Betreff
Klimaschutz im Landkreis Friesland
Vorlage
0693/2015
Aktenzeichen
67.3
Art
Beschlussvorlage

Begründung:

Seit dem 08.12.2015 ist die Stelle der Klimaschutzmanagerin wieder besetzt, nachdem seit Sommer 2014 die Aufgaben nur kommissarisch wahrgenommen wurden. Die Notwendigkeit einer kommissarischen Besetzung ergab sich aus der Förderung der Stelle Klimaschutzmanagement durch den Projektträger Jülich (BMU).

1. Sachstand der übernommenen Projekte und Themenfelder

1.1. Klima Contest

Das „Klima Contest“-Projekt ist der Wettbewerb zwischen 6 weiterführenden Schulen im Landkreis, mit dem Ziel über einen bewussteren Umgang mit den Ressourcen Wasser, Strom und Heizung das Umwelt- und Klimabewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu stärken und darüber hinaus reale Einsparerfolge zu erzielen. Ursprünglich war ein Einsparziel von mindesten 10% pro Schule angedacht, und das Erreichen dieses Ziels sollte ausschlaggebend sein für die Platzierung der Schule im Wettbewerb. Diese Bewertungsgrundlage hat sich allerdings nicht als realistisch dargestellt. U.a. weil einige der Schulen während der Laufzeit des Wettbewerbs saniert oder renoviert worden sind, und somit kurzfristig einen höheren Energieverbrauch hatten, welcher sich nicht herausrechnen lässt. Des Weiteren ist die Idee gereift, dass man das Engagement der Schülerinnen und Schüler nicht an einer Zahl fest machen sollte.

Das Projekt „Klima Contest“ wird über den Projektträger Jülich durch das Bundesumweltministerium gefördert. Die Projektleitung liegt bei der Klimaschutzmanagerin des Landkreises. Weitere Projektpartner sind das Schulamt des Landkreises (FB 51), das Gebäudemanagement des Landkreises (FB 61) und das Regionale Umweltzentrum Schortens (RUZ). Letzteres übernimmt die pädagogische Betreuung der Schulen. Im RUZ stehen zwei Materialkisten für die Schulen zur Ausleihe breit. Diese enthalten Informationen und Unterrichtsmaterial rund um die Themen Klimaschutz und Energiesparen.

Im Wettbewerb Klima kommunal 2014 wurde das Projekt „Klima Contest“ als Leuchtturmprojekt in der Kategorie „Öffentlichkeitsarbeit: für den Klimaschutz begeistern“ ausgezeichnet. Der Preis ist dotiert mit 3.000,- Euro.

Die Aktivitäten der Schulen, ein Ranking und zusätzliche Informationen sind im Internet auf der Seite www.friesland-klimacontest.de erhältlich.

Die Abschlussveranstaltung und Preisverleihung für die Schulen im Rahmen des Klima Contest findet am 20. Mai 2015 im Bürgerhaus in Schortens statt. In Absprache zwischen RUZ, Schulamt und Klimaschutzmanagerin des Landkreises wird diese Veranstaltung in eine zweite Klimakonferenz eingebettet. Die erste Klimakonferenz für Jugendliche hatte im Jahr 2010 im Rahmen der Vorbereitung des integrierten Klimaschutzkonzeptes für den Landkreis statt gefunden.

Damit es nach dem Klima Contest im Sinne der Nachhaltigkeit weiter geht, ist ein Aktivitätsprämienmodell geplant. Dies bedeutet, dass sich Schülergruppen (nicht zwingend eine ganze Schule) Projekte/Aktionen im Rahmen von Klimaschutz und Energiesparen überlegen können und für deren Umsetzung finanziell unterstützt werden. Dies gibt nochmals allen Schulen die Möglichkeit auf diesem Gebiet aktiv zu werden. Durch Präsentation der „Best-Practice-Beispiele“ der 6 Klima Contest Schulen bei der Abschlussveranstaltung des Klima Contest hoffen die Projektpartner auch nochmal das Interesse bei den anderen Schulen, welche sich bisher nicht beteiligt haben, zu wecken.

Zur Finanzierung des Aktivitätsprämienmodells wird das Preisgeld des Klima kommunal Wettbewerbs (3.000 €) eingesetzt und dieser Betrag von Landkreisseite aus nochmal um 3.000 € erhöht. Diese Gelder stehen im Schulamt bereits bereit, da ursprünglich mehr Gelder für den Klima Contest eingeplant waren (im Verlauf des Contest sind 2 Schulen abgesprungen). Somit ist auch die Möglichkeit gegeben, das Preisgeld des Klima kommunal Wettbewerbs 2014 allen Schulen zu Gute kommen zu lassen.

