Begründung:
Ausgangslage:
In einem Schreiben vom Mai 2023 an den Landkreis
Friesland bezieht die Forstbetriebsgemeinschaft Ems-Jade Stellung zum neuen
Gebäudeenergiegesetz. Die
Forstbetriebsgemeinschaft Ems-Jade vereint Besitzer von Privatwäldern in den
Landkreisen Aurich, Friesland, Leer und Wittmund sowie in den Städten Emden und
Wilhelmshaven. Die Forstbetriebsgemeinschaft kritisiert in dem Brief, dass der aktuelle
Gesetzesentwurf ein „Frontalangriff gegen die Holzenergie“ sei, da es einem
enteignungsgleichen Eingriff gleichkäme,
das eigene Holz energetisch nicht mehr
nutzen zu dürfen. Dabei werden im Schreiben vier Punkte genannt, welche laut
dem Gesetzesentwurf ab Januar 2024 gelten sollen, wie z.B., dass Holz nicht als
erneuerbare Energiequelle für das 65%-Ziel im Neubau anerkannt werden soll.
Die Forstbetriebsgemeinschaft Ems-Jade bittet darum,
sechs beigelegte vorformulierte Briefe an die Bundestagsabgeordneten aus der
Region zu senden. Die Abgeordneten werden in den Briefen dazu aufgerufen, den
Gesetzesentwurf im parlamentarischen Verfahren dahingehend abzuändern, dass das
Holz privater Forstbesitzer weiterhin uneingeschränkt zu Heizzwecken genutzt
werden darf.
Der Landkreis Friesland muss darüber entscheiden, ob
der Bitte nachgekommen und damit die formulierte Position in dem Schreiben
unterstützt werden soll.
Fachlicher
Sachstand:
Zu den Auswirkungen der energetischen Nutzung von Holz
auf den Klimawandel gibt es unterschiedliche Positionen. Eine landläufige
Annahme ist, dass das Heizen mit Holz treibhausgasneutral sei, da es sich bei
Holz um eine nachwachsende Ressource handele.
Allerdings schreibt das Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)[1] auf seiner Seite explizit: „Heizen mit Holz ist
entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral.“ Laut BMUV sind die
CO2-Emissionen pro produzierter Wärmeeinheit sogar höher als bei fossilen
Energieträgern.
Das Umweltbundesamt (UBA)[2] erläutert, dass bei der Verbrennung von Holz zudem
gesundheitsgefährdende Luftschafstoffe, klimaschädliches Methan, Lachgas und
Ruß entstehen. Die genaue Klimabilanz hänge jedoch von mehreren Faktoren ab,
wie z.B. welches Holz verwendet wird, woher das Holz kommt und welche
Feuerstätte verwendet wird.
Befürworter[3] der Holzverbrennung argumentieren, der Wald nehme
jährlich genauso viel oder sogar mehr CO2 auf, als das was pro Jahr durch die
Holzverbrennung an CO2 freigesetzt werden würde. Dem entgegnet das BMUV, dass
dies eine vereinfachende Annahme sei. Der Annahme zufolge würde die durch den
Wald erfolgende Kohlenstoff-Speicherung automatisch dem Ausgleich der
CO2-Emissionen aus der Holzverbrennung zur Verfügung stehen. Tatsächlich finde
die Kohlenstoff-Speicherung jedoch unabhängig von der Holzverbrennung statt und
sollte für den Ausgleich nicht vermeidbarer CO2-Emissionen genutzt werden.
Das BMUV empfiehlt stattdessen die stoffliche Nutzung
von Holz für langlebige Holzprodukte dem Verbrennen vorzuziehen, da der
gespeicherte Kohlenstoff somit länger gespeichert bleiben würde. Nur anfallende
Alt- und Resthölzer sowie Sägespäne, welche nicht anderweitig verarbeitet
werden können, sollten für die Wärmeversorgung in Betracht kommen, wobei in privaten
Haushalten nur unbehandeltes Holz zum Heizen verwendet werden dürfe.
Laut dem Projektabschlussbericht zur kommunalen
Wärmeplanung im Landkreis Friesland sollte nur ein Drittel des jährlichen
Holzzuwachses der Wälder im Landkreis energetisch genutzt werden, sofern eine
nachhaltige Nutzung des Holzzuwachses beabsichtigt sei.
Zum energetisch nutzbaren Holzpotential im Landkreis
heißt es:
„Bei Nutzung des nachhaltig entnehmbaren Holzes
mittels KWK besteht im Landkreis Friesland ein Potenzial von 6.408 MWh/a. Bei
ausschließlicher Wärmenutzung liegt das nutzbare Potenzial mit 12.397 MWh/a
knapp doppelt so hoch. Ein Vergleich mit der bereits aktuell in Holzheizungen
im Landkreis Friesland erzeugten Wärmemenge (vgl. Kapitel 6) ist jedoch
festzustellen, dass mit 47.237 MWh/a bereits mehr als das zur Verfügung
stehende Potenzial genutzt wird. Die folgende Grafik (Abbildung 9-6)
verdeutlicht das Ungleichgewicht.“
Positionierung:
Wie die vorherigen Ausführungen zeigen, hängt die
Klimabilanz der energetischen Nutzung von Holz von unterschiedlichen Faktoren
(Holzbezug, Feuerstätte …) und der Bilanzierungsperspektive ab. Die
Treibhausgasemissionen, welche bei der Verbrennung von Holz für die
Wärmeerzeugung entstehen, ließen sich durch eine andere Wärmeerzeugung, wie
z.B. Wärmepumpen, vermeiden/reduzieren. Dagegen werden manche Emissionen in der
Landwirtschaft und Industrie nicht vollständig zu vermeiden sein, wie z.B. der
Methanausstoß bei der Rinderhaltung. Vor diesem Hintergrund erscheint es
sinnvoller die Senkenfunktion des Waldes als Ausgleich für die nicht
vermeidbaren Emissionen zu nutzen und nicht der energetischen Holznutzung
zuzuschlagen.
Holz sollte vorzugsweise stofflich genutzt werden,
beispielsweise als Bauholz, um die CO2-Speicherung in langlebigen Holzprodukten
zu nutzen. Nicht anderweitig verwertbares Holz, z.B. Restholz oder
Kalamitätenholz, welches keine Verwendung in Sägewerken findet, wäre für die
energetische Nutzung hingegen sinnvoller.
Zudem wird laut den Berechnungen innerhalb der
kommunalen Wärmeplanung im Landkreis das zur Verfügung stehende Potenzial für
die nachhaltige Wärmeerzeugung durch Holz bereits überschritten.
Daher wird empfohlen, dass der Landkreis nur die
energetische Nutzung von Holz unterstützt, welches nicht anderweitig verwertet
werden kann und anderenfalls die stoffliche Nutzung von Holz für die Produktion
langlebiger Produkte der energetischen Nutzung vorzuziehen. Dieser
Positionierung zufolge könnte der Forderung der Forstbetriebsgemeinschaft
Ems-Jade nicht gefolgt werden, Holz auch zukünftig „uneingeschränkt“ zu
Heizzwecken nutzen zu dürfen.
Beschlussvorschlag:
Der Landkreis Friesland beschließt die in der Begründung
formulierte Positionierung zur energetischen Nutzung von Holz.
Anlage(n):
Vorgefertigter Brief an Bundestagsabgeordnete