Sitzung: 09.12.2020 Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus, Kreisentwicklung und Finanzen
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Vorlage: 1102/2020
Begründung:
Siehe die an die Fraktionen gegangenen
Beratungsunterlagen:
- Haushaltssatzung und Gesamtübersicht Ergebnishaushalt und
Finanzhaushalt;
- Produktkatalog (Erträge/Aufwendungen aller Produkte des
Ergebnishaushalts);
- Investitionsprogramm (Übersicht aller geplanten Investitionen);
- Masterplan Schulen/Bau;
Der Ergebnishaushaltsplan 2021 ist zum ersten Mal seit
Einführung der Doppik in Erträgen und Aufwendungen nicht mehr ausgeglichen.
Dies gilt auch für die mittelfristige Planung im Zeitraum 2022-2024.
Die Erträge belaufen sich auf 203.830.943 €, die
Aufwendungen auf 207.542.180 €, so dass der Entwurf des Ergebnishaushaltes 2021
mit einem Fehlbetrag von rund 3.711.237
€ abschließt.
Im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung des Jahres
2020 wurde für das Jahr 2021 noch mit einem positiven Ergebnis in Höhe von rund
2,65 Mio. € gerechnet.
Hinsichtlich der Ansätze der Schlüsselzuweisungen und
Zuweisungen für Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises und für die
Berechnung der Finanzausgleichs- und der Kreisumlagebeträge konnten noch nicht
die vom Landesbetrieb für Statistik berechneten „vorläufigen Grundbeträge“ zu
Grunde gelegt werden. Die Ansätze beruhen daher
auf einer Schätzung auf Grund der Orientierungsdaten mit um 5,8 %
verminderten Steuereinnahmen.
Der Haushaltsplanentwurf 2021 wird durch die
finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie bestimmt, hierzu zählen
maßgeblich direkte Mehraufwendungen von ca. 2,5 Mio. € für u.a. Untersuchungen
und Schutzkleidung und im Weiteren die Einplanung einer Verlustabdeckung für
die Friesland-Kliniken in Höhe von 2,54 Mio. €.
Im Finanzhaushalt beläuft sich der Saldo aus laufender
Verwaltungstätigkeit im Finanzhaushalt auf nur noch 4.422.155 €. Im Jahre 2020
betrug dieser noch 13,6 Mio. €.
Der Saldo für Investitionstätigkeit im Entwurf für den
Finanzhaushalt 2021 beläuft sich auf -22.042.665 €. Es wird daher eine
Netto-Kreditaufnahme in Höhe von 15.061.200 € für Investitionen erforderlich
werden. Gleichzeitig sind weitere 2.559.310 € durch einen Abbau von Liquidität,
ggf. auch durch Kassenkredite zu finanzieren.
Es wird um Beschlussfassung im Sinne des
Beschlussvorschlages gebeten.
Protokoll:
Herr Reent Janßen erläutert den Entwurf des Haushaltsplans 2021 anhand einer Powerpoint-Präsentation. Nach
den neuesten Zahlen weist der Finanzhaushalt des Landkreises nunmehr ein
vermindertes Defizit in Höhe von 690 Tsd. €, gegenüber vorher 3,71 Mio. €, aus.
Die Investitionen betragen insgesamt 22,0
Mio. €. Daraus ergäbe sich dann eine Nettokreditaufnahme in Höhe von 14
Mio. €. Hinsichtlich der Details wird auf die als Anlage beigefügte
Präsentation sowie auf die ebenfalls beigefügten Unterlagen zur Abstimmung der
Kämmerer der Gemeinden im Landkreis verwiesen.
In der folgenden Diskussion werden die unterschiedlichen Standpunkte der
verschiedenen Parteien dargestellt:
Herr Pauluschke verweist auf die hohen geplanten Schulden des
Landkreises und bat um nähere
Erläuterung des Zahlenwerks.
Schulden in Höhe von 14 Mio. € in 2021 und von insgesamt nahezu 80 Mio. € in
den Folgejahren seien auf Dauer sehr hoch. Trotzdem sei der nun vorgelegte
Entwurf insgesamt ausgewogen und setze richtige Schwerpunkte.
Herr Landrat Ambrosy teilt die Auffassung, dass die geplante
Nettokreditaufnahme sehr hoch sei und nennt als wesentliche Gründe die
Corona-Pandemie und den zeitlich begrenzten erhöhten Personalaufwand aufgrund
der Corona-Entwicklung.
Er wies jedoch auch auf positive Punkte im Haushalt hin:
Das Land Niedersachsen habe seine Zusicherungen eingehalten und habe den
Städten und Gemeinden im Landkreis Friesland die Gewerbesteuereinnahmeausfälle
vollständig ersetzt, die durch die Corona-Krise entstanden seien. Insgesamt
seien 4,3 Mio. € durch das Land erstattet worden. Ansonsten wäre die
finanzielle Situation der Kommunen deutlich schlechter. Außerdem schlage der
Landkreis vor, die Kreisumlage um vier Punkte auf 46 Punkte abzusenken. (Jeder
Punkt der Kreisumlage entspricht im Jahr 2020 etwa 1,05 Mio. € und im Jahr 2021
voraussichtlich 1,18 Mio. €.) Dies müsse bei einer Gesamtbewertung
berücksichtigt werden. Der Grundsatz der Sparsamkeit werde beachtet. Trotzdem
würden Schwerpunkte gesetzt und Investitionen nicht gekürzt. So würden z.B. die
Masterpläne Schulen und Straßenbau/Radwege ungekürzt umgesetzt.
