Darstellung des
Sachverhaltes:
Analyse der statistischen Datenerhebung der
Heimaufsicht für den Zeitraum 2017 bis 2023.
Als Anlage ist eine entsprechende Statistik
beigefügt. Sie enthält Informationen zu den heimrechtlichen Qualitätsprüfungen
im Sinne des § 9 (1) Nds. Gesetz über unterstützende Wohnformen (NuWG) und den
Qualitätsprüfungen der Verbände der Pflegekassen gemäß den §§ 114 ff SGB XI.
Die zum Teil erheblichen
Mängelfeststellungen resultieren aus unterschiedlichen Faktoren.
Der Hauptgrund liegt in der
Personalsituation der Einrichtungen. Der Fachkräfte- und
Pflegeassistentenmangel führt zur personellen Unterbesetzung in der Versorgung
der Pflegebedürftigen und zur Überlastung der Pflegemitarbeiter.
Ablauforganisatorisch hat dies zur Folge, dass
kaum verlässliche Dienstplanungen im Voraus möglich sind, in Freischichten
kurzfristig eingesprungen werden muss und Leitungskräfte die direkte Pflege am
Bewohner übernehmen müssen.
Letzteres führt wiederum dazu, dass die
Kontroll- und Qualitätssicherungsaufgaben nicht wahrgenommen werden können.
Vermehrt muss die Heimaufsicht feststellen,
dass insbesondere an den Wochenenden nur noch eine Pflegefachkraft + Helfer pro
Schicht anwesend ist, die dann in der gesamten Pflegeeinrichtung die
behandlungspflegerischen Maßnahmen, wie z.B. Wundversorgungen,
Medikamentenmanagement, übernehmen muss.
Pflegedefizite, die in den vergangenen
Jahren kaum noch Thema waren, wie z.B. im Qualitätsbereich Ernährung- und
Flüssigkeitszufuhr, treten wieder vermehrt auf.
Der häufige Personalwechsel im Bereich der
Heim- und Pflegedienstleitungen führt zusätzlich zu Unsicherheiten und
Defiziten bei den Arbeitsabläufen.
Auch das Pflegepersonal wechselt häufig;
konstante Teambildungen sind kaum noch möglich.
Einspringende Leasingkräfte und Freiberufler
bekommen für die gleiche Pflegetätigkeit eine höhere Entlohnung. Sie stehen
weniger in der persönlichen Verantwortung für Pflege- und
Dokumentationsqualität durch den kurzfristigen Wechsel des Einsatzortes. Dieses
wird von festangestellten Pflegekräften als ungerecht empfunden.
Ferner führen überlastete Pflege und daraus
hervorgehende Versäumnisse in der Versorgung zu einer angespannten Situation
zwischen Pflegepersonal, Bewohnern und An- und Zugehörigen.
Personalmangel zwingt Heimbetreiber zu
Bettenleerstände, die zu wirtschaftlichen Problemen führen. Kombiniert mit den
Anpassungen der Tariflöhne führt dies zu Insolvenzen von Heimen, wie sie im
gesamten Nordwesten, auch in Friesland, in letzter Zeit eingetreten sind.
Des Weiteren steigt der Anteil an
Bewohnerinnen und Bewohnern mit herausforderndem Verhalten. Hier ist der
ansteigende Anteil an gerontopsychiatrischer Pflege zu nennen, der für eine
individuelle fachliche Betreuung mittlerweile eine Eins zu Eins Betreuung erforderlich
macht. Ohne Facheinrichtungen mit entsprechend ausreichendem und
gerontopsychiatrisch ausgebildetem Pflegepersonal kann die Überforderung der
somatischen Pflege nicht verbessert werden.
Kenntnisnahme/Empfehlung:
Das Gremium wird gebeten, die Ergänzung zum Pflegebericht 2023 nach § 3 NPflegeG aus dem Bereich der Heimaufsicht zur Kenntnis zu nehmen.
Anlage:
Pflegebericht 2023, Daten der Heimaufsicht