Beschluss: zur Kenntnis genommen

Beschluss:

Die Informationen der Fachbereiche 50 und 53 werden zur Kenntnis genommen.

 

 


Begründung:

Pflegebedürftige Menschen finden aktuell nur schwer einen ambulanten Pflegedienst, der sie versorgt. Das ist insbesondere in ländlichen Regionen ein Problem, in denen u.a. lange Wegezeiten eine große Rolle spielen. Das avisierte Projekt bietet u.a. diesbezüglich einen wichtigen Lösungsansatz, nämlich die Optimierung der Organisation der alltäglichen Versorgungsplanung.

Das zentrale Element dieses innovativen Versorgungsansatzes bildet die Entwicklung einer digitalen Plattform, die aktuelle und zukünftige regionale Pflegebedarfe mit vorhandenen ambulanten Pflegepotenzialen abgleicht und daraus sogenannte Versorgungspotenziale für ambulante Pflegedienste ableitet, die möglichst optimal in deren Tourenplanung passen bzw. diese entsprechend anpasst. Eine signifikante Gewinnung von Pflegekapazitäten ist ebenso erwartbar, wie die Aufdeckung gemeinsamer Versorgungspotenziale der beteiligten Pflegedienste in der Zielregion.

 

Herr Tetz und Frau Baars stellen das Projekt mit Hilfe einer Präsentation vor.

Frau Baars führt aus, dass sich hinter dem Projekt DiCaSa eine optimierte Routenplanung für ambulante Pflegedienste verberge.

Menschen mit einem Pflegebedarf fänden nur schwer einen Pflegedienst, der sie versorge. Auch für Sozialdienste und Krankenhäuser sei es eine Herausforderung, eine Anschlussversorgung für Patient*innen zu finden. Dies sei mit dem Fachkräfteengpass, dem Kostendruck und mit langen Fahrstrecken im ländlichen Raum zu begründen. Die Routen der Pflegedienste würden sich häufig kreuzen.

Es solle ein Versorgungsmodell erarbeitet werden, welches durch eine verbesserte Tourenplanung die Pflegedienste entlastet und die pflegerische Versorgungssituation der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Friesland verbessert. So würde der Sozialdienst der Krankenhäuser ebenso entlastet werden.

KTA Wilken stellt die Frage, wie häufig die Pflegedienste bezüglich einer Patientenaufnahme eine Absage erteilten.

Frau Baars antwortet, dass hier keine genauen Zahlen vorlägen, jedoch die Situation prekär sei.

KTA Janßen fragt, was nach einer Abweisung durch den Pflegedienst geschehe.

Frau Baars erklärt, dass dann weitere Pflegedienste (auch Landkreis übergreifend) durch den Pflegebedürftigen kontaktiert werden müssten.

Dr. Fuchs ergänzt, dass im Falle einer Abweisung die Betroffenen länger im Krankenhaus verweilen müssten oder eine alternative Versorgungsform im Rahmen einer Kurzzeitpflege gewählt werden müsse.

Herr Tetz erklärt, dass die pflegebedürftige Person den Bedarf über das Krankenhaus beziehungsweise über den Pflegedienst bekannt gibt. Auch über sonstige Stellen (Pflegestützpunkt) kann der Bedarf bekannt werden, wobei die Pflegedienste bestimmte Pflegepotenziale haben. Bisher verfügen die Pflegedienste ihre eigene Software, die eine Route auswirft. Dieses soll gemeinsam trägerübergreifend stattfinden. Hier sollen der Pflegebedarf und die Pflegepotenziale in einen automatisierten Versorgungsvorschlag eingespeist werden. Es solle eine IT-Lösung gefunden werden, die Pflegebedarf und Pflegepotenzial zusammenbringt, um eine trägerübergreifende Route zu ermitteln.

Diese Versorgungsvorschläge sollen von den Pflegediensten gemacht und von diesen an die Patienten weitergeleitet werden, welche bestimmen können, ob dieser vorgeschlagene Pflegedienst angenommen wird.

KTA Bittner stellt die Frage, ob auch die Intensivpflege beinhaltet sei.

Herr Tetz antwortet, dass die Intensivpflege momentan nicht berücksichtigt sei. Es gehe hier im Grundmodell des Projektes darum, das System an sich in der Breite zu testen. Hier werde Input von den einzelnen Pflegediensten benötigt.

KTA Wilken würde es begrüßen, wenn in diesem Modell auch die Pflegekassen eine Rolle spielen würden, da diese die Pflege finanzieren würden.

Herr Tetz antwortet, dass die Pflegekassen bisher nicht einbezogen wurden. Er führt weiter aus, dass als Projektpartner die Freien Sozialen Dienste Varel, das DRK Pflegeteam, das Palliativnetz Am Jadebusen e.V. und die Krankenhäuser Sanderbusch und Varel im Rahmen des Entlassmanagements genannt werden. Weitere Partner seien ausdrücklich erwünscht. Kooperationspartner sei die „Pflegepioniere GmbH“, die „Steinbeis Angewandte Systemanalyse GmbH“ (STASA) und der Landkreis Friesland.

Herr Tetz geht auf die Zusammenarbeit im Projekt ein. Zu dem Steuerungskreis gehören die Projektleitung, der Landkreis Friesland und die STASA GmbH und zu den Umsetzungspartnern gehören die Pflegedienste. Es würden hier halbjährlich oder nach Bedarf Gesamttreffen stattfinden, Gestaltungs- und Evaluationsworkshops würden häufiger stattfinden.

