1.

In der letzten Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur am 27.09.2011 wurde bereits über diesen TOP berichtet, siehe Vorlage Nr. 991/2011 vom 13.09.2011.


Für die Haupt- und Realschulen in Bockhorn, Jever und Varel-Obenstrohe wurden fristgerecht mit Schreiben vom 26.10.2011 Anträge an die Nds. Landesschulbehörde, Regionalabteilung Osnabrück, zur Errichtung von Oberschulen ohne gymnasialen Schulzweig in Bockhorn, Jever und Varel-Obenstrohe durch „Umwandlung“ der jetzigen Haupt- und Realschulen ab dem Schuljahr 2012/2013 gestellt.


Ferner wurden für die genannten Schulen die Anträge auf Errichtung dieser Oberschulen als teilweise offene (sogenannte „teilgebundene“) Ganztagsschulen ab dem Schuljahr 2012/2013 gestellt.


Bezüglich der Anträge auf teilgebundene Ganztagsschulen wurde insbesondere darauf hingewiesen, dass sich die bestehenden Bedingungen für den Ganztagsschulbetrieb nicht verschlechtern.


Ergänzend wurde fristgerecht mit Schreiben vom 19.12.2011 der Antrag bei der Nds. Landesschulbehörde auf Errichtung einer Oberschule ohne gymnasialen Schulzweig in Varel durch „Umwandlung“ der jetzigen Haupt- und Realschule Varel ab dem Schuljahr 2012/2013 gestellt. Ferner der Antrag auf Errichtung dieser Oberschule als teilweise offene (sogenannte „teilgebundene“) Ganztagsschule ab dem Schuljahr 2012/2013. Auch hier wurde dieser Antrag auf teilgebundene Ganztagsschule unter der Voraussetzung gestellt, dass der bestehende und durch die Nds. Landesschulbehörde genehmigte offene Ganztagsschulbetrieb weiterhin für die Klassen 6 bis 10 bestehen bleibt.

Die Genehmigungen für die genannten Oberschulen stehen noch aus, eine Rückfrage bei der Nds. Landesschulbehörde hat ergeben, dass sie dem Grunde nach genehmigungsfähig sind und man demnach auch von den Genehmigungen der neuen Oberschulen und der teilgebundenen Ganztagsschulen ausgehen könne.

2.
Generell ist ergänzend darauf hinzuweisen, dass in der Oberschule die Hauptschule und die Realschule als aufeinander bezogene Schulzweige geführt werden können. Auch ist es möglich, dass die Oberschule nach Schuljahrgängen gegliedert ist.


Die Schule entscheidet, in welchen Schuljahrgängen und Fächern der Unterricht jahrgangsbezogen oder schulzweigspezifisch erteilt wird.


In der Oberschule soll ab dem 9. Schuljahrgang der schulzweigspezifisiche Unterricht überwiegen. Ist die Oberschule in Schulzweige gegliedert, so wird der Unterricht überwiegend in schulzweigspezifischen Klassenverbänden erteilt.


Über die Organisation des Unterrichts entscheidet der Schulvorstand jeder Oberschule. Da die Oberschulen regelmäßig vor der Errichtung genehmigt werden, obliegt es der Planungsgruppe, die durch die Nds. Landesschulbehörde initiiert wird, über die Organisation des Unterrichts zu entscheiden.


Die Oberschule bietet mehrere Bildungsangebote an und ermöglicht darum eine besonders hohe Durchlässigkeit. Dies gilt für einzelne Fächer, aber auch für den Wechsel zwischen den Schulzweigen.


Jahrgangsbezogener Unterricht bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler gemeinsam im Klassenverband unterrichtet werden. Dabei richtet die Schule im Verlauf der Schuljahrgänge zunehmend Fachleistungskurse in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik ein. In den Schuljahrgängen 9 und 10 kann noch ein naturwissenschaftliches Fach (Physik oder Chemie) hinzukommen. Dem jahrgangsbezogenen Unterricht liegen als Lehrpläne die Cerncurricula der Oberschule zugrunde.


      Im jahrgangsbezogenen Unterricht erfordern unterschiedliche Lernvoraussetzungen und individuelles Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler differenzierende Lernangebote und Lernanforderungen. Entsprechend ihrer individuellen Leistungsfähigkeit und Arbeitsweise werden die Schülerinnen und Schüler durch innere und äußere Differenzierung im Unterricht gefördert.

