Der Sachstand wird zur Kenntnis genommen.


Als Anlage 1 liegt die Anfrage der MMW vom 20.02.2010 zu den Jugendwerkstätten in Friesland bei.


Zur Begründung wird auf den Inhalt der anliegenden Anfrage verwiesen. Dem Kreistagsabgeordneten Iko Chmielewski wird in der Sitzung Gelegenheit gegeben, den Antrag zu erläutern.


Seitens der Verwaltung wurden die Volkshochschule Friesland-Wittmund als Betreiber der Jugendwerkstätten im Bereich der Landkreise Friesland und Wittmund und das Job-Center Friesland um Stellungnahmen gebeten. Sobald diese Stellungnahmen vorliegen werden diese nachgereicht oder in der Sitzung vorgelegt.


Zur Erläuterung der in dem Schreiben aufgeworfenen Fragestellungen wird darauf hingewiesen, dass der Landkreis Friesland sich schon frühzeitig mit der Gesamtproblematik auseinander gesetzt hat.


Neben den klassischen Hilfemustern des Achten Buches Sozialgesetzbuch (SGB VIII) hat der Landkreis Friesland das Konzept HAnd in HaND entwickelt. Inhaltlich geht es in diesem Konzept um Bildung, Prävention, Frühe Hilfen und Betreuung bis hin zur Begleitung von jungen Volljährigen. Im weiteren wird auf die Konzeption „Bildungsregion Friesland“ verwiesen.


Jugendprobleme wie Überschuldung, Drogen usw. werden durch die Schuldnerberatung und die Jugendgerichtshilfe des Landkreises, den Verein „Jugendberatung-, -therapie und -weiterbildung e.V.“ als Träger der Fachstelle Sucht und Suchtprävention SBB Friesland und die Erziehungsberatung des SOS Hilfeverbundes Wilhelmshaven-Friesland abgedeckt.


Eine intensive Betreuung kann außerdem durch den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Landkreises und das Pro-Aktiv-Center Friesland erfolgen. Das Pro-Aktiv-Center betreut individuell beeinträchtigte und sozial benachteiligte junge Menschen im Alter zwischen 14 und 27 Jahren und möchte den Zugang zu Beschäftigung sowie ihre soziale Integration verbessern. Das Pro-Aktiv-Center unterstützt die Aufgabenwahrnehmung der örtlichen Träger der Jugendhilfe nach § 13 SGB VIII und ergänzt die Leistungen des SGB II bzw. des SGB III.


Im Bereich der Schulbildung gibt es verschiedene Möglichkeiten des Erwerbs von Abschlüssen.



Mit der Nachreichung vom 08.03.10 wurde die Vorlage um die Stellungnahmen der VHS Friesland-Wittmund (sh. Anlage 2) und des Job-Centers Friesland (sh. Anlage 3) ergänzt.



Herr Chmielewsky begründete in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses seinen Antrag. Aus seiner Sicht müsse man sich den Jugendlichen jetzt z.B. in einer Jugendwerkstatt widmen, um nicht später Probleme mit ihnen zu haben. Zusätzlich verwundere ihn die Aussage des Job-Centers, dass keine Qualifizierung einiger Jugendlicher mehr möglich sei.


Herr Wehnemann erklärte, der Landkreis versuche durchaus seinen Teil zur Qualifizierung von Jugendlichen beizutragen, wie auch der Vorlage zu entnehmen wäre. Auch das Job-Center Friesland versuche dazu beizutragen, die Zahlen sprechen für eine gute Entwicklung. Man könne zwar bemängeln, dass man z.B. eine Jugendwerkstatt nicht mehr habe, aber andererseits gebe es keinen Bedarf mehr.


Herr Eden von der Volkshochschule Friesland-Wittmund führte aus, die Jugendwerkstätten waren zu Beginn ihrer Schaffung für arbeitslose Jugendliche gedacht. Es gebe jetzt immer weniger arbeitslose Jugendliche. Die damaligen arbeitslosen Jugendlichen haben in den Jugendwerkstätten noch produziert, mittlerweile sei dies bei den heutigen Teilnehmern der Jugendwerkstatt nicht mehr möglich. Heute gehe es mehr um die Betreuung der oftmals schwierigen Teilnehmer. Die Teilnehmer benötigen mehr Hilfe. In Wittmund habe man ebenfalls vor dem Problem der wenigen Teilnehmer in der Jugendwerkstatt gestanden. Die Jugendwerkstatt wurde zu einem niedrigschwelligen Angebot. Es gehe nicht mehr um die Produktion, sondern um die sozialpädagogische Arbeit mit den Jugendlichen.