Wie hoch die finanzielle Prämie pro eingereichtem Projekt im Prämienmodell sein wird, ist noch von den Projektpartnern zu beschließen. Denkbar wäre eine prozentuale Unterstützung je nach finanziellem Aufwand des jeweiligen Projektes, oder eine fixe Summe, z.B. 200€ pro Projekt.

1.2. Wärmeschutzpartner

Die erste Sitzung im Jahr 2015 hat am 17.03.2015 stattgefunden. Die dem Netzwerk angeschlossenen Handwerksbetriebe bemängelten einen Rückgang des Interesses an dem Netzwerk, sowohl seitens der zahlenden Mitglieder, als auch seitens der sogenannten ideellen Mitglieder. Die Stadt Wilhelmshaven hat sich z.B. komplett aus dem Netzwerk zurückgezogen. Vor diesem Hintergrund braucht es eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung, um das Thema Wärmedämmung und in der Folge Klimaschutz und Kosteneffizienz nochmal an die breite Öffentlichkeit und vor allem Hausbesitzer heran zu tragen.

Diese ist nun angedacht für Herbst 2015 in Form einer Eiswette. Der aktuelle Planungsstand ist, dass sich um eine Genehmigung der Stadt Jever bemüht wird, da angedacht ist, das Event auf dem Marktplatz stattfinden zu lassen. Die Stadt Jever ist ebenfalls zahlendes Mitglied der Wärmeschutzpartner.

Die Klimaschutzmanagerin unterstützt die Wärmeschutzpartner in der Planung des Events und selbstverständlich auch durch ihre Anwesenheit vor Ort während des Events. Im angedachten Rahmenprogramm zur Eiswette wird es auch für den Landkreis die Möglichkeit geben seine Klimaschutzaktivitäten vorzustellen.

1.3. Moorschutzbüdel

Der Moorschutzbüdel wurde 2012 initiiert und stellt einen 20L-Sack torffreie Blumenerde dar. Vom Verkauf eines jeden Moorschutzbüdels gehen 50 Cent an die Naturschutzstiftung Region Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven. Das Projekt ist im Wettbewerb Klimaschutz kommunal 2012 ausgezeichnet worden und das Preisgeld in Höhe von 1.000,- Euro ist der Naturschutzstiftung zugeflossen.

Der Moorschutzbüdel wird im Erdenwerk in Wiefels hergestellt. Dieses gehörte ehemals der Firma Nehlsen, wurde aber inzwischen an die Firma Wilsaflor verkauft. Nach Aussage von Wilsaflor wird der Moorschutzbüdel immer noch hergestellt, allerdings sind die Verkaufszahlen sehr schlecht. Die Gartencenter und Blumenläden bekommen angeblich aufgrund des hohen Verkaufspreises (Spende für Naturschutzstiftung muss eingerechnet werden) den Moorschutzbüdel nicht an die Endverbraucher verkauft. Es gibt auf dem Markt inzwischen Konkurrenzprodukte, die ebenfalls torffrei, aber günstiger sind. In Folge dessen kann man den Moorschutzbüdel im Landkreisgebiet auch nur an zwei Stellen kaufen: in Wiefels ab Werk oder beim RUZ in Schortens.

In Gesprächen mit der Fa. Wilsflor, Naturschutzverbänden im Landkreis und anderen Akteuren soll versucht werden dieses Projekt wieder zu beleben, ihm u.a. einen größeren regionalen Besuch zu verleihen und das Produkt vor allem wieder konkurrenzfähig zu machen.

1.4. Wallheckenpflege/Projekt „greenGAIN“

Der Landkreis unterstützt die Wallheckenpflege durch sein eigenes und ein EU-gefördertes Projekt. Entsprechend fallen in der Zeit Oktober bis Februar große Mengen Strauchschnitt an, die bis jetzt in der Regel bei den sogenannten Osterfeuern verbrannt wurden. Mit Auslaufen der Brennverordnung 2014 fällt die Möglichkeit der generellen und privaten Osterfeuer weg, erlaubt sind nur noch sogenannte Brauchtumsfeuer. Doch was passiert mit dem Strauchschnitt aus den Wallhecken? Mit einer nicht organisierten Weiterverarbeitung liegt auch ein energetisches Potenzial brach. Die Wallheckenbesitzer wollen den Strauchschnitt in der Regel nur kostengünstig loswerden.

