Begründung:
Definition „Start-up“ lt. Wikipedia (Auszüge):
Start-up
Ein Start-up-Unternehmen (von englisch to
start up ‚gründen, in Gang setzen‘), auch Startup-Unternehmen oder
kurz Start-up, ist eine Unternehmensgründung mit einer Geschäftsidee und
hohem Wachstumspotenzial. Oft operieren Start-ups in jungen oder noch
nichtexistierenden Märkten und müssen erst ein funktionierendes Geschäftsmodell
finden. Haben sie dieses etabliert, gelten sie allgemein nicht mehr als
Start-up. Ehemalige Startup-Unternehmen bewahren sich mitunter die
erfolgreichen Ansätze ihrer Gründungszeiten (wie Innovationsfähigkeit,
Flexibilität, Modernität, flache Hierarchien), fördern sie gezielt durch
Inkubatoren, gründen bzw. gliedern eigene Sparten als Start-ups aus (sogenannte
Spinoffs) oder übernehmen andere Start-ups durch Zukäufe. Die Finanzierung
eines Start-ups erfolgt wegen der hohen Risiken meist nicht über klassische
Finanzquellen, sondern beispielsweise durch Business Angels (Privatinvestoren),
Wagniskapitalfinanzierer oder Crowdfunding.
Begriff
Nicht jedes neu gegründete Unternehmen wird
als Startup bezeichnet. Zum Beispiel starten Handwerksbetriebe (wie Tischler
und Friseure) oder Freiberufler (wie Architekten und Rechtsanwälte) im
Regelfall weder mit einer innovativen Geschäftsidee noch haben sie das
vorrangige Ziel, schnell zu wachsen. Sie bedienen einen existierenden und
bewährten Markt und gelten häufig als Existenzgründer. Beim Franchising ist der
Franchisenehmer ebenfalls kein Startup, der Franchisegeber kann es hingegen
durchaus sein. https://de.wikipedia.org/wiki/Start-up-Unternehmen
- cite_note-4.
Copycat-Unternehmen im Tech-Bereich werden mitunter als Startups bezeichnet,
erfüllen aber meist nur bedingt das Kriterium der Innovation, vielmehr führen
sie diese häufig auf einem anderen Markt ein als das kopierte Unternehmen.
Obwohl als Startup im Prinzip Unternehmen aller
Branchen bezeichnet werden können, welche die Kriterien Innovation und
Skalierbarkeit erfüllen, sind in der Praxis die meisten Startups im
Technologie- und Internetsektor tätig. Typische Branchen sind der Elektronische
Handel, Anwendungssoftware, Finanztechnologie, Biotechnologie, Nanotechnologie,
neue Fertigungsverfahren, Industrie 4.0 oder Luft- und Raumfahrttechnik.
Laut dem Begründer der Lean-Startup-Methode
und Autor Eric Ries ist „Ein Startup […] eine menschliche Institution, die ein
neues Produkt oder eine neue Dienstleistung in einem Umfeld extremer
Ungewissheit entwickelt“.
Oft haben die Gründer und Investoren eines
Startups die Absicht, das Unternehmen nach wenigen Jahren auf dem freien Markt
anzubieten, entweder einem etablierten Unternehmen durch Kapitalbeteiligung
oder Unternehmenskauf oder vielen Aktionären durch einen Börsengang. Häufig
sollen dadurch die Tragfähigkeit bzw. das Potenzial des Unternehmens
dargestellt werden oder neue Ideen verwirklicht werden. Eine fruchtbare
Gründerszene entsteht demzufolge häufig durch die Dynamik von Talenten und
Finanzmitteln, die durch Verkäufe und regionale Netzwerke mit wachsendem
Know-how angeregt wird. Die Ballung bestimmter Branchen oder insgesamt vieler
Startups heißt Startup-Cluster. So bildeten sich nach dem Vorbild des Silicon
Valley unterschiedliche politisch geförderte Cluster in Deutschland,
beispielsweise das BioCon Valley in der Greifswalder Region, das Solar Valley
in Mitteldeutschland und das BioValley im Südwesten Deutschlands. Für die Startup-Gründer
sind politische Stabilität und Rechtssicherheit wichtige Faktoren bei der
Standortwahl. Neben der entscheidenden Register- und Vertragssicherheit bzw.
kompetenten Rechtsprechung und internationalen Rechtssicherheit ist
Schnelligkeit bei der Registereintragung wichtig.
