Begründung:
Seit ihrer
Errichtung in den 1960 und 1970er Jahren wurden die Schulgebäude an den zwei
Standorten Kronshausen 6 und Westerende 2 in Zetel für verschiedene Schulformen
genutzt. Seit dem Schuljahr 2014/15 befindet sich die IGS Friesland Süd in diesen
Gebäuden.
Entsprechend dem
Gebäudealter besteht ein erheblicher Sanierungs- und Modernisierungsstau aus
energetischer-, brandschutztechnischer- und bautechnischer Sicht. Teilweise
sind noch Decken-, Wand und Bodenbeläge aus der Errichtungsphase vorhanden.
Die Elektro-,
Heizungs- und Sanitäranlagen entsprechen nicht mehr den heutigen baulichen,
energetischen und sicherheitstechnischen Anforderungen. Zudem sind der
Schallschutz sowie die Raumakustik in vielen Bereichen der Gebäude als
mangelhaft zu bewerten. Auch das EDV-Netz ist unzureichend und ist behelfsmäßig
größtenteils durch eine WLAN-Anbindung gewährleistet. Ferner ist eine
barrierefreie Nutzung aller Schulgebäude zur jetzigen Zeit nicht möglich. Durch
diese baulichen Mängel wird die Unterrichtsqualität eingeschränkt und überdies
verursacht das Gebäude vergleichsweise hohe Betriebskosten (Reparaturen,
Energieverbräuche usw.)
Ausgenommen von dem
Sanierungsstau ist die Gemeinsam mit der Gemeinde Zetel und dem Landkreis, zur
Zeiten der Haupt- und Realschule, errichtete Bibliothek und der Jugendtreff
sowie die Mensa. Letztere sollte jedoch aufgrund der jetzigen Schulform auf
ihren Anpassungsbedarf hin geprüft werden (mehr Ganztag).
Auch
die räumlichen Strukturen in den Gebäuden entsprechen nicht dem pädagogischen
Konzept einer IGS. Der Unterricht an
einer Gesamtschule findet in weiten Teilen aufgrund des Kurssystems
klassenübergreifend statt. Daher ist es wichtig, dass die Jahrgänge
organisatorische und räumliche Einheiten bilden.
Zurzeit
findet der Unterricht der Stufen 5 und 6 im Gebäude der ehemaligen
Orientierungsstufe statt, der Unterricht der Klasse 7 und 8 im vorderen
Hauptgebäude und der Unterricht der Klassen 9 und 10 in der ehemaligen
Außenstelle Westerende. Es bleibt dennoch nicht aus, dass die Schüler*innen
alle Gebäude aufsuchen müssen, um Fachunterricht wahrzunehmen oder die Mensa zu
besuchen, was entsprechende Wegezeiten in Anspruch nimmt.
In diesem
Zusammenhang hat die Schulleitung mit Unterstützung der Schulbauberatung der
Niedersächsischen Landesschulbehörde eine Raumbedarfsanalyse inklusive des
pädagogischen Konzeptes (siehe Anlage) erarbeitet.
Der
sanierungsbedürftige Zustand der beiden Schulstandorte hat Anlass gegeben eine
Machbarkeitsstudie durchzuführen. Mit dieser Studie oder auch „Phase 0“ hat die
Verwaltung das Architektur- und Ingenieurbüro Piltz & Berends aus Jever in
Form einer Machbarkeitsstudie zur Bestimmung der wirtschaftlichsten Lösung
beauftragt. Unter Beachtung des Raumbedarfskonzeptes der Schule hat das beauftragte
Büro verschiedene Untersuchungsvarianten (siehe Anlage) mit Flächennachweisen,
Planunterlagen und Kostenschätzungen gegenübergestellt.
Folgende drei
Varianten sind in der Machbarkeitsstudie untersucht worden:
- Erhalt beider
Schulstandorte in Zetel – mit umfassender Generalsanierung
- Konzentration am
Schulstandort „Kronshausen“ – Generalsanierung + Anbau
- Konzentration am
Schulstandort „Kronshausen“ – kompletter Neubau
Bei den geplanten
Umbau- und Neubaumaßnahmen sind die aktuellen Gesetze, Verordnungen,
Richtlinien und DIN-Vorschriften beachtet worden;
Zusammenfassung
Variante 1: Beibehaltung beider Standorte mit
energetischer,- brandschutztechnischer und barrierefreier Sanierung im Bestand
Die
Variante 1 umfasst im Bestand die größte Fläche. Es fehlen aber trotzdem Räume
mit rund 900m² Gesamtfläche (inkl. Zuschauerraum). Einige Räume in der
Verwaltung sind dagegen auf Grund der Entfernung der beiden Standorte doppelt
vorhanden. Die Klassenräume der Jahrgänge 7, 8 und 9 befinden sich auf
unterschiedlichen Geschossebenen, sodass der gewünschte Sichtbezug von der
gemeinsamen Erschließungsfläche fehlt und somit die Aufsicht nicht
gewährleistet werden kann. Des Weiteren fehlt die räumliche Nähe zu den Kurs-
und Differenzierungsräumen. Die
Funktionalität ist eingeschränkt und das pädagogische Konzept ist nur begrenzt
umsetzbar.