Der Landkreis ist eine der beiden deutschen Demo-Regionen im EU Projekt greenGAIN – Bioenergie aus der Pflege von Landschaftselementen. Dieses ist zum 01.01.2015 unter Leitung der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) angelaufen, Laufzeit drei Jahre. Auf europäischer Ebene sind auch Partner aus Spanien, Italien und Tschechien dabei, ebenfalls mit Demo-Regionen in diesen Ländern. Die zweite deutsche Demo-Region ist Rothenburg (Wümme).

Ziel des Projektes ist es zu evaluieren, wie man den in der Pflege von Landschaftselementen anfallenden Strauchschnitt für die Erzeugung von Energie nutzen kann. Hierzu finden regelmäßige Netzwerktreffen unter der Leitung von Dr. Alexander Rosenberg von der Landwirtschaftskammer Niedersachen statt. Von Seiten des Landkreises nehmen die Klimaschutzmanagerin Frau Barbara Voß und Herr Jens Eden (FB 67, untere Naturschutzbehörde) teil. Weitere Teilnehmer der Netzwerktreffen sind: Carsten Brüggemann (Energieholzexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen), Hartmut Kaempfe (Ammerländer Landvolkverband) und die Verantwortlichen auf Rothenburger Seite. Gegenstand der Förderung ist die Netzwerktätigkeit.

Ziel des Landkreises ist es die Verwertung des Strauchschnitts und die Weiterverarbeitung zu z.B. Holzhackschnitzeln zu initiieren.

1.5. CO2-Bilanz

Am 19.06.2012 hat der Landkreis Friesland eine Nutzungslizenz für das Online-Tool ECORegion der Schweizer Firma ECOSPEED bestellt. Mit diesem Tool ist es möglich CO2-Bilanzen zu erstellen. Die Lizenz kostet pro Jahr 1.500 €. Sie ist inzwischen gekündigt worden und läuft zum 20.06.2015 aus. Ein maßgeblicher Grund für die Kündigung ist, dass die Lizenz seit 2012 nicht genutzt wurde. Der Grund dafür liegt an dem hohen Zeitaufwand, den die Erstellung einer CO2-Bilanz erfordert. Laut Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen muss für die Landkreis-Ebene mit mindestens 2 Monaten reiner Arbeitszeit pro Jahr gerechnet werden, die dann für andere Themen und Projekte fehlen.

Darüber hinaus ist der Landkreis auf die Mitarbeit der Gemeinden und Städte angewiesen, die Daten zu ihrem Energieverbrauch übermitteln müssten. Die EWE müsste Daten für die Privathaushalte zur Verfügung stellen. Tatsache ist auch, dass die benötigten Daten nur rudimentär zur Verfügung stehen.

Das Klimaschutzkonzept behandelt das Thema eher „stiefmütterlich“. Die CO2 Emissionen werden als CO2-Äquivalente aufgeführt. Dies ist durchaus üblich und legitim. Allerdings ist die bloße Darstellung der Energiekennwerte der Primärenergieträger und deren Umwandlung lediglich ein erster Schritt und mit einer vollständigen Bilanz nicht vergleichbar.

Die Frage nach dem Mehrwert einer solchen CO2-Bilanz ist auch bei Fachkundigen umstritten, da aufgrund der Komplexität immer eine gewisse Unsicherheit in den Zahlen vorhanden ist.

Das ifeu in Heidelberg (Institut für Energie- und Umweltforschung) arbeitet aktuell an der Erstellung einer eigenen Software für den deutschen Markt, welche billiger werden soll als ECORegion und möglicherweise zum Ende des Jahres 2015 auf den Markt kommen soll. Aktuell sind die Produkte der Firma ECOSPEED die Einzigen auf dem Markt.

1.6. Energienetzwerk Nordwest (ENNW)

Der Landkreis ist Mitglied im Energienetzwerk Nordwest. Dies ist ein interkommunales Forum zum Thema Energie und Energieeffizienz. Für den Landkreis nimmt die Klimaschutzmanagerin an den Netzwerktreffen teil. Das letzte Treffen hat am 17.03.2015 in Oldenburg statt gefunden. Themen waren das bafa-Förderprogramm zur Gründung interkommunaler Netzwerke zum Thema Energieeffizienz und das kfw-Förderprogramm zu Quartierskonzepten in der energetischen Stadtsanierung. Auf lange Sicht ist für die Arbeit im ENNW auch die Mitarbeit des Gebäudemanagements gefragt.



1.7. Weitere Projekte bei denen der aktuelle Sachstand noch erarbeitet werden muss:

  • Nahwärme für Wiefels: Das Projekt ist aktuell nicht darstellbar, es soll später noch einmal auf Umsetzbarkeit überprüft werden.