Herr Homfeldt kritisiert die hohe Neuverschuldung und mahnt größere
Sparanstrengungen seitens des
Landkreises an. Er fordert, die Finanzplanung müsse überprüft werden. Es sei
zudem eine kritische Überprüfung sämtlicher Aufgaben, Ausgaben und
Investitionen notwendig, um den geänderten finanziellen Rahmenbedingungen
Rechnung zu tragen. Die Senkung der Kreisumlage sei aus seiner Sicht ein
Ablenkungsmanöver.
Die CDU-Fraktion beantragt, dass die Kreisumlage auf 46 Punkte gesenkt
wird. Es soll außerdem die per Dauerbeschluss verabschiedete jährliche
Zuwendung in Höhe von 1,7 Mio. € als Beteiligung des Landkreises an den
Kinderbetreuungskosten auch weiterhin (also neben der Kreisumlagesenkung) an
die Kommunen ausgezahlt werden. Außerdem soll der derzeitige Betreuungsvertrag
zwischen Kommunen und Landkreis überarbeitet werden. Ziel sei eine Anpassung
der Kostenbeteiligung des Landkreises an den ungedeckten Personalkosten (Erzieher
und Sozialarbeiter) der Kommunen. Es
wird eine gestaffelte Kostenübernahme seitens des Landkreises von bis zu 100
Prozent bis zum Haushaltsjahr 2025 angestrebt.
Herr Just bemängelt die starke Schuldenaufnahme, die so nicht dauerhaft
hingenommen werden könne. Er fordert ein Konzept zur Prüfung sämtlicher
Investitionen. Notfalls müssten diese gekürzt oder verschoben werden.
Landrat Ambrosy verweist hierzu auf die mit den Hauptverwaltungsbeamten
vereinbarte neue Verfahrensweise. Danach sollen künftig auch unterjährig die
wesentlichen Haushaltszahlen mit ihren Ist-Werten (und nicht nur mit den Plan-Werten) sowie die
tatsächlichen Bedarfe ermittelt und zwischen den Kämmerern ausgetauscht werden.
Dem Ergebnis dieser Bestandsaufnahme der Kämmerer soll die Leistungsfähigkeit
der jeweiligen Kommune gegenübergestellt werden. Das sei voraussichtlich im
Februar oder März 2021 möglich. Herr Ambrosy regt an, diese Zahlen vor einer
abschließenden Bewertung abzuwarten.
Herr Müller betont die Notwendigkeit einer stärkeren Priorisierung von
Investitionen. Diesbezüglich bestehe bei seiner Partei jedoch noch
Abstimmbedarf. Er werde sich deshalb bei der Abstimmung enthalten.
Herr Just fordert ebenfalls eine stärkere Priorisierung von
Investitionen. Dabei sollte auf vorhandene Ist-Zahlen zurückgegriffen werden.
Im Bereich der Stadt Schortens würden mittlerweile fast 100 Prozent der von der
Stadt selbst beeinflussbaren Steuern für KiTa-Kosten aufgewendet. Dabei handele
es sich bei der Kinderbetreuung ursprünglich um eine Aufgabe des Landkreises
Friesland.
Herr Homfeldt weist ebenfalls darauf hin, dass es sich um eine Aufgabe
des Landkreises handele, die jedoch per Vertrag auf die Kommunen übertragen
wurde. Dieser Vertrag sei nicht mehr zeitgemäß und bedürfe der Überarbeitung.
Zumindest seien die darin vorgesehenen Entschädigungszahlungen aufgrund der
Dynamik der Kostensteigerungen nicht mehr auskömmlich. Er fordert daher eine
Erhöhung der Entschädigungszahlungen im Rahmen einer Neuverhandlung des
Vertrages. Er verweist darauf, dass die Stadt Schortens inzwischen etwa 50 %
ihrer Einnahmen an den Landkreis Friesland abführe. Das sei auf Dauer
inakzeptabel.
Herr Pauluschke entgegnet, dass bei der Kita-Diskussion nicht nur über
Geld geredet werden müsse. Vielmehr müssten allgemeine Qualitätsstandards
festgelegt werden, um eine Vergleichbarkeit der Kosten von Kindertagesstätten
auf Kreisebene zu ermöglichen. Einsparungen bei Schülern seien gerade in
Corona-Zeiten jedoch nicht sinnvoll.
Herr Dieter Janßen begrüßt die nun vereinbarte bessere Zusammenarbeit
der Kämmerer ausdrücklich. Alle Investitionen bedürften auch weiterhin der
kritischen Überprüfung.
Herr Kühne weist auf die schriftliche Einlassung der Stadt Varel hin.
(Diese ist dem Protokoll als Anlage beigefügt). Zu einem späteren Zeitpunkt
wurde von der Stadt Varel mitgeteilt, dass auch die Stadt Schortens sich der in
der Anlage geäußerten Auffassung anschließt.
Herr Ratzel unterstreicht, dass der Landkreis Friesland seine
Verantwortung gegenüber den Kommunen bei der Frage der Übernahme von
Kita-Kosten grundsätzlich wahrnehme. Er bereichere sich nicht auf Kosten der
Kommunen.
Frau Esser merkt an, die Frage der Kita-Kosten sei für den Haushaltspan
2021 nicht relevant. Ein fairer Lastenausgleich sei erst bei Abwägung
sämtlicher Lasten und Bedarfe unter Berücksichtigung der jeweiligen
Leistungsfähigkeit und der tatsächlichen Ist-Zahlen möglich.
Nach der Diskussion wird über die verschiedenen Anträge abgestimmt.
Anlagen:
Haushaltseckpunkte 2021 (Vortrag von R. Janssen)
Abstimmung der Kämmereien Landkreis Friesland und Gemeinden