Sitzung: 09.11.2023 Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 6, Nein: 2, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 0659/2023
Beschluss:
Durchführung eines Workshops als offene Diskussionsrunde mit allen beteiligten Akteur*innen sowie zwei bis vier Expert*innen
Definition „Start-up“ lt. Wikipedia (Auszüge):
Start-up
Ein Start-up-Unternehmen (von englisch to start up ‚gründen,
in Gang setzen‘), auch Startup-Unternehmen oder kurz Start-up,
ist eine Unternehmensgründung mit einer Geschäftsidee und hohem
Wachstumspotenzial. Oft operieren Start-ups in jungen oder noch
nichtexistierenden Märkten und müssen erst ein funktionierendes Geschäftsmodell
finden. Haben sie dieses etabliert, gelten sie allgemein nicht mehr als
Start-up. Ehemalige Startup-Unternehmen bewahren sich mitunter die
erfolgreichen Ansätze ihrer Gründungszeiten (wie Innovationsfähigkeit,
Flexibilität, Modernität, flache Hierarchien), fördern sie gezielt durch
Inkubatoren, gründen bzw. gliedern eigene Sparten als Start-ups aus (sogenannte
Spinoffs) oder übernehmen andere Start-ups durch Zukäufe. Die Finanzierung
eines Start-ups erfolgt wegen der hohen Risiken meist nicht über klassische
Finanzquellen, sondern beispielsweise durch Business Angels (Privatinvestoren),
Wagniskapitalfinanzierer oder Crowdfunding.
Begriff
Nicht jedes neu gegründete Unternehmen wird als Startup bezeichnet. Zum
Beispiel starten Handwerksbetriebe (wie Tischler und Friseure) oder
Freiberufler (wie Architekten und Rechtsanwälte) im Regelfall weder mit einer
innovativen Geschäftsidee noch haben sie das vorrangige Ziel, schnell zu
wachsen. Sie bedienen einen existierenden und bewährten Markt und gelten häufig
als Existenzgründer. Beim Franchising ist der Franchisenehmer ebenfalls kein
Startup, der Franchisegeber kann es hingegen durchaus sein. https://de.wikipedia.org/wiki/Start-up-Unternehmen
- cite_note-4. Copycat-Unternehmen im Tech-Bereich werden mitunter als Startups
bezeichnet, erfüllen aber meist nur bedingt das Kriterium der Innovation,
vielmehr führen sie diese häufig auf einem anderen Markt ein als das kopierte
Unternehmen.
Obwohl als Startup im Prinzip Unternehmen aller Branchen bezeichnet werden
können, welche die Kriterien Innovation und Skalierbarkeit erfüllen, sind in
der Praxis die meisten Startups im Technologie- und Internetsektor tätig.
Typische Branchen sind der Elektronische Handel, Anwendungssoftware,
Finanztechnologie, Biotechnologie, Nanotechnologie, neue Fertigungsverfahren,
Industrie 4.0 oder Luft- und Raumfahrttechnik.
Laut dem Begründer der Lean-Startup-Methode und Autor Eric Ries ist „Ein
Startup […] eine menschliche Institution, die ein neues Produkt oder eine neue
Dienstleistung in einem Umfeld extremer Ungewissheit entwickelt“.
Oft haben die Gründer und Investoren eines Startups die Absicht, das
Unternehmen nach wenigen Jahren auf dem freien Markt anzubieten, entweder einem
etablierten Unternehmen durch Kapitalbeteiligung oder Unternehmenskauf oder
vielen Aktionären durch einen Börsengang. Häufig sollen dadurch die
Tragfähigkeit bzw. das Potenzial des Unternehmens dargestellt werden oder neue
Ideen verwirklicht werden. Eine fruchtbare Gründerszene entsteht demzufolge
häufig durch die Dynamik von Talenten und Finanzmitteln, die durch Verkäufe und
regionale Netzwerke mit wachsendem Know-how angeregt wird. Die Ballung
bestimmter Branchen oder insgesamt vieler Startups heißt Startup-Cluster. So
bildeten sich nach dem Vorbild des Silicon Valley unterschiedliche politisch
geförderte Cluster in Deutschland, beispielsweise das BioCon Valley in der
Greifswalder Region, das Solar Valley in Mitteldeutschland und das BioValley im
Südwesten Deutschlands. Für die Startup-Gründer sind politische Stabilität und
Rechtssicherheit wichtige Faktoren bei der Standortwahl. Neben der
entscheidenden Register- und Vertragssicherheit bzw. kompetenten Rechtsprechung
und internationalen Rechtssicherheit ist Schnelligkeit bei der
Registereintragung wichtig.
