Sitzung: 13.02.2018 Ausschuss für Umwelt, Abfall und Landwirtschaft
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Enthaltung: 1
Vorlage: 0350/2018
Beschluss:
1.
Der
Umweltausschuss des Landkreises Friesland beschließt, dass im Rahmen der
internationalen Kampagne von TransFair „Fairtrade-towns“ der faire Handel auf
lokaler Ebene gefördert wird und sich der Landkreis Friesland entsprechend der
fünf Bewerbungskriterien um den Titel „Transfair-Kreis“ bewirbt. Die für eine
Verleihung des Titels erforderlichen Kriterien sind von der Verwaltung
schnellstmöglich zu recherchieren und zu erfüllen.
2. Der Umweltausschuss gibt die Bewerbung an den Kreistag, zur Erstellung des geforderten Kreistagsbeschlusses nach Nr. 1 der Anforderungskriterien zur Vergabe des Titels „Fairtrade-Kreis“, weiter.
1992 starte der gemeinnützige Verein TransFair seine Arbeit mit dem
Ziel, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu
fördern und durch den Fairen Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu
verbessern. Der Faire Handel unterstützt Produzentinnen und Produzenten,
insbesondere benachteiligte kleinbäuerliche Familien in den Entwicklungsländern,
um ihnen eine menschenwürdige Existenz aus eigener Kraft zu ermöglichen. Zum
Beispiel decken die festgelegten Mindestpreise die Produktionskosten und
sichern so das Existenzminium. Die gezahlten Aufschläge ermöglichen eine
Investition in die Zukunft. Die Standards des Fairen Handels entsprechen den
internationalen Standards der Fairtrade Labeling Organization International
(FLO). Die unabhängige FLO-CERT GmbH mit Sitz in Bonn stellt sicher, dass die
Produkte mit dem Fairtrade-Siegel nach den internationalen FLO-Standards
produziert und gehandelt werden. Die Kampagne „Faitrade-Towns“ startete im
Jahre 2000 mit großem Erfolg in Großbritannien. Weltweit existieren über 600
Fairtrade-Towns, wie z.B. London, Rom, Brüssel, San Francisco und Kopenhagen
(siehe auch Anlage 1+2+3).
In Deutschland wird die Kampagne seit Januar 2009 durchgeführt. Die
Kreisstadt Jever (seit 2016 Bewerbungsverfahren) zählt neben Aurich und
Oldenburg zu den ersten Fairtrade-Towns in Weser-Ems. Auf Initiative von Gerd
Pöppelmeier, Mitglied im Klimaschutzbeirat des Landkreises Friesland, soll auch
der Landkreis Friesland den Fairen Handel auf lokaler Ebene fördern und sich
als „Fairtrade-Kreis“ (fairtrade district) im Rahmen der internationalen
Kampagne bewerben. Dabei will der Kreis auf den Erfahrungen der Kreisstadt und
der lokalen Kirchengemeinde aufbauen.
Eine Fairtrade-Town kann ein Kreis, eine kreisfreie Stadt, eine
Gemeinde/Stadt, ein Dorf oder eine Region sein. Der Status wird verliehen, wenn
die folgenden fünf weltweit einheitlichen Kriterien erfüllt sind:
1.
Es
liegt ein Beschluss des Kreistages vor, dass bei allen Sitzungen des Kreistages
und seiner Ausschüsse sowie im Büro des Landrates Fairtrade-Kaffee (in
Friesland Tee!) sowie ein weiteres Produkt aus Fairem Handel (z.B. Zucker,
Kekse, Saft) verwendet wird. Die Umstellung auf fair beschaffte Produkte muss
nicht immer zu (größeren) Mehrkosten führen. Fair gehandelten Kaffee oder Tee
bieten z. B. bereits mehrere Discounter zu günstigen Preisen an. Auf die Tasse
oder Glas umgerechnet ergeben sich meist nur wenige Cent mehr für einen fair
gehandelten Kaffee, Tee oder Orangensaft.
2.
