Sitzung: 14.06.2023 Ausschuss für Bauen und Mobilität, Katastrophen- und Feuerschutz
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 7, Nein: 0, Enthaltungen: 4
Vorlage: 0536/2023
Beschluss:
Die Verwaltung wird ermächtigt, den Landkreis Aurich
zu beauftragen, die gemeinwirtschaftliche Vergabe der Linien 480 im
Linienbündel „Städteachse Nord-Ost“ gem. den vereinbarten Fahrplankonzepten
fristgerecht durchzuführen und den Mittelabruf der Förderrichtlinie
„Landesbedeutsame Buslinien“ bei der Niedersächsischen
Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) zu beantragen.
Der Landkreis Friesland übernimmt die anteilige
Finanzierung der Verkehrsleistungen innerhalb seines Kreisgebietes. Die Verwaltung
soll hierfür eine entsprechende bilaterale Vereinbarung mit dem Landkreis
Aurich für das Linienbündel „Städteachse Nord-Ost“ abschließen.
Die anteiligen Kosten für die Verkehrsleistungen sind
im Haushalt ab dem Jahr 2025 abzubilden.
Der Landkreis Aurich
plant zum 30.04.2025 das Linienbündel „Städteachsen Nord-Ost“ auszuschreiben
und zu vergeben. Dieses Linienbündel umfasst auch die Linie 480 „Jever –
Wittmund – Aurich“. Die Linie 480 soll unter der ÖPNV-Marke „PlusBus“ als
eigenes Produkt entwickelt werden und die Qualitätsstandards der
„Landesbedeutsamen Buslinien“ in Niedersachsen erfüllen. Es ist beabsichtigt,
die über die Förderrichtlinie des Landes angebotenen Zuschüsse zu akquirieren,
um die Anlauffinanzierung in den ersten drei Jahren nach Betriebsstart abfedern
zu können. Die Linie soll mit dem Charakter einer Expresslinie die Stadtzentren
(Marktplätze) der drei Kreisstädte und die unmittelbar am Linienweg liegenden
Orte miteinander verbinden. Wichtig ist dabei die Integration in die
Verknüpfungspunkte Aurich ZOB, Wittmund Markt und Jever Bahnhof (Anschluss an
die NordwestBahn nach Sande/ Wilhelmshaven) nach dem Prinzip des Integralen
Taktfahrplans (ITF). An den genannten Haltestellen bestehen für die Fahrgäste
jeweils attraktive Umsteigemöglichkeiten zu weiteren Linien.
Mit dem neuen
Angebot auf der Linie 480 soll der Nachfrage durch Berufspendler Rechnung
getragen werden. Allerdings werden auch andere Verkehrszwecke wie der Freizeit-
und Besorgungsverkehr und die touristische Mobilität berücksichtigt. Wenn
möglich, werden auch Belange der Schülerbeförderung mit einbezogen. Durch die
Linienführung zwischen den Kernstädten besteht nicht die Gefahr eines
schienenparallelen Angebotes, sondern eine gezielte Ergänzung zum vorhandenen
Nahverkehrsangebot. Das bisherige Angebot auf der Linie 480 besteht derzeit
lediglich aus drei Fahrtenpaare an Werktagen.
Als Vorgriff auf die
beschlossene Gründung eines Zweckverbandes ist eine durchgehende Verbindung der
Ortskerne dieser drei Kreisstädte mit einer schnellen und direkten
ÖPNV-Verbindung ein Pilotprojekt.
Ebenso wurde diese
Linie im Konzept „Schiene-Bus-Grundnetz“ der AG Weser-Ems als besonders
förderwürdig genannt. Die Landkreise Aurich, Friesland und Wittmund haben
gemeinsam mit dem Planungsbüro ein entsprechendes Fahrplankonzept erarbeitet,
welches die Taktknoten an den wichtigsten Umsteigeknoten (wie oben erwähnt)
anschließt und möchten dies durch die Vergabe des Linienbündels „Städteachsen
Nord-Ost“ umsetzen. Die Durchführung der Vergabe obliegt dem Landkreis Aurich.
