Sitzung: 08.03.2023 Kreistag des Landkreises Friesland
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 26, Nein: 11
Vorlage: 0426/2023
Beschluss:
Der Haushaltssatzung und dem Haushaltsplan für das Jahr 2023 wird zugestimmt.
Herr KTA Mandel führt aus, dass die Haushaltslage in 2023 unter anderem
aufgrund der aktuellen Krisen nicht einfach sei. Der Ergebnishaushalt sei im
Bereich der ordentlichen Aufwendungen im Vergleich zum letzten Jahr deutlich
gestiegen. Die in vielen Bereichen auftretenden Mehrkosten würden zwar teils
durch Einnahmen kompensiert, jedoch nicht vollständig ausgeglichen, was ein
deutliches Minus im Ergebnishaushalt zur Folge habe. Herr KTA Mandel geht
weiter auf die Gründe dieses Minus ein, welche er in den aktuellen neuen
Aufgaben des Kreises sehe, nicht jedoch darin, dass generell schlecht
gewirtschaftet werde. Positiv sei zu erwähnen, dass der Stellenplan für das
Jahr 2023 auskömmlich finanziert sei, jetzt ginge es darum auch alle Stellen
vollständig zu besetzen und moderne Arbeitsplätze vorzuhalten. Wichtig sei
auch, dass es aktuell nicht der richtige Weg sei, pauschal Investitionen oder
große Teile freiwilliger Leistungen zu streichen, besser sei es gezielt zu
investieren. Hier habe die Verwaltung bereits vorgearbeitet und lediglich die
notwendigsten Maßnahmen für 2023 durchfinanziert. Andere Maßnahmen müssten
allerdings in Folgejahre geschoben, oder gestrichen werden. Herr KTA Mandel
betont jedoch, dass für die Mehrheitsgruppe ein Stillstand nicht in Frage käme,
man auch andere Bereiche weiter vorantreiben wolle. Die Kreisumlage müsse um
zwei Punkte angehoben werden, was zwar nicht wünschenswert, aber jedoch
notwendig sei. Dies sei das Ergebnis eines transparent geführten
Abwägungsprozesses. Er betont, es sei hier notwendig, dass der Landkreis mit
den Städten und Gemeinden zusammenarbeite um eine auskömmliche Finanzierung
beider Ebenen zu gewährleisten.
Frau KTA Esser ergänzt, dass man den Haushalt immer mit dem Hintergrund
des Weltgeschehens betrachten müsse, was es aktuell schwierig mache einen
Haushalt aufzustellen. Ein Saldo im Haushalt sei auf kurze Zeit verkraftbar,
auf lange Sicht aber schwierig. Frau KTA Esser ergänzt, dass es wichtig sei
sich auch auf ein 2024 im Krisenmodus vorzubereiten und dabei wichtige
Komponenten wie die Daseinsvorsorge zu sichern.
Frau KTA Kück betont ebenfalls, dass es eine schwierige Aufgabe sei, in
der aktuellen Situation einen tragfähigen Haushalt aufzustellen, welcher alle
Bedarfe berücksichtige und decke. Sie führt als Beispiel die Friesland-Kliniken
an und hebt hervor, dass die Versorgung der Menschen im Vordergrund stehen
müsse.
Frau KTA Wittke ergänzt, dass durch die aktuelle Haushaltslage auch in
den kommenden Jahren kaum Spielraum für Investitionen und freiwillige
Leistungen bleibe. Sie hebt hier den Antrag der Linken Fraktion auf einen
qualifizierten Mietspiegel hervor und bedankt sich für die Unterstützung. Frau
KTA Wittke stellt die Vorteile des Mietspiegels dar. Sie führt an, dass die
Erhöhung der Kreisumlage um zwei Punkte nicht ideal sei, aber notwendig.
