Sitzung: 06.03.2024 Jugendhilfeausschuss
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 8, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 0766/2024
Beschluss:
Die Gremien befürworten die Teilnahme des Landkreises Friesland am Modellvorhaben „Kinderfreundliche Landkreise“.
Begründung:
Der Verein Kinderfreundliche
Kommunen e.V. ist eine gemeinsame Initiative des Deutschen Kinderhilfswerkes
e.V. und UNICEF Deutschland. Der Verein begleitet Kommunen bundesweit in einem
vier- bis fünfjährigen Prozess zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonventionen
vor Ort. Beginnend mit einer Bestandsanalyse, über die Erstellung bis hin zur
Umsetzung eines Aktionsplanes, verpflichten sich Kommunen mit ihrer Teilnahme
Kinderrechte in vier Schwerpunktbereichen (Vorrang des Kindeswohls, Kinderfreundliche
Rahmenbedingungen, Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sowie Information
und Monitoring) umzusetzen. Hierfür erhalten sie am Ende das Siegel
„Kinderfreundliche Kommune“.
Das bereits bestehende Programm für die kommunale Ebene soll in einem längerfristigen Prozess in mindestens vier Modelllandkreisen weiterentwickelt und für die Kreisebenen angepasst werden.
Folgende Schritte sind hierbei angedacht:
- 2024:
- Anpassung der Instrumente und Angebote des Programmes
- Bestandsaufnahme, welche mit Hilfe eines Verwaltungsfragebogens sowie einer Befragung aller 10 – 12-Jährigen erfolgt
- Durchführung von ersten Beteiligungsangeboten
- Ab 2025:
- Vorstellung der Ergebnisse der Bestandserhebung
- Entwicklung von entsprechenden Empfehlungen durch den Verein Kinderfreundliche Kommunen e.V. sowie Ausarbeitung eines individuell auf Friesland zugeschnittenen Aktionsplanes
- Beschluss des Aktionsplanes durch den Landkreistag
- Vergabe des Siegels „Kinderfreundlicher Landkreis“ für die Dauer von zunächst 3 Jahren
Parallel zum Prozess soll auf Verwaltungsebene die Möglichkeit zur Teilnahme an unterschiedlichen Workshops gegeben werden, um für das Thema Kinderrechte zu sensibilisieren. Darüber hinaus sollen unterschiedliche Strategien und Konzepte zur Umsetzung der Kinderrechte im Verwaltungshandeln in den Blick genommen und Simulationen hierzu durchgeführt werden.
Eine Verlängerung des Siegels ist auf Basis eines zweiten Aktionsplanes möglich. Wird auch dieser erfolgreich umgesetzt, ist das Tragen des Siegels dauerhaft möglich.
Für die Teilnahme am Programm ist von Seiten des Landkreises Friesland eine jährliche Pauschale in Höhe von 14.000 Euro zu leisten. Darüber hinaus wird die Bereitstellung von Personalressourcen für die Koordination des Programms vor Ort vorausgesetzt.
Hinzu kommen die Kosten für die Umsetzung der Aktionspläne, lokale Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen vor Ort.
Zur Finanzierung sind Einsparungen in den Projektbereichen Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit vorgesehen.
Mit der Teilnahme am Programm „Kinderfreundliche Landkreise“ würde der Landkreis Friesland ein deutliches und Zukunft gerichtetes Zeichen für die Umsetzung der Kinderrechte in der Region setzen und könnte eine Vorreiterfunktion einnehmen.
Analog zum Jugend-Demografie-Dialog, aus dem das Jugendparlament Friesland entstand, kann das Programm einen wichtigen Beitrag leisten, um Kinder und Jugendliche noch stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden und (vorhandene) Beteiligungsstrukturen langfristig zu etablieren. Dafür soll mit der Teilnahme am Modellvorhaben „Kinderfreundliche Landkreise“ das Bildungsbüro neu ausgerichtet werden und zukünftig aus Bildungsregion, Kreisjugendpflege, Jugendparlament des Landkreises Friesland und dem Modellprojekt „Kinderfreundliche Landkreise“ gebildet werden. Hierdurch können die Strukturen der Bildungsregion als Querschnittsaufgabe wirken und das Jugendparlament z.B. mit einer Patenschaft konkret beteiligt werden. Die Siegelträgerschaft bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die regionale Identität und Identifizierung mit dem eigenen Lebensraum zu stärken und auch die Attraktivität der Region zu fördern.