Der Landkreis
Aurich muss von den
Landkreisen Wittmund und Friesland (nur Linie 480) beauftragt werden, die
Vergabe auch für den Linienanteil auf deren Gebieten durchzuführen und die
Finanzmittel gem. der Förderrichtlinie für die „Landesbedeutsame Buslinie“ bei
der LNVG zu beantragen. Die Landkreise Wittmund und Friesland übernehmen die
anteilige Finanzierung der Verkehrsleistungen und bekommen die anteiligen
Fördermittel gutgeschrieben.
Folgende Eckpunkte
werden bei der Konzeption und Realisierung der „Landesbedeutsamen Buslinie“ 480
berücksichtigt bzw. sind die Voraussetzungen für die Förderung und den
erfolgreichen Betrieb:
• Orientierung
an den Anforderungen aus dem Konzept „Schiene-Bus-Grundnetz“ und den Nahverkehrsplänen
• Keine Umwegfahrten und Abweichungen
vom direkten Linienweg
• Mindesterfüllung
der Durchschnittsgeschwindigkeit aus der Förderricht-linie
• Verbindungsqualität geht vor
Erschließungsqualität
Dem Aufwand der
Verkehrsleistung mit zusätzlichen Leistungsmengen stehen steigende Erlöse
gegenüber, die bei der Umsetzung zu erwarten sind.
Mit folgenden, für
den Landkreis Friesland, anteiligen Aufwendungen und Erträgen ist zu rechnen
*):
Anteilige Kosten
Linie 480 (17 % gem. Kilometeranteil) = ca. 200.000 €
Abzgl. anteilige
Fördermittel „Landesbedeutsame Buslinie“ = ca.
70.000 €
Gesamtkosten
Linienbündel „Städteachse Nord-Ost“ = ca. 130.000 €
*) Die Gesamtkosten der Verkehrsleistung im
Linienbündel „Städteachsen Nord-Ost“ können im Vorfeld nur grob kalkuliert
werden. Die angegebenen Kosten basieren auf Kilometer-Preisen, die bei
ähnlichen Linien im ländlichen Raum am Markt erzielt wurden. Angenommen wurde
hierfür ein Kilometer-Preis in Höhe von 3,00 €.
Herr Neuhaus erläutert die Vorlage und erklärt auf die Nachfrage von Herrn KTA Homfeldt zu einer Prognose zum Bedarf und der Notwendigkeit dieser Buslinie, dass aktuell keine Fahrgastzahlen vorliegen, jedoch eine Nachreichung der gewünschten Zahlen erfolgen werden.
Herr KTA Homfeldt hält es aufgrund der aktuellen Haushaltslage für sinnvoll, die damit verbundenen Kosten und den Bedarf zu betrachten. Selbstverständlich solle die Linie kommen, jedoch sei der Zeitpunkt abzuwägen. Er schlägt vor die Beschlussvorlage zur Kenntnis zu nehmen und im nächsten Kreisausschuss abschließend zu entscheiden.
Nachtrag
zum Protokoll aufgrund der Nachfrage von Herrn KTA Homfeldt zur
Fahrgastprognose:
Die Fahrgastzahlen für die Linie
480 werden laut PTV (Bus-Schienen-Grundnetz) mit 250 – 500 Fahrgästen pro Tag
prognostiziert.
Herr KTA Tammen stimmt für die Einführung der neuen Buslinie. Der Personen- und Nahverkehr müsse attraktiver gestaltet werden, damit dieser mehr genutzt würde. Die neue Linie würde zur Verbesserung der Anbindung beitragen, hierbei sollte auch berücksichtigt werden, dass Berufstätige die Anbindung vor Arbeitsbeginn und nach Feierabend nutzen können.
Herr KTA Burgenger befürwortet die neue Linie ebenfalls. Er regt an, eine Haltestelle der Buslinie auch am Fliegerhorst Wittmundhafen „Richthofen“ vorzusehen, weil der Standort mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht zu erreichen sei. Darüber hinaus ist er der Meinung, man stehe vor einem revolutionären Umbruch hinsichtlich des Öffentlichen Verkehrs infolge des 49-Euro-Tickets. Durch den ansteigenden Erwerb entstehe eine Mobilität in ganz anderer Form. Zudem müsse mehr Marketing betrieben werden, damit viele Menschen über die Vernetzung in dieser Region informiert werden, das entschärfe auch den allgemeinen Verkehr auf den Straßen.