Frau Heliosch ergänzte, die Konzepte der Jugendwerkstatt seien einige Jahre alt. Mittlerweile gebe es viele neue Konzepte. Durch diese neuen Konzepte werde den Jugendlichen heute eher geholfen. Es gebe daher nicht mehr in jedem Landkreis eine Jugendwerkstatt, teilweise liege dies auch an den Örtlichkeiten. Sie wies darauf hin, dass das Job-Center Friesland den Jugendlichen im Südkreis ebenfalls Angebote anbiete.


Frau Heliosch stellte klar, die Jugendlichen würden seitens des Job-Centers keinesfalls abgeschrieben werden. Es werde allerdings zunächst analysiert, ob der Jugendliche bereit sei an einer Maßnahme teilzunehmen. Dies sei oftmals erst möglich, wenn der Jugendliche entsprechend stabilisiert sei. Sofern noch Drogenprobleme oder Schuldenprobleme im Vordergrund stehen, sei eine Zuweisung in eine Maßnahme häufig nicht sinnvoll. Frau Heliosch berichtete, dass es bei diesen Problemen der Jugendlichen mit den Bereichen der Schuldnerberatung, Suchtberatung usw. als kommunale Leistungen eine gute Zusammenarbeit gebe.


Herr Mammen erwähnte, dass einige Jugendliche aufgrund ihrer Probleme auch frühzeitig in der Jugendhilfe vorstellig werden. Dies würde sich u.a. an dem Anstieg der Fallzahlen zeigen.


Herr Sterner machte zusätzlich auf die Angebote der Agentur für Arbeit aufmerksam. Bei der Agentur für Arbeit gebe es z.B. die BaE-Maßnahme (Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen). Jedes Jahr nehmen etwa 36 Jugendliche als Neuanfänger an dieser Maßnahme teil, im Jahr 2007 gab es sogar 50 Plätze. Diese Jugendlichen sind durch die BaE-Maßnahme nicht mehr arbeitslos. Des weiteren gibt es die berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BVB) der Agentur für Arbeit, ca. 100 Jugendliche nehmen hieran teil. 20 Plätze werden über das Job-Center Friesland belegt. Die Jugendlichen sind vier Tage in einem Betrieb und haben einen Tag Schule. Die sozialpädagogische Betreuung ist aus der Sicht von Herrn Sterner bei diesen Jugendlichen dringend erforderlich, da sie eine normale Ausbildung häufig nicht schaffen würden. Durch die Teilnahme der Jugendlichen an den Maßnahmen der Agentur für Arbeit fehlen wiederum geeignete Teilnehmer für eine Jugendwerkstatt.


Herr Chmielewski bat Frau Heliosch um Erläuterung, wie sich die 105 arbeitslosen Jugendlichen aufteilen würden.


Frau Heliosch erläuterte, nicht alle Kunden des Job-Centers könnten versorgt werden, die Mittel des Bundes wären ebenfalls begrenzt. Bei den erwachsenen Hilfeempfängern gebe es derzeit z.B. ca. 2.700 Arbeitslose. Unter den 105 arbeitslosen Jugendlichen befänden sich lediglich 19 Jugendliche, die länger als sechs Monate arbeitslos wären. Alle Maßnahmen wären unterschiedlich lang, je nach Lage des Jugendlichen würde eine eher kurze oder längere Maßnahme ausgewählt werden.


Herr Sterner wies noch auf die intensive Maßnahme BVSO (Sonderschulform zur Berufsvorbereitung) hin.


Frau Rohlfs-Jacob fragte wie lange die derzeit ruhenden Mittel für eine Jugendwerkstatt noch abrufbar wären. Herr Eden erklärte, die Mittel seien an die ESF-Förderperiode gebunden. Bis 2013 gebe es eine grundsätzliche Förderzusage, danach wäre ggf. ein neuer Antrag auf Fördermittel bei der NBank zu stellen. Er fügte hinzu, derzeit werde vom Land eine innovative Maßnahme der Volkshochschule Friesland- Wittmund gesondert gefördert.