Sitzung: 20.12.2023 Kreistag des Landkreises Friesland
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 36, Nein: 0, Enthaltungen: 1, Befangen: 0
Vorlage: 0670/2023
Beschluss:
Der Haushaltssatzung und dem Haushaltsplan mit Investitionsprogramm für
das Haushaltsjahr 2024 wird zugestimmt.
Den Kreistagsabgeordneten sind ein neuer
„Beipackzettel“ mit Stand 20.12.2023 sowie ein aktualisierter Entwurf der
Haushaltssatzung des Landkreises Friesland für das Haushaltsjahr 2024 als
Tischvorlagen zur Verfügung gestellt worden (Anlagen), die Bestandteile des
Beschlusses sind.
Herr KTA Mandel führt aus, die finanzielle
Situation des Landkreises stelle eine schwierige Situation dar, die gemeinsam
gelöst werden müsse. Trotz der erschreckenden Zahlen sei der Haushalt im
Verhältnis zum Gesamtvolumen jedoch kein Untergang des Landkreises. Dies liege
auch an der umsichtigen Haushaltspolitik der letzten Jahre, in denen Schulden
abgebaut worden seien. Bei einem geplanten Minus in Höhe von mehr als 23,1 Mio.
€ im Ergebnishaushalt, könne es kein „Weiter so“ geben. Man werde sich
gemeinsam dafür einsetzen, dass diese Zahl am Ende des Jahres 2024 keine
Wirklichkeit wird. Der Haushalt 2024 sei wahr und klar, dafür bedanke sich die
Mehrheitsgruppe bei der Kämmerei. Dieser Dank gelte insbesondere Herrn Rocker,
der die Daten im Rahmen der Haushaltsklausurtagung erläutert habe, so dass
Änderungswünsche auf guter Grundlage eingebaut werden konnten.
Der Landkreis verfüge über keine eigene
Steuereinnahmequelle. Die Kreisumlage mache weniger als 70 Mio. € der rund 263,3
Mio. € der Erträge des Landkreises aus. Man behalte in diesem Jahr für die
kreisangehörigen Städte und Gemeinden eine Kreisumlage in Höhe von 53 Punkten,
mit Ausnahme der differenzierten Kreisumlage in Höhe von 70,8 Punkten für die
Stadt Schortens, bei. Die Kreisumlage werde 2024 nicht erhöht und die übrigen
kreisangehörigen Städte und Gemeinden finanzieren über die Kreisumlage nicht
die Übernahme der Tageseinrichtungen für Kinder von der Stadt Schortens mit. Es
erfolge zudem eine Direktzahlung an die Städte und Gemeinden für die
Trägerschaft ihrer Tageseinrichtungen für Kinder in Höhe von 11 Mio. €. Herr
KTA Mandel signalisiert Offenheit für eine Umstellung der Kreisumlage auf eine
Netto-Kreisumlage, um die Berechnungen transparenter zu gestalten; die
Netto-Kreisumlage für 2024 entspreche 44,78 Punkten. Entsprechende Gespräche
sollen in Kürze auf Ebene der Hauptverwaltungsbeamten geführt werden.
Es müsse zudem gemeinsam dafür gesorgt
werden, dass die von Bund und Land übertragenen Aufgaben sukzessiv abgebaut
oder auskömmlich finanziert werden. Diesbezüglich werde eine Resolution
vorbereitet.
Krise dürfe nicht zum Dauerzustand werden.
Die Menschen benötigen Sicherheit und Stabilität, dies werde mit der
Verabschiedung des gemeinsamen Haushaltes 2024, über Partei- und Gruppengrenzen
hinweg, geboten. Herr KTA Mandel bedankt sich für die konstruktiven Beratungen
im Vorfeld.
Das Defizit des Landkreises werde nicht mit
Rücklagen oder sonstigen Einnahmen ausgeglichen werden können und man werde
sich wieder verschulden müssen.
Die freiwilligen Leistungen ermöglichen das
gute Zusammenleben in Friesland und machen in der Summe lediglich 2,76 % des
Haushaltes aus, darunter u. a. die Volkshochschule und Musikschule, die aktive
Wirtschaftsförderung oder Angebote des sozialen Bereichs, die neben der
Unterstützung des Landkreises auch Förderungen hebeln können.
Es werde weiterhin in Schulen, Sporthallen
und Fahrradwege investiert. Somit werden zusätzliche schwarze Schulden, die in
den Folgejahren durch unterlassene Investitionen entstehen, verhindert.
Die vergangenen Haushalte sowie der
Haushalt 2024 zeigen, dass der Landkreis Friesland finanziell zu den
Friesland-Kliniken mit 2 Standorten stehe. Im Jahr 2024 seien 7,8 Mio. €
Verlustausgleich im Haushalt eingeplant; dies sei ein klares Zeichen in
Richtung der Patientinnen und Patienten, der Belegschaft sowie der beiden
Standorte. Zusätzlich seien mit veranschlagten 4 Mio. € Kofinanzierungen für
Investitionen in den Friesland-Kliniken gesichert.
