Begründung:
Hintergrund:
In
einigen Bereichen der Bundesrepublik
Deutschland sind bereits mit guten Erfahrungen Ersthelfer-Alarmierungssysteme im Einsatz (z.
B. auch im Bereich der Großleitstelle Oldenburg – LK Wesermarsch, LK Ammerland,
LK Cloppenburg, LK Vechta, Stadt Oldenburg, Stadt Delmenhorst).
Ziel
dieser Ersthelferalarmierungen ist es, das „therapiefreie Intervall“ bis zum
Eintreffen des Rettungsdienstes bei
bestimmten Notfällen (insbesondere bei Herz-Kreislauf-Stillständen) durch in
der Nähe befindliche, qualifizierte Erstelfer zu überbrücken.
Die
Funktionsweise dieser Alarmierungssysteme (Mobiltelefon / App-basiert) besteht
darin, dass aus dem Einsatzleitsystem der Rettungsleitstelle heraus bei
bestimmten Einsatzstichworten die Alarmierung der Ersthelfer angeschoben wird.
Hierzu wird über das System georeferenziert geortet, ob sich ein (oder mehrere)
zuvor registrierte und qualifizierte Ersthelfer in der Nähe des Notfallortes
aufhalten. Ist dies der Fall, und nehmen die Helfer eine Alarmierung an, so
bekommen diese einen Einsatzauftrag auf ihr Smartphone mit der Bezeichnung des
Notfalles und des Notfallortes (mit Wegebeschreibung). Diese können dann bis
zum Eintreffen der Rettungsmittel die Erstmaßnahmen (z. B. Reanimation)
durchführen.
Gerade
im ländlichen Räumen wie dem Landkreis Friesland wäre ein solches System
sinnvoll. Die Verwaltung schlägt daher die Einführung eines solchen Systems für
den Landkreis Friesland vor. Dies ersetzt jedoch in keinster Weise den
Rettungsdienst, sondern stellt lediglich eine sinnvolle Ergänzung der
Rettungskette dar.
Mögliche
Umsetzung:
Es
gibt derzeit drei im Bundesgebiet verfügbare Systeme, die in ihren Grundzügen
alle die gleiche Funktionsweise haben. Die Verbreitung der Systeme variiert von
einer bis zu rd. 30 derzeitigen Anwendungen bei verschiedenen
Gebietskörperschaften.
Eine
mögliche Umsetzung gliedert sich bei allen Systemen in zwei Bereiche:
1.) Systemseite
Vorstellung der einzelnen Systeme (Stärken
/Schwächen)
Festlegung von Auswahl-/Leistungskriterien
Beschaffungs-/Vergabeverfahren
Projektphase (Implementierung / Pilotphase)
Regelbetrieb
2.)
Leitstellenseite
Auf Seite der Leitstelle ist eine Schnittstelle
zum jeweiligen (ausgewählten) System zu schaffen, damit die Alarmierung von der
Erfassung der Notfalldaten im Einsatzleitsystem zum Ersthelfersystem übergeben
werden kann.
Nach
einer Entscheidung für ein bestimmtes System ist von einer Projektlaufzeit von
ca. 6 Monaten bis zum Probebetrieb (Dauer 3 Monate) auszugehen.
Kosten:
Auch
die Kosten teilen sich in die Bereiche
-
Systemkosten
-
Leitstellenkosten
Die Systemkosten gliedern sich in fixe
Kosten und variable Kosten.
Bei
den fixen Systemkosten ist nach derzeitigen Erhebungen mit einem Betrag von
max. 20.000 € (brutto) / Jahr zu
rechnen.
Zudem
ist erfahrungsgemäß als variable Kosten ein Betrag in Höhe von 5.000 € bis 8.000 € / Jahr für allgemeine Kosten
(Ausstattung der Helfer mit Masken etc. / Helferbindung / Versicherung/ usw.)
notwendig.
Hinzu
kommt ein Stellenanteil für die administrativen Angelegenheiten in der
Verwaltung.
Bei
den Leitstellenkosten handelt es
sich ausschließlich um Kosten zur Herstellung der Schnittstelle. Diese könnten
nach ersten Recherchen bis zu 70.000 €
betragen. Hier sollte sich jedoch durch
Verhandlungen eine deutliche Reduzierung erreichen lassen.
Die
Leitstellenkosten würden beim Zweckverband „Gemeinsame Leitstelle
Friesland-Wilhelmshaven“ anfallen und müssten über die zu zahlende Verbandsumlage ganz oder teilweise (hierzu sh.
Punkt „Zusammenarbeit mit anderen Gebietskörperschaften) vom Landkreis
Friesland getragen werden. Eine Geltendmachung bei den Kostenträger
(Krankenkassen) ist hierfür nicht möglich.
Zusammenarbeit mit anderen
Gebietskörperschaften:
Die
Einführung eines Ersthelferalarmierungssystems ist unmittelbar mit dem Tätigkeitsfeld der Rettungsleitstelle
verbunden. Nur aus dem dort betriebenen Einsatzleitsystem heraus kann die Ersthelferalarmierung angeschoben
werden.
Insofern
wäre aufgrund der gemeinsam betriebenen Leitstelle nur eine Zusammenarbeit mit
der Stadt Wilhelmshaven zielführend. Andere Kooperationen z. B. mit dem
Landkreis Wesermarsch im Rahmen der Gesundheitsregion Jade-Weser oder dem
Landkreis Wittmund kommen aufgrund der Zugehörigkeit zu anderen Leitstellen
nicht in Betracht.
In
einem ersten, unverbindlichen, Gespräch mit der Stadt Wilhelmshaven ist zum
Ausdruck gekommen, dass auch die Stadt Wilhelmshaven sich vorbehaltlich
politischer Entscheidungen, die Einführung einer solchen Ersthelfer-App
vorstellen kann. Auch wenn jede Gebietskörperschaft die Einführung in ihrem
Bereich eigenständig vornehmen müsste, wäre hier eine Zusammenarbeit aufgrund
der „Gemeinsamen Leitstelle Friesland-Wilhelmshaven“ als alarmgebende Stelle
sinnvoll. Insbesondere ist dies im Hinblick auf die Ausschreibung / Vergabe
sinnvoll, um hier zu einem einheitlichen Produkt zu kommen, was auch wieder in
Bezug auf die genannten Schnittstellenkosten
für die Leitstelle von wesentlicher Bedeutung wäre. Hier käme dann eine Teilung der Kosten in
Betracht.
Sollte sich diese Zusammenarbeit ergeben, wäre eine
solche Ersthelfer-App im Gesamtbereich der Gesundheitsregion Jade-Weser im
Einsatz, da der Landkreis Wesermarsch bereits über eine derartige App verfügt.
Vorbehaltlich der grundsätzlichen politischen Entscheidung über die Einführung eines Ersthelfer-Alarmierungssystems im Landkreis Friesland sind die Kosten hierfür im Haushaltsentwurf der Verwaltung für das Jahr 2021 veranschlagt worden.
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung wird beauftragt, die Einführung eines App-basierten Ersthelfer-Alarmierungssystems für den Landkreis Friesland umzusetzen.
Anlage:
keine