Es wird die Entscheidung getroffen, als Kreis
den Titel „Fairtrade-Kreis“ anzustreben.
Es wird eine lokale Steuerungsgruppe
gebildet, die auf dem Weg zum „Fairtrade-Kreis“ die Aktivitäten vor Ort
koordiniert. Die Steuerungsgruppe beim Landkreis Friesland setzt sich
beispielsweise zusammen aus jeweils einer Vertreterin/einen Vertreter
- der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- der Klimaschutzbeauftragten
- der Wirtschaftsförderung
- des Einzelhandels/
Dienstleistungsbetrieben.
Bei Bedarf sind Vertreterinnen/Vertreter aus
Kirchen, Nichtregierungsorganisationen, Schulen, Vereinen und Medien
hinzuzuziehen.
3.
In den
lokalen Einzelhandelsgeschäften werden gesiegelte Produkte aus fairem Handel
angeboten und in Cafes und Restaurants werden Fairtrade-Produkte ausgeschenkt.
Die Anforderung ist nach Einwohnerzahlen gestaffelt; im Landkreis Friesland mit
rd. 100.000 Einwohnern müssen dies 20 Geschäfte und 10 Gastronomiebetriebe mit
je 3 Produkten sein.
4.
In
öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen werden
Fairtrade-Produkte verwendet und es werden dort Bildungsaktivitäten zum Thema
„Fairer Handel“ durchgeführt. Bei rd. 100.000 Einwohnern bedeutet dies, dass
mind. 1 Schule, 1 Kirchengemeinde und 1 Verein sich beteiligen müssen. Im
Landkreis Friesland existieren bereits derartige Initiativen; beispielsweise
bewirtet eine Jeversche Schule die Mittagsverpflegung (Mensa) aus fair gehandelten
Produkten. Über den Status Quo hinaus soll mit Hilfe von Ergänzungsmaßnahmen
z.B. durch Lehrerfortbildungen die Sensibilisierung und das Bewusstsein zu
diesem Thema in den Schulen gesteigert werden.
5.
Die
örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zum
„Fairtrade-Landkreis“. Es müssen in einem Jahr mindestens vier Medienartikel zu
dem Thema Fairtrade und dem Bewerbungsprozess des Landkreises zur Fairtrade
Town veröffentlicht werden, dass eine kontinuierliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
maßgeblich dazu beiträgt, das Bewusstsein für eine „globale Verantwortung“ und
„fairer Handel“ in der Bevölkerung zu steigern.
Darüber hinaus soll Im Rahmen des eigenen kommunalen Handelns die
Kreisverwaltung prüfen, inwieweit Produkte aus Fairem Handel im Rahmen des
Beschaffungswesens grundsätzlich den Vorzug gegeben werden können (z.B. Bau,
Liefer- und Dienstleistungsaufträge).
Finanzielle Auswirkungen:
Die entstehenden Mehrkosten durch die Verwendung von Produkten aus
Fairem Handel werden aus den Budgets der betroffenen Fachbereiche beglichen.
Dabei berufen sich die Mehrkosten voraussichtlich auf:
Produkt
Mehrpreis in
€
Mehrpreis in % |
Tee (500 g)
13,96 €
174,59 % |
Zucker (500
g)
5,76 € 581,82 % |
Fruchtsaft 24 x 0,2
l
0,00
€
0,00%
|
Die insgesamt anfallenden Mehrkosten pro Jahr können nicht genau
beziffert werden, da aufgrund des Ausscheidens von Frau Eden im Sommer d. J.
2017 eine Änderung in der Bewirtung vollzogen wurde und noch nicht absehbar
ist, in welchem Umfange für einen längeren Zeitraum jetzt Tee und Kaltgetränke
(Wasser/Säfte) konsumiert werden. Die Kostensteigerung wird sich aber
vermutlich um ca. 500 € bewegen. Die genaue Summe kann erst Anfang
2019 beziffert werden.
Weiterführende Informationen zum Thema Fairtrade-town/District finden
Sie zudem unter https://www.fairtrade-towns.de/mitmachen/die-fuenf-kriterien/