Betreff
Herstellung von Brennstoffpellets aus Biomasse statt Kompostierung im AWZ Wiefels
Vorlage
0658/2015
Aktenzeichen
67.3
Art
Beschlussvorlage

Begründung:



Auf der Plattform LiquidFriesland ist folgender Vorschlag unterbreitet worden:

Der Kreistag bzw. der zuständige Ausschuss mögen sich mit der Frage beschäftigen, ob die Herstellung von Brennstoffpellets aus dem AWZ Wiefels angelieferter Biomasse - insb. Laub und Pflegeholz - gewinnbringend und damit gebührensenkend eingerichtet werden könnte.

Die Firma florafuel aus München hat nach eigenen Angaben zusammen mit der Bundeswehr-Universität München ein Verfahren entwickelt, um aus feuchter Biomasse Brennstoff-Pellets (entsprechend DIN EN 14961-6) herzustellen, welche für die Verfeuerung in Biomasse-Kesseln geeignet sind. Da zum Trocknen der Biomasse Wärme benötigt wird, könnte ggf. die ohnehin im AWZ anfallende Prozesswärme genutzt werden, wodurch diese eine sinnvolle Verwendung fände. Die erzeugten Brennstoffpellets hätten überdies einen deutlich höheren Marktwert als der sonst aus Biomasse hergestellte Kompost, so dass ggf. mit einer raschen Amortisation der Anlage zu rechnen wäre. Da außerdem sehr viel Biomasse angeliefert wird, kann von einem hohen Auslastungsgrad einer entsprechenden Anlage ausgegangen werden.

Insgesamt könnte dies dazu führen, dass die anfallenden biologischen Abfälle zu einem hochwertigen und CO2 sparenden Brennstoff verarbeitet werden könnten und der Verkauf könnte gleichzeitig noch zur Entlastung der Gebührenzahler führen.


Das Kompostwerk des Zweckverbandes wird seit 1996 betrieben. Zwischenzeitlich werden hier über 30.000 Mg/a Bioabfall aus den Sammlungen der Landkreise Friesland und Wittmund sowie der Stadt Wilhelmshaven behandelt. Es entsteht ein hochwertiger, gütegesicherter Kompost, dessen Qualität regelmäßig durch die Bundesgütegemeinschaft Kompost und die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt Nord-West überwacht wird.

 

Weiterhin wird seit über zwei Jahren Baum- und Strauchschnitt getrennt erfasst und verwertet. Jährlich werden vom Zweckverband ca. 3.500 Mg/a von diesem Material zunächst vorgelagert und vorgetrocknet. Anschließend erfolgen durch eine beauftragte Fremdfirma eine Zerkleinerung und der Transport zum Biomassekraftwerk in Wiesmoor, wo die thermische Verwertung erfolgt. Der Entsorgungsvertrag läuft noch mindestens bis März 2017.


Auch ist das Kompostwerk noch nicht abgeschrieben, so dass eine Systemumstellung erst in einigen Jahren erfolgen könnte.


Für das von der Firma florafuel entwickelte Verfahren gibt es bisher nur einen Prototyp mit einer Durchsatzleistung von bis zu 3 Mg/h bei angenommenen 5.000 Betriebsstunden im Jahr. Im Kompostwerk Wiefels werden ca. 15 Mg/h bei 2080 Betriebsstunden im Jahr verarbeitet. Eine Referenzanlage mit entsprechenden Durchsatzleistungen gibt es leider nicht.




Bei dem in der Biotonne gesammelten Bioabfall handelt es sich um ein sehr inhomogenes Material mit hohem Inertstoffanteil. Für das florafuel-Verfahren eignet sich laut Hersteller unter anderem Gras- und Feuchtwiesenschnitt, Straßenbegleitgrün, Laub oder Silage. Also eher homogene Monochargen. Monochargen wie zum Beispiel Laub oder Straßenbegleitgrün werden aber beim Zweckverband so gut wie gar nicht angeliefert.


Der Aufbereitungsprozess beim florafuel-Verfahren erfolgt in mehreren Arbeitsschritten. So wird zunächst das gesamte Material gewaschen um u.a. die mineralischen Bestandteile abzutrennen. Bei einer Jahresmenge von 30.000 Mg würden hierfür sehr große Wassermengen benötigt. Selbst bei einer Kreislaufführung müssten dann immer noch große Mengen „Abwasser“ in einer Kläranlage behandelt werden, da eine Direkteinleitung in ein Gewässer nicht möglich ist. Die Sickerwasserkläranlage im Abfallwirtschaftszentrum stößt schon heute bei starken Niederschlägen an ihre hydraulischen Grenzen. Es müsste dann ggfls. eine Erweiterung geplant werden.


Die anschließende thermische Trocknung muss eingehaust erfolgen. Die dabei entstehende Abluft wird dann ebenfalls behandelt werden müssen, da ja Bio- „Abfall“ verarbeitet wird. Bei den genannten Durchsatzmengen unterliegt die Anlage somit dem Bundes-Immissionsschutzgesetz und der Richtlinie über Industrieemissionen. Hier wird dann zumindest ein Biofilter für die Abluftbehandlung gefordert.


Das florafuel-Verfahren ist wohl für Monochargen wie Laub oder Straßenbegleitgrün in mittleren Anlagengrößen geeignet.


Für den Einsatz bei großen, inhomogenen Mengen Bioabfall erscheint eine derartige Anlagentechnik aber nicht geeignet zu sein. Auch müsste dann das bisherige Konzept der Bioabfallbehandlung im AWZ komplett geändert werden. Eine Einbeziehung der vorhandenen Anlagenteile ist aber immer wirtschaftlicher.


Beschlussvorschlag:

Der Vorschlag zur Herstellung von Brennstofffpellets aus Biomasse statt Kompostierung im Abfallwirtschaftszentrum Wiefels wird nicht aufgegriffen.


Finanzielle Auswirkungen: Ja Rahmen2 Nein

Gesamtkosten der Maßnahmen (ohne Folgekosten)

Direkte jährliche Folgekosten

Finanzierung:

Eigenanteil objektbezogene Einnahmen

Sonstige einmalige oder jährliche laufende Haushaltsauswirkungen

Erfolgte Veranschlagung: Ja, mit Nein

im Ergebnishaushalt Finanzhaushalt Produkt- bzw. Investitionsobjekt:

Vorlage ist in LiquidFriesland abgestimmt worden Rahmen27 ja, mit folgendem Ergebnis:

Teilnehmer: Rahmen28 Zustimmung Rahmen35 Ablehnung Rahmen34 Enthaltung Rahmen29 Alternativvorschläge

Vorlage betrifft die demografische Entwicklung: ja Rahmen32 nein

Falls ja, in welcher Art:

Vorlage bezieht sich auf


MEZ Nr.

HSP Nr.


Rahmen25

Sachbearbeiter/in Fachbereichsleiter/in

Sichtvermerke:

Abteilungsleiter/in Kämmerei Landrat

Beratungsergebnis:

Einstimmig

Ja-Stimmen


Nein-Stimmen


Enthaltungen


Kenntnisnahme

Lt. Beschluss-vorschlag

Abweichender Beschluss