Durch den Einbau von Aufzügen können die
einzelnen Geschoße barrierefrei genutzt werden.
Vier Klassenräume im EG Hauptgebäude (JG 7+8)
sind trotz der Aufzüge nicht barrierefrei zu erreichen. Hier muss eine Rampe
die zwei Stufen ersetzen.
Für die Variante 1
ist in der weiteren Betrachtung eine Brandschutzmängelanalyse bezüglich der
beiden Schulstandorte aufzustellen, dass in einem detaillierten
Brandschutzkonzept Berücksichtigung findet. In der Kostenaufstellung der
Variantenbetrachtung sind daher nur augenscheinliche Mängel erfasst. Zudem
können zum jetzigen Zeitpunkt der Betrachtung auch keine Kostenansätze für eine
mögliche Schadstoffsanierung ermittelt werden.
Möglicher
Bauablauf:
-
Stufenweise Sanierung der einzelnen Gebäude.
- prov. Klassencontainer sind jeweils für ein
Gebäude bzw. nur für die Jahrgänge des
sanierten Bereichs zu stellen.
Variante 2: Standortreduzierung der Schule auf die Hauptadresse Kronshausen 6, d.h.
Erweiterung und Umbau mit energetischer,- brandschutztechnischer und
barrierefreier Sanierung des Bestandes
Im Vergleich des
Gesamtflächenverbrauchs benötigt die Variante 2 den mittleren Bedarfswert. Das
pädagogische Raumbedarfskonzept kann in der reduzierten Variante umgesetzt
werden und die ergänzenden Neubauten bzw. Erweiterungen können den Raumbedarf
der Schule am Hauptsandort Kronshausen abbilden. Der gewünschte pädagogische
funktionelle Ablauf, bzw. räumliche Nähe einzelner Räume z.B. Bühne/Backstage
Bereich, kann jedoch nicht durchgängig erfüllt werden, aber wesentlich besser
als bei Variante 1.
Für die Variante 2
ist in der weiteren Betrachtung ebenfalls eine Brandschutzmängelanalyse
aufzustellen, dass in einem detaillierten Brandschutzkonzept Berücksichtigung
findet. In der Kostenaufstellung der Variantenbetrachtung sind daher nur
augenscheinliche Mängel erfasst. Zudem können auch bei dieser Variantenbetrachtung
zum jetzigen Zeitpunkt keine Kostenansätze für eine mögliche
Schadstoffsanierung ermittelt werden.
Möglicher
Bauablauf:
-
Verlegen der Klassen 7 und 8 an den Standort Westerende für die Bauphase
- Abbruch Klassentrakt 7+8.
- Neubau Klassen-Cluster-Trakt für JG 7-10
- Verlegen der Klassen 5+6 und 7+8 für die Umbauphase in das
neue Gebäude
- Sanierung der ehemaligen Orientierungsstufe
- Stufenweise Sanierung des Hauptgebäudes
- komplette Umsiedlung des Standortes Westerende nach Kronshausen
- auf prov. Klassencontainer für die Bauphase kann
hier eventuell verzichtet werden
Variante 3: Neubau – Umsetzung des
Raumbedarfskonzeptes unter besonderer Beachtung der von der Schulleitung in
Zusammenarbeit mit der Schulberatung der Niedersächsischen Landesschulbehörde
definierten Planungsthesen und pädagogischen Anforderungen / Ziele an die IGS
Die
Variante 3 hat im Vergleich zu den Varianten 1 und 2 den geringsten
Nutzflächenverbrauch. Das pädagogische Raumkonzept ist vollumfänglich inkl.
aller „Wunschräume“ umgesetzt worden. Durch die Variante Neubau würden
Flächenressourcen eingespart, Abläufe und Raumfolgen optimiert, sowie
Außenbereiche sinnvoll gegliedert, vergrößert und ausgeweitet.
Möglicher
Bauablauf:
- Neubau des Klassen-Cluster-Traktes
für Jahrgänge 5-10 und umsiedeln der Klassen in das neue Gebäude.
- Abbruch des Hauptgebäudes.
