Begründung:
Wegen der bereits in
den vergangenen Jahren bedingt durch die Klimaveränderungen sichtbar gewordenen
Auswirkungen in der Wasserwirtschaft, hat sich die Untere Wasserbehörde (UWB)
in Anlehnung an den Handlungsschwerpunkt 4.6 mit der Klimafolgenanpassung ein
Schwerpunktthema gesetzt. Auf Grundlage der in den letzten Monaten geführten
internen und externen Fachdialoge ist es zielführend, ein regional abgestimmtes
Oberflächenwasserbewirtschaftungskonzept für den Landkreis Friesland zu entwickeln.
Damit soll auch der Landkreis Friesland dem aktuellen Trend in der
Wasserwirtschaft folgen und seinen Teil zur Identifizierung und Lösung von
diesbezüglichen Problemstellungen beitragen. Aktuell gibt es bereits
strategische Überlegungen des Landes und begrenzt auch konkrete Maßnahmenideen
auf kommunaler Ebene (Ortsentwässerung). In diesem Prozess sieht sich die UWB
als Bindeglied zwischen strategischer und operativer (kleinteiliger)
Ausrichtung und damit in der Zuständigkeit für die Erarbeitung von
gebietsspezifischen Lösungen. Für das Thema Wasserversorgung (insbesondere
Grundwasser) liegt mit dem Wasserversorgungskonzept des OOWV bereits ein
einschlägiges Konzept vor.
- Herausforderungen:
- Rudimentäre
Datenlage:
Der Kreisverwaltung liegen nur sehr begrenzte
Informationen zu den wasserwirtschaftlichen Fragestellungen vor. Zudem sind
diese Informationen sehr ungleich verteilt. Die Datenverfügbarkeit stellt sich
aktuell wie folgt dar:
a.
Grundwasserdaten (sowohl qualitativ
als auch quantitativ) liegen für die Wassereinzugsgebiete der
Wassergewinnungsanlagen ausreichend vor. Daneben gibt es Informationen im
Bereich der Sandabbauten. Insgesamt liegen gute Grundwasserdaten für den
friesischen Geestrücken vor. Dagegen sind die Grundwasserdaten in den Marschregionen
kaum erkundet. Derzeit entwickelt der OOWV für sein Verbandsgebiet ein
Wasserversorgungskonzept, dass auch den Landkreis Friesland umfasst.
b.
Oberflächenwasserdaten in Form von
Gewässerstrukturdaten liegen insgesamt nur in sehr geringem Umfang vor. So gibt
es Informationen zu den etwa 1.000 km Gewässern in Verbandsunterhaltung aber so
gut wie keine Daten zu den übrigen etwa 3.500 km. Generalentwässerungspläne für
die Ortslagen liegen (derzeit) nur teilweise vor. Die vorliegenden Pläne sind
veraltet und nicht mehr aussagekräftig. Wasserhaltungssysteme (z.B.
Sohlgleiten, Absturzbauwerke, Rückhaltesysteme oder Schöpfwerke) sind
ausreichend dokumentiert. Abflussdaten fehlen nahezu vollständig. Qualitative
Informationen liegen nur für die größeren Gewässer (NLWKN – Umsetzung WRRL)
vor.
c.
Informationen über Diffuse Einträge wie z.B. Grüppen, Drainagen, Niederschlagswasser
oder Privatbrunnen liegen nicht oder bestenfalls teilweise
d.
(Privatbrunnen
nur wenn angezeigt – etwa 10 – 15 %) vor. Die aktuelle Rechtslage fordert
außerdem keine Anzeige von Grüppen- und Drainagebaumaßnahmen.
e.
Daten zu Wechselwirkungen
(z.B. Grund- und Oberflächenwasser, Klima) liegen entsprechend kaum oder
gar nicht vor. Lediglich kleinteilig im Bereich Moorhausen (Projekt:
Klimaschutz durch Moorentwicklung) sind die Grundlagen belastbar.
- Handlungsfelder
- Klimatische
Veränderungen wie Trockenheit, Starkregen und Sturmfluten oder in der
Kombination von starken Niederschlägen und Sturmfluten – Überdenken der bisherigen
Wasserhaltungs-/Entwässerungskonzepte bei voller Leistungsfähigkeit von
Wasserwirtschaft und Küstenschutz.
- Anpassungen in
der Landwirtschaft (auch Gärtnereien) wie Wassermanagement auf den
Flächen für eine nachhaltige Landwirtschaft auch in Kombination mit
Förderung der Biodiversität und dem Moorschutz. Optimierung des
Nährstoffmanagements.
