Sitzung: 10.02.2020 Ausschuss für Arbeit und Soziales
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Vorlage: 0859/2020
Beschluss:
Die
Informationen der Fachbereiche 50 und 53 werden zur Kenntnis genommen.
Begründung:
Pflegebedürftige
Menschen finden aktuell nur schwer einen ambulanten Pflegedienst, der sie
versorgt. Das ist insbesondere in ländlichen Regionen ein Problem, in denen
u.a. lange Wegezeiten eine große Rolle spielen. Das avisierte Projekt bietet
u.a. diesbezüglich einen wichtigen Lösungsansatz, nämlich die Optimierung der
Organisation der alltäglichen Versorgungsplanung.
Das
zentrale Element dieses innovativen Versorgungsansatzes bildet die Entwicklung
einer digitalen Plattform, die aktuelle und zukünftige regionale Pflegebedarfe
mit vorhandenen ambulanten Pflegepotenzialen abgleicht und daraus sogenannte
Versorgungspotenziale für ambulante Pflegedienste ableitet, die möglichst
optimal in deren Tourenplanung passen bzw. diese entsprechend anpasst. Eine
signifikante Gewinnung von Pflegekapazitäten ist ebenso erwartbar, wie die
Aufdeckung gemeinsamer Versorgungspotenziale der beteiligten Pflegedienste in
der Zielregion.
Herr
Tetz und Frau Baars stellen das Projekt mit Hilfe einer Präsentation vor.
Frau
Baars führt aus, dass sich hinter dem Projekt DiCaSa eine optimierte
Routenplanung für ambulante Pflegedienste verberge.
Menschen
mit einem Pflegebedarf fänden nur schwer einen Pflegedienst, der sie versorge.
Auch für Sozialdienste und Krankenhäuser sei es eine Herausforderung, eine
Anschlussversorgung für Patient*innen zu finden. Dies sei mit dem
Fachkräfteengpass, dem Kostendruck und mit langen Fahrstrecken im ländlichen
Raum zu begründen. Die Routen der Pflegedienste würden sich häufig kreuzen.
Es
solle ein Versorgungsmodell erarbeitet werden, welches durch eine verbesserte
Tourenplanung die Pflegedienste entlastet und die pflegerische Versorgungssituation
der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Friesland verbessert. So würde der
Sozialdienst der Krankenhäuser ebenso entlastet werden.
KTA
Wilken stellt die Frage, wie häufig die Pflegedienste bezüglich einer
Patientenaufnahme eine Absage erteilten.
Frau
Baars antwortet, dass hier keine genauen Zahlen vorlägen, jedoch die Situation
prekär sei.
KTA
Janßen fragt, was nach einer Abweisung durch den Pflegedienst geschehe.
Frau
Baars erklärt, dass dann weitere Pflegedienste (auch Landkreis übergreifend)
durch den Pflegebedürftigen kontaktiert werden müssten.
Dr.
Fuchs ergänzt, dass im Falle einer Abweisung die Betroffenen länger im
Krankenhaus verweilen müssten oder eine alternative Versorgungsform im Rahmen
einer Kurzzeitpflege gewählt werden müsse.
Herr
Tetz erklärt, dass die pflegebedürftige Person den Bedarf über das Krankenhaus
beziehungsweise über den Pflegedienst bekannt gibt. Auch über sonstige Stellen
(Pflegestützpunkt) kann der Bedarf bekannt werden, wobei die Pflegedienste
bestimmte Pflegepotenziale haben. Bisher verfügen die Pflegedienste ihre eigene
Software, die eine Route auswirft. Dieses soll gemeinsam trägerübergreifend
stattfinden. Hier sollen der Pflegebedarf und die Pflegepotenziale in einen
automatisierten Versorgungsvorschlag eingespeist werden. Es solle eine
IT-Lösung gefunden werden, die Pflegebedarf und Pflegepotenzial zusammenbringt,
um eine trägerübergreifende Route zu ermitteln.
Diese
Versorgungsvorschläge sollen von den Pflegediensten gemacht und von diesen an
die Patienten weitergeleitet werden, welche bestimmen können, ob dieser
vorgeschlagene Pflegedienst angenommen wird.
KTA
Bittner stellt die Frage, ob auch die Intensivpflege beinhaltet sei.
Herr
Tetz antwortet, dass die Intensivpflege momentan nicht berücksichtigt sei. Es
gehe hier im Grundmodell des Projektes darum, das System an sich in der Breite
zu testen. Hier werde Input von den einzelnen Pflegediensten benötigt.
KTA
Wilken würde es begrüßen, wenn in diesem Modell auch die Pflegekassen eine
Rolle spielen würden, da diese die Pflege finanzieren würden.
Herr
Tetz antwortet, dass die Pflegekassen bisher nicht einbezogen wurden. Er führt
weiter aus, dass als Projektpartner die Freien Sozialen Dienste Varel, das DRK
Pflegeteam, das Palliativnetz Am Jadebusen e.V. und die Krankenhäuser
Sanderbusch und Varel im Rahmen des Entlassmanagements genannt werden. Weitere
Partner seien ausdrücklich erwünscht. Kooperationspartner sei die
„Pflegepioniere GmbH“, die „Steinbeis Angewandte Systemanalyse GmbH“ (STASA)
und der Landkreis Friesland.
Herr
Tetz geht auf die Zusammenarbeit im Projekt ein. Zu dem Steuerungskreis gehören
die Projektleitung, der Landkreis Friesland und die STASA GmbH und zu den
Umsetzungspartnern gehören die Pflegedienste. Es würden hier halbjährlich oder
nach Bedarf Gesamttreffen stattfinden, Gestaltungs- und Evaluationsworkshops
würden häufiger stattfinden.
