Nachtrag: 21.11.2023
Sitzung: 29.11.2023 Ausschuss für Bauen und Mobilität, Katastrophen- und Feuerschutz
Beschluss: vorberatend zur Kenntnis genommen / weiter an Kreisausschuss
Abstimmung: Ja: 10, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 0682/2023
Der Ausschuss für Bauen und Mobilität, Katastrophen- und
Feuerschutz entscheidet die Vorlage beratend zur Kenntnis zu nehmen und nicht
in der Sache zu entscheiden. Die Verwaltung wird beauftragt, Zahlen, Daten und
Fakten dem Kreisausschuss am 06.12.2023 vorzulegen.
Wie bereits mehrfach berichtet, hat der Landkreis
Friesland mit Kreistagsbeschluss vom 18.12.2019 seinen Nahverkehrsplan für die
Jahre 2020 bis 2024 beschlossen.
Eines der wichtigsten Ziele im Nahverkehrsplan ist die
Verbesserung des Verkehrsangebotes und damit der Attraktivität des ÖPNV im
Jedermannverkehr. Dabei soll eine regelmäßige, schnelle, pünktliche, bequeme
und preislich attraktive Beförderung angestrebt werden. Nachfragestarke
Buslinien mit einem hohen Anteil Jedermannverkehr sollen durchgängig im
(Stunden-)Takt, die übrigen Buslinien bedarfsorientiert verkehren. Der Fahrplan
soll zu einem Integralen Taktfahrplan (ITF) für den Landkreis Friesland
ausgebaut und insbesondere die an wichtigen Knotenpunkten sollen optimierte
Anschlüsse zwischen dem ÖPNV und dem Schienenverkehr hergestellt werden. Bus-
und Schienenverkehr sollen ein einheitliches, aufeinander abgestimmtes
Verkehrsnetz bilden.
Auf dem Weg zur Umsetzung dieser Ziele hat der
Landkreis bisher gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen in 2020 bis 2023 bereits
die Verbesserung und Vertaktung einiger Hauptlinien (111, 121, 215, 219, 251
und 253) umgesetzt.
Als letzte noch zu verbessernde Hauptachse bleibt nun
die Verbindung zwischen Jever und Hohenkirchen mit der Weiterführung auf zwei
Linien Richtung Harlesiel und Schillig.
Linie 212 (Jever –
Hohenkirchen - Schillig)
Ab dem zweiten Quartal 2024 sollen auf der Linie 212
der Firma Weser-Ems-Bus an Werktagen stündliche Fahrten zwischen 08:00 und
20:00 Uhr angeboten werden (die morgendlichen Fahrten zu den Schulen werden
zukünftig gesondert (z.B. über andere Linien) abgebildet, um auch einen
übersichtlicheren Fahrplan zu erhalten. An Wochenenden werden jede zweite
Stunde Fahrten zwischen 09:00 und 18:00 Uhr eingerichtet.
Linie 211 (Hooksiel
– Hohenkirchen – Harlesiel)
Als Ergänzung zur o.g. Hauptachse zwischen Jever und
Hohenkirchen/Schillig soll die Linie 211 ebenfalls aufgewertet werden. Hier ist
an Werktagen ein 2-Stundentakt von 07:00 bis 20:00 Uhr und an Wochenenden ein
2-Stundentakt von 08:30 Uhr bis 18:30 Uhr geplant.
Eine Unterscheidung zwischen Schul- und Ferienzeiten
entfällt auch hier vollständig und stellt eine wesentliche Verbesserung dar.
Bei beiden Linien besteht auch bei jeder Verbindung in Hohenkirchen die
Möglichkeit zum Umstieg in die 212 oder 211 und in Schillig in die 121. Des
Weiteren werden über die Linie 212 auch stündlich die Anschlüsse an die
NordWestBahn in Jever erreicht.
Für die Einrichtung dieses verbesserten Angebotes im
Wangerland müssen von dem Busunternehmen 4 bis 5 zusätzliche BusfahrerInnen
eingesetzt werden. Da diese teilweise neu eingestellt werden müssen, ist ein
gewisser zeitlicher Vorlauf für die Umsetzung erforderlich. Wir rechnen mit
einer Umsetzung im zweiten Quartal 2024.
Der Zuschussbedarf für dieses Angebot beträgt 750.000
€ pro Jahr (2024 anteilig ca. 500.000 € je nach Startdatum) und wird durch die
allgemeinen Haushaltsmittel für die Verbesserung des Öffentlichen
Personennahverkehrs finanziert (gemäß Nahverkehrsplan).
Die Auskehrung der Mittel wird über die Allgemeine
Vorschrift (Richtlinie über die Finanzierung von gemeinwirtschaftlichen
Tarifpflichten im straßengebundenen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in
der Verkehrsregion-Nahverkehr Ems-Jade), beschlossen am 18.12.2017, erfolgen.
Dafür werden die entsprechenden Mittel über die Allgemeine Vorschrift als
Ausgleich für wirtschaftliche Nachteile zur Verfügung gestellt.
Eine weitere Ausführung zum Sachverhalt der Vorlage ist für das Gremium nicht erforderlich.
Herr
KTA Homfeldt bittet in
Anbetracht der avisierten Kosten und Folgekosten im Kontext der aktuellen
Haushaltssituation die Dringlichkeit und Notwendigkeit einer Entscheidung in
diesem Jahr abzuwägen.