- Ausbau der
Infrastruktur unter Berücksichtigung einer belastbaren
Flächenversiegelung und durch Optimierung der
Niederschlagwassermanagements
- Wassernutzung durch
z.B. Wasserwiederverwendung (z.B. Multi-Reuse-Anlagen), Dürremanagement
- Verbesserung
der Gewässerökologie auch in Verbindung mit naturschutzfachlichen
Fragestellungen (z.B. Stärkung Biotopverbund) Optimierung der
Gewässerstrapazierfähigkeit gegenüber Gewässerstruktur- bzw.
–ökologieschäden durch z.B. ein Gewässereintragsmanagement.
- Zielvorstellung:
Zum Aufbau einer
nachhaltigen und klimaangepassten Wasserwirtschaft bedarf es eines
Wasserbewirtschaftungskonzepts. Neben den strukturellen Bemühungen des Landes
gibt es auch Bestrebungen der Unteren Wasserbehörden eigene Konzepte zu
entwickeln. Auf Basis der Landrätetagung Weser-Ems, waren die zugehörigen
Wasserbehörden gehalten, sich Gedanken zu einem angepassten
Wasserwirtschaftskonzept Weser-Ems zu machen. In der Auftaktveranstaltung wurde
jedoch schnell klar, dass die strukturellen Unterschiede in Weser-Ems große
Hürden in der Zusammenarbeit darstellen. Die Unteren Wasserbehörden der
Küstenlandkreise haben sich deshalb grundsätzlich gegen eine Zusammenarbeit in
gesamten ehemaligen Regierungsbezirk Weser-Ems ausgesprochen. Stattdessen soll
die Zusammenarbeit regional für den Küstensaum im Bereich der ostfriesischen
Halbinsel weiter thematisiert werden. Eine derartige Kooperation wäre für die
Erarbeitung eines grundsätzlichen Konzeptes vorteilhaft. Zur Beantwortung
gebietsspezifischer Fragestellungen auf Landkreisebene bedarf es jedoch auch
eigener Wege.
Für die erfolgreiche
Erarbeitung eines nachhaltigen Wasserwirtschaftskonzepts sind folgende
Arbeitsschritte erforderlich:
- Sondierung der
Kooperationsmöglichkeiten zwischen den regionalen Partnern
- Erarbeitung der
Datengrundlagen auf Kreisebene unter Beteiligung der Städte und Gemeinden
bzw. deren Dienstleister (z.B. OOWV). Hierzu gibt es bereits einen Antrag
für das Projekt „Etablierung eines nachhaltigen Klimafolgenmanagements für
den Landkreis Friesland“ über den Klimaschutz.
- Festlegung von
Handlungsschwerpunkten - basierend auf den gewonnen Datengrundlagen
- Erarbeitung
eine Wassermanagementkonzepts für den Landkreis Friesland
- Stetige Pflege
und Weiterentwicklung des Konzepts in der UWB
- Ableiten von
konkreten Zielsetzungen und Handlungsschwerpunkten auf Grundlage des
Konzepts.
- Aufwand und Ressourcen:
Die Erarbeitung
eines Wasserbewirtschaftungskonzepts mit Zielableitung, Umsetzung von
Handlungsschwerpunkten und die kontinuierliche Pflege des Datenbestands sind
aufwendig und fordern einen hohen Ressourceneinsatz.
Konkrete Plandaten
zur Umsetzung eines solchen Projekts liegen aktuell noch nicht vor, jedoch
dürften folgende Rahmenbedingungen und Erfahrungswerte auch hier gelten
Wegen der sehr
begrenzten Personalressourcen in der UWB (1 Stelle Wasserbauingenieur und ½
Stelle Hydrogeologie) wird diese Aufgabe nicht mit eigenen Mitteln umsetzbar
sein. Auch die Begleitung von Förderprojekten wie unter II. 2 genannt,
erfordert einen hohen Personalaufwand, der mit den vorhandenen Ressourcen
ebenso wenig leistbar ist. Möglicherweise mag die Pflege des späteren
Datenbestandes in den Regelbetrieb integrierbar sein, wegen der hohen
Prognoseunsicherheit ist dies aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht
beurteilbar.
Ob nun alle
Projektteile förderfähig sind, mag genauso wenig zum jetzigen Stand beurteilbar
sein, wie mögliche Synergien in Kooperation mit den regionalen Partnern oder
ergänzender Ressourcenbedarf.
Die Verwaltung hält deshalb eine politische Weichenstellung zu diesem Thema
für sinnvoll und schlägt vor, gemeinsam mit dem zuständigen Fachausschuss in
einem fortlaufenden Prozess die Entwicklung eines solchen Konzepts
voranzubringen.
Beschlussvorschlag:
Die Kreisverwaltung wird beauftragt, für die weitergehende politische Beratung einen Entwurf für ein Grobkonzept zur Oberflächenwasserbewirtschaftung vorzubereiten.