Frau Herzog erläutert ihre Vorlage eingehend
und teilt mit, dass es in Deutschland schon viele Kommunen gäbe, die sich haben
zertifizieren lassen. Die Zertifizierung laufe über den Verein
„kinderfreundliche Kommune“. Dahinter stehen die UNICEF und das Deutsche
Kinderhilfswerk. Aktuell wäre es so, dass es nur Städten und Gemeinden möglich
sei, diese Zertifizierung zu erhalten. Perspektivisch soll es so sein, dass
auch Landkreise die Möglichkeit bekommen, kinderfreundlich zu sein. Aus diesem
Grund sei es ein Anliegen, sich für dieses neue Modellvorhaben zu bewerben.
Ziel sei es, die UN- Kinderrechtskonvention mehr in den Alltag der Verwaltung
zu integrieren und konkrete Maßnahmen für die Kinderfreundlichkeit in den
Landkreisen auszubauen. Dieses Siegel gäbe es aktuell für die Landkreise noch
nicht. Noch 2024 würde damit gestartet werden, dass die Instrumente, die es für
die kommunale Ebene bereits gäbe, für die kreisebene angepasst werde.
Der Landkreis Friesland solle mit einer Umfrage
für Kinder zwischen 10 und 12 Jahren starten.
Für das Jahr 2025 wäre vorgesehen, dass alle
Ergebnisse zusammengetragen werden. Ein Aktionsplan solle daraufhin erstellt
werden, der später umgesetzt werden müsse.
Am Ende des Prozesses stehe das Gütesiegel. Es
wäre möglich, dieses Gütesiegel ein zweites Mal zu bekommen. Auch dafür gibt es
wieder einen neuen Aktionsplan mit neuen Maßnahmen. Wer diesen Prozess ein
zweites Mal durchläuft, dürfe sich für immer „kinderfreundlicher Landkreis“
nennen.
Frau Herzog führt weiter aus, dass eine
Investition in Höhe von jährlich 14.000,00 € für dieses Projekt zu
veranschlagen wäre. An die Hand gäbe es eine Expertise von zwei weiteren großen
Organisationen.
Der Landkreis stelle Personalressourcen für die
Befragungen zur Verfügung. Weiterhin würde die Zertifizierung Kosten zur
Umsetzung der Aktionspläne und Öffentlichkeitsarbeit mit sich bringen. Der
Landkreis Friesland wäre einer der vier ersten Landkreise und es wäre Ihrer
Meinung nach ein gutes Signal nach außen.
Der stellvertretende Vorsitzende Herr Kruse
bedankt sich und erkundigt sich, ob es Fragen gäbe.
Frau Homfeldt erkundigt sich, ob nur
10-12jährige Kinder befragt würden oder ob eine Erweiterung nach oben oder
unten angedacht wäre.
Frau Herzog antwortet, dass in der Befragung
tatsächlich nur die 10-12jährigen Kindern integriert seien. Parallel sollen
Beteiligungsangebote stattfinden, wo die Zielgruppen nach oben und unten
erweitert werden können.
Herr KTA Wilken stellt die Frage, wie es mit
den personellen Ressourcen für dieses Projekt aussehe.
Frau Herzog fügt hinzu, dass dafür eine halbe
Stelle geschaffen werden müsse. Sie bat Frau Renken, zur Organisationsstruktur
Stellung zu nehmen.
Frau Renken
informiert das Gremium eingehend, dass dieses Thema eine Bereicherung und
Ergänzung für die bereits bestehende Arbeit sei. Dazu soll das
Bildungsbüro, welches derzeit nur aus der Bildungsregion besteht, um die
Kreisjugendpflege, dem Jugendparlament des Landkreises Friesland und dem
Projekt Kinderfreundliche Landkreise ergänzt werden. Anders als die 53 Kommunen, die bereits
mitmachen, bestehe die Schwierigkeit darin, dass die Kommunen für sich arbeiten
und der Landkreis arbeite sozusagen für die Städte und Gemeinden.
Sie teile die Ansicht, dass das bereits
erwähnte Bildungsbüro mit dem bestehenden Personal soweit auszubauen sei, so
dass es ein Bildungsbüro mit verschiedenen Bereichen werden würde. Die
Bildungsregion solle mit der Kreisjugendpflege, dem Jugendparlament und später
auch mit einer Projektmitarbeiterin aufgestockt werden.
Frau Renken erklärt weiter, sie habe mit den
Vorgenannten gesprochen und es gäbe eine breite Zustimmung, dass dies ein guter
Beitrag sein könne, Bildung und Partizipation voranzubringen. Das
Jugendparlament solle Pate werden. Diese Aufgabe würde sich konsequent über die
Wahlperiode hinausziehen. Dadurch können junge Menschen zu unterstützt und
neuer Nachwuchs für das Jugendparlament gefördert werden. Dieses Vorhaben sei
eine Ergänzung und sei etwas anderes als der Landkreis bisher habe.
Frau Renken habe
weiteres Infomaterial zu diesem Thema gefunden. In diesen Dokumenten sei zu
lesen, dass es für die Kommunen eine große Bereicherung für die Öffentlichkeit
gewesen sei. Unter anderem seien die öffentliche Wahrnehmung von Kinderrechten,
Kinderfreundlichkeit, Kindeswohl und adäquaten Lebensbedingungen zu nennen. Für
die Politik wäre es immer eine Herausforderung, Kinder vor ihren Entscheidungen
anzuhören. Die Befragung werde zeigen, was die 10-12jährigen zur
Veränderung bzw. Beibehaltung ihrer Lebenswelt vorschlagen werden.
Frau Haartje erkundigte sich zu einem Satz in
der Vorlage, wie es aussehe mit den Einsparungen im Projektbereich, der
Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit.
Frau Renken antwortet, dass dies finanzielle
Mittel seien, die der Landkreis für die Jugendsozialarbeit geplant habe und nie
abgerufen wurden. Es würde keine Streichungen an anderen Stellen geben.
Herr Zobel stellt die Frage, ob es schon in
unserer Gegend kinderfreundliche Kommunen gäbe.
Frau Renken führt aus, dass Algermissen, Hanau,
Wolfsburg, Regensburg und Weil am Rhein ein dauerhaftes Siegel hätten. Kommunen
mit Siegel wären unter anderem Hemmor, Zeven und Wedemark.
Herr KTA Wilken möchte wissen, ob dieses
Vorhaben bereits mit den Städten und Gemeinden kommuniziert worden sei. Seine
Bedenken wären die unterschiedlichen Ergebnisse, die bei den Befragungen an
verschiedenen Orten herauskämen und die Kommunen darüber eventuell nicht
erfreut wären.
Frau Renken antwortet, dass sie die genauen
Vorgaben von UNICEF und dem deutschen Kinderhilfswerk noch nicht genau kenne
und es nicht unterstützt würde, wenn es später heißen werde, die eine Kommune
sei kinderfreundlicher als die andere Kommune. Bevor sie die Städte und
Gemeinde einbeziehe, wolle sie abwarten, wie das Gremium entscheide.
Die Erste Kreisrätin Frau Vogelbusch bringt an,
dass in der Bildungsregion ein Vertreter der Bürgermeister grundsätzlich dabei
sei und dieser als Multiplikator wirke.
Frau Herzog merkt ergänzend an, dass es noch keinen Fragebogen für die Landkreisebene gäbe und sie anhand ihrer vorliegenden Unterlagen könne sie nicht ersehen, dass es das Ziel sei, dass es ein Ranking unserer Städte und Gemeinden gäbe. Ergänzende Unterlagen werden mit der Niederschrift zur Verfügung gestellt (Anlage).
Abstimmungsergebnis:
Einstimmig beschlossen
Ja: |
8 |
Nein: |
0 |
Enthaltung: |
0 |