Herr KTA Schürgers erklärt, er habe Bedenken wegen der Erhöhung der
Kreisumlage, da die finanzielle Lage in den Städten und Gemeinden auch nicht
einfach sei. Er befürchte, dass es hier zu Leistungseinschränkungen seitens der
Städte und Gemeinden, oder höheren Kosten für die Bürgerinnen und Bürger kommen
könnte. Die steigenden Belastungen seien eine große Problematik.
Herr KTA Zillmer gibt an, dass er bei den bisherigen Redebeiträgen
zielführende Lösungen zur Verminderung der Fehlbeträge und zur mittelfristigen
Finanzplanung vermisst habe. Es seien bisher wenige der versprochenen
Verbesserungen eingetreten, während von den Bürgerinnen und Bürgern immer mehr
erwartet werde. Es fände aktuell eine Zeitenwende statt, wobei diverse
Bereiche, wie Schule, Bildung, Bauen, freiwillige Leistungen, etc. dauerhaft
neu zu betrachten und auszurichten seien. Er stellt klar, dass die Erhöhung der
Kreisumlage für die CDU nicht der richtige Schritt sei. Herr KTA Zillmer stellt
den Antrag auf eine Bürgerbefragung: „Zeitenwende in Politik und Verwaltung“.
Hierbei solle der Schwerpunkt auf die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger
zur Arbeit und dem Angebot des Landkreises Friesland gelegt werden. Diese
Umfrage solle durch ein Monitoring begleitet, und alle fünf Jahre wiederholt
werden.
Frau KTA Busch teilt mit, man müsse einige Strukturmaßnahmen neu
definieren und die Einnahmen und Ausgaben anpassen, sowie die bisher
eingeleiteten Veränderungen weiterführen. Sie nennt hier als Beispiel die
Friesland-Kliniken, die Investitionen in die Bildungsinfrastruktur, sowie die
Digitalisierung der Verwaltung. Man sei
bisher auf einem guten Weg, es gäbe aber noch viel zu tun. Die Erhöhung der
Kreisumlage sei nicht schön, aber durchaus zumutbar. Trotzdem müsse man sich
darauf konzentrieren die Einnahmen und Ausgaben auszugleichen
Herr KTA Homfeldt geht auf die bisherigen Redebeiträge ein und stellt
heraus, dass die Bürgerinnen und Bürger sich auf veränderte Situationen bisher
gut eingestellt hätten. Er führt an, dass es nicht sinnvoll sei, das konkrete
Handeln des Landkreises an Fördermaßnahmen auszurichten. Wichtig sei außerdem,
den Druck von den Kommunen zu nehmen. Zielkonflikte seien hier in Ordnung, man
müsse aber an diesen arbeiten. Er unterbreitet den Vorschlag eines Klima- bzw.
Klimazukunftstages bei dem die Kreistagsabgeordneten sowie Mitarbeiter der
Verwaltung zusammenkommen um über Klimaschutz, sowie vor allem
Klimafolgenanpassung zu beraten.
Die Finanzlage des Landkreises Friesland habe sich dramatisch
verschlechtert, teilt Herr KTA Just mit. Eigentlich sei eine Erhöhung der
Kreisumlage um acht Punkte notwendig um dies auszugleichen. Aber selbst die
Erhöhung um zwei Punkte sei für die Kommunen nur schwer zumutbar. Herr KTA Just
sieht als Schwerpunkt des schwierigen Haushalts den Standort Varel der
Friesland-Kliniken. Er führt dieses Problem weiter aus und stellt heraus, dass
er damit das zentrale Problem ansprechen wolle.
Herr KTA Kruse spricht den allgemeinen Fachkräftemangel an und hebt
hervor, dass es auch hier einen Zeitenwandel gäbe. Eine enge Verzahnung
zwischen Schulen und Betrieben sei notwendig. Man müsse hier die Zusammenarbeit
fördern, damit junge Menschen nicht abwandern. Des Weiteren sei die
bestmögliche Versorgung der Schulen mit digitaler Infrastruktur wichtig.