Ersatznutzung für die Fachräume und Verwaltung in der
ehemaligen
Orientierungsstufe
- Neubau
Fachräume, Verwaltung, Mensa
- Abbruch
Orientierungsstufe
- auf
prov. Klassencontainer für die Bauphase kann eventuell verzichtet werden
Variante |
Erläuterung |
Baukosten |
Bemerkung |
1 |
2 Standorte: Umbau +
Sanierung des Bestandes sowie Erweiterung |
Ca.17.500.000 € |
Keinen Kostenansatz für
Schadstoffsanierung und Brandschutz. Hier sind nur augenscheinliche
Brandschutzmängel erfasst. |
2 |
1 Standort: Umbau + Sanierung sowie
Neubaumaßnahme |
Ca. 16.500.000 € |
Keinen Kostenansatz für
Schadstoffsanierung und Brandschutz. Hier sind nur augenscheinliche
Brandschutzmängel erfasst. |
3 |
1 Standort: kompletter
Neubau |
Ca. 25.800.000 € |
Ein evtl. Ersatzneubau
bzw. Kosten für Anpassungen für die Bibliothek und Jugendzentrum sind nicht
erfasst |
Die
Machbarkeitsstudie dient der Auswahl der umzusetzenden Variante. Daher sind die
angegebenen Kosten als Richtwerte zur Bestimmung der Lösungsvariante anzusehen.
Eine genauere Bezifferung kann erst nach Festlegung auf eine Variante anhand
einer Kostenschätzung dargelegt werden. Im Verhältnis hat es jedoch keine
Auswirkungen auf die Auswahl der Variante, da die unbekannten Variablen sich
proportional auf die Varianten auswirken.
Fazit:
Die Verwaltung
empfiehlt die Variante 2 für die weitere Untersuchung zu berücksichtigen.
Bei der Betrachtung
der Kostenansätze lässt sich erkennen, dass zwischen Varianten 1 und Variante 2
eine Kostendifferenz von ca. 1 Million Euro vorhanden ist. Jedoch ist aufgrund
der zu erwartenden zusätzlichen Kosten für provisorische Klassenraumcontainer
mit einer höheren Kostendifferenz zwischen den beiden Varianten zu rechnen. Der
Kostenansatz von Variante 3 ist mit Abstand die Lösung mit den höchsten zu
erwartenden Baukosten.
Die Variante bietet
neben den geringeren zu erwartenden Baukosten zudem die Möglichkeit der
Konzentration auf einen Standort (Synergieeffekte bei der Bewirtschaftung) auch
die Umsetzung des von der Schule ausgearbeitetes pädagogisches Konzept.
Die Schulgemeinschaft bevorzugt
daher aus folgenden organisatorischen und pädagogischen Gründen eine Beschulung
an einem zentralen Ort:
•
Erreichbarkeit der Schulleitung, der Verwaltung, des
Schulassistenten und der Funktionsstellen
•
Erreichbarkeit von Kolleg*innen aufgrund kurzfristiger Absprachen
in einem gemeinsamen Lehrerzimmer
•
Erreichbarkeit des Schulsanitätsdienstes
•
Koordination von Aufsichtspflichten
•
kürzere und sichere Wege für Schüler*innen und Kolleg*innen
•
Konzentration von Materialsammlungen und Lehrmittelräumen
•
kürzere Wege in die Mensa
•
Koordination von jahrgangsübergreifenden Projekten (Schüler helfen
Schülern, etc.)
•
Organisation von Elternabenden, Elternsprechtagen, Projektwochen
•
Schulversammlungen und Schulfeste
•
ein stärkerer Zusammenhalt zwischen den Jahrgangsstufen
•
Identifikation mit dem Schulstandort
Bei allen drei
Varianten sind die Mehrkosten zur Erfüllung der, durch den Kreistag
beschlossenen, Ziele zur Treibhausgasneutralität nicht berücksichtigt.
In allen drei
Varianten können die, vom Kreistag beschlossen, Ziele zur
Treibhausgasneutralität umgesetzt werden. Allerdings bedarf es einer
umfassenden Untersuchung der einzelnen bzw. unterschiedlichen Gebäudetypen zur
Bestimmung des technischen und finanziellen Aufwandes. Nach unserer
Einschätzung hat es jedoch einen geringfügigen Einfluss auf das Verhältnis der
zu erwartenden Gesamtkosten zueinander, da hier die Mehraufwendungen sich
annähernd proportional entwickeln werden.
Im weiteren Verlauf
sind entsprechende Planungsbüros mit einer detaillierten Planung zur Umsetzung,
insbesondere in Bezug auf das Brandschutzkonzept, die Schadstoffsanierung sowie
zur Umsetzung der Treibhausgasneutralität auszuschreiben und zu beauftragen.
Anschließend können die Baukosten präziser definiert werden.
Aufgrund der
vorliegenden Ergebnisse können danach die Bauabschnitte definiert und mit der
Schulleitung nach Lösungen für einen möglichst störungsfreien Bauablauf während
der Unterrichtsphase gesucht werden.
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung wird
beauftragt die Planung zur Umsetzung, der in der Variante 2 beschriebenen
Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an IGS Friesland-Süd, wie in der Vorlage
beschrieben, fortzusetzen.
Anlagen:
Anlage
1 zu Vorlage 0618/2023 - Raumkonzept IGS Friesland-Sued
Anlage 2 zu Vorlage 0618/2023 - Beratung durch LSchB-Raumbedarfskonzept
Anlage 3 zu Vorlage 0618/2023 - Variantenuntersuchung komplett