischer Kindeswohlgefährdung. Sie arbeiten engmaschig mit
Kindergärten und Schulen zusammen. Durch den bereichsübergreifenden
Fachkräftemangel stünden in den Kindergärten und Schulen wenige
sozialpädagogische Fachkräfte zur Verfügung, die eine Corona bedingte
Angststörung oder auch andere Sozialpädagogische Probleme begleiten könnten.
Zudem seien die Gruppen- und Klassengrößen ausgereizt. Durch bereits erfolgte
Bewerbungsverfahren berichtet Frau Eckermann-Beyer von abweichenden Erwartungen
der Bewerber zur vorgegebenen Arbeitszeit und zu teurem Wohnraum.
Herr Praßel führt ergänzend aus, dass auch seine Einrichtung keine
Bewerbungen im klassischem Sinne erhalten würde, sie geben jedoch z.B.
geeigneten Praktikanten einen Arbeitsvertrag mit an die Hand um eine neue
Fachkraft zu erhalten oder auszubilden. Im dualen Studium sei die Resonanz sehr
gut, auf zwei freie Stellen bewerben sich ca. 30 Personen, so Herr Praßel. Es
gäbe genügend Interesse, es wäre jedoch eine Überlegung, die
Ausbildungsvergütung finanziell anzuheben. Eine Person, die in der Region
ausgebildet wird, bleibt auch meist innerhalb der Region. Aktuell müssen noch
keine Gruppen geschlossen werden, dies sei jedoch längerfristig nicht mehr
gewährleistet. Die Jugendhilfe sei durch Corona und die ankommenden Flüchtlinge
sehr ausgereizt, hinzu käme Inklusion, Ganztagsbetreuung, neue
Kinderschutzkonzepte sowie eine stetige Weiterentwicklung von Gesetzen. Die
Umsetzung könne nur durch Fachkräfte erfolgen, die jedoch derzeit am
Belastungslimit arbeiten würden. Durch den Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten
von Kindern müsse derzeit nicht nur regional, sondern bis zu bundesweiten
Plätzen gesucht werden. Leittragende seien die Kinder. Das eingestellte
Personal sei durch stetig wachsende Herausforderungen und die zunehmende hohe
Arbeitsbelastung frustriert und schneller bereit, zu kündigen oder sogar den
Bereich zu wechseln. Auch wenn es möglich sei Fördergelder zu beantragen, ist
die Hürde für junge Menschen sehr hoch. Zudem müsse ein Erzieher erst
mindestens 4 Jahre Ausbildung leisten, bevor er eine vollständige Vergütung
erhalten würde.
Frau Sudholz bedankt sich für die Ausführungen, betont ebenfalls den
notwendigen Wandel und übergibt an Frau Meßner, Frau Schilling, Frau Homfeld
und Herrn Gastmann. Frau Meßner, berichtet von netzwerkübergreifender Arbeit
von Kindergärten und Schulen aus der sich ein Arbeitskreis gebildet hat, der
vor ca. einem Jahr das Thema des Fachkräftemangels erkannt und ausgearbeitet
hat. Vor allem Schulen stehen vor einem großen Problem. Erläuternd dazu beginnt
Frau Meßner mit der mitgebrachten Präsentation.
Frau Schilling, Frau Homfeld und Herr Gastmann ergänzen und stützen die
Präsentation von ihrer Seite.
Herr Berger ergänzt, der Fachkräftemangel
würde seit langer Zeit thematisiert aber nicht ausreichend bearbeitet werden.
Seines Erachtens läge der Mangel nicht nur im Finanziellen, sondern auch in der
fehlenden Wertschätzung. Er wünsche sich von der Politik mehr Engagement.
Frau Sudholz ergänzt, dass es trotz des bestehenden Fachkräftemangels in
allen Bereichen eine hohe Qualität der Arbeit gäbe. Finanziell gibt es in allen
Kommunen einen großen Mangel, aber die Politik könne bei Anpassung der
Rahmenbedingungen mitwirken z.B. Erhöhung des Wohnraumangebotes, mehr Werbung
für die Berufe oder mehr Angebot von Fortbildungen.
Frau Vogelbusch bedankt sich bei den vortragenden Gästen für die ganzen
Informationen und erläutert, dass der Landkreis nicht auf alle genannte
Probleme Einfluss hat. Es sei ein Gesamtproblem und teilweise resultiere eine
Handlungsunfähigkeit durch Tarifverträge oder Gesetze. Man hätte dennoch
eigenständig eine große Gestaltungsmöglichkeit innerhalb des Arbeitsumfeldes
und des Teams und davon lebe eine Arbeitsstelle. Frau Vogelbusch wendet sich an
die teilnehmende Pressevertreterin, es dürfe gerne für alle Bereiche Werbung
gemacht werden, der Landkreis freue sich über jede neue Fachkraft. Frau
Vogelbusch erläutert ergänzend, dass auch an einer Weiterentwicklung von
Fortbildungs- und Ausbildungsangeboten, wie z.B. die duale Ausbildung für Erzieher/innen
weitergearbeitet werden würde. Ebenso arbeite das Land daran, für jede Schule
einen Sozialpädagogen zu ermöglichen. Durch den demografischen Wandel würde in
allen Bereichen berichtet, dass es zu wenig Bewerber gäbe, auch die Hochschulen
erreichen teilweise die Mindestanzahl für die Studiengänge nicht mehr.
Frau Renken schlägt vor, dass für eine regionale Lösung, ein
Arbeitskreis über die Bildungsregion gebildet werden soll. Frau Renken geht
diesbezüglich auf Herrn Merten von der Bildungsregion zu. Mit mehreren
Wortmeldungen aus dem Gremium wurde der Vorschlag unterstützt. Frau Sudholz
bittet diesbezüglich um Information im nächsten Jugendhilfeausschuss.