  • Schaufenster intelligente Energie: Förderprojekt der BMWE, siehe Vorlage 0451/2014



2. Neue Projekte

2.1. Mobilität

Der Landkreis plant seinen Fuhrpark um ein Elektroauto zu erweitern. Aktuell wird geprüft, ob sich damit auch die Möglichkeit eines Carsharing-Modells eröffnet. Dies würde so aussehen, dass der Landkreis fester Carsharing-Nutzer in der Kernzeit von 7:00 bis 17:00 Uhr ist und das Auto in der übrigen Zeit der Bevölkerung zur Nutzung bzw. Miete zur Verfügung steht. Hierzu finden aktuell Gespräche mit moveabout, einem Carsharing-Anbieter aus Bremen, statt. Notwendige Bedingung für das Carsharing-Modell ist natürlich, dass das E-Auto nicht in der Tiefgarage des Jobcenters steht.

Darüber hinaus finden Gespräche mit EWE statt, um zu prüfen, wo und in welcher Form eine Ladestation für das E-Auto hingestellt werden kann.

Die zu erwartenden Kosten für diese Projekt sind zum jetzigen Stand noch nicht klar.

3. Wie sieht die Zukunft aus

Kurzfristige Ziele und Projekte (laufendes Geschäft):

  • Verkauf des Moorschutzbüddel noch einmal anschieben; hierzu Kostenstruktur überarbeiten, denkbar wären z.B. 20 Cent pro Beutel an die Naturschutzstiftung; Wilsaflor hat signalisiert von ihrer Seite aus nochmal Marketing zu betreiben incl. dem Druck neuer Flyer.

  • Schnittstelle zwischen Gebäudemanagement und Klimaschutzmanagerin einrichten, um das Thema Energieeffizienz konzeptioneller anzugehen.

  • greenGAIN voran bringen, damit das energetische Potential der Wallhecken genutzt wird.

  • Klimaschutzbeirat wiederbeleben.

  • Netzwerkarbeit, z.B. der Klimaschutzmanager auf niedersächsischer Ebene.

  • Unterstützung der Wärmeschutzpartner bei der geplanten Aktion im Herbst 2015.

  • Pilotprojekt E-Mobilität erfolgreich durchführen.

  • Nachhaltige Weiterführung des KlimaContest unterstützen.

  • ökologische Standards in der Beschaffung des Landkreises einführen



Mittelfristige Ziele und Projekte:

  • Weiterentwicklung des integrierten Klimaschutzkonzepts in eine Nachhaltigkeitsstrategie des Landkreises.

  • Einbindung des Klimaschutzes ins das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Friesland.

  • Erstellung einer CO2-Bilanz angehen.

  • Themen Energieeffizienz und Gebäudewärme in die Unternehmen im Landkreis tragen, engere Kooperation mit der Wirtschaftsförderung.

  • Teilnahme an Wettbewerben prüfen und durchführen.



Längerfristige Ziele und Projekte:

  • vor dem Hintergrund des demographischen Wandels: Mobilität (großräumig, z.B. ÖPNV, Bürgerbusse) und Siedlungsstruktur.

  • Zusammenarbeit u.a. mit der Metropolregion zum Thema Klimafolgenanpassung.




Beschlussvorschlag:

Die Ausführungen werden zustimmend zur Kenntnis genommen.



Finanzielle Auswirkungen: Ja Rahmen2 Nein

Gesamtkosten der Maßnahmen (ohne Folgekosten)

Direkte jährliche Folgekosten

Finanzierung:

Eigenanteil objektbezogene Einnahmen

Sonstige einmalige oder jährliche laufende Haushaltsauswirkungen

Erfolgte Veranschlagung: Ja, mit Nein

im Ergebnishaushalt Finanzhaushalt Produkt- bzw. Investitionsobjekt:

Vorlage ist in LiquidFriesland abgestimmt worden ja, mit folgendem Ergebnis:

Teilnehmer: Zustimmung Ablehnung Enthaltung Alternativvorschläge

Vorlage betrifft die demografische Entwicklung: ja Rahmen32 nein

Falls ja, in welcher Art:

Vorlage bezieht sich auf


MEZ Nr. Rahmen30

HSP Nr. Rahmen31


Rahmen21 Rahmen25

Sachbearbeiter/in Fachbereichsleiter/in

Sichtvermerke:

Abteilungsleiter/in Kämmerei Landrat

Beratungsergebnis:

Einstimmig

Ja-Stimmen


Nein-Stimmen


Enthaltungen


Kenntnisnahme

Lt. Beschluss-vorschlag

Abweichender Beschluss