Begründung:

1992 starte der gemeinnützige Verein TransFair seine Arbeit mit dem Ziel, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern und durch den Fairen Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Der Faire Handel unterstützt Produzentinnen und Produzenten, insbesondere benachteiligte kleinbäuerliche Familien in den Entwicklungsländern, um ihnen eine menschenwürdige Existenz aus eigener Kraft zu ermöglichen. Zum Beispiel decken die festgelegten Mindestpreise die Produktionskosten und sichern so das Existenzminium. Die gezahlten Aufschläge ermöglichen eine Investition in die Zukunft. Die Standards des Fairen Handels entsprechen den internationalen Standards der Fairtrade Labeling Organization International (FLO). Die unabhängige FLO-CERT GmbH mit Sitz in Bonn stellt sicher, dass die Produkte mit dem Fairtrade-Siegel nach den internationalen FLO-Standards produziert und gehandelt werden. Die Kampagne „Faitrade-Towns“ startete im Jahre 2000 mit großem Erfolg in Großbritannien. Weltweit existieren über 600 Fairtrade-Towns, wie z.B. London, Rom, Brüssel, San Francisco und Kopenhagen (siehe auch Anlage 1+2+3).

In Deutschland wird die Kampagne seit Januar 2009 durchgeführt. Die Kreisstadt Jever (seit 2016 Bewerbungsverfahren) zählt neben Aurich und Oldenburg zu den ersten Fairtrade-Towns in Weser-Ems. Auf Initiative von Gerd Pöppelmeier, Mitglied im Klimaschutzbeirat des Landkreises Friesland, soll auch der Landkreis Friesland den Fairen Handel auf lokaler Ebene fördern und sich als „Fairtrade-Kreis“ (fairtrade district) im Rahmen der internationalen Kampagne bewerben. Dabei will der Kreis auf den Erfahrungen der Kreisstadt und der lokalen Kirchengemeinde aufbauen.

Eine Fairtrade-Town kann ein Kreis, eine kreisfreie Stadt, eine Gemeinde/Stadt, ein Dorf oder eine Region sein. Der Status wird verliehen, wenn die folgenden fünf weltweit einheitlichen Kriterien erfüllt sind:

 

1.       Es liegt ein Beschluss des Kreistages vor, dass bei allen Sitzungen des Kreistages und seiner Ausschüsse sowie im Büro des Landrates Fairtrade-Kaffee (in Friesland Tee!) sowie ein weiteres Produkt aus Fairem Handel (z.B. Zucker, Kekse, Saft) verwendet wird. Die Umstellung auf fair beschaffte Produkte muss nicht immer zu (größeren) Mehrkosten führen. Fair gehandelten Kaffee oder Tee bieten z. B. bereits mehrere Discounter zu günstigen Preisen an. Auf die Tasse oder Glas umgerechnet ergeben sich meist nur wenige Cent mehr für einen fair gehandelten Kaffee, Tee oder Orangensaft.

 

2.        Es wird die Entscheidung getroffen, als Kreis den Titel „Fairtrade-Kreis“ anzustreben.

Es wird eine lokale Steuerungsgruppe gebildet, die auf dem Weg zum „Fairtrade-Kreis“ die Aktivitäten vor Ort koordiniert. Die Steuerungsgruppe beim Landkreis Friesland setzt sich beispielsweise zusammen aus jeweils einer Vertreterin/einen Vertreter

- der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

- der Klimaschutzbeauftragten

- der Wirtschaftsförderung

- des Einzelhandels/ Dienstleistungsbetrieben.

Bei Bedarf sind Vertreterinnen/Vertreter aus Kirchen, Nichtregierungsorganisationen, Schulen, Vereinen und Medien hinzuzuziehen.

3.       In den lokalen Einzelhandelsgeschäften werden gesiegelte Produkte aus fairem Handel angeboten und in Cafes und Restaurants werden Fairtrade-Produkte ausgeschenkt. Die Anforderung ist nach Einwohnerzahlen gestaffelt; im Landkreis Friesland mit rd. 100.000 Einwohnern müssen dies 20 Geschäfte und 10 Gastronomiebetriebe mit je 3 Produkten sein.

 

4.       In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen werden Fairtrade-Produkte verwendet und es werden dort Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“ durchgeführt. Bei rd. 100.000 Einwohnern bedeutet dies, dass mind. 1 Schule, 1 Kirchengemeinde und 1 Verein sich beteiligen müssen. Im Landkreis Friesland existieren bereits derartige Initiativen; beispielsweise bewirtet eine Jeversche Schule die Mittagsverpflegung (Mensa) aus fair gehandelten Produkten. Über den Status Quo hinaus soll mit Hilfe von Ergänzungsmaßnahmen z.B. durch Lehrerfortbildungen die Sensibilisierung und das Bewusstsein zu diesem Thema in den Schulen gesteigert werden.