Herr
Tetz fasst zusammen, dass das Projekt vom 01.01.20 bis 30.09.22 (33 Monate)
laufe. Antragsteller sei hier die Pflegepioniere GmbH. Der Landkreis Friesland
(Fachbereich Soziales und Gesundheitswesen) und die STASA GmbH seien die
Kooperationspartner. Es werde eine Fördersumme in Höhe von 749.000 Euro
beantragt, wobei für den Landkreis Friesland keine direkten Kosten entstehen
würden, lediglich ein Personaleinsatz würde anfallen. Neu sei der Ansatz, die
Dienste gemeinsam und übergreifend in eine Routenplanung einzubinden. Wichtig
ist hier, dass der Wunsch der pflegebedürftigen Person immer an erster Stelle
stehe.
KTA
Kühne stellt die Frage, ob der Landkreis die Kosten bei einer Abweichung der
Fördersumme tragen müsse.
Herr
Tetz antwortet, dass die Pflegepioniere GmbH als Antragsteller diese Kosten
tragen müsse.
KTA
Sudholz stell die Frage, wie wahrscheinlich es wäre, dass die Pflegedienste
Transparenz über ihre Auslastung, Personalstruktur, Kassenleistung etc. zeigen,
und welche Vorteile die Pflegedienste davon hätten.
Herr
Tetz antwortet, dass es die Aufgabe des Steuerungskreises sei, die
Pflegedienste diesbezüglich zu sensibilisieren und aufzuzeigen, welche Vorteile
es tatsächlich gäbe.
Erste
Kreisrätin Frau Vogelbusch betont, dass dieses Projekt gestartet werden sollte,
um die Bürgerinnen und Bürger in Friesland pflegerisch versorgen zu können und
um Erfahrungen in der Praxis zu sammeln, zumal der Landkreis Friesland
finanziell kein Risiko eingehen würde.
KTA
Wittke stellt die Frage, ob es eine zentrale Stelle mit einer zentralen
Telefonnummer geben werde, an die man sich gegebenenfalls wenden kann.
Frau
Baars antwortet, dass eine webbasierte Plattform errichtet werden soll, wo eine
Pflegeperson mit einem Pflegebedarf anonymisiert hineingestellt werden kann.
Der Algorithmus würde diesen Patienten dann einem passenden Pflegedienst mit
passender Routenplanung zuordnen. Der Versorgungsvorschlag geht dem
Pflegedienst zu, dieser entscheidet über die Annahme, anschließend bekommt dann
der Patient den Versorgungsvorschlag, welcher wiederum eine Entscheidung
trifft.
KTA
Neugebauer merkt an, dass mindestens die Hälfte der vorhandenen 20
Pflegedienste für dieses Projekt verpflichtet werden sollten (bisher sind zwei
Pflegedienste an dem Projekt interessiert), bevor eine Software entwickelt
werde.
Landrat
Herr Ambrosy erklärt, dass eine Firma einen ländlichen Landkreis gesucht habe,
um ihre Geschäftsidee zu entwickeln. Es handele sich um eine private
Wirtschaftsförderung. Diese Firma ist an die N-Bank herangetreten, ob das Land
Niedersachsen bereit wäre, dieses innovative Projekt zu fördern. Diese hat
zugestimmt. Landrat Herr Ambrosy ist sehr zuversichtlich, dass jeder, nachdem
er das Potenzial dieses Projektes sehe, den Mehrwert erkenne. Der Datenschutz
sei selbstverständlich zu beachten. Der Landkreis Friesland sei
Kooperationspartner mit dem Ziel, die entsprechenden Menschen zusammen zu
bringen. Bei innovativen Projekten, die es deutschlandweit nicht gibt, könne es
sich um Risikokapital handeln. Dieses sei dem Land Niedersachsen bewusst.
Herr
Eiklenborg merkt an, dass aus seiner Sicht die Pflegedienste verstehen müssten,
dass sie alle in einem Boot sitzen würden, damit eine Verbesserung erreicht
werden könne.
KTA
Sudholz fragt nach, ob die Pflegedienste, die nicht beitreten, einen Nachteil
hätten.
Landrat
Herr Ambrosy antwortet, dass es, auch wenn Pflegedienste nicht beitreten
wollten, keine Diskriminierung geben dürfe. Auch diese Pflegedienste sollen
Angebote abgeben dürfen.
KTA
Gäde fragt, wie hoch der Aufwand bezüglich Personalkapazitäten seitens des
Landkreises Friesland sei und ob die Firma gegebenenfalls auch dem Landkreis
dafür etwas schulde.
Frau
Baars antwortet, dass sie und Herr Tetz mit jeweils 10 Stunden pro Monat in
diesem Projekt beteiligt werden, wovon 60% refinanziert werden würden.
Landrat
Herr Ambrosy antwortet, dass der Landkreis sich zum Beispiel bemühen werde,
eine Lizenz zu erhalten, sollte die Firma das Projekt nach 33 Monaten umsetzen.
Erste
Kreisrätin Frau Vogelbusch betont nochmals, dass es hier um die pflegerische
Verbesserung für die Bürgerinnen und Bürger gehe, für die die Häuslichkeit erhalten
werden soll, indem sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können- auch, wenn
sie in ländlichen Gebieten wohnen.
Abstimmungsergebnis:
Zur Kenntnis genommen.