Erfolgsfaktoren
Viele der global erfolgreichen
Startup-Unternehmen haben sich unter anderem durch innovative Ansätze zur
Problemlösung, durch Regionalisierung und Globalisierung, durch Skalierbarkeit
(Steigerungsfähigkeit) ihrer Technik und ihrer Geschäftsmodelle, dank
funktionierender Gründungsförderung und Unternehmensfinanzierung aus ihrem
Umfeld sowie durch intelligentes (Entrepreneurial) Marketing innerhalb relativ
kurzer Zeit die Position des Weltmarktführers in ihrem Bereich erarbeitet oder
haben sogar einen vollkommen neuen Markt erschaffen. Auch Erfolgsmethoden (best
practice) zur Unternehmensstrukturierung spielen bei vielen erfolgreichen
Startups eine Rolle. Eine der wesentlichen Faktoren zur Gründung und zum Erfolg
der neuen Unternehmen ist die Verbindung der Gründer und Mitarbeiter mit
lokalen Forschungseinrichtungen, wie etwa die Beispiele der Stanford University
mit dem Stanford Linear Accelerator Center im Silicon Valley, das International
Centre for Theoretical Physics in Triest oder der Wissenschaftscluster WISTA in
Berlin-Adlershof zeigen.
Entscheidend für den Erfolg von Startups
insgesamt sei laut einer RKW-Studie von November 2015 ein „fruchtbares
regionales Gründer-Ökosystem“ und gründerfreundliches Klima, welches durch das
Zusammenspiel von Talenten, erfolgreichen Unternehmern,
Finanzierungsmöglichkeiten, Bildungseinrichtungen, bürokratiearmer Politik und
Verwaltung, potenziellen Kunden, leistungsfähiger Infrastruktur (vor allem
digitaler) und Anbindung an den öffentlichen Verkehr, die Offenheit für
Innovationen, Kreativität und eine hohe Lebensqualität entstehe. Dies sei mit
guter Koordinierung auch außerhalb großer Städte möglich, etwa mit einem
proaktiven, qualitätsvollen Regionalmanagement und durch die Vernetzung
regionaler Gründer-Initiativen.
Einer stadtökonomischen Untersuchung Berlins
von März 2014 zufolge sei im urbanen Umfeld eine hohe Einwohnerdichte und ein
lebendiges Ausgeh- und Kulturleben für die Startup-Gründerszene wichtig, die
Arbeit und Leben nah beieinander zusammenbringt. So prägt zum Beispiel Silicon
Valley auch einen extremen Kult der Nähe – persönliche Anwesenheit ist Pflicht,
virtuelle Kommunikation ist verpönt; wer wegfährt, verliert den Anschluss und
wer dort ist, bekommt Kontakte. Büroviertel, Technologieparks und
Gründerzentren auf der Grünen Wiese seien demzufolge höchst unattraktiv für die
meisten Gründer, auch bei guter Verkehrsanbindung. (Ende Zitat Wikipedia)
Nach einer Statistik des Deutschen Startup
Monitors (DSM) waren Startups 2019 vorwiegend in folgenden Branchen aktiv:
-
Informations-/Kommunikationstechnologie: 30,2%
-
Ernährung/Nahrungsmittel/Konsumgüter: 10,6%
-
Medizin und Gesundheitswesen: 605%
-
Automobile, Logistik, Verkehr: 6,7%
Der Geschäftsführer der JadeBay GmbH Frank
Schnieder führt zu dem Antrag aus:
„Erst einmal muss differenziert werden nach
Gründungen im Handwerk, Dienstleistungen, Handel und echten Start-Ups mit der
Notwendigkeit der von der Mehrheitsgruppe geforderten Struktur. Die Gründungen
im niedrigschwelligen Bereich werden erfahrungsgemäß bei uns und wie überall
gut unterstützt (Wifö, Kammern, Banken, Steuerberater und auch private
Berater). Die Stadt Varel verfügt neben der eigenen Wifö über die
Wirtschaftsförderungsgesellschaft Varel e.V., die ebenfalls unterstützt.
Echte Start-Ups, also Unternehmen mit hohem
Wachstumspotenzial, zu generieren ist – wenn überhaupt im ländlichen Bereich –
stark abhängig von einem guten wissenschaftlichen Umfeld. Auch die
Altersstruktur einer Region und eine geringe Bildungswanderung in Anbetracht
akademisierter Arbeitsplatzstrukturen sind von Bedeutung; Rahmenbedingungen,
die bei uns im Kreis nicht wirklich hilfreich sind. Die genannten UPSs der
Mehrheitsgruppe sind keine wirkliche Hilfe, werden jedoch immer wieder genannt.
Wenn das so wäre, wären viel mehr junge Leute hier bei uns.