Erfolgsfaktoren
Viele der global erfolgreichen Startup-Unternehmen haben sich unter anderem
durch innovative Ansätze zur Problemlösung, durch Regionalisierung und
Globalisierung, durch Skalierbarkeit (Steigerungsfähigkeit) ihrer Technik und
ihrer Geschäftsmodelle, dank funktionierender Gründungsförderung und Unternehmensfinanzierung
aus ihrem Umfeld sowie durch intelligentes (Entrepreneurial) Marketing
innerhalb relativ kurzer Zeit die Position des Weltmarktführers in ihrem
Bereich erarbeitet oder haben sogar einen vollkommen neuen Markt erschaffen.
Auch Erfolgsmethoden (best practice) zur Unternehmensstrukturierung
spielen bei vielen erfolgreichen Startups eine Rolle. Eine der wesentlichen
Faktoren zur Gründung und zum Erfolg der neuen Unternehmen ist die Verbindung
der Gründer und Mitarbeiter mit lokalen Forschungseinrichtungen, wie etwa die
Beispiele der Stanford University mit dem Stanford Linear Accelerator Center im
Silicon Valley, das International Centre for Theoretical Physics in Triest oder
der Wissenschaftscluster WISTA in Berlin-Adlershof zeigen.
Entscheidend für den Erfolg von Startups insgesamt sei laut einer
RKW-Studie von November 2015 ein „fruchtbares regionales Gründer-Ökosystem“ und
gründerfreundliches Klima, welches durch das Zusammenspiel von Talenten,
erfolgreichen Unternehmern, Finanzierungsmöglichkeiten, Bildungseinrichtungen,
bürokratiearmer Politik und Verwaltung, potenziellen Kunden, leistungsfähiger
Infrastruktur (vor allem digitaler) und Anbindung an den öffentlichen Verkehr,
die Offenheit für Innovationen, Kreativität und eine hohe Lebensqualität
entstehe. Dies sei mit guter Koordinierung auch außerhalb großer Städte
möglich, etwa mit einem proaktiven, qualitätsvollen Regionalmanagement und
durch die Vernetzung regionaler Gründer-Initiativen.
Einer stadtökonomischen Untersuchung Berlins von März 2014 zufolge sei im
urbanen Umfeld eine hohe Einwohnerdichte und ein lebendiges Ausgeh- und
Kulturleben für die Startup-Gründerszene wichtig, die Arbeit und Leben nah
beieinander zusammenbringt. So prägt zum Beispiel Silicon Valley auch einen
extremen Kult der Nähe – persönliche Anwesenheit ist Pflicht, virtuelle
Kommunikation ist verpönt; wer wegfährt, verliert den Anschluss und wer dort
ist, bekommt Kontakte. Büroviertel, Technologieparks und Gründerzentren auf der
Grünen Wiese seien demzufolge höchst unattraktiv für die meisten Gründer, auch
bei guter Verkehrsanbindung. (Ende Zitat
Wikipedia)
Nach einer Statistik des Deutschen Startup Monitors (DSM) waren Startups
2019 vorwiegend in folgenden Branchen aktiv:
-
Informations-/Kommunikationstechnologie: 30,2%
-
Ernährung/Nahrungsmittel/Konsumgüter: 10,6%
-
Medizin und Gesundheitswesen: 605%
-
Automobile, Logistik, Verkehr: 6,7%
Der Geschäftsführer der JadeBay GmbH Frank Schnieder führt zu dem Antrag
aus:
„Erst einmal muss differenziert werden nach Gründungen im Handwerk,
Dienstleistungen, Handel und echten Start-Ups mit der Notwendigkeit der von der
Mehrheitsgruppe geforderten Struktur. Die Gründungen im niedrigschwelligen
Bereich werden erfahrungsgemäß bei uns und wie überall gut unterstützt (Wifö,
Kammern, Banken, Steuerberater und auch private Berater). Die Stadt Varel
verfügt neben der eigenen Wifö über die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Varel
e.V., die ebenfalls unterstützt.
Echte Start-Ups, also Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, zu
generieren ist – wenn überhaupt im ländlichen Bereich – stark abhängig von
einem guten wissenschaftlichen Umfeld. Auch die Altersstruktur einer Region und
eine geringe Bildungswanderung in Anbetracht akademisierter
Arbeitsplatzstrukturen sind von Bedeutung; Rahmenbedingungen, die bei uns im
Kreis nicht wirklich hilfreich sind. Die genannten UPSs der Mehrheitsgruppe
sind keine wirkliche Hilfe, werden jedoch immer wieder genannt. Wenn das so
wäre, wären viel mehr junge Leute hier bei uns.