Frau KTA Sieckmann ergänzt, dass ein Zeitenwandel auch in den Schulen
notwendig sei. Sie führt an, dass Pläne zwar existieren, diese aber immer
wieder verschoben werden würden und es keine klaren Konzepte gäbe. Sie stellt
klar, dass die Bildung der Kinder Priorität haben müsse.
Herr KTA Eilers bezieht sich auf die Zeitenwende im niedersächsischen
Weg. Der Landkreis solle hier Verpflichtungen übernehmen, allerdings sehe er im
aktuellen Haushalt dafür keinen Ansatz.
Herr KTA Funke geht eingehend auf die vorherigen Redebeiträge ein. Er
merkt an, dass mittlerweile an die 90% aller Krankenhäuser defizitär seien.
Dies sei somit kein individuelles, sondern ein kollektives Problem. Des
Weiteren stellt er heraus, dass die Kreisumlage erhoben werden könne, wenn die
Aufwendungen eines Landkreises aus anderen Quellen nicht gedeckt werden könne.
Somit sei die Kreisumlage nicht originär sondern lediglich sekundär, also eine
Variable, welche sich maximal auf ein Haushaltsjahr beziehe. Er betont, dass er
die Erhöhung der Kreisumlage für dieses Haushaltsjahr nicht als notwendig
ansehe, für das nächste Haushaltsjahr müsse man dann neu analysieren. Wenn die
Kreisumlage nicht erhöht werden würde, müssten Investitionen über Kredite
finanziert werden. Im Hinblick auf die starke Entschuldung des Landkreises in
den vergangenen Jahren, welche hauptsächlich durch die Komponenten EWE und
Kreisumlage möglich gewesen sei, sei es dem Landkreis zumutbar im kommenden
Haushaltsjahr Investitionen durch Kredite statt durch eine erhöhte Kreisumlage
zu finanzieren. Er gibt zu bedenken, dass die Verschuldung der Städte und
Gemeinden durch eine Erhöhung der Kreisumlage steige, diese aber auch einen
gewissen Spielraum für Investitionen benötigen würden. Somit sei eine Erhöhung
der Kreisumlage unzumutbar.
Frau KTA Sudholz geht auf die Thematik der Zeitenwende im Bereich der
Kitas, Schulen und Kindertagespflegen ein und stellt die aktuelle Problematik
dort dar. Sie betont, Schule müsse neu gedacht werden. Sei es bei der
Kommunikation zwischen Lehrkräften, Eltern und Schülerinnen und Schülern oder
bei der bedarfsgerechten Umgestaltung der Räumlichkeiten. Ähnlich sei das
Problem bei Kitas und Kindertagespflegen gesetzt, hier fehle es ebenfalls an
Personal und Räumlichkeiten. Speziell die Kindertagespflege sei aufgrund der
flexiblen Betreuungszeiten wichtig, die Kindertagespflegepersonen würden aber
weniger, da die finanziellen Mittel zur Unterstützung nicht ausreichen würden.
Insgesamt müsse der Fokus im Landkreis Friesland mehr auf die Kinder und
Jugendlichen gelegt werden, auch der Bereich der Kinder- und Jugendpflege müsse
besser aufgestellt werden um Kinder und Jugendliche nach ihren Bedürfnissen
betreuen zu können. Frau KTA Sudholz beleuchtet ebenfalls die Thematik der
Frauenhäuser, da es lediglich in Wilhelmshaven eins gäbe, in welchem Frauen aus
Wilhelmshaven und Friesland untergebracht seien. Im gesamten Landkreis
Friesland gäbe es kein eigenes Frauenhaus. Sie betont, dass Angebote geschaffen
werden müssten, wenn der Bedarf gegeben sei. Man müsse den Fokus mehr auf die
soziale Gemeinschaft richten.