Herr Tetz fasst zusammen, dass das Projekt vom 01.01.20 bis 30.09.22 (33 Monate) laufe. Antragsteller sei hier die Pflegepioniere GmbH. Der Landkreis Friesland (Fachbereich Soziales und Gesundheitswesen) und die STASA GmbH seien die Kooperationspartner. Es werde eine Fördersumme in Höhe von 749.000 Euro beantragt, wobei für den Landkreis Friesland keine direkten Kosten entstehen würden, lediglich ein Personaleinsatz würde anfallen. Neu sei der Ansatz, die Dienste gemeinsam und übergreifend in eine Routenplanung einzubinden. Wichtig ist hier, dass der Wunsch der pflegebedürftigen Person immer an erster Stelle stehe.

KTA Kühne stellt die Frage, ob der Landkreis die Kosten bei einer Abweichung der Fördersumme tragen müsse.

Herr Tetz antwortet, dass die Pflegepioniere GmbH als Antragsteller diese Kosten tragen müsse.

KTA Sudholz stell die Frage, wie wahrscheinlich es wäre, dass die Pflegedienste Transparenz über ihre Auslastung, Personalstruktur, Kassenleistung etc. zeigen, und welche Vorteile die Pflegedienste davon hätten.

Herr Tetz antwortet, dass es die Aufgabe des Steuerungskreises sei, die Pflegedienste diesbezüglich zu sensibilisieren und aufzuzeigen, welche Vorteile es tatsächlich gäbe.

Erste Kreisrätin Frau Vogelbusch betont, dass dieses Projekt gestartet werden sollte, um die Bürgerinnen und Bürger in Friesland pflegerisch versorgen zu können und um Erfahrungen in der Praxis zu sammeln, zumal der Landkreis Friesland finanziell kein Risiko eingehen würde.

KTA Wittke stellt die Frage, ob es eine zentrale Stelle mit einer zentralen Telefonnummer geben werde, an die man sich gegebenenfalls wenden kann.

Frau Baars antwortet, dass eine webbasierte Plattform errichtet werden soll, wo eine Pflegeperson mit einem Pflegebedarf anonymisiert hineingestellt werden kann. Der Algorithmus würde diesen Patienten dann einem passenden Pflegedienst mit passender Routenplanung zuordnen. Der Versorgungsvorschlag geht dem Pflegedienst zu, dieser entscheidet über die Annahme, anschließend bekommt dann der Patient den Versorgungsvorschlag, welcher wiederum eine Entscheidung trifft.

KTA Neugebauer merkt an, dass mindestens die Hälfte der vorhandenen 20 Pflegedienste für dieses Projekt verpflichtet werden sollten (bisher sind zwei Pflegedienste an dem Projekt interessiert), bevor eine Software entwickelt werde.

Landrat Herr Ambrosy erklärt, dass eine Firma einen ländlichen Landkreis gesucht habe, um ihre Geschäftsidee zu entwickeln. Es handele sich um eine private Wirtschaftsförderung. Diese Firma ist an die N-Bank herangetreten, ob das Land Niedersachsen bereit wäre, dieses innovative Projekt zu fördern. Diese hat zugestimmt. Landrat Herr Ambrosy ist sehr zuversichtlich, dass jeder, nachdem er das Potenzial dieses Projektes sehe, den Mehrwert erkenne. Der Datenschutz sei selbstverständlich zu beachten. Der Landkreis Friesland sei Kooperationspartner mit dem Ziel, die entsprechenden Menschen zusammen zu bringen. Bei innovativen Projekten, die es deutschlandweit nicht gibt, könne es sich um Risikokapital handeln. Dieses sei dem Land Niedersachsen bewusst.

Herr Eiklenborg merkt an, dass aus seiner Sicht die Pflegedienste verstehen müssten, dass sie alle in einem Boot sitzen würden, damit eine Verbesserung erreicht werden könne.

KTA Sudholz fragt nach, ob die Pflegedienste, die nicht beitreten, einen Nachteil hätten.

Landrat Herr Ambrosy antwortet, dass es, auch wenn Pflegedienste nicht beitreten wollten, keine Diskriminierung geben dürfe. Auch diese Pflegedienste sollen Angebote abgeben dürfen.

KTA Gäde fragt, wie hoch der Aufwand bezüglich Personalkapazitäten seitens des Landkreises Friesland sei und ob die Firma gegebenenfalls auch dem Landkreis dafür etwas schulde.

Frau Baars antwortet, dass sie und Herr Tetz mit jeweils 10 Stunden pro Monat in diesem Projekt beteiligt werden, wovon 60% refinanziert werden würden.

Landrat Herr Ambrosy antwortet, dass der Landkreis sich zum Beispiel bemühen werde, eine Lizenz zu erhalten, sollte die Firma das Projekt nach 33 Monaten umsetzen.

Erste Kreisrätin Frau Vogelbusch betont nochmals, dass es hier um die pflegerische Verbesserung für die Bürgerinnen und Bürger gehe, für die die Häuslichkeit erhalten werden soll, indem sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können- auch, wenn sie in ländlichen Gebieten wohnen. 

 


Abstimmungsergebnis:

Zur Kenntnis genommen.