Herr KTA Mandel wünscht sich im Rahmen
eines gemeinsamen Weges eine breite Mehrheit für den gemeinschaftlichen
Haushalt. Dies verbunden mit dem Ziel, die nicht auskömmlich finanzierten
Ausgaben des Landkreises zu reduzieren, um in Zukunft finanziell wieder Luft zu
bekommen.
Herr KTA Zillmer erklärt, der Haushalt sei
leider nicht zu verändern. Er freue sich, dass das Angebot, in diesen
schwierigen Zeiten über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten zu wollen, um das
Bestmögliche noch herauszuholen, angenommen worden ist.
Er begrüßt, dass im Januar 2024 eine
gemeinsame Resolution zum Konnexitätsprinzip verabschiedet werde und die MEZ
und HSP noch einmal gemeinschaftlich durchgearbeitet werden, damit für die
Verwaltung klare Aufgaben mit Priorisierung unter Berücksichtigung der
Haushaltslage vorgeben werden.
Auch Herr KTA Zillmer wirbt für eine breite
Mehrheit.
Frau KTA Esser schildert, in den
vergangenen Jahren habe sich die finanzielle Ausstattung der Landkreise in
Deutschland stetig verschlechtert. Die finanzielle Ausstattung sei inzwischen
so desolat, dass der Landkreis aus eigener Kraft keinen Ausgleich mehr
erreichen könne.
Im Jahr 2024 werde man dies gegenüber Bund
und Land anbringen. Der Fehlbetrag aus den Aufgaben des übertragenen
Wirkungskreises entspreche dem Fehlbetrag im Ergebnishaushalt. Wenn Bund und
Land für ihre Aufgaben aufkommen, wäre der Haushalt somit ausgeglichen. Für
notwendige Investitionen werde jedoch ein Plus benötigt. Deshalb werde auch
eine höhere Pro-Kopf-Zuweisung vom Land benötigt.
Im Jahr 2024 soll wieder investiert werden;
unterlassene Investitionen seien Schulden in der Zukunft. Es schmerze, den
erfolgreichen Schuldenabbau der vergangenen Jahrzehnte aufzugeben und die für
2024 geplanten Investitionen vollständig über Schulden finanzieren zu müssen.
Für das Jahr 2024 soll bewusst auf eine Erhöhung der Kreisumlage verzichtet
werden und es werde für einen Schulterschluss mit den kreisangehörigen Städten
und Gemeinden geworben, um die berechtigten Forderungen gegenüber Bund und Land
gemeinsam voranzubringen. Dies müsse gelingen, denn ein dysfunktionales
Gemeinwesen führe in die Politikverdrossenheit; dies gefährde unsere
Demokratie.
Frau KTA Esser bittet um Zustimmung zu dem
Haushalt 2024.
Herr KTA Neugebauer erklärt, es sei im
Grunde alles Wichtige gesagt worden. Er möchte in die Zukunft schauen und
appelliert, die „Kämmererrunde“ wieder richtig ernst zu nehmen. Er begrüße die
Bestrebungen mit der Stadt Schortens über die Tageseinrichtungen für Kinder
einen Vertrag analog Wangerooge abzuschließen, um die unterschiedlichen
Finanzierungssysteme von 3 auf 2 zu reduzieren. Erstmalig könne er für Zukunft
Varel der Kreisumlage zustimmen.
Herr Landrat Ambrosy antwortet, dass die
Arbeitsgemeinschaft der Kämmerer sehr ernst genommen werde, man ist jedoch
nicht immer gleicher Meinung; dies sei ein Unterschied. Er habe zudem
Verständnis für die Diskussionen über die Kreisumlage, da die Haushalte der Städte
und Gemeinden ebenfalls belastet seien.
Bund und Land haben Aufgaben übertragen und diese nicht auskömmlich finanziert, dies führe zu dem Defizit im Ergebnishaushalt. Ein Ausgleich über die Kreisumlage wäre kein Ansatz gewesen, da dies zur Spaltung der kommunalen Familie führe und die eigentliche Lösung, den kommunalen Finanzausgleich und die Auskömmlichkeit von Gesetzen herzustellen, nicht herbeiführe. Es könne zudem nicht sein, dass ein gesetzlich vorgeschriebener Haushaltsausgleich durch Einsparungen in eigener Zuständigkeit erfolge, obwohl Bund und Land das Problem verursacht haben. Herr Landrat Ambrosy prognostiziert, dass in ca. 3 Jahren alle Landkreise in Niedersachsen im Defizit sein werden. Mit dem Haushalt 2024 werde ein wichtiges und richtiges Zeichen gesetzt; es werde investiert (insbesondere massiv in die Bildung) und man spare nicht beim eigenen Wirkungskreis. Er bedankt sich bei den Kreistagsabgeordneten für die Beratungen und bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die im 4. Jahr der Krise immer noch das Beste herausholen. Abschließend bedankt sich Herr Landrat Ambrosy bei den kreisangehörigen Städten und Gemeinden.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig beschlossen
Ja: |
36 |
Nein: |
0 |
Enthaltung: |
1 |