Herr KTA Weidemann setzt seinen Schwerpunkt bei der Zeitenwende im
Bereich der Wirtschaft und des Tourismus.
Fakt sei, man müsse die Wirtschaft am Standort sichern und Arbeitsplätze
schaffen und sichern. Das oberste Ziel sei also die Wirtschaftsförderung. Die
wirtschaftliche Entwicklung einer Energiedrehscheibe sei mit Blick auf den
Haushalt zu begrüßen. Wichtig sei außerdem, dass man mit den gegebenen Mitteln
sparsamer umgehe um den Herausforderungen entsprechend begegnen zu können. Er
führt aus, dass die ökonomische Bedeutung der Tourismuswirtschaft oft
unterschätzt werde.
Herr KTA Burgenger merkt an, dass sowohl die Städte und Gemeinden, als
auch der Landkreis unterfinanziert seien, aber der Kreis die Erhöhung der
Kreisumlage benötige.
Herr KTA Mandel gibt zu bedenken, dass, wenn man alle Wünsche
realisieren wolle, die Kreisumlage statt um zwei Punkte eher um acht bis zehn
Punkte erhöht werden müsse. Er stellt klar, dass eine Interessensabwägung
bereits stattgefunden habe und betont, dass die Erhöhung um zwei Punkte
notwendig sei, auch wenn es wünschenswert wäre, die kommenden Aufwendungen aus
anderen Mitteln zu finanzieren. Er mahnt an, dass bereits viele Projekte
verschoben worden seien und man zukünftig plan- und maßvoll innerhalb des
begrenzten finanziellen Spielraums handeln müsse.
Herr KTA Just führt an, der Landkreis und die Krankenhäuser seien
unterfinanziert. Diese Problematik komme nicht durch eine allgemeine
Unterfinanzierung der Kommunen, sondern durch eine Unterfinanzierung der
Krankenhäuser zustande. Es sei problematisch ein Krankenhaus selbstständig
weiterzuführen, wenn dieses dafür nicht geeignet sei. Hier müsse man eine
andere Lösung finden.
Herr KTA Homfeldt teilt mit, dass, wenn man weiter mache wie bisher die
Verschuldung des Landkreises rapide steigen würde.
Herr KTA Funke spricht sich gegen die Ausführung von Herrn KTA Just aus.
Frau KTA Sudholz weist auf Beruf von Herrn KTA Mandel hin.
Der Landrat Herr Ambrosy führt an, dass der Haushalt aus Überzeugung eingebracht worden sei und er ihn für eine gute Lösung halte. Man befinde sich im dritten Krisenjahr, die mittelbaren und unmittelbaren Folgen würden sich in den Zahlen natürlich wiederspiegeln. Der Landrat Herr Ambrosy erklärt sich besorgt, dass der Kreistag die Krankenhäuser nach Außen lediglich als Kostenfaktor sehe. Man habe zwei medizinisch gute Krankenhäuser, eine Schließung des Standortes Varel ändere nichts, aber verschlimmere alles. Er betont, man könne nur miteinander schwierige Probleme lösen. Der Landkreis habe in der Vergangenheit Schulden abgebaut, teils durch die Kreisumlage und die EWE aber man habe auch gespart. Es sei für die Zukunft notwendig zu genesen. Wichtig sei es trotzdem weiterhin Fördergelder zu aquirieren. Der Landrat Herr Ambrosy stellt klar, es sei nicht richtig den Landkreis hier schlecht zu reden und von Stillstand zu sprechen. So schwierig der Haushalt auch sei, man habe hier die klare Aussage, dass man auch in schweren Zeiten die Bürgerinnen und Bürger nicht alleine lasse. Des Weiteren merkt er an, dass man auch mit einer erhöhten Kreisumlage Kredite aufnehmen müsse.
Abstimmungsergebnis:
Mehrheitlich beschlossen
Ja: |
26 |
Nein: |
11 |
Enthaltung: |
0 |