Ein Beispiel dafür ist das Technologie- und
Gründerzentrum Oldenburg als Nukleus für Investments und Finanzierungen. Das
Business Angels Netzwerk Deutschland sitzt mit den Business Angels Weser-Ems/Bremen
e.V. ebenfalls dort.
Die Start-Up-Box an der Jade Hochschule
(lediglich einige Containerräume hinter der Hochschule) hat nie funktioniert,
weil es viel zu wenig potenzielle Interessenten gab und gibt.
Staatliche Unterstützung für Start-Ups gibt es
in ausreichendem Maße (z.B.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/start-up-strategie-2065830).
Auch die NBank hilft hier gerne.“
Herr Schnieder weist darauf hin, dass es
möglich ist, innerhalb der Mittel für die Zukunftsregion Jade-Bay im Bereich
der Regionalen Innovationsfähigkeit Beratungsstrukturen (mit einer möglichen
Förderquote von 40%) aufzubauen. Das würde in das Zukunftskonzept passen.
Dieser Ansatz wäre aber nicht auf Landkreis-, sondern auf der Ebene der JadeBay
aufzubauen. Vorschlag ist, dass das Regionalmanagement der Zukunftsregion eine
erste Projektskizze anfertigt.
Die Zahl der Existenzgründungen in Friesland
lässt sich durchaus sehen. Die Anzahl der Beratungsgespräche bei der
Wirtschaftsförderung Friesland ist beständig auf einem hohen Niveau. Bis zum
30.09.23 wurden 134 Beratungsgespräche, darunter 34 Beratungen für
Existenzgründungen, geführt und damit die Zahlen des Jahres 2022 schon jetzt
übertroffen. In 2023 sind bislang 27 Anträge für das Wirtschaftsförderprogramm
ProFIL des Landkreises Friesland gestellt worden. Der Haushaltsansatz von
300.000 Euro wird vollständig benötigt werden. Die Gesamtinvestitionssumme
aller Vorhaben liegt bei 1,6 Mio. Euro. Rechnerisch wurden insgesamt 61 neue
Vollzeitarbeitsplätze in den Unternehmen geschaffen. Einen großen Anteil haben
Existenzgründende durch Betriebsübernahmen. „Start-Ups“ sind bislang nicht
darunter.
Der Geschäftsführer des Netzwerks
startup.niedersachsen am Innovationszentrum Niedersachsen, Tobias Wedler, hat
zu dem Antrag folgende Einschätzung abgegeben:
„Als niedersächsische Landesinitiative, die es
sich zur Aufgabe macht, das Startup-Ökosystem in Niedersachsen zu unterstützen,
befürworten wir die Zielsetzung des Antrags, Innovationen nach Friesland zu
holen sowie Startups zu stärken und freuen uns über die Auseinandersetzung mit
diesen Themen insbesondere in ländlichen Räumen.
Wir unterstützen das Vorhaben gerne, indem wir
Impulse geben, die Strategie in die überregionale, niedersächsische
Startup-Strategie einbinden und Friesland als Leuchtturm-Region für
Startup-Förderung im ländlichen Raum positionieren.
In einem ersten Schritt empfehlen wir darüber
hinaus die Durchführung eines Workshops bzw. Round Table als offene
Diskussionsrunde mit allen beteiligten Akteur*innen sowie zwei bis vier
Expert*innen (wir machen gerne Vorschläge und stellen Kontakt her)“.
Vorschläge für Expert*innen wurden bereits
gemacht.
Die Verwaltung empfiehlt Folgendes:
Der Landkreis Friesland sollte sich dem Thema zunächst über einen Workshop (als offene Diskussionsrunde) mit potenziellen Akteur*innen und Expert*innen als Impulsgeber nähern. Weiteres ist danach zu beraten und zu entscheiden, auch unter dem Aspekt des Geld- und Personalbedarfs, z.B. ob der Landkreis Friesland allein eine Startup-Förderung aufbauen will oder zu diesem Zweck Kooperationen eingehen will. Daneben sollten die vorhandenen Angebote (der JadeBay, die vielfach nicht genügend bekannt sind; der Jade Startup Box; des Mittelstand-Digitalzentrums Bremen-Oldenburg) weiter und verstärkt beworben werden.
Beschlussvorschlag:
Durchführung eines Workshops als offene Diskussionsrunde mit allen beteiligten Akteur*innen sowie zwei bis vier Expert*innen
Anlage(n):
- Antrag der Gruppe SPD-GRÜNE-FDP vom 14.06.2023 „Startup-Strategie für Friesland – Innovationen in den Landkreis Friesland holen, Startups stärken“
- Stellungnahme Herr Frank Schnieder, JadeBay GmbH
- Mails vom Innovationszentrum Niedersachsen
- Präsentation der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth: Jade Startup Box