Ein Beispiel dafür ist das Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg als
Nukleus für Investments und Finanzierungen. Das Business Angels Netzwerk
Deutschland sitzt mit den Business Angels Weser-Ems/Bremen e.V. ebenfalls dort.
Die Start-Up-Box an der Jade Hochschule (lediglich einige Containerräume
hinter der Hochschule) hat nie funktioniert, weil es viel zu wenig potenzielle
Interessenten gab und gibt.
Staatliche Unterstützung für Start-Ups gibt es in ausreichendem Maße (z.B.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/start-up-strategie-2065830).
Auch die NBank hilft hier gerne.“
Herr Schnieder weist darauf hin, dass es möglich ist, innerhalb der Mittel
für die Zukunftsregion Jade-Bay im Bereich der Regionalen Innovationsfähigkeit
Beratungsstrukturen (mit einer möglichen Förderquote von 40%) aufzubauen. Das
würde in das Zukunftskonzept passen. Dieser Ansatz wäre aber nicht auf
Landkreis-, sondern auf der Ebene der JadeBay aufzubauen. Vorschlag ist, dass
das Regionalmanagement der Zukunftsregion eine erste Projektskizze anfertigt.
Die Zahl der Existenzgründungen in Friesland lässt sich durchaus sehen. Die
Anzahl der Beratungsgespräche bei der Wirtschaftsförderung Friesland ist
beständig auf einem hohen Niveau. Bis zum 30.09.23 wurden 134
Beratungsgespräche, darunter 34 Beratungen für Existenzgründungen, geführt und
damit die Zahlen des Jahres 2022 schon jetzt übertroffen. In 2023 sind bislang
27 Anträge für das Wirtschaftsförderprogramm ProFIL des Landkreises Friesland
gestellt worden. Der Haushaltsansatz von 300.000 Euro wird vollständig benötigt
werden. Die Gesamtinvestitionssumme aller Vorhaben liegt bei 1,6 Mio. Euro.
Rechnerisch wurden insgesamt 61 neue Vollzeitarbeitsplätze in den Unternehmen
geschaffen. Einen großen Anteil haben Existenzgründende durch
Betriebsübernahmen. „Start-Ups“ sind bislang nicht darunter.
Der Geschäftsführer des Netzwerks startup.niedersachsen am
Innovationszentrum Niedersachsen, Tobias Wedler, hat zu dem Antrag folgende
Einschätzung abgegeben:
„Als niedersächsische Landesinitiative, die es sich zur Aufgabe macht, das
Startup-Ökosystem in Niedersachsen zu unterstützen, befürworten wir die
Zielsetzung des Antrags, Innovationen nach Friesland zu holen sowie Startups zu
stärken und freuen uns über die Auseinandersetzung mit diesen Themen
insbesondere in ländlichen Räumen.
Wir unterstützen das Vorhaben gerne, indem wir Impulse geben, die Strategie
in die überregionale, niedersächsische Startup-Strategie einbinden und
Friesland als Leuchtturm-Region für Startup-Förderung im ländlichen Raum
positionieren.
In einem ersten Schritt empfehlen wir darüber hinaus die Durchführung eines
Workshops bzw. Round Table als offene Diskussionsrunde mit allen beteiligten
Akteur*innen sowie zwei bis vier Expert*innen (wir machen gerne Vorschläge und
stellen Kontakt her)“.
Vorschläge für Expert*innen wurden bereits gemacht.
Die Verwaltung empfiehlt Folgendes:
Der Landkreis Friesland sollte sich dem Thema zunächst über einen Workshop
(als offene Diskussionsrunde) mit potenziellen Akteur*innen und Expert*innen
als Impulsgeber nähern. Weiteres ist danach zu beraten und zu entscheiden, auch
unter dem Aspekt des Geld- und Personalbedarfs, z.B. ob der Landkreis Friesland
allein eine Startup-Förderung aufbauen will oder zu diesem Zweck Kooperationen
eingehen will. Daneben sollten die vorhandenen Angebote (der JadeBay, die
vielfach nicht genügend bekannt sind; der Jade Startup Box; des
Mittelstand-Digitalzentrums Bremen-Oldenburg) weiter und verstärkt beworben
werden.
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Herr Homfeldt bittet darum, den Antrag
zurückzustellen. Zur Begründung führt er aus, dass es bereits ausreichend
Strukturen gibt die sich mit der Thematik Start up beschäftigen und die
Begleitung dieses Themenkomplexes sowohl für die Verwaltung als auch die
ehrenamtliche Politik leistbar bleiben muss.
Frau Esser führt aus, dass über den eigentlichen Antrag über eine Start up Strategie bereits entschieden wurde und es jetzt nur um die Durchführung eines entsprechenden Workshops gehe.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
6 |
Nein: |
2 |
Enthaltung: |
0 |