Herr
Neuhaus erklärt, dass dies
der letzte wesentliche Baustein aus der Nahverkehrsplanung 2019 – 2024 sei. Die
Linien 211 und 212 leisten eine wichtige Flächenerschließung. Sie binden das
Grundzentrum Hohenkirchen an den SPNV an und binden die wichtigen größeren Orte
im Wangerland in den integrierten Taktfahrplan ein - dies sei auch von
touristischer Bedeutung.
Herr
KTA Homfeldt stellt die
Frage nach dem tatsächlichen Bedarf, denn anhand von Zahlen könne man abwägen,
ob der Bedarf zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der Haushaltslage unbedingt zu
bedienen sei.
Frau
KTA Esser bemerkt, dass es
allgemein bei der Einführung neuer Linien problematisch für Voraussagen zu
Bedarfen sei. Es dauere immer eine Weile bis neue Angebote bekannt und
angenommen werden. Daher stelle sich grundsätzlich die Frage, ob eine
Erschließung im Wangerland vorangebracht werde oder nicht. Die Haushaltslage
sei bekannt, jedoch wäre es bedauerlich, wenn die Erschließung im Zuge der
Mobilitätswende ad acta gelegt werden würde.
Herr
KTA Homfeldt merkt hinzu,
dass es absolut keine Frage des Wollens, sondern aufgrund eines zweistelligen
Millionendefizits im Haushalt, eine Frage des Könnens sei. Die Frage nach einer
etwaigen Bedarfsprognose sei berechtigt. In der aktuellen Lage müsse, egal in
welchem Ausschuss oder um welches Thema es gehe, die Frage nach der Notwendigkeit
unter Berücksichtigung der Haushaltssituation gestellt werden. Die Frage laute
damit, „muss die Entscheidung jetzt sein oder kann das noch ein Jahr warten?“.
Herr
Neuhaus ergänzt, dass eine
Prognose der Fahrgastzahlen zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich sei, da es
sich um eine Angebotsentwicklung handle –
ein umfangreiches Angebot führe zu mehr Nachfrage. Die wesentlichen
großen Linien seien bereits auf den SPNV vertaktet, der letzte Teil werde
gebraucht um ein Drittel der Kreisfläche an die Schiene über zwei Punkte
anzuschließen. Nur ein integriertes ÖPNV-Netz könne Nachfrage erzeugen. Zahlen,
Daten und Fakten können aktuell nicht gestellt werden.
Herr
KTA Tammen äußert ebenfalls
Bedenken hinsichtlich einer Entscheidung bei aktueller Haushaltslage. Erst ein
Angebot führe zu einer Nachfrage, daher sei es schwierig eine Entwicklung
vorauszusagen Eine Investition zu tätigen, die möglicherweise ohne Nachfrage
bliebe und nicht umkehrbar sei, sollte gut überlegt sein.
Herr
Neuhaus teilt mit, dass der
Nahverkehrsplan ohnehin bis Ende 2024 fortgeschrieben werden müsse. Im Rahmen
der Fortschreibung werde auch die Bewertung der bestehenden Liniennetze neu
erfolgen und in dem Rahmen werde auch geschaut, was die bisherigen
Verbesserungen gebracht haben. Die Linie 251
Varel–Bockhorn–Zetel–Sande-Wilhelmshaven habe sehr deutliche
Fahrgastzahlenverbesserungen.
Frau
KTA Esser bittet die
Verwaltung ebenfalls für eine Argumentations- und Entscheidungshilfe um die
Fahrgastzahlen.
Herr
KTA Homfeldt möchte von der
Verwaltung wissen, ob eine Rückgängigmachung dieser Linien nach mehreren
Monaten möglich sei, stelle sich heraus, dass diese Linien lediglich ein
Kostenblock ohne Nutzung darstellen.
Herr
Neuhaus teilt mit, dass die
Verwaltung entsprechende Zahlen für den kommenden Kreisausschuss am 06.12.2023
zur Verfügung stellen werde.
Herr
KTA Tammen bitte darum, den
Außenhafen Hooksiel in die Linienplanung einzubinden.
Herr
Neuhaus erläutert, dass
dies aufgrund der zusätzlichen Wegstrecke zeitlich nicht in die Umlaufplanung
integriert werden könne.
Herr
KTA Gburreck ist der
Auffassung, dass auch der letzte Teil des Bausteins im Nahverkehrsplan
beschlossen werden sollte, auch wenn das Geld aktuell nicht locker für Ausgaben
sei. Der ÖPNV müsse weiterhin gestärkt werden.
Es wird einstimmig darüber abgestimmt, den
Beschlussvorschlag nur beratend zur Kenntnis zu nehmen und weiter in den
Kreisausschuss zu verweisen mit der Maßgabe, dass die Verwaltung Zahlen, Daten
und Fakten zu Fahrgastzahlen (aktuelle Fahrgastzahlen + Veränderungen der
Fahrgastzahlen auf den bereits aufgewerteten Strecken) vorlegt.
Abstimmungsergebnis:
vorberatend zur Kenntnis genommen/ weiter an Kreisausschuss
Ja: |
10 |
Nein: |
0 |
Enthaltung: |
0 |