Herr Landrat Ambrosy erklärt, dass der Beschluss des
Nahverkehrsplanes damals im Prinzip eine Wette in die Zukunft war, mit der
Hoffnung durch die Angebotsverbesserungen auch die Nachfrage zu steigern,
welche damals bei null lag, da die Linien fast ausschließlich der
Schülerbeförderung dienten. Es werde immer noch gegen das Vorurteil, dass der
ÖPNV schlecht sei, gekämpft. Jedoch sei dies nach 3 Jahren Nahverkehrsplan
nicht mehr der Fall, da er jedes Jahr weiter ausgebaut werde. Was allerdings
noch verbessert werden müsse, sei das Marketing. Dies wurde den Unternehmen
auch in den Verhandlungen zur Anpassung der AV nochmal verdeutlicht, damit
Mehrkosten in Zukunft auch besser durch Mehreinnahmen neuer Kunden gedeckt
werden könne. Spätestens zum Herbst sei eine groß angelegte Werbekampagne
geplant, durch welche das gute Angebot, wie z.B. den Friesland-Takt, die
Anschlussmobilität und den günstigen Tarif, den potentiellen Fahrgästen
vermittelt werden solle. Des Weiteren weist er auf die Wichtigkeit von interkommunalen
Projekten, gerade im ÖPNV hin, welche man auf jeden Fall unterstützen sollte,
auch wenn das Geld knapp sei. Ziel müsse aber sein, mehr Leute in die Busse mit
solch einem guten Angebot zu bekommen, um den Zuschussbedarf letztendlich auf
lange Sicht auch wieder reduzieren zu können. Er bittet zum Abschluss seiner
Ausführungen um positive Beschlussfassung.
Herr KTA Homfeldt weist darauf hin, dass die Maßnahme
grundsätzlich begrüßt werde, jedoch der Nahverkehrsplan damals in einer anderen
Zeit beschlossen wurde, zu welcher mehr Steuereinnahmen und Haushaltsmittel zur
Verfügung standen. Aus diesem Grund möchte er die Notwendigkeit der Maßnahme
noch einmal in Form von Bedarfszahlen dargestellt haben.
Herr Neuhaus ergänzt noch, dass es sich um eine
landesbedeutsame Buslinie handle, so dass auch die Vorgaben des Landes, z.B. zu
Transportqualität, einzuhalten seien. Außerdem werden drei nachfragestarke
Knotenpunkte miteinander verbunden und die Sinnhaftigkeit der Linie wurde im
Bus-Schiene-Grundnetz ebenfalls bestätigt, so dass schon von einem gewissen
Fahrgastaufkommen auszugehen sei, welches natürlich auch durch entsprechendes
Marketing noch verstärkt werden müsse.
Herr KTA Theemann glaubt, dass die
Nachfrage nach dem ÖPNV in den nächsten Jahren deutlich steigen werde, da die
Menschen weniger Geld zur Verfügung haben und die Angebote, wie z.B. das 49
€-Ticket, zunehmend attraktiver werden. Dazu müsse aber auch das entsprechende
Angebot an Busverbindungen vorhanden sein. Mit diesem neuen Angebot könne man
auch den gefühlten Bruch zwischen Friesland und Ostfriesland beheben und Aurich
direkt mit Jever verbinden. Diese Chance sollte unbedingt genutzt werden. Er
plädiert für eine positive Abstimmung.
Herr KTA Tammen stimmt für die
Einführung der neuen Linie und plädiert dafür in anderen Bereichen, wo deutlich
mehr gespart werden könne, eine Million einzusparen, z.B. im Straßenbau.
Herr KTA Bergfeld ergänzt, dass die
aktuelle Dynamik, welche auch durch die Einführung des 49 €-Tickets entstanden
sei, genutzt und mit neuen Angeboten untermauert werden müsse, damit Einzelne
vielleicht auch dazu bewegt werden auf den ÖPNV umzusteigen und auf das
Zweitauto zu verzichten. Es müsse durch die Schaffung von neuen Angeboten
vorangeschritten werden.
Herr KTA Homfeldt fasst zu seinem
Verständnis den Redebeitrag von Herrn KTA Tammen bezüglich des Verzichts auf
Straßenbauprojekte noch einmal zusammen und erkundigt sich bei ihm, ob er dies
tatsächlich so richtig verstanden habe. Herr
KTA Tammen bestätigt dies.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig beschlossen
Ja: |
7 |
Nein: |
0 |
Enthaltung: |
4 |