 

5.       Die örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zum „Fairtrade-Landkreis“. Es müssen in einem Jahr mindestens vier Medienartikel zu dem Thema Fairtrade und dem Bewerbungsprozess des Landkreises zur Fairtrade Town veröffentlicht werden, dass eine kontinuierliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich dazu beiträgt, das Bewusstsein für eine „globale Verantwortung“ und „fairer Handel“ in der Bevölkerung zu steigern.

Darüber hinaus soll Im Rahmen des eigenen kommunalen Handelns die Kreisverwaltung prüfen, inwieweit Produkte aus Fairem Handel im Rahmen des Beschaffungswesens grundsätzlich den Vorzug gegeben werden können (z.B. Bau, Liefer- und Dienstleistungsaufträge).

Finanzielle Auswirkungen:

Die entstehenden Mehrkosten durch die Verwendung von Produkten aus Fairem Handel werden aus den Budgets der betroffenen Fachbereiche beglichen. Dabei berufen sich die Mehrkosten voraussichtlich auf:

Produkt                                              Mehrpreis in €                  Mehrpreis in %

Tee (500 g)                                        13,96 €                                 174,59 %

Zucker (500 g)                                    5,76 €                                  581,82 %

Fruchtsaft 24 x 0,2 l                          0,00 €                                       0,00 %                           

 

Die insgesamt anfallenden Mehrkosten pro Jahr können nicht genau beziffert werden, da aufgrund des Ausscheidens von Frau Eden im Sommer d. J. 2017 eine Änderung in der Bewirtung vollzogen wurde und noch nicht absehbar ist, in welchem Umfange für einen längeren Zeitraum jetzt Tee und Kaltgetränke (Wasser/Säfte) konsumiert werden. Die Kostensteigerung wird sich aber vermutlich um  ca. 500 €  bewegen. Die genaue Summe kann erst Anfang 2019 beziffert werden.

 

Weiterführende Informationen zum Thema Fairtrade-town/District finden Sie zudem unter https://www.fairtrade-towns.de/mitmachen/die-fuenf-kriterien/

 

 


Beschlussvorschlag:

1.    Der Umweltausschuss des Landkreises Friesland beschließt, dass im Rahmen der internationalen Kampagne von TransFair „Fairtrade-towns“ der faire Handel auf lokaler Ebene gefördert wird und sich der Landkreis Friesland entsprechend der fünf Bewerbungskriterien um den Titel „Transfair-Kreis“ bewirbt. Die für eine Verleihung des Titels erforderlichen Kriterien sind von der Verwaltung schnellstmöglich zu recherchieren und zu erfüllen.

2.    Der Umweltausschuss gibt die Bewerbung an den Kreistag, zur Erstellung des geforderten Kreistagsbeschlusses nach Nr. 1 der Anforderungskriterien zur Vergabe des Titels „Fairtrade-Kreis“, weiter.

 


Finanzielle Auswirkungen:       Ja       Nein

Gesamtkosten der Maßnahmen (ohne Folgekosten)

Direkte jährliche

Folgekosten

 Finanzierung:

  Eigenanteil                objektbezogene Einnahmen

Sonstige einmalige oder jährliche laufende Haushaltsauswirkungen

€ 500

€ 500

€ 500

€ XXXX

€ XXXX

Erfolgte Veranschlagung:      Ja, mit            Nein

im   Ergebnishaushalt    Finanzhaushalt    Produkt- bzw. Investitionsobjekt: P1.01.11.111110  Sachkonto 443 170  

Vorlage betrifft die demografische Entwicklung:            ja             nein

Falls ja, in welcher Art: XXXX

Vorlage bezieht sich auf

XXXX

MEZ     Nr. 4

Titel: ERHALT UND VERBESSERUNG DER NATÜRLICHEN LEBENSGRUNDLAGEN

HSP     Nr  4.7

Titel: Fortschreibung und Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes

 

 

 

 

Sachbearbeiter/in                Fachbereichsleiter/in

Sichtvermerke:

 

 

  Abteilungsleiter/in               Kämmerei                              Landrat

Abstimmungsergebnis:

Fachausschuss

einstimmig 

Ja:

Nein:

Enth.:

Kts. gen.:  

abw.  Beschl.   

Kreisausschuss

einstimmig 

Ja:

Nein:

Enth.:

Kts. gen.:  

abw.  Beschl.   

Kreistag

einstimmig 

Ja:

Nein:

Enth.:

Kts. gen.:  

abw.  Beschl.   

 


Anlage(n):

Anlage 1: Basisflyer: Wofür steht das Fairtrade-Siegel?, TransFair e.V., Juli 2017, Köln

Anlage 2: Flyer: Fairtrade in Zahlen, TransFair e.V., Köln

Anlage 3: Basisflyer: Was ist Fairtrade, TransFair e.V, 2016, Köln