Beschluss: vorberatend zur Kenntnis genommen / weiter an Kreistag

Abstimmung: Ja: 11

Beschluss:

1.
Der Bericht über die Aufgabenstellung und die Situation der Landesbühne Niedersachsen Nord GmbH wird zur Kenntnis genommen.
2.
Der Kreistag des Landkreises Friesland stellt fest:
2.1
Der Landkreis Friesland braucht die Landesbühne. Sie garantiert eine kulturelle Versorgung auf hohem Niveau, sie ist für die Bildung ebenso unentbehrlich wie als harter Wirtschaftsfaktor.
2.2
Die Landesbühne war bis 2007 ein effizientes, erfolgreiches Theater. Erst das Land Niedersachsen hat sie durch die so genannte „Vereinbarung“ ins Trudeln gebracht. Der Zweckverband und damit auch der Landkreis Friesland haben darauf hin zu ihrer Rettung ihre Beiträge weit überproportional erhöht. Wir fordern das Land Niedersachsen auf, nunmehr seinerseits die Zukunftsfähigkeit der Landesbühne ab 2011 wieder herzustellen.
2.3
Nachdem im gleichen Zeitraum durch das Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur die ohnehin weit auseinander klaffende Schere zwischen Staatstheatern in den Metropolen und der Landesbühne im ländlichen Raum noch weiter geöffnet wurde, fordern wir die Landesregierung auf, das kulturelle Ausbluten des ländlichen Raums im Nordwesten zu verhindern.




Der Landkreis Friesland ist Mitglied im Zweckverband der Landesbühne Niedersachsen Nord GmbH.

1952 wurde die Landesbühne Niedersachsen Nord GmbH mit Sitz im Wilhelmshavener Stadttheater gegründet. Es ist die Aufgabe der Landesbühne, kulturelle Aufführungen auch im ländlichen Bereich zu gewährleisten.


Träger der Landesbühne ist ein Zweckverband, eine Kooperation aus den Städten Aurich, Emden, Esens, Jever, Leer, Norden, Norderney, Papenburg, Vechta, Weener, Wilhelmshaven, Wittmund und den Landkreisen Friesland, Aurich, Leer und Wittmund.

Sie haben sich zusammengetan, um jeder Stadt eine eigene Bühne zu erhalten. Die Landesbühne ist das größte Kulturinstitut zwischen Weser und Ems und das einzige Theater für ca. 720.000 Einwohner, „eine Großstadt in der Fläche“. Für dieses Einzugsgebiet spielt ein eigenes Theater mit 110 Mitarbeitern in über 500 Vorstellungen im Jahr, die von bis zu 100.000 Zuschauern verfolgt werden.


Der Landkreis Friesland zahlt jährlich als Umlage einen Betrag in Höhe von ca. 60.000 € an den Zweckverband Landesbühne Niedersachsen Nord GmbH.


In der Sitzung des Kreisausschusses des Landkreises Friesland am 13.01.2010 wurde über die prekäre finanzielle Situation der Landesbühne berichtet.


Diese finanzielle Situation ist dem Umstand geschuldet, dass das Land Niedersachsen seine Zuschüsse gedeckelt hat. Zur Deckung der Finanzierungslücke ist die Landesbühne gezwungen, Spendengelder einzuwerben. Für das laufende Jahr ist dieses Dank großzügiger Unterstützung von „dritter Seite“ noch einmal gelungen. Es zeigt sich jedoch, dass die Spender auf Dauer überfordert sind, langfristig als Geldgeber einzuspringen. Eine dauerhafte Finanzierung der Landesbühne ist auf diesem Wege nicht machbar.


Da das Nds. Kultusministerium eine Förderung der Kultur im ländlichen Raum propagiert, muss sie sich an diesen Forderungen messen lassen. Sollte das Defizit der Landesbühne weiter ansteigen, wird eine Fortsetzung der geleisteten qualitativen Arbeit nicht möglich sein.


Dabei ist die außerordentlich hohe Quote der Landesbühne bei selbst eingeworbenen Spenden anerkennenswert. Betrug diese 1995 noch 15,9 %, liegt sie jetzt bei einem Anteil von 28 %. Dies ist im Vergleich zu anderen Landesbühnen eine Spitzenposition und verdeutlicht die enormen Anstrengungen zur Eigenleistung.


Auch liegt die Landesbühne mit einem Zuschussbedarf von lediglich 4,50 € pro Besucher im untersten Bereich der finanziellen Förderung. Das Stadttheater Oldenburg und andere Häuser erhalten pro Zuschauer wesentlich höhere Beträge, so dass eine Ungleichbehandlung gegeben ist.


Die Grenze der finanziellen Belastbarkeit der Landesbühne ist erreicht. Auch die Trägerkommunen haben bereits mehr Mittel eingebracht als ursprünglich vorgesehen ist.


Der Aufsichtsrat der Landesbühne hat sich im Juni 2009 schriftlich mit seinem Anliegen an den Nds. Ministerpräsidenten gewandt. Hierzu wird auf die Anlage 1 zu dieser Niederschrift hingewiesen.


Leider hat sich bis heute nichts Entscheidendes getan.


Aus diesem Grunde hat die Zweckverbandsversammlung in ihrer Sitzung am 17.01.2010 beschlossen, den Mitgliedskommunen vorzuschlagen, die Staatskanzlei aufzufordern, die Zukunftsfähigkeit der Landesbühne ab 2010 wiederherzustellen.


In der nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur wird Frau Kalmbach das Programm für die Spielzeit 2010/2011 der Landesbühne vorstellen.

In der sich anschließenden Diskussion geht Herr Berner nochmals auf die für die Theater unterschiedlichen Voraussetzungen ein. Die drei Staatstheater haben insofern bessere Ausgangssituationen, als dass die Tarifsteigerungen durch das Land aufgefangen werden und auch keine Deckelung der Kosten vereinbart wurde. So stellt sich aus Sicht der Kommunen vor Ort eine eklatante Ungleichbehandlung der Theater in Niedersachsen dar. Die Benachteiligung des ländlichen Raumes sei auch in diesem Bereich wieder eindrucksvoll zu erkennen. Das Land sollte gleiche Maßstäbe bei der Finanzierung seiner kulturellen Einrichtungen ansetzen.


Herr Ambrosy fügt an, dass die Auslastung der Jugendbühne gestärkt werden könne. Das hervorragende Angebot müsse den Schulen noch mehr bekannt gemacht werden, so dass von dort auch eine Erhöhung der Buchungen erfolgen könne.


Abstimmungsergebnis:

11 Ja-Stimmen