      In den Fächern mit äußerer Fachleistungsdifferenzierung wird der Unterricht auf zwei oder drei Anforderungsebenen erteilt, denen folgende Cerncurricula zugrunde liegen:

      - grundlegende Anforderungsebene (G-Kurs): Cerncurricula der Hauptschule
      - erhöhte Anforderungen (E-Kurs): Cerncurricula der Realschule

      Wird der Unterricht im fünften Schuljahrgang jahrgangsbezogen (gemeinsamer Unterricht) erteilt, erfolgt die Anmeldung an der Oberschule. Wird der Unterricht im fünften Schuljahrgang in den Fächern Mathematik und Englisch fachleistungsdifferenziert erteilt, erfolgt die Aufnahme in diesen Fächern in die Kurse mit der Anforderungsebene, die der gewünschten Schulform nach Elternentscheidung entspricht (z. B. Elternentscheidung Realschule, Zuweisung in den E-Kurs.

      Bei dem jahrgangsbezogenen Unterricht in Verbindung mit Fachleistungsdifferenzierung wird der Bildungsweg der einzelnen Schülerinnen und Schüler lange offen gehalten. Über den Abschluss entscheidet das Notenbild in Verbindung mit einer entsprechenden Kurszugehörigkeit im fachleistungsdifferenzierten Unterricht.

      Überwiegend schulzweigbezogener Unterricht bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler in getrennten Schulzweigen (hier: Hauptschulzweig, Realschulzweig) unterrichtet werden. Mehr als 50 % des Unterrichts werden dabei schulzweigbezogen erteilt.

      Dem Unterricht in den Schulzweigen liegen als Lehrpläne die Cerncurricula (hier: der Hauptschule und der Realschule) zugrunde.

      Wird der Unterricht schulzweigbezogen erteilt, erfolgt die Aufnahme in dem von den Eltern gewünschten Schulzweig.

      Für Übergänge zwischen den Schulzweigen gilt: Schülerinnen und Schüler des Haupt- und Realschulzweigs einer nach Schulzweigen gegliederten Oberschule haben Anspruch auf den Übergang in den Realschulzweig, wenn ihr Zeugnis ein den jeweiligen festgesetzten Anforderungen entsprechendes Notenbild aufweist.

      Wer hingegen im Realschulzweig nicht versetzt wird, kann den Schuljahrgang wiederholen oder nach Beschluss der Klassenkonferenz auch in den nächst höheren Schuljahrgang eines Hauptschulzweigs überwiesen werden, wenn die gezeigten Leistungen eine erfolgreiche Mitarbeit erwarten lassen.

      Wer am Ende des sechsten Schuljahrgangs ohne Empfehlung für den gewählten Schulzweig nicht versetzt werden kann, kann durch Beschluss der Klassenkonferenz in den HS-Zweig überwiesen werden, wenn aufgrund der gezeigten Leistungen auch nach einem Wiederholungsjahr eine erfolgreiche Mitarbeit nicht zu erwarten ist.

      Die Oberschulen in Sande, Hohenkirchen, Bockhorn, Jever, Obenstrohe und Varel wurden ohne Hinweis auf einen jahrgangsbezogenen bzw. schulzweigspezifischen Unterricht durch den Schulträger beantragt. Sie wurden ohne eine entsprechende Aufforderung nach Benennung einer entsprechenden Unterrichtsart durch die Nds. Landeschulbehörde genehmigt, da, wie oben ausgeführt, diese Entscheidung der Schule (sc. Planungsgruppe bzw. Schulvorstand) vorbehalten ist.

      3.
      Die Schulleiterin der Oberschule Hohenkirchen, Frau Paasman, sowie Herr Vogt, Schulleiter der Oberschule Sande, werden in der Sitzung zugegen sein und über ihre Erfahrungen mit der neuen Schulform „Oberschule“ berichten.

      Ferner wird Frau Schläger, Schulleiterin der HS/RS Varel, zugegen sein und die Konzeption der zukünftigen Oberschule Varel vorstellen.

      4.
      Die folgenden Unterlagen zu dieser Vorlage wurden bereits auf dem Postwege übersandt
      4.1
      „Die Oberschule in Niedersachsen“, Informationen für Eltern, Schülerinnen und Schüler
      4.2.
      „Die Arbeit in der Oberschule“
      4.3
      „Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Oberschule“



      Herr Thöle erläutert die Vorlage und berichtet über den derzeitigen Stand an den beiden Oberschulen Hohenkirchen und Sande sowie bei den vier beantragten Oberschulen Bockhorn, Jever, Varel und Varel-Obenstrohe.


Frau Bödecker bittet die Schulleiterin der Oberschule Hohenkirchen, Frau Paasmann, über ihre Erfahrungen mit der neuen Schulform „Oberschule“ an ihrer Schule zu berichten.


Frau Paasman erläutert, dass erste Gespräche bezüglich der Einführung der Schulform „Oberschule“ bereits im Herbst 2010 geführt wurden. Im Februar 2011 wurde dann eine schulinterne Lehrerfortbildung „Innere Differenzierung in der SEK I“ durchgeführt.


Am 10. April 2011 habe sich der Schulvorstand einstimmig für die „Umwandlung“ in eine Oberschule ausgesprochen.


Am 4. Mai 2011 fand eine Informationsveranstaltung der Landesschulbehörde statt und am 18. Mai 2011 ist das erste Treffen der Planungsgruppe durchgeführt worden.


Die Planungsgruppe besteht aus 6 Lehrkräften der Schule, einer Elternvertreterin, einem Schülervertreter, einem Vertreter des Schulträgers, einer Lehramtsanwärterin sowie 2 Beratern der Landesschulbehörde.


Themen der Planungsgruppe waren u.a. die Information der Grundschuleltern, die Planung der Einschulung und Kennenlernphase, das Raumkonzept und die Raumgestaltung, die Rhythmisierung des Schultages, die teilgebundene Ganztagsschule, die Pausengestaltung, der Umgang mit Hausaufgaben, die Teambildung, die individuelle Lernentwicklung und ihre Dokumentation sowie die Überarbeitung des Methodenkonzeptes für den Jahrgang 5.


Auch im laufenden Schuljahr geht die Schulentwicklung weiter, u.a. mit der neuen Zusammensetzung sämtlicher Gremien, der Überarbeitung der schuleigenen Lehrpläne für die Jahrgänge 6-10, der Überarbeitung des Ganztagskonzeptes, der Prüfung neuer Lehrwerke, der Umsetzung des Konzeptes für Tagesfahrten und mehrtägige Klassenfahrten, des Förderkonzeptes sowie des Konzeptes für die Berufsorientierung.


Die Schule hat ein jahrgangsbezogenes Konzept entwickelt und sieht vor allem Vorteile und Chancen für die SchülerInnen durch die grundsätzlich gemeinsame Beschulung aller angemeldeten SchülerInnen, durch kleinere Lerngruppen in den Fächern Mathematik und Englisch (in Hohenkirchen auch in Deutsch), sehr gute Fördermöglichkeiten und gute Bedingungen für die Individualisierung und Differenzierung.


Jeder Jahrgang verfügt über einen eigenen Gruppenraum sowie über zusätzliche Schulzeiten mit Sozialtraining, ein begleitetes selbständiges Lernen und die Stärkung des musisch-kreativen-sportlichen Bereiches werden ermöglicht.


Allerdings würde es Probleme für kleiner werdende Schulen wie die Oberschule Hohenkirchen in der personellen Ausstattung geben, da sie z.B. aufgrund der Unterschreitung der Quote von 270 Schülern keine didaktische Leitung erhalten haben. Auch sei es oftmals schwierig, wegen der exponierten Lage des Wangerlandes Nachwuchslehrkräfte zu rekrutieren.


Sodann berichtet Herr Vogt von einem sehr bewegten und interessanten ersten Jahr an der Oberschule Sande. Es ist wie in Hohenkirchen eine Planungsgruppe eingerichtet worden, die bis heute 24mal getagt hat.


Frau Kohake-Tedsen hat zum 01.02.2012 die didaktische Leitung an der Oberschule Sande übernommen.


Aus der Sicht der Oberschule Sande sei wie bei der Oberschule Hohenkirchen der jahrgangsbezogene Unterricht für die Schüler und Eltern das bevorzugte System.


Die Oberschule Sande hätte in der Jahrgangsstufe fünf 70 Schüler, die Schülerzahlen hätten sich erheblich gesteigert und das Kollegium sei vergrößert worden.


Das Kollegium hätte nun ein Durchschnittsalter von ca. 35 Jahren und sei hoch motiviert.


Die besseren Schüler würden zusätzlichen Forderunterricht erhalten und werden sonst weiter im Klassenverband unterrichtet, so dass sie andere Schüler mit unterstützten. Die Eltern hätten dies positiv aufgenommen.


Herr Vogt lädt alle Anwesenden zum Tag der offenen Tür an der Oberschule Sande am 16.03.2012 ein, damit man sich persönlich von der Schule einen Eindruck verschaffen könne.


Insgesamt sei die Art der Differenzierung sehr gelungen.


Es würden 70 % der Schüler am offenen Ganztag an zwei Tagen und 80 % der Schüler an einem Tag teilnehmen.


Außerdem habe die Oberschule Sande das Fach „SAM“ eingeführt, welches für Sozialtraining, Arbeitstechniken und Medienkompetenz steht.


Die Schule habe weiterhin sozialpädagogische Stunden erhalten.


Nach derzeitigem Stand müsse anscheinend auch kein Schüler die Klasse wiederholen, was die Schule auf die positiven Effekte der Einführung der jahrgangsbezogenen Oberschule zurückführt.


Insgesamt identifizieren sich Eltern und Schüler mit der Schule.


Die Frage, ob aus ihrer Sicht die jahrgangsbezogene Oberschule sowohl für die Haupt- als auch für die Realschüler die bessere Lösung sei, wurde sowohl von Frau Paasman als auch von Herrn Vogt bejaht.


Die Frage, ob die didaktische Leitung und die sozialpädagogische Arbeit an der Oberschule Sande gesichert seien, wird von Herrn Vogt bejaht.



Frau Büürma von der Nds. Landesschulbehörde geht auf die Ausführungen von Frau Paasman ein und erläutert, warum die Oberschule Hohenkirchen keinen Anspruch auf eine didaktische Leitung habe.


Aus den Reihen der Zuschauer wird die Frage gestellt, wie die Differenzierung an der Oberschule Hohenkirchen stattfinde. Frau Paasman erläutert, dass in Mathematik und Englisch eine äußere Fachleistungsdifferenzierung im Jahrgang 6 durchgeführt werden würde.


Frau Bödecker dankt Frau Paasman und Herrn Vogt für ihre Ausführungen und Erläuterungen.


Frau Schläger, Haupt- und Realschule Varel, erklärt, dass der Diskussionsprozess bei der HS/RS Varel über die Umwandlung in eine Oberschule seit ca. einem Jahr geführt wird. Es sei noch nicht entschieden, ob die Oberschule jahrgangsbezogen oder schulzweigbezogen geführt werden soll. Sie bitte um Verständnis dafür, dass es voraussichtlich noch bis Ostern andauern werde und sie daher nicht sagen könne, für welches Modell sich die Schule entscheiden werde.


Die Oberschule und die teilgebundene Ganztagsschule sind bereits vom Schulträger beantragt worden (s. oben), eine Planungsgruppe ist eingesetzt.


Eine Integrationsklasse mit 6 Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist beantragt und es werden 4 Tage Ganztagsangebote für alle Schüler bereitgestellt. An diesen Nachmittagen finden besondere Projekte auch außerhalb der Schule statt, so z. B. das Projekt „Bootsbau“.


Lehrerfortbildungen zur inneren Differenzierung seien geplant, ein gemeinsames Förderkonzept mit dem Lothar-Meyer-Gymnasium und der Haupt- und Realschule Obenstrohe bestehe bereits.


Der Diskussionsprozess in der Schule über künftige Organisationsstrukturen der Oberschule sei noch nicht abgeschlossen, weil Frau Schläger breite Mehrheiten in ihrem Kollegium für ein Modell gewinnen möchte.

Der Vertreter des Kreisschülerrates (Herr Nico Blume) und die Vertreterin des Kreiselternrates (Frau Martina Esser) bitten darum, Schülerinnen/Schüler und Erziehungsberechtige bei den weiteren Planungen stärker zu beteiligen.


Herr Burgenger weist auf den Kreistagsbeschluss hin, nachdem die beantragten Oberschulen vor allem jahrgangsgebunden geführt werden sollten um eine hohe Durchlässigkeit im System zu gewährleisten.

Frau Büürma macht deutlich, dass die Planungsgruppe und später der Schulvorstand der Schule entscheide, in welcher Form die Oberschule ausgestaltet wird. Ob sie mithin jahrgangsbezogen oder schulzweigbezogen arbeite, liege nicht in der Entscheidungskompetenz des Schulträgers.


Hierzu wurde auch die Auffassung vertreten, dass man die Schule im Rahmen der Planungsgruppe doch erst einmal arbeiten lassen sollte und der Elternwille sicherlich von der Schule berücksichtigt würde.



Auf die Frage von Frau Esser, ob die Eltern eine Wahlmöglichkeit zwischen der Oberschule Varel und der Oberschule Varel-Obenstrohe hätten, wenn diese ihre Oberschulen unterschiedlich ausgestalteten, macht Herr Thöle deutlich, dass die Schulbezirksgrenzen weiter zu beachten seien, da die Oberschulen, egal wie sie ausgestaltet sind, den gleichen Bildungsgang darstellten.


Der Ausschuss bedankt sich bei Frau Schläger für ihre Ausführungen. Sie wird gebeten, im nächsten Ausschuss am 23. April 2012 über die Ergebnisse der Beratungen erneut zu berichten.


Die Ausführungen